Hage? (oder: Der Wolf im Elbenwald)

  • Schweigend legt die Wandlerin neben Shaifëa die letzten Schritte bis zur Feuerstelle zurück und wartet dann ab, was diese tut.
    "Was genau," sie macht eine Geste, die die ganze Siedlung einschließt, "tut Ihr eigentlich hier?"

  • Sie deutet auf einen der Sitzplätze um die Feuerstelle herum. Irgendjemand hatte das Feuer wohl schon in Gang gebracht, es ist zwar heruntergebrannt, aber wenigstens ist noch Glut da, die man schnell wieder entfachen kann.
    "Das hier ist eine Botschaftssiedlung. Wir sind hier, um die hiesigen Menschen besser kennenzulernen, und ihnen die Möglichkeit zu geben, uns kennenzulernen. Die Tel'Alan - die Angehörigen des Gelehrtenhauses - haben das hier in Absprache mit den Amonlondern eingerichtet."
    Während sie erklärt, stellt sie ihren Teebecher ab - die zugehörige Kanne steht ein paar Schritte weiter - und schichtet weiteres Holz auf die Glut.

  • Die Wandlerin setzt sich nahe ans Feuer und streckt die Beine aus, wickelt sich fester in den dunklen Pelz, der um ihre Schultern liegt und wirkt im Großen und Ganzen recht zufrieden.
    "Was hat Euch dazu bewogen, in Beziehungen zu Amonlonde zu treten? Ihr kommt nicht von der Insel, nehme ich an?"

  • "Die genauen Beweggründe kenne ich selbst nicht. Ich bin nur einfache Wächterin. Was diese Dinge betrifft, müßtet Ihr Euch an die Tel'Alan wenden", wiederholt sie sinngemäß was Endúneath am Abend zuvor schon meinte.
    Langsam fangen die neu aufgelegten Holzscheite Feuer, und die Wärme der Flammen breitet sich in der unmittelbaren Umgebung aus. Shaifëa tritt vom Feuer zurück, nimmt ihren Becher wieder auf und schaut ihren Gast an. "Tee?"

  • Sie lächelt. "Gern." Eine Weile schaut sie den Flammen zu, wie sie an den noch kalten Holzscheiten emporzüngeln.
    "Und Ihr? War es Eure Entscheidung, herzukommen oder wurdet Ihr geschickt?"

  • Shaifëa tritt zu einem der Behausungen - anscheinend ihre eigene - und holt eine Korbkiste hervor, aus der sie einen weiteren Becher nimmt und ihn mit Tee aus der Kanne füllt, um ihn dann ihrem Gast zu reichen.
    "Ich wurde hierher geschickt", beantwortet sie dann die Frage. Es klingt neutral, weder als freue sie sich darüber, noch als bereue sie es - es ist einfach so wie es ist.

  • Sie nimmt den Becher entgegen und schließt die Hände darum. "Vielen Dank. ..Aber es ist schön hier. Ein Ort, den man Heim nennen kann."
    Kurz legt sich ihre Stirn in Falten, dann glättet ein Lächeln sie wieder.

  • Ewas schwer definierbares flackert kurz in Shaifëas Augen auf als das Stichwort "Heim" fällt, verschwindet aber fast so schnell wie es gekommen ist.
    "Die Echadith geben sich alle Mühe, es für uns so - wie nennt man das? Es unserem Zuhause so ähnlich wie möglich zu machen. Bis es wirklich so wird, werden noch einige Jahrzehnte bis Jahrhunderte vergehen ... aber in der Zwischenzeit wird es immer schöner."

  • Da hat sie wohl einen Nerv getroffen. Einen, der ihr wieder vor Augen führt, wie groß der Unterschied ist zwischen jenen, deren Alter nach Jahrzehnten und jenen, deren Alter nach Jahrhunderten gezählt wird. Ob dieser Unterschied überbrückbar ist?
    Eine Weile sitzt sie schweigend da, unsicher, was sie auf Shaifëas Worte erwidern soll. Es ist erstaunlich ruhig hier. Und gemütlich, obwohl unter freiem Himmel, mit dem warmen Tee in ihren Händen und dem knisternden Feuer zu ihren Füßen.

  • "ich wollte Euch nicht zu nahe treten. Bitte verzeiht." Mit diesen Worten reißt sie sich aus ihren Gedanken. "Würde es - wäre es möglich, dass ich etwas länger hier verweile?", fragt sie dann.

  • "Ihr seid mir nicht zu nahe getreten, also gibt es nichts zu verzeihen." Es ist schwer zu sagen ob sie es ehrlich meint, oder es ihren Gegenüber - oder gar sich selbst? - glauben machen will. Zumindest lächelt sie.
    "Ich gehe davon aus daß es kein Problem ist, Euch für eine Weile hier zu beherbergen. Nur solltet Ihr Euch vielleicht um die Dinge etwas zu vereinfachen wieder einen Namen zulegen." Es klingt in keiner Weise kritisierend oder negativ. "Es würde die Kommunikation vereinfachen."

  • Sie lächelt abermals und nickt. Mag es damit gut sein.


    "Es würde mehr erleichtern als nur die Kommunikation. Doch..", sie zuckt hilflos mit den Schultern, "es ist nicht ganz einfach, einen Namen zu finden. Genauer gesagt ist es sogar ziemlich schwer. Ich müsste reisen, vermute ich, ziemlich weit sogar. Und dafür ist es kaum die rechte Jahreszeit." Sie ist immer leiser geworden, spricht mehr zu sich, ihren eigenen wirren Gedankengängen folgend.

  • "Es.. war ein Scherz, nichts weiter. 'Die Namenlose' wäre unter den Menschen ein Name oder Titel für jemanden mit weitreichenden Fähigkeiten und Eigenschaften. Einem alten Schamanen etwa, oder einem gefährlichen Zauberer. Versteht Ihr, was ich meine?"