Nirgendwo

  • Als ihre Wange seine Schulter berührt zuckt er heftig zusammen. Im ersten Moment versucht er noch zu fliehen, doch die zitternden Muskeln verhindern jede Bewegung.
    Mit weit aufgerissenen Augen und schneller Atmung liegt er, bis auf das Zittern, am Boden.
    Es dauert eine ganze Weile bis die Atmung sich schließlich zunehmend normalisiert und das Zittern nach und nach nachlässt.

  • Während Brin sich mehr und mehr beruhigt, wandelt Nebelfang sich erneut, diesmal langsam und bedächtig, bis ein graubrauner Wolf mit schwarzer Zeichnung neben dem nackten Mann liegt. Schützend schmiegt sich die Wölfin an ihn, hält ihn warm, die Schnauze auf seinem Arm.

  • Nachdem das Zittern abgeklungen ist sackt, der am Boden liegende, Brin in sich zusammen, als jede Spannung seine Muskeln verlässt. Die Augen geschlossen verharrt er so einen Moment.
    Als er die Augen wieder öffnet ist das stechende Gelb der Iris verschwunden und ein Paar dunkelbraune Augen starrt in die Nacht.
    Mit leiser und kratziger Stimme bricht er das Schweigen.


    "Habe ich etwas getan...?"

  • Schnaubend erhebt sich die Wölfin und leckt dem erschöpften Wandler das getrocknete Blut aus einem Dutzend längst wieder verheilter Kratzer und Schürfwunden von der Brust. Als er die Frage stellt, vor deren Beantwortung sie selbst sich immer gefürchtet hat, reibt sie den Kopf an seinem und knurrt sanft.


    Ich bin mit dir gelaufen. Es ist nichts geschehen.

  • Er hebt den Kopf ein wenig an um den Wolf neben ihm genauer zu betrachten. Nach einer kurzen Musterung Nebelfangs scheint er sichtlich erleichtert und lässt den Kopf wieder zurück fallen.


    "Gut..."


    Langsam richtet er sich in eine sitzende Position auf und schaut sich suchend um.


    "Wie lang...?"

  • Langsam dreht die Wölfin den Kopf erst nach rechts, dann nach links. Ein Kopfschütteln, seltsam anmutend bei einem scheinbaren Tier. Unvermittelt steht sie auf und geht ein paar Schritte, bleibt dann stehen und brummt auffordernd, über die Schulter zu ihm zurückblickend.


    Folgen?

  • Im Sitzen richtet sich sein Blick zuerst auf die Wölfin und dann auf sich selbst. Ruhig lässt er sich auf alle Viere nieder, während er seine menschliche Form wieder ablegt und seine Gestalt sich der Nebelfangs angleicht.
    Einen Moment verharrt der Wolf, dessen dunkles, fast durchgehend schwarzes Fell von einem weiss-grauen Streifen, der sich vom Kopf über den halben Rücken erstreckt, gezeichnet ist.
    Langsam und ruhig setzt er sich in Richtung Nebelfang in Bewegung.

  • Als Brin seine menschliche Gestalt ablegt, geht ein Beben durch den Körper der Wölfin und ein kurzes, abgehacktes Schwanzwedeln kann sie nicht unterdrücken. Dann wendet sie sich ab und tappt gemächlich los, findet sicher ihren Weg in der Dunkelheit und führt Brin zurück zur Felswand.

  • Mit ein paar Schritten Abstand trottet er der Wölfin auf dem Weg zurück zur Felswand hinterher.
    Während des ganze Weges hebt er immer wieder den Kopf an und dreht den Kopf mit zuckenden Ohren leicht nach rechts und links.
    An der Felswand angekommen steuert er direkt auf das Wasser zu, senkt seinen Kopf und trinkt ein wenig.

  • Spätestens auf diesem Weg entgehen Brin die Spuren eines Wolfsrudels nicht mehr, die überall zu wittern sind - echte Wölfe, keine Wandler. Sie scheinen das Gebiet fest im Griff zu haben, doch Nebelfang bewegt sich unbefangen durch den Abend, ohne Anspannung oder erhöhte Aufmerksamkeit zu zeigen.
    Zielstrebig hat sie den Wandler heimgeführt. Als er zum Bach läuft, durchläuft sie die halbe Metamorphose und klettert mit einigen behänden Sprüngen hinauf in die Höhle, wo sie am Felsvorsprung bleibt und abwartet, ob Brin ihr folgt.

