Nirgendwo

  • Noch in dem Moment als sie über die Kante verschwindet durchfährt ihn ein Zucken.


    Da ist es wieder...das gleiche Gefühl wie damals. Andere Worte, aber die selbe Bedeutung.


    Ein tiefes Knurren ertönt aus dem Inneren der Höhle. Dann hört man Stoff reißen und das Knurren wandelt sich zu einem wütenden Brüllen.
    Kräftige Kiefer schlagen aufeinander.


    Ein roter Schleier legt sich über alles was er sieht...dann wird es schwarz...


    Mit leichtem Schaum vor dem Mund kommt die hochgewachsene Kreatur aus der Höhle gesprungen, landet hart auf dem Baum, dann auf dem Boden und scheint dabei die Höhe ebenso wie das leichte Knacken einiger kleinerer Knochen zu ignorieren.

  • Die Wolfsfrau ist indessen ins Unterholz geprescht und hetzt wie von Sinnen davon. Dass sie in kürzester Zeit mit Kratzern und Striemen übersäht ist und ausgerissene Fellbüschel ihren Weg markieren, ist ihr gleich. Jetzt gibt sie sich ihrer eigenen Wut hin, heißt sie willkommen wie viele Jahre nicht mehr. Ihre Klauen hinterlassen tiefe Wunden in Baumstämmen, auf die sie einhackt, während sie an ihnen vorbeirennt. Sie rennt auf zwei Beinen, auf vieren, hangelt sich durch tiefhängendes Geäst, wenn das Unterholz gar zu dicht wird, und wo immer sie sich bewegt, splittert Holz, erfüllt das krachende Bersten junger Stämme den abendlichen Wald.
    Seltsame Laute, knurrend, schluchzend, lachend, tropfen von ihren zurückgezogenen Lefzen. Wird er kommen? Wird er der Provokation folgen? Oder weiter schweigend vor sich hin vegetieren?
    Sie hat solche Angst davor, dass wahr sein könnte, was sie zu ihm sagte. Dass er nicht ist, was sie sich erhofft. Sie waren sich so nah gewesen..
    Ihre Gedanken werden von roter Wut fortgeschwemmt, der sie sich hingibt, sich von ihr forttragen lässt ohne Erwartung, ohne Forderung.
    Er kommt.

  • Schnüffelnd reckt er den Kopf in die Höhe. Die Ohren zucken und ein tiefes Knurren dringt aus seiner Kehle. Mit einem Ruck wendet sich der Blick in Richtugn Wald...in die Richtung, in die Nebelfang verschwunden ist.
    Er wirft den Kopf in den Nacken und ein lautes und wütendes Heulen erklingt ehe er Nebelfang hinterher prescht. Kleinere Bäume und Äste fallen den mächtigen Klauen oder der bloßen Maße, des Wandlers zum Opfer.


    Nach einer Weile bleibt er aprubt stehen, den Kopf wieder suchend in die Luft gereckt. Die Spuren, welche Nebelfang an den Bäumen hinterlassen hat nimmt er nur peripher wahr.
    Die Witterung ist verwirrend, kommt sie doch aus verschiedenen Richtungen. hemmungslos brüllt er seine Wut in die Nacht hinaus, bevor er weiter einer der Witterungen folgt. Schon nach kurzer Zeit jedoch bleibt er erneut stehen. Wieder kann er ihrer Spur nicht mehr eindeutig folgen. Schnüffelnd sucht er die kleine Lichtung ab ohne sich für eine Richtugn entscheiden zu können.
    Noch einmal suchend schaut sich der Wandler auf der Lichtung um, als er einen größeren Baum am Rande selbiger erblickt. Schnell ist die Entfernung zu jenem Baum überbrückt. Mit den scharfen Krallen festhaltend kletter er sodann auf einen der höher gelegenen Äste des Baumes, wo er ruhig verharrt, die Nase im Wind und die Ohren aufmerksam aufgerichtet.


    Nicht lange nachdem er auf seinem Beobachtungsposten Stellung bezogen hat erregt ein Geräusch seine Aufmerksamkeit, welches sich grob in seine Richtung bewegt. Fast könnte man meinen, dass der Wandler grinst, als er sich schwungvoll von seinem Ast hinunter auf den Boden schwingt. Entschlossener als zuvor sind seine großen Schritte, während er sich auf das Geräusch vor sich zu bewegt.


