Nirgendwo

  • Er geht langsam zu ihrem Lager, öffnet den Rucksack, kramt die Tunika heraus und wendet sich Nebelfang zu.
    Mit einem kaum zu erkennenden Lächeln kniet er sich neben sie und reicht ihr die Tunika.


    "Danke. Auch wenn ich mir gewünscht hätte, dass das auch auf eine unblutigere Art und Weise geht."


    Dann steht er wieder auf und geht zum Höhlenausgang, wo er seinen Blick über den Wald schweifen lässt.

  • Ungeschickt streift Nebelfang das kurze Hemd über und zerrt dann unter noch mehr Schmerzen die Felldecke unter sich hervor, auf die Brin sie gelegt hat. Sie zieht sie halb über sich und liegt dann eine Weile still, schwer atmend darauf wartend, dass der Schmerz verebbt.


    "Ich fürchte, das bringt meine Pläne ein bisschen durcheinander", sagt sie dann.

  • Als sie angekleidet und zugedeckt ist dreht er sich wieder zu ihr um und kommt ein paar Schritte in die Höhle hinein.
    Er setzt sich im Schneidersitz vor sie und stützt sich nach hinten mit den Händen ab.


    "Was für Pläne hattest du denn? Vielleicht lassen sie sich ja ein wenig umgestalten...zumindest solange bis es dir besser geht."

  • Wieder auf dem Rücken liegend dreht sie den Kopf zur Seite und sieht ihn an.
    "Ich wollte dich auf die Jagd mitnehmen. Dir zeigen, was man in einer Stadt nicht sehen und hören und spüren kann."


    Sie seufzt und lächelt dann.
    "Eigentlich kannst du das auch allein. Du könntest unser Abendessen besorgen."

  • Nachdenklich legt er den Kopf schief und betrachtet die Höhlenwand. Dann richtet er den Blick auf Nebelfang.


    "In Ordnung. Wie weit ist die nächste Stadt weg?"


    In seiner Stimme ist deutlich ein scherzhafter Unterton zu hören und auch ein leichtes Schmunzeln kann er sich nicht verkneifen.
    Dann wird sein Gesichtsausdruck wieder ein wenig ernster.


    "Ich kann es versuchen. Aber erwarte nur nicht zu viel."


    Ein kurzes Lächeln ehe er aufsteht.


    "Dann sollte ich aber so langsam aufbrechen...bevor ich erst mitten in der Nach zurück kehre.
    Kann ich dir noch etwas bringen bevor ich gehe?"

  • "Nein, geh schon." Sie lächelt und setzt dann nach: "Achte darauf, dass der Wind nicht aus deiner Richtung kommt. Die Sehnen der Hinterläufe, das hindert sie am Fortlaufen. Töte schnell."


    Einen Welpen allein auf die Jagd schicken. Ganz wohl bei dem Gedanken ist ihr nicht und ganz verhehlen kann sie ihre Sorge auch nicht trotz des Lächelns. Andererseits.. es fehlt ihm an Erfahrung, aber nicht an Kraft.

  • Ein kurzes Lächeln huscht über seine Lippen ehe er sich umdreht und zum Ausgang der Höhle geht. Kurz bevor er sich an den Abstieg macht blickt er noch einmal zu Nebelfang.


    "Bis später."


    Mit diesen Worten seilt er sich rasch ab. Unten angekommen streift er die Hose ab und kurz darauf sind die Schritte von 4 Pfoten zu vernehmen, die sich schnell auf den Wald zubewegen.


    Einige Zeit vergeht und die Sonne bewegt sich unaufhörlich weiter auf ihrer Bahn. Als sie sich langsam aber sicher dem Horizont nähert sind von außerhalb der Höhle wieder Schritte zu vernehmen. Dieses Mal sind es lediglich die Schritte von 2 Füßen, die sich auf die Höhle zubewegen. Als die Schritte am Fuß der Felswand angekommen sind hört man deutlich etwas Größeres auf den Boden fallen, dann ist es für einen Moment ruhig. Einen Augenblick später erklimmt jemand den Baum vor der Höhle.


    Mit einem letzten Satz überwindet er die Strecke zwischen Baum und Höhle. Sein Atem ist ein wenig beschleunigt und letzte Spuren von Blut kleben an seiner linken Wange. Erschöpft aber lächelnd richtet er sich soweit es geht auf.