  • Als er fertig mit Trinken ist hebt er nochmals den Kopf und wendet den Blick Richtung Wald, schnuppernd und mit leicht zuckenden Ohren.
    Dann wendet er sich wieder der Felswand zu und hebt den Blick empor zu Nebelfang, als aus dem Wolf nach und nach wieder ein Mensch wird.
    Im Vorbeigehen hebt er seine Tunika vom Boden auf und streift sie sich über ehe er an dem Seil, welches noch immer an der Wand hängt, beginnt in die Höhle hinauf zu klettern.

  • Als Brin sich daran macht, die Wand zu erklimmen, zieht die Wandlerin sich schnell zurück und huscht zum Feuer, wo sie das fallengelassene Kleid überstreift. Bis er die Höhle erreicht hat, hat sie ein weiteres kleines Paket mit Dörrfleisch von der Decke geholt. Bereits auf einem großen Fetzen herumkauend, gibt sie es in den Napf, der sich vor.. dieser kleinen Episode nicht wesentlich geleert hat. Er wird jetzt Hunger haben.
    Und sie? Mit zusammengebissenen Zähnen lässt sie sich am Feuer nieder. Wieso hast du ihn gleich zurückgebracht? Was für eine Gelegenheit.. vertan..

  • Gebückt schleppt er sich in Richtung Feuer, wo er sich auf das für ihn bereitete Lager nieder lässt. Müde starrt er zuerst ins Feuer und dann auf das Essen. Ein lautes Knurren aus der Bauchgegend ertönt in der Höhle woraufhin er ohne zu zögern beginnt sich am Inhalt des napfes zu bedienen.
    Während dem Essen starrt er schweigend entweder in das Feuer, oder auf den Napf...fast so als wolle er den Blickkontakt zu Nebelfang meiden.

  • Eine Weile sitzt die Wandlerin ihm gegenüber am Feuer, essend, ins Feuer starrend - nicht anders als er. Nach einer ganzen Weile erhebt sie sich schnaubend, holt ein kleines Beil aus dem Haufen ihrer Lagerstatt und macht sich mit wütenden Bewegungen daran, das gesammelte Feuerholz in handlichere Stücke zu teilen. Schlag um Schlag um dumpfen Schlag hallt durch die Höhle und auch durch den Wald, Echoes werden von Bäumen zurückgeworfen und sind alles, was zu hören ist. Das und Nebelfangs abgehackter Atem.

  • Ohne sie anzusehen verharrt er während sie das Holz zerkleinert, ehe er das Schweigen bricht.


    "Entschuldige...das war...unüberlegt..."


    Zum ersten Mal seitdem er die Höhle wieder betreten hat hebt er den Blick wieder und sieht Nebelfang an.

  • "Nicht auf dich."


    Sie rammt das Beil in einen oberschenkeldicken Ast und kehrt ans Feuer zurück.


    "Entschuldige dich nicht dafür, dass du einem Instinkt gefolgt bist, den du viel zu lange unterdrückt hast."


    Ein aggressiver Unterton schwingt in ihren Worten mit.

  • "Auf mich. Nur auf mich selbst", flüstert sie beinahe. Ein Zögern, dann setzt sie nach: "Ich habe mich wohl getäuscht." Harte Worte, hart gesprochen.
    Sie erbebt, als sie sich abwendet, langsam zum Höhleneingang geht, sich wandelnd und mit einer klauenbewehrten Pranke das formlose Kleidungsstück, das sie trägt, ohne Anstrengung zerreißend.
    "Ich weiß nicht, was geschehen ist zwischen dort und hier, aber du bist nicht, was ich mir erhofft habe."
    Ein tiefes Grollen begleitet ihre Worte und die kaum verhohlene Ablehnung. Dann verschwindet sie stumm über die Kante.