Amonlonder Marktplatz 2

Baul schüttelt den Kopf. Dann steckt er sein Schwert in den Boden. "Vielleicht ist es so leichter für dich." Dann bewegt er sich zwei Schritt von der Waffe weg. Er hebt beide Arme wie zur Anrufung in die Luft. "Was ist? Ist dein Vorrat an Mut verbraucht? Soll ich dir den Rücken zudrehen?" Mit diesen Worten dreht er sich um. Der Zorn explodiert in dem Jungen. Er stürmt schreiend auf Baul zu. Der dreht sich im letzten Augenblick um und streckt die Rechte aus. Henne läuft mit voller Wucht gegen die flache Hand. Die Luft wird aus seinen Lungen getrieben. Seine Augen scheinen aus den Höhlen zu treten. Bauls Linke umfast Hennes Schwert am Heft, er dreht es und rammt es durch Hennes rechten Oberschenkel. Die Klinge tritt auf der anderen Seite seines Beines wieder aus.
"Du solltest nie deinem Feind deine Waffe geben Junge, er kann dich damit verletzen." Dann geht er zurück zu seinem eigenen Schwert und zieht es aus dem Boden.

"Was ist Jüngelchen, stehst du noch mal auf oder soll ich dich jetzt töten?"

Finster blicken die beiden Brüder, doch sie bewegen sich nicht von der Stelle.
Ferd verlagert sein Gewicht auf das andere Bein.
"Bring es zuende, Baul", sagt er. "Ich hab nicht den ganzen Abend..."

Er sieht zu Ferd. "Oh verzeih wenn ich dich aufgehalten habe. Ich werde mich eilen." Er wittert, sieht zu Henne. "Hast du dich etwa angepisst? Das ist wiederlich." Er geht mit dem Schwert in der Hand auf den Knabe zu. Er dreht in auf den Rücken. Henne weint hemmungslos. "Es ist gleich zu Ende." Henne schluchzt auf, "bitte Herr, nicht. Ich will nicht sterben, Herr." Baul schneidet sein Hemd auf, und setzt dir Klinge auf seine Brust. Der leichte Druck reicht aus um Blut sichtbar zu machen. "Ich werd jetzt einen Schnitt machen entlang deines Brustbeins. Dann werde ich das Gladius zwischen deine Rippen stecken, und sie ausbrechen. Wenn ich schnell genug bin kannst du dein Herz noch betrachten bevor du stirbst." Der Junge heult auf und schreit nach seinen Brüdern. Er bettelt Jala und Ferd an ihn zu Retten. Er ruft nach seiner Mutter und Aphyra, der Lebensspenderin. Baul beginnt die Haut entlang des Brustbeins aufzuschneiden. Blut quillt aus dem Schnitt. Schmerzerfüllt, hysterisch ruft er Calas an. Seine Stimme überschlägt sich, und ist nur noch ein Kreischen. Dann ist Bauls Hand an seiner Kehle und drückt zu. Der Junge röchelt nur noch. Seine Augen qellen wieder aus den Höhlen. Sein Gesicht wird langsam violett, dann erschlafft er.

Jurge tritt dazu. "Herr, ich glaube eurer Ehre und der eurer Gefährtin ist Genüge getan", sagt er. "Meint ihr nicht?"
Jala hat den Blick abgewendet.

Er sieht zu Jurge, dann zu Jala. Dann wieder zu dem Mann. "So denkst du?" Er nimmt das Gladius von dem Jungen und steht auf. "Bis auf die Klinge im Bein sind es nur öberflächlich Verletzungen. Schmerzhaft, aber harmlos. Ich müßte mich sehr täuschen wenn er ausser Narben etwas zurückbehält. Sein Schwert hat den Knochen verfehlt." Er dreht sich um und geht zu Ferd und Jala. "Kommt es wird schon dunkel. Jala, sollst du nicht zuhause sein bevor es dunkel ist?"

Ferd klopft ihm auf die Schulter und nickt. Dann geht er zu Jurge, spricht kurz mit ihm, die beiden reichen sich die Hand.
Die beiden Brüder tragen den Bewußtlosen ins Haus, Ferd kehrt zu Jala und Baul zurück.

"Ich wurde aufgehalten", antwortet Jala ernst auf seine Frage. Sie tritt zu ihm, um ihm Schwertgurt und Mantel zu reichen. Der Blick, mit dem sie ihn bedenkt zeigt Stolz. Bewunderung? Zufriedenheit.

Er nimmt die Sachen. Legt sich den Gurt wieder um, und geht schweigend neben den Beiden her. Seine Miene ist düster, nachdenklich. Er lächelt sie kurz an, als sie das Wort an ihn richtet. Er streicht über ihre Wange.

Sie schaut ihn von der Seite an, dann stiehlt sich schüchtern ihre Hand in seine.

Er schließt kurz seine Augen als er ihre Hand greift.

"Was ist mit dir?", fragt sie ihn leise.

"Ich habe eine Sünde begangen."

Sie sieht ihn erstaunt an.
"Welche?"

"Ich habe ihn nicht getötet." Sein Blick ist weiter geradeaus gerichtet. Seine Stimme scheint keine Gemütsregung zu zeigen, aber seine Hand zittert leicht.

Sie führt die Hand an ihre Wange.
"Warum ist das eine Sünde?" Der Ton ihrer Frage enthält keinerlei Wertung.

"Ich darf nur kämpfen wenn ich bereit bin zu töten oder zu sterben."

Darüber denkt sie nach.
"Aber du warst bereit zu töten", wendet sie dann ein. "Das heißt doch nicht, daß du es mußt, oder?"
Das Sterben ignoriert sie. Daß er nicht wirklich in Gefahr war hat selbst sie erkannt.

"Doch, genau das heißt es. 'Zieh deine Waffe nicht, wenn du nicht töten willst. Nur der Tot der Beute ist der endgültige Sieg.' So steht es geschrieben."

"Warum hast du's dann nicht getan?", fragt sie nach einer Weile.
Auch diese Frage enthält wieder keinerlei Wertung.

"Das ist kompliziert. An einer anderen Stelle der Schriften, einer älteren, steht: 'Und Draug kam zu seinen Kindern und schenkte ihnen Macht und das ewige Leben. Dann sprach er geht hinaus und schützt eure Vettern und Basen vor Kamas dunkler Brut. Denn Jalas Kinder sind nicht mehr. Das ist mein Wunsch. Und Etras lächelte ob der Macht die ihn durchströmte und seine Gedanken waren unrein. Draug verschlang ihn und sprach erneut 'Ihr sollt sie schützen! Darum gebe ich euch die Macht. Ich stelle euch über sie. Denn ihr sollt ihnen Schild und Schutz sein.' Ich bin mir nicht sicher ob die Jüngere wichtiger ist als die Ältere."

Sie versucht das zu verstehen.
"Dann hast du vielleicht gar nicht gesündigt? Außerdem wäre es sicher nicht ehrenhaft gewesen, ihn zu töten. Er war dir doch nicht mal ansatzweise gewachsen. Und ich kenne niemanden, der ehrenhafter ist als du...."
Dann fällt ihr was auf.
"Jalas Kinder...?", fragt sie erstaunt.