    Einige hundert Schritt vor dem Ursprung des Geräusches beschleunigt er seine Schritte noch weiter. Seine Augen funkeln vor Kampfbereitschaft.
    Die Entfernung verkürzt sich weiter, bis ihn schließlich nur noch ein Busch von ihm und der Verursacher des Geräusches trennt. Er setzt zum Sprung an, prescht durch den Busch, nicht wissend was ihn dahinter erwartet.
    Und plözlich sieht er sie vor sich...Nebelfang. Ein lautes und wütendes Brüllen ausstoßend schießt er auf sie zu, reißt sie mit und rammt mit ihr zusammen einen nahestehenden Baum. Ein leichtes Knacken von Holz ist zu hören, als Nebelfang gegen den Baum prallt.
    durch den Aufrpall ein wenig beiseite geschleudert kommt Brin ein paar Schritt vom Baum entfernt zum Stehen. Abermals stößt er ein wütendes Brüllen in Richtung Nebelfang aus, ehe er sich wieder in Bewegung setzt, die rechte Hand zum Schlag bereit erhoben.

  • Die Wolfsfrau braucht einige Sekunden, um sich vom äußerst harten Aufprall auf den Baum zu erholen. Kurz schüttelt sie hilflos den Kopf, um den Schwindel abzuschütteln und wieder richtig sehen zu können, dann finden ihre Augen Brin. Knurrend duckt sie sich ein wenig, das zottige Fell auf Nacken und Rücken bedrohlich aufgestellt und die Arme mit den klauenbewehrten Pranken weit ausgebreitet.

  • Mit schäumendem Maul stürzt der größere Wandler sich wieder auf Nebelfang, als diese sich wieder gefangen zu haben scheint.
    Mit voller Wucht rennt er wieder in sie hinein, die rechte Klaue hoch erhoben, um die Klauen im Moment des Zusammenpralls tief in ihre Schulter zu treiben.
    Vor Raserei wütend brüllend rollt und rutscht er mit ihr einige Meter über den Boden ehe die Beiden zum liegen kommen.

  • Nebelfang jault gequält auf, als sie mit Brin zu Boden stürzt. Einen Augenblick lang liegt sie schwer atmend, winselnd neben ihm, dann greift ihre Pranke nach seiner, deren Klauen noch immer in ihrer Schulter stecken. Mit festem Griff packt sie ihn, hält ihn fest, als sie sich auf ihn wälzt, bis sie auf seinem Bauch sitzt. Mit beiden Pranken hält sie seine fest, zwingt ihn, die Krallen noch tiefer in ihr Fleisch zu graben, heiser knurrt sie ihn an.


    Spüre. Du bist kein Mensch.

  • Die Augen vor Raserei weit aufgerissen liegt Brin nun unter ihr. Schaumiger Speichel tropft auf den Boden während er immer wieder versucht mit seinem Maul nach Nebelfang zu schnappen.
    Als sie seine Pranke packt und die Klauen weiter in die Schulter treibt scheint das sein Wut nur noch weiter zu steigern.
    Mit einem tiefen Knurren festigt er den Griff um ihre Schulter und reißt sie zur Seite und rollt sich mit, so dass sie die Positionen tauschen und er sich nun mit vollen Gewicht auf sie stützt. Noch einmal verstärkt er den Griff und tribt die Klauen noch ein wenig weiter in ihr Fleisch.
    Ein dumpfes Knurren ertönt. Fast hört es sich so an als würde etwas entferntes in ihm sprechen.


    Kein Mensch...


    Mit einem lauteren Knurren reisst er seine Hand von ihr los, stößt sich von ihr weg und brüllt sie wütend und gleichzeitig heruasfordernd an.

  • Beinahe wird sie vom Geruch ihres eigenen Blutes überwältigt, als sie sich mühsam auf die Beine kämpft.


    Du.. bist auch kein Tier.. Wenn du mich tötest..


    Knurren, Winseln. Noch immer ist ihr Rückenfell bedrohlich gesträubt. Sie fletscht die Zähne. Ihn unterwerfen? Sterben? Was für eine Wahl. Ihn selbst wählen lassen. Enttäusch mich nicht, Bruder.


    Langsam geht sie auf ihn zu. Ihre Lefzen entspannen sich, abermals breitet sie die Arme aus. Ich greife dich nicht an..


    "Brin."

  • Alle Muskeln bis zum Zerreißen gespannt und bereit zum Sprung steht er vor ihr. Immer wieder ertönt das klackende Geräusch, wenn die Kiefer schnappend aufeinander treffen.
    Als sie sich ihm langsam nähert scheint es im ersten Moment fast so, als wolle er wieder zum Angriff übergehen. Immer wieder durchfährt ein Zucken seinen Körper während sie Schritt für Schritt näher kommt.
    Doch mit jedem Schritt, den sie sich nähert wird sein Knurren leiser und weniger bedrohlich.


    Was tue ich hier...?


    Der erste klare Gedanke seit Beginn des Schauspiels schießt ihm durch den Kopf. Seine Körperhaltung ändert sich leichtund die Muskeln entspannen sich nach und nach sichtbar.