    "Es hat länger gedauert als ich dachte...aber ich bin zurück."


    Dann dreht er sich um und macht sich daran das Seil hinauf zu ziehen, an dem etwas festgebunden zu sein scheint.

  • Ein kleines Feuer brennt in der Höhle, als Brin zurückkehrt, Nebelfang liegt mit geschlossenen Augen und bis unters Kinn zugedeckt auf dem Rücken. Ohne die Augen zu öffnen, antwortet sie.
    "Und du scheinst die Zeit genutzt zu haben."
    Dann öffnet sie die Augen und dreht den Kopf zur Seite, seine Silhouette gegen den Abendhimmel betrachtend.

  • Als er das Seil schließlich komplett hogezogen hat kommt ein kleineres, daran festgebundenes Reh um Vorschein. Die Verletzungen zeugen von einer zwar erfolgreichen, aber wenig professionellen Jagd.
    Nachdem er es vom Seil losgebunden hat packt er es und legt es in der Nähe des Feuers ab, ehe er sich neben Nebelfang kniet.


    "Nicht gerade ein schönes Ergebnis, aber ich denke für den Anfang wird es reichen."


    Sein Atem hat sich mittlerweile wieder ein wenig beruhigt und er beugt sich leicht zu ihr.


    "Was macht die Schulter?"

  • "Tut weh." Sie rollt mit den Augen. "Hast du es ausgenommen?"
    Kurz kommt eine Hand unter der Felldecke hervor und streicht mit dem Handrücken über sein Knie, bevor sie schnell wieder in der Wärme unter der Decke verschwindet.

  • "Wir werden nachher den Verband noch einmal abnehmen und nachsehen."


    Er richtet sich gerade wieder auf und richtet seinen Blick auf das erbeutete Reh als ihre Hand über sein Knie streift.
    Fast ein wenig erschrocken dreht er den Kopf wieder zu Nebelfang und ein Lächeln huscht über seine Lippen.


    "An das Ausnehmen hätte ich wohl denken sollen, bevor ich es hier hoch geschafft habe."


    Langsam erhebt er sich wieder und geht zu seinen Sachen um ein Messer aus dem Rucksack zu holen. Dann packt er sich das Reh und wendet sich halb dem Ausgang zu.


    "Dann werde ich noch einmal einen kleinen Ausflug nach unten machen und das erledigen."

  • Er schaut kurz nachdenklich zwischen Reh und Nebelfang hin und her.


    "Na so schwer kann es ja nicht sein. Aufmachen...alles raus was nicht rein gehört...und fertig."


    Mit einem leichten Grinsen schultert er das Reh und wendet sich dem Ausgang zu.

  • "Warte. Hilf mir hoch. Du kannst es hier an der Kante machen, das bisschen Blut kannst du später wegspülen."
    Sie beginnt, sich aufzurichten, hält dabei aber die Decke mit den Zähnen fest, damit sie nicht runterrutscht.

  • "Dich davon abhalten, unser Essen zu verderben." Sie grinst.
    Als die Decke von ihrer Schulter rutscht, zeigt sich, warum sie sie so hoch gezogen hat. Auf dem Hemd, das über dem Verband liegt, zeigen sich dunkle Flecken. Sie muss sich bewegt haben. Brin rügt sie deshalb, doch sie schweigt sich darüber aus, was sie getan hat, das die Wunde wieder hat aufbrechen lassen. Bevor sie ihn die Wunde neu verbinden lässt, drängt Nebelfang zum Ausweiden der Beute, um zu verhindern, dass sie verdirbt und Brin das Tier umsonst erlegt hat.
    Nebelfang zeigt ihm, wie man den Schnitt von den Weichteilen zum Hals führt, wie tief er sein muss. Sie zeigt ihm, wie man die Teile entnimmt, die den Kadaver verderben lassen würden und gibt ihm dann, an die Höhlenwand gelehnt, Anweisung, wie und wo er das Tier aufhängen kann.
    Auf Brin wartet nun noch einiges an Arbeit. Nachdem er seine Beute untergebracht hat, versorgt er Nebelfangs Wunde, schürt das Feuer und bereitet ihnen eine warme Mahlzeit. Heute nacht soll er nicht wieder neben ihr wachen, entscheidet Nebelