Die Gemächer der Familie

  • "Schmerz kann man nach außen abgeben oder ihn innerlich horten" , gibt Alanis beruhigend zurück und legt einen Arm um Jalas schmale Schultern. "Und das mit dem 'innerlich' ist keine gute Idee, ist es nie. Das ist einfach nicht gesund, weder für Dich, noch für das Kind. - Fluchen soll übrigens auch helfen."

  • "Ich probiers beim nächsten Mal", stöhnt Jala und entspannt sich langsam wieder.
    "Kennst du gute Flüche?"
    Die Hebamme schmunzelt und sucht ein paar weitere Kräuter aus ihrem Korb zusammen.
    Tritt dann ebenfalls zur Tür und schickt eine der Mägde nach einem weiteren Kessel mit heißem Wasser.

  • "Hm, da muss ich nachdenken. Ich habe ewig nicht mehr geflucht, weil in Dargaras die Flüche hin und wieder Wirklichkeit werden und ich nicht Schuld sein möchte, wenn jemandem ein Buckel wächst." Ihrem Gesicht ist nicht zu entnehmen, ob sie scherzt oder nicht, doch ihre Augen glitzern humorvoll. "Ich kann 'Verdammenswertverdammtverfluchtermistkäfer' anbieten. 'Sohn einer Gurke' ist auch nicht übel, ich weiß aber nicht, wen Du damit beglücken willst. Oder 'Himmelsternenflittergammel'!"

  • "Also, ich glaube, damit kann man wirklich niemanden ernsthaft verfluchen", gibt Alanis zurück. "Und ich glaube nicht, daß Dein Kind jemals annehmen wird, daß Du ihm etwas zu Leide tun willst. Mütter lieben ihre Kinder. Das ist einfach so und die Kinder wissen das."

  • Jala seufzt und lehnt sich an Alanis. Müde schließt sie die Augen.
    "Wahrscheinlich hast du recht..."
    Die Hebamme kehrt zurück und trägt den Kessel mit dem heißen Wasser.
    sorgsam mißt sie ein paar Kräuter in einem Becher ab und übergießt sie mit dem fast noch kochenden Wasser.
    Und Jala startet in die nächste Wehe...

  • "Ich bin Priesterin. Ich habe meistens Recht. Und wenn nicht, dann kann ich verdammt überzeugend sein, damit es niemand merkt." Sie hält das junge Mädchen sehr fest, als ihr schmaler Körper von der nächsten Wehe geschüttelt wird und nimmt dann den Tee aus den Händen der Hebamme, um ihn Jala einzuflößen. "Versuch, die Augen offen zu halten. Ich weiß, daß Du müde bist, aber Dein Kind braucht Dich bei klarem Verstand."

  • Jala trinkt den Tee in kleinen Schlucken.
    "Keine Angst, einschlafen werde ich schon nicht."
    So erschöpft Jala ist, die nächste Wehe läßt nicht lange auf sich warten.
    Als sie vorüber ist untersucht Groa sie erneut.
    "So, beim nächsten Mal möchte ich, daß du anfängst mitzupressen", sagt sie. "Alanis, richte sie noch ein bißchen auf. Am besten, du setzt dich hinter sie und hälst sie fest."

  • Alanis nickt der Hebamme zu, dann schlüpft sie aus ihren derben, schnee- und matschbesudelten Schuhen und greift vorsichtig nach Jalas Schulter, um das Mädchen etwas weiter aufzurichten. Dann rutscht sie vorsichtig bis zur Mitte der Matratze an die Wand, legt sich die Kissen in den Schoß und legt Jala darauf zurück, so daß das junge Mädchen bequem liegen kann, Alanis aber jederzeit ihre Schultern greifen kann, wenn es nötig ist.


    "Siehst Du, es geht voran."

  • Alanis legt ihre Hände auf Jalas Schultern, als die Wehe den Körper des Mädchens durchfährt, um ihr zumindest mit dieser kleinen Geste ein wenig Unterstützung zu sichern. Da noch alles seinen normalen Weg geht, verzichtet sie bewußt darauf, zu beten, ihre Sinne sind dennoch angespannt und offen für die Dinge, die gerade geschehen.


    Als die nächste Wehe durch Jalas Körper fährt und das Mädchen wieder nach Luft ringt, sagt sie leise:


    "Einatmen - ausatmen. Einatmen - ausatmen" , und so fort, um das Mädchen neben dem Pressen noch daran zu erinnern, daß ihr Körper die Luft braucht, um neue Kraft zu sammeln.

  • Alanis schlingt ihre Arme um Jalas Schultern, um das Mädchen festzuhalten und murmelte beruhigende und aufmunternde Worte. Sie ist froh, daß die Quälerei nun offenkundig ihrem schmerzhaften Ende entgegen geht. Bei der nächsten Wehe erinnert sie Jala wieder auf sanfte, aber nachdrückliche Art daran, ruhig zu atmen und beobachtet aufmerksam, was die Hebamme nun tut.

  • Eine kurze Weile verstreicht bis zu nächsten Wehe, dann spannt sich Jalas Körper unter Alanis Händen erneut an. "Sehr gut. Gleich ist es vorbei. Das machst Du großartig", bestärkt Alanis Jala in ihrem Tun.

  • Und wirklich, die Wehe klingt ab und kurz darauf ertönt ein dünner Schrei, der nicht Jalas ist. Das Mädchen schließt erschöpft die Augen, Tränen sickern unter ihren Lidern durch. Doch sie rappelt sich nocheinmal hoch um das Baby zu sehen, daß die Hebamme ihr jetzt auf den Bauch legt. Während Groa die Nabelschnur abbindet und durchtrennt untersucht Jala das winzige Wesen.
    "Sieh nur, Alanis", flüstert sie überwältigt.