    Als Nebelfang direkt vor ihm steht ist von dem Knurren kaum mehr etwas zu vernehmen und die aggressive Spannung hat seinen Körper komplett verlassen. Auch die Raserei in seinem Blick ist gänzlich verschwunden.


    Sein Blick liegt einen Augenblick auf der Wunde an ihrer Schulter, ehe er den Kopf leicht dreht und ihr direkt in die Augen schaut.


    "Ich...will dich nicht...töten..."


    Leise und etwas abgehackt verlassen die Worte seine Kehle. Dann gibt zuerst das linke Knie nach, gefolgt von dem Rechten und er sinkt langsam auf die Knie.
    Den Kopf leicht gesenkt blickt er auf seine rechte Pranke, an der Nebelfangs Blut klebt.


    "Hilf mir...zu werden, was ich war..."


    Er hebt den Kopf und schaut ihr nun wieder in die Augen.


    "...was ich bin."

  • Noch immer fließt Blut aus der Wunde und sickert klebrig und heiß in ihr Fell, langsam sinkt ihr Arm herunter, weil sie ihn nicht mehr halten kann. Die andere Pranke legt sie ihm auf den Scheitel, zwischen die Ohren.


    Wölfe sorgen füreinander.


    Sie beugt sich vor, um dem anderen die Schnauze auf den Kopf zu legen, fällt aber stattdessen links an ihm vorbei, als sie ob des Blutverlusts spontan die Kraft verlässt. Die ihrer Art eigene Selbstheilung scheint nur langsam in Gang zu kommen.

  • Schnell streckt er seinen linken Arm aus um ihren Sturz abzufangen. Einen Moment verharrt er so, ehe er den anderen Arm unter ihre Beine steckt und sie vorsichtig hoch hebt.


    "Ich bringe dich zurück."


    Er hebt den Kopf ein wenig und schnüffelt in verschiedene Richtungen, versucht sich zu orientieren. Nach einem Augenblick scheint er sich für eine Richtugn entschieden zu haben und stapft mit schnellen aber vorsichtigen Schritten voran.
    Auf dem Weg durch den dunklen Wald bleibt er immer wieder stehen um sich schnüffelnd zu orientieren. Manchmal zielsicher, manchmal etwas unschlüssig bahnt er sich so den Weg zurück zur Höhle.


    Eine ganze Zeit vergeht, ehe in der Ferne der Wasserfall zu hören ist und sich seine Schritte weiter beschleunigen. An der Felswand angekommen blickt er hinauf zur Höhle und knurrt verstimmt.
    Vorsichtig legt er sich Nebelfang so auf eine Schulter, dass er sie mit einem Arm halten kann.


    "Wenn du kannst halt dich fest so gut es geht..."


    Vorsichtig beginnt er den Baum hinauf zu klettern. Es dauert eine ganze Weile bis er sich auf Höhe der Höhle vorangetastet hat, dann ein letzter Sprung und er landet mit Nebelfang im Arm in der Höhle.


    Behutsam legt er sie auf dem für ihn vorbereiteten Lager ab. Zügig wechselt der Wandler wieder in seine menschliche Gestalt...Klauen sind jetzt das letzte, was er gebrauchen kann.
    Ein kurzer Blick auf die Wunde, ehe er zu seinen Sachen eilt, die immer noch auf einem Haufen an der Wand liegen. Rasch sammelte er alles zusammen, was er zum Versorgen der Wunde benötigt und kehrt zu Nebelfang zurück.
    Sein Wissen auf diesem Gebiet war nicht sonderlich groß, aber in der Zeit beim Ring der Heiler auf Mythodea hatte er genug gelernt um die Wunde so zu versorgen, dass sie sich Nebelfang Zustand nicht verschlechtert und die Verletzung in Ruhe heilen kann.
    Nach getaner Arbeit legt er ein wenig Holz im, mittlerweile fast ausgebrannten, Feuer nach und bringt es wieder in Gang. Dann lässt er sich dicht neben ihr nieder, den Blick wachsam zwischen Höhleneingang und Nebelfang hin und her schweifend.


    "Ruh dich aus. Ich werde wachen."

  • Brins gesamtes Handeln kommentiert die Wandlerin mit Knurren, Jaulen und Winseln, sie jammert regelrecht. Als er, in der Höhle angekommen, ihre Wunde versorgt, schnappt sie ein paar Mal nach ihm und benimmt sich alles in allem ziemlich infantil.
    Erst, als er fertig ist und sie zu Ruhe kommen kann, entspannt sie sich ein wenig. Nach einer Weile streckt sie den gesunden Arm aus und stemmt die Pranke gegen sein Bein, bevor sie langsam wegdämmert in einen tiefen Schlaf, der bis zum nächsten Morgen andauern wird.

  • Die ganze Nacht über verharrt er an ihrer Seite. Lediglich um Feuerholz und das Feuer in Gang zu halten verlässt er kurz seinen Platz neben ihr.


    Als der Morgen dämmert erhebt er sich von seinem Platz. In seinem Gesicht sind deutlich die Anstrengungen der letzten Nacht und der Schlafmangel zu erkennen.
    Er schnappt sich seinen Wasserschlauch, lässt das Seil hinab und klettert möglichst leise die Felswand hinab. Unten angekommen geht er schnurstacks zum Wasser, wo er sich hinkniet. Zuerst füllt er den Schlauch mit frischem Wasser und steckt dann seinen Kopf ein paar Sekunden in das kühle Nass. Prustend zieht er den Kopf wieder heraus und geht zurück Richtung Höhle. Die Müdigkeit wäre fürs Erste besiegt...


    Wieder oben angekommen richtet er noch ein wenig von Nebelfangs Vorräten in einer Schale zurecht und stellt sie zusammen mit dem frisch gefüllten Wasserschlauch neben ihr ab, ehe er wieder den Platz einnimmt, an dem er die ganze Nacht ausgeharrt hat.
    Den Blick auf Nebelfang ruhend wartet er bis sie erwacht, während die Sonne langsam beginnt den Himmel zu erklimmen.

  • Ein leises Schnüffeln ist die erste Regung, die Nebelfang seit dem vergangenen Abend zeigt. Mehrfach zieht sie die Nase kraus, die Ohren zucken hierhin und dorthin, dann setzt langsam und träge die Verwandlung ein, noch bevor sie die Augen öffnet.
    Wieder in menschlicher Gestalt dreht sie sich auf den Rücken und starrt an die steinerne Decke, ihr gesunder Arm tastet nach Brin. Ihre Hand findet seine und schließt sich um sie, sie stöhnt leise.

  • Sanft drückt er ihre Hand und beugt sich ein wenig zu ihr hinunter.


    "Wie geht es dir?"


    Noch einmal drückt er ihre Hand ehe er sich davon löst.


    "Lass mich nach der Wunde schauen und wenn nötig einen neuen Verband anlegen."


    Behutsam macht er sich daran den alten Verband zu entfernen.

  • Ihre Lautäußerungen schweben irgendwo zwischen Nuscheln und Knurren, handeln von nicht sehr überzeugten Morddrohungen.
    Als Brin sich über sie beugt, wird ihr bewusst, dass sie nackt unter ihm liegt, errötend dreht sie den Kopf zur Seite und verstummt. Kein weiterer Laut kommt über ihre Lippen, als Brin die Wunde untersucht und neu verbindet.

  • Seine Mundwinkel zucken kurz und ein leichtes Schmunzeln huscht über sein Gesicht, als sie errötend den Kopf zur Seite dreht. Ebenso unbekleidet setzt er ruhig seine Arbeit fortund legt einen neuen, sauberen Verband an.
    Dann setzt er sich wieder neben ihr in den Schneidersitz und greift nach der Schüssel und dem Wasserschlauch um sie ihr anzubieten.


    "Hast du Hunger oder Durst? Das Wasser ist ganz frisch."

  • Ohne ihn anzusehen, nickt sie. Und nach einem Moment des Zögerns richtet sie sich vorsichtig auf, sich auf den gesunden Arm stützend. Als sie mit der Linken nach dem Schlauch zu greifen sucht, stöhnt sie leise. Ja, das tut weh. Höllisch.
    Dennoch nimmt sie das Wasser entgegen und trinkt langsam und konzentriert.

  • "Schone den Arm. Die Wunde ist tief"


    Seine stimme klingt ruhig, aber ein wenig schuldbewusst.
    Langsam steht er auf, stellt die Schüssel mit Essen neben sie und geht zu seinem Rucksack. Dort kniet er sich hin und kramt nach kurzem Suchen eine Hose heraus, welche er anzieht.
    Ohne sich umzudrehen erhebt er fragend die Stimme, während er die Hose zuschnürt.


    "Falls du etwas zum Anziehen brauchst kann ich dir etwas geben, auch wenn es zu lang sein dürfte. Oder hast du noch irgendwo etwas, das ich dir holen soll?"

  • "Auf meinem Lager liegt mein Rucksack. Eine dünne Tunika, hellbraun."


    Sie seufzt leise.


    "Es gibt keinen Grund für Schuldgefühle. Ich wollte, dass das passiert. Ich wollte.. dass du dich daran erinnerst. Dass du.. jemand anderer sein kannst."


    Sie will tief einatmen und keucht dann schmerzerfüllt auf. Verdammt, die Schulter.