Nirgendwo

  • Sie schnaubt. Menschen. Verdammt, er ist wirklich beinahe wie ein Mensch.


    "So hab ich das nicht gemeint. Komm schon rauf."


    Dann verschwindet ihr Kopf hinter der Kante und das Seil baumelt unschuldig vor Brins Gesicht hin und her. Währenddessen macht die Wandlerin sich daran, ein Feuer in der Höhlenmitte vorzubereiten. Es wird immer dunkler und Licht und Wärme in der immer etwas feuchten Höhle durchaus angebracht.

  • Resignierend schüttelt er den Kopf und stößt ein leises Seufzen aus.
    Dann greift er mit beiden Händen zum Seil, stellt einen Fuss an die Wand und beginnt sich die Felswand hinauf zu arbeiten.


    Ob das die richtige Entscheidung war...?


    Oben angekommen zieht er das Seil wieder hinauf um sich dann langsam in der Höhle um zu schauen.

  • Die Höhle ist nicht allzu groß. Wenn er erst einmal hineingeht, wird er nicht mehr aufrecht stehen können. Die Öffnung im Fels ist etwa 15 Schritt tief und nicht gerade, sondern folgt einer leichten Biegung nach rechts. Links am Höhleneingang hat Nebelfang das Holz gestapelt, das sie hier heraufgeschafft haben, dahinter liegen auf einem unsortierten Haufen die Vorräte, die sie in der Kiepe hergebracht hat. Weiter hinten auf dem Boden weist ein schwarzer Fleck in einer kleinen Mulde auf die Feuerstelle hin. Nebelfang ist gerade damit beschäftigt, einen Haufen Felle aus einer Vorratsgrube zu zerren, die mit Steinen beschwert und so vor hungrigen Besuchern geschützt waren.
    Ihr Rucksack, Sax und die Ziegenfellkapuze liegen auf einem kleinen Vorsprung in der rückwärtigen Wand, der gleichzeitig als Tritt dient, um nach oben in eine weitere Mulde zu gelangen, die geradezu prädestiniert ist, als Schlafplatz zu dienen.


    Die Wandlerin ist gerade damit beschäftigt, Holz in der Feuermulde aufzuschichten und ihr Feuerzeug herauszusuchen, als Brin den Vorsprung erreicht.

  • Aufmerksam nimmt er jedes Detail der Höhle auf. Die Höhe der Behausung begutachtet er mit hochgezogener Braue und stößt abermals ein leichtes Seufzen aus.


    "Wäre ja auch zu einfach...", murmelt er brummend und tritt dann gebückt in die Höhle ein.


    Ein paar Schritte hinter Nebelfang bleibt er stehen und zieht seinen Hut wieder vom Kopf.


    "Kann ich dir irgendetwas helfen?"

  • "Du könntest Feuer machen und ich rette die Vorräte vor den Dieben aus der Nachbarschaft."


    Sie lächelt und macht ihm Platz, seine Antwort abwartend.

  • Das erste Mal seit dem Aufbruch aus den Drachenlanden huscht ein Anflug eines Lächelns über sein Gesicht.
    Gebückt geht er die restlichen Schritte bis zur Feuerstelle und kniet sich davor. Mit konzentrierter Miene beginnt er damit das Feuerholz fertig aufzuschichten und das Feuer schlußendlich in Gang zu setzen.
    Als die Arbeit verrichtet ist lässt er sich nahe dem Feuer mit dem Rücken an der Wand nieder, den Blick nun wieder beobachtend auf Nebelfang gerichtet.

  • Die Wandlerin indessen bindet kleine Vorratspäckchen zusammen und hängt sie, wo das geht, an die Decke und verstaut manches in der Vorratsgrube. Als alles verstaut ist, stellt sie die leere Kiepe in eine Ecke, Öffnung nach unten. Die Binsen verteilt sie lose auf dem Boden nahe dem Höhleneingang. Ein kurzer Seitenblick auf Brin, ein im letzten Licht des Tages kaum zu erkennendes Stirnrunzeln.
    Dann huscht sie in den rückwärtigen Teil der Höhle, greift sich einen Stapel Felle und wendet sich ihrem Gast zu.


    "Wo willst du liegen?"

  • Also wirft sie den Fellstapel auf einen Platz nahe beim Feuer. Kurz zögert sie, dann beugt sie sich doch hinunter und schichtet die Lagen ordentlich auf. Zuletzt legt sie eine Decke darauf, die grob aus vielen kleinen und mittelgroßen Fellen zusammengestückelt ist.
    Sie richtet ihr eigenes Lager auf dem Absatz, verstaut auch ihre Waffe dort und füllt dann einen großen, roh geschnitzten Holznapf mit Dörrfleisch und einigen Kräutern und Beeren, die sie während der Rast am vergangenen Abend gefunden hat. Sie legt einen Laib Brot darauf und greift sich den Wasserschlauch, bevor sie sich Brin gegenüber am Feuer niederlässt und die Schale zwischen sie beide stellt. Wortlos beginnt sie, ihre Stiefel aufzuschnüren und auszuziehen.

  • Mit müden Bewegungen streift sie den zweiten Stiefel ab und stellt sie dann etwas abseits vom Feuer an die Wand. Dann rutscht sie etwas näher ans Feuer heran, zieht die Beine an und schlingt die Arme darum.


    "Ich zeige dir, wie es hier draußen ist. Wir werden durch die Wälder streifen. Ich zeige dir, wie man sich bewegt, wie man überlebt. Wie man jagt.
    Und falls du die Langeweile fürchtest - es wartet auch Arbeit auf uns. Ich muss das hier", sie schließt die Höhle mit einem Blick ein, "auf den Winter vorbereiten."


    Ein leiser Anflug von Spott liegt in ihrer Stimme, als sie von Langeweile spricht. In den Drachenlanden war sie ihm so nah gewesen. So nah. Sie hatte schon geglaubt, obwohl vieles in ihr sich dagegen sträubte, sie hätte nach all den Jahren einen Gefährten gefunden. Doch irgendetwas auf dieser Reise hat einen Keil zwischen sie beide getrieben.


    Habe ich mich getäuscht?

  • Er nickt lediglich kurz auf ihre Antwort hin. Den Spott scheint er entweder nicht gehört zu haben oder er ignoriert ihn kommentarlos.


    Er wendet den Blick ab und starrt einen Moment regungslos ins Feuer ehe er die Augen wieder auf Nebelfang richtet. Bei genauerer Betrachtung erkennt man vielleicht einen Hauch von Unruhe im Ausdruck seiner Augen.


    Ohne Vorwarnung erhebt er sich rasch, legt Gugel und Gürtel ab und wirft sie Zusammen mit dem Hut auf einen Haufen an der Wand.
    Schon zum Ausgang der Höhle gewandt spricht er leise, aber mit einem entschlossenen Unterton.


    "Entschuldige mich einen Moment..."


    Ohne weitere Worte zu verlieren macht er sich daran das Seil hinab zu lassen, um sich zum Boden abzuseilen.

  • Nebelfang hat ins Feuer gestarrt, seinen Blicken ausweichend und dem, was sie vielleicht darin lesen könnte. Als er aufsteht, beobachtet sie ihn aus den Augenwinkeln. Dich entschuldigen? Ha. Sie knurrt zustimmend.

  • Schnell seilt er sich ab ohne einen einzigen Blick zurück in die Hohle zu werfen. Unten angekommen stapft er mit festen Schritten in Richtung Unterholz davon. Schon nach den ersten paar Schritten entledigt er sich mit einem lauten Schnauben seiner Tunika und wirft sie achtlos auf den Boden. Ein paar Meter weiter im Unterholz streift er die STiefel ab und lässt sie ebenso achtlos an Ort und STelle liegen ehe er seinen Weg noch ein Stückchen fortsetzt.

  • Die Versuchung, ihm zu folgen, ist groß. Im ersten Augenblick hat sie gedacht, er wolle sich nur erleichtern, doch die Geräusche, die er macht, sprechen eine andere Sprache. Die Versuchung so groß..
    Doch sie entscheidet sich dafür, abzuwarten.
    Dennoch löst sie das Band, das ihre Kleidung an Ort und Stelle hält, um schnell herausschlüpfen zu können. Konzentriert lauscht sie in den Wald.

  • Nach einigen Schritten bleibt er an einer etwas lichteren Stelle des Waldes stehen, die Atmung ist leicht beschleunigt und die Augen geschlossen.
    Nach eingen Sekunden öffnet er die Augen wieder und blickt vor sich auf seine halb erhobenen Hände.


    Es war lange her...sehr lange. So lange, dass er schon nicht mehr richtig wusste wie es sich anfühlt.


    Die Atmung beschleunigt sich weiter und fast unbemerkt entfährt ihm ein leises Knurren, als die Wandlung einsetzt. Haare wachsen, Knochen verändern sich, während er langsam auf alle Viere sinkt.
    Das Knurren wird deutlich lauter und aggressiver als sich die Wandlung ihrem Ende zuneigt.


    Er hatte ganz vergessen wie leicht doch die Wut in einem hoch stieg, wenn man sich gehen ließ...aber das war nun nicht mehr von Belang.


    Mit einigen tritten befreit er sich von dem letzten Kleidungsstück, welches noch an ihm hängt. Die ersten Schritte auf 4 Pfoten sind noch ein wenig unsicher, war es doch zu lange her.


    Ein lautes und tiefes Knurren ertönt, spiegelt den Kampf wieder, der in ihm tobt.
    Versuchen die Kontrolle zu behalten, oder der Wut einfach freien Lauf zu lassen. Der Wut, die er schon so lange zurück hielt.


    Es ist zu einfach los zu lassen...zu schwer am klaren Vertsand fest zu halten...


    Ein langes gequältes Heulen erklingt, Muskeln spannen sich und ein dunkler Schatten prescht durch das Unterholz...

  • Ein Gefühl, eine Ahnung nur ist es, die Nebelfang aufspringen lässt, als Brin, der vierbeinige Brin losprescht. Mit einem Ruck reißt sie sich das Kleid vom Leib und die Zeit, die sie benötigt, um vom Feuer zum Felsvorsprung zu gelangen, reicht auch, um sich in den Hybriden zu verwandeln. Halb Mensch, halb Wolf springt sie aus knapp fünfzehn Schritt Höhe auf den Boden, rollt sich unsauber ab und jault leise auf, als es vernehmlich in ihrem Brustkorb knackt. Doch das, was sie hat springen lassen, treibt sie auch jetzt hoch und vorwärts, wie gehetzt heftet sie sich an die Fährte des Wandlers. Sie weiß, wie gefährlich der Rausch sein kann, dessen Echo sie in seinem gequälten Geheul erkannt hat. Ihn jetzt nicht allein lassen.
    Sie ist schneller als er, leichter findet sie ihren Weg durchs Unterholz und weiß die Fähigkeiten ihrer Nichtmenschlichkeit besser zu nutzen. Und so holt sie ihn schnell ein, ohne vollends zu ihm aufzuschließen. Folgt ihm, um ihn vor Dummheiten zu bewahren und hält ihn nicht auf.


    Lauf.

  • Wie besessen jagt die dunkle Gestalt durch den Wald. Eine schier endlose Zeit, immer wieder gegen kleinere Hindernisse rennend.


    Als der Wald sich etwas lichtet stolpert die vierbeinige Gestalt, überschlägt sich und kommt rutschend zum liegen.
    Mit einem wütenden Knurren rappelt sich die Gestalt auf. Wieder fangen Knochen an sich zu verändern und die ehemals vierbeinige Kreatur steht nun auf zwei Beinen. Die Hände mit langen, scharfen Klauen bewehrt und die kräftigen Kiefer mit ebenso langen und spitzen Reißzähnen bestückt.


    Noch wütender als zuvor klingt das laute Brüllen, welches die Kreatur nun austößt, als sie mit einem unsichtbaren Feind zu ringen scheint.


    Doch so schnell das Spektakel begonnen hat ist es auch schon wieder vorbei. Ein letzter gequälter Schrei und die Kreatur sackt zu Boden, wo sich ihre Form abermals ändert. Anstelle von Fell tritt nun nackte Haut, Reißzähne und Klauen verschwinden und der Körper nimmt nach und nach wieder menschliche Form an, bis schließlich wieder Stille in den Wald einkehrt, als die gequälten Laute der Kreatur verstummen.

  • Langsamer werdend schließt Nebelfang zu dem Wandler auf, unter feuchtem Reißen und Knacken weicht das Mischwesen dem Frauenkörper, bis sie, wieder in menschlicher Gestalt, neben dem am Boden Liegenden steht. Mit fließenden, ruhigen Bewegungen lässt sie sich an seiner Seite nieder, legt ihre Wange an seine Schulter, um für ihn mit ihrer Berührung einen Halt zu schaffen außerhalb des Rausches, einen Anker, wie ihn eine Schwester dem Wolfsbruder gibt. Allzu gut weiß sie um die todbringende Gier, die in dem anderen tobt.