Ankunft am nördlichen Waldrand

  • "Eine Frage ohne den entsprechenden Gedanken ist leer, Tear'asel"
    Zum ersten Mal schweift ihr Blick für einen Moment ab. "Es ist alles eine Sache der Balance, des Gleichgewichtes," schon richtet sich ihr Blick wieder auf ihr Gegenüber. "Unsere Wächter genießen einen großen Teil ihrer Ausbildung die Geleitung durch die Meister, die sie auf dem rechten Weg hält. Irgendwann entscheiden sie sich für die Lehren eines einzelnen, so wie Endúneath die meinen gewählt hat."
    Mit diesen Worten hebt sie die rechte Hand, geöffnet als wollte sie Wasser darin halten. Ihre Bewegungen sind bedacht und von unglaublicher Präzision.
    "Doch Geleiten heißt immer auch Kontrolle. Stellt euch einen Schüler vor der jahrzehntelang nur einer Lehre gefolgt ist. Es ist nicht undenkbar dass die Lehre ihn so stark beeinflusst, dass er seinem Meister bedingungslos gefügig ist."
    Damit öffnet sie die zweite Hand in gleicher Weise.
    "Es ist üblich, dass die Wächter solange sie noch Initianden sind, sich zumindest einen zweiten Meister suchen. Zwei Lehren - Gleichgewicht. Auch für Endúneath ist es bald soweit, und der Meister," sie führt die Hände flach in der Mitte zusammen, "könntet Ihr sein."

  • Tear'asel folgt den Worten der Elbe ruhig und nickt schließlich zustimmend.


    "Mae eine interessante, wenn auch nicht neue Ansicht der Dinge. Eine Philosophie, die mir sehr gefällt.", sagt sie schließlich und nicht mehr als ein Flüstern verlässt ihre Worte. "Doch," und nun wird sie wieder etwas lauter, "warum glaubt ihr, dass ich dies sein könnte, ihr, die mich nicht kennt, außer des geschriebenen Wortes wegen. Was glaubt ihr, könnte ich ihn lehren, um ein Gleichgewicht zu euch zu schaffen?"


    Während sie ihre letzten Worte spricht neigt sich ihr Haupt ein wenig zur Seite.

  • "Ich setze mein Vertrauen nicht in Schriften, noch weniger über einen so kurzen Zeitraum. Doch mein Vertrauen wird in diesem Falle nicht viel von Bedeutung sein. Einzig der Kodex hat Einfluss auf seine Wahl, die er nach seinem Vertrauen treffen wird, sowie die Entscheidung eines Rates darüber, ob die Lehren in ausreichendem Maße das Gleichgewicht bilden. Desweiteren spreche ich nicht von etwas was passieren wird, sondern was passieren kann."
    Sie nimmt sich eine kurze Pause.
    "Ich möchte, dass Ihr darauf vorbereitet seid, falls er mit diesem Wunsch an Euch herantreten sollte. Ihr wisst wohl ebenso wie ich dass dies keine Entscheidung ist, die leichtfertig getroffen werden kann. Und unterschätzt ebenso den Einfluss nicht, den Ihr jetzt schon auf ihn habt." Ihre letzten Worte tragen einen leichten Ton der Mahnung und der Sorge mit sich.

  • Sie lässt sie ausreden. Dann nickt sie, nicht ohne ein unmerkliches Lächeln auf ihren Lippen.


    "Ich habe euch schon richtig verstanden. Meinen Einfluss auf ihn hat er, sollte es so sein, selbst gewählt und ich habe ihm schon erläutert, was das bedeuten kann. Sollte er an mich herantreten, dann werde ich ihm antworten, dass ich ihm keine Lehrerin sein werde, obgleich er dennoch mein Schüler sein kann."

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  • "Ich spürte in euren vorletzten Worten Sorge, auch wenn ihr sie sehr gut verstecken könnt. Er ist euch wichtig, wichtiger, als ihr ihm nur ein Lehrer und er euch nur ein Schüler ist, nicht wahr?"

  • "Ihr seid ein guter Beobachter. Für mich ist er Schüler und kann und darf nicht mehr sein. Doch für Tíriêl ist er mehr als nur der Wächter, der er versucht zu werden, die Familienbande verknüpfen sie. Und was Tíriêls Sorge ist, dem kann auch ich mich nicht völlig entziehen."

  • Tear'asel lehnt sich ein wenig zurück. Es ist zu lange her, dass sie Familienbande spürte und sich ihnen entzogen oder hingegeben hat. Ihr Gegenüber hat Ähnlichkeit mit Tíriêl, mehr als Endúneath hat. Warum war sie nicht gleich darauf gekommen.


    Sie musste sich eingestehen in dieser Hinsicht eine erstklassige Schauspielerin vor sich zu haben, die ihre Rolle gut verinnerlicht hatte.


    "Ich verstehe," antwortet sie nickend, doch es ist mehr als offensichtlich, dass sie nicht die Worte meinte, die ihr Gegenüber sprach, eher das, was hinter ihnen lag und von ihrer Emotionslosigkeit überlagert wird.
    "Eure Bande von Liebe und Familie, liegen wie farbiger Wind über euer aller Augen. Ihr wisst sie besser zu kontrollieren, als Tíriêl und ihr wart Endúneath bereits ein sehr guter Lehrer und euch selbst noch ein viel besserer."
    Die letzten Worte spricht sie nicht anerkennend aus, eher mit einem gewissen Bedauern, das jedoch nicht Mitleid ausdrückt, sondern traurige Akzeptanz.


    Dann suchen ihre Augen die der Elbe vor sich und fixieren sie, bis sich ihr eigene Blick verklärt und fast milchig und gleichermaßen dunkel werden.


    "Was hat dereinst dazu geführt hat, das eure Augen wie Bergseen in des Winterskälte sind und in eurem Herzen, doch ein Feuer lodert, nicht wärmend, sondern verbrennend."

  • "Familienbande können eine Stärke sein und eine Schwäche, ein Segen und ein Fluch. Nur soviel: In der näheren Vergangenheit ist es mehr das letztere gewesen."
    Eine Weile sieht sie Tear'asel an, scheint über etwas nachzudenken. "Was mich betrifft, das Feuer..." sie legt die Hände leicht über Kreuz dorthin, wo der verstärkte Lederkragen ihrer Rüstung den empfindlichen Halsansatz schützend bedeckt, "so gebietet es meine Erfahrung, es in den Grenzen zu halten, die mir freies Handeln, freie Entscheidungen ermöglichen. Seit die Geschichte unseres Volkes aus den Nebeln der Vergangenheit entstieg hatten wir nie Zeiten, in denen wir die Stille unserer Wälder in der gewissen Sicherheit genießen konnten. Jene die bestehen wollen müssen sich den Gegebenheiten anpassen können, das gilt insbesondere für Wächter. Alles was ich bin, ob es nun von Bedeutung ist oder nicht, ist die Konsequenz der Geschichte."

  • "Ein bedauerlicher Zustand, den ich besser kenne, als ihr glaubt. Jedoch hat mich die Erfahrung gelehrt, dass es Zeiten geben muss, in denen man sich, trotz der Stürme, die um einen herum toben, an das erinnern muss, was wir wirklich sind und in unserer Essenz sind wir keine Krieger, noch Eis, zu das wir dann und wann werden müssen."


    Sie schließt kurz die Augen. Ihr Ton gewinnt an Wärme und wird wieder leiser.


    "Sonst vergessen wir noch, wofür wir kämpfen und dann sind wir an einem Punkt angelangt, an dem wir verlieren, für das was wir eigentlich kämpfen."

  • Sie nickt, die Miene ohne Reaktion.
    "Den Grat zwischen Auslöschung und Vergessen bestreiten viele in diesen Zeiten, ja ganze Völker. Und doch gibt es auch in unserem Volk jene, die uns daran erinnern, was wir waren und was wir eigentlich sein sollten, wie Ihr sagt. Zu Zeiten des relativen Friedens sind es mehr, in Zeiten wie diesen weniger, doch immer sind sie da. Auch das Volk selbst passt sich an. Ich spreche nicht nur von den Formern... vermutlich habt ihr einen unvollkommenen Überblick über uns erhalten anhand der unverhältnismäßigen Verteilung dieser Gesandtschaft. Für diese Entwicklungen kennt Ihr ein nahezu perfektes Beispiel. Zweifelsohne werdet Ihr von Tíriêl oder Endúneath über die Häuser erfahren haben. Wisst Ihr, was Indoryst ist?"

  • "Eigentlich, bis auf einige Strukturen, die mein Volk in den vielen Jahrtausenden unseres eigenen Lebens abgelegt haben, sind unsere Völker sich sehr ähnlich. Mehr noch, zum ersten Mal nach sehr...sehr langer Zeit habe ich Baumformer wiedergetroffen. In meiner ursprünglichen Welt sind sie unter uns, wie die Wächter, wie die Selbstformer und die Heiler und Waldhüter."


    Ein erinnernden Seufzen kommt über ihre Lippen.



    "Mae, Tírîel berichtete mit bereits über eure gesellschaftlichen Strukturen, allerdings unterlies sie es mir zu erklären, was der Name Indoryst, den Endúneath trägt wirklich zu bedeuten hat."

  • "Die Philosophie der Indoryst ist die der wahren Kunst. Kunst nicht um zu gefallen, nicht um etwas zu bewirken, nur der reinen Kunst willen. Und genau das ist es, was das was sie vollbringen umso wirkungsvoller und wohlgefallender macht. Ihre Musik hallt durch die Herzen unserer Wälder, ihre Inspiration findet sich in den Werken der Former wieder. Sie sind ein hoch angesehenes Haus, vermögen sie doch auf ihre Art auch die Ältesten zu berühren."
    Sie schließt kurz die Augen
    "Endúneath ist einer jener die das zurück gelassen haben um es zu verteidigen. Doch wenn Ihr mehr darüber erfahren wollt, so bin ich kaum der richtige Ansprechpartner."


    In diesem Augenblick tritt der Klingenträger denn auch vorsichtig durch den Zelteingang, verneigt sich knapp und lässt sich neben Tear'asel auf dem Boden nieder.
    "Ich habe mit sera Seraine gesprochen. Wir werden mit der Einweisung beginnen, sobald wir hier... fertig sind."
    Die Panondae nickt ihm zu und richtet den Blick dann wieder auf Tear'asel.

  • Tear'asel wollte der Elbe gerade wiedersprechen, hatte sie Endúneath doch das eine oder andere Mal dabei gesehen, vielmehr den lieblichen Tönen seiner Geige gelauscht und gefühlt, wie viel Herzblut er in dieses Talent gab. Mehr noch, wie viel er anderen durch den Mittelweg, den er für sich gewählt hatte, schenkte.


    Doch die Rückkehr des jungen Elben in das Zelt, lies sie stumm bleiben. Als der Blick Am'Anethras wieder auf ihr lag, galt ihre Neugierde Endús Worten.


    "Einweisung? Darf ich erfahren, was genau damit gemeint ist?"

  • "Ich werde das Lager in Kürze für eine Weile verlassen. Endúneath wird mich solange vertreten, wozu mehr gehört als nur die Einteilung der Wachen."


    Auf Endúneaths Miene spiegelt sich dabei eine gewisse Unruhe, aber auch Zufriedenheit wider.

  • Diese Antwort erfüllt sie mit einem gewissen Erstaunen. Endúneath machte oftmals den Anschein, ob nun bewußt oder unbewußt, dass er noch lange nicht so weit schien, eine derartige Vertretung wahrnehmen zu können.


    "Geschieht das heute zum ersten Mal, dass er euch vertritt?"

  • Sofort hebt sie abwehrend eine ihrer Hände.


    "Fasse meine Frage nicht als Kritik, gar als Minderung deiner Fähigkeiten auf. Ich war einzig verwundert, dass ist alles."


    Mehr sagt sie dazu jedoch nicht, alles weitere würde Endúneaths vielleicht verwirren, gar die eigentlichen Pläne Am'Anethras torpedieren.


    "Führt ihr zur Zeit Übungen durch?"


    Tear'asel richtet ihren Blick wieder auf die Elbe.

  • "Das hat einen sehr einfachen Grund. Ich bedarf der Übung. Meine Aufgaben haben sich in den letzten Wochen und Monden darauf beschränkt in eher diplomatischer Mission unterwegs zu sein, ob es nun amonlondische Angelegenheit sind oder die Beziehungen zwischen unseren Elben und denen jenseits des Flusses. Meine Glieder werden müde und dem will ich entgegenwirken."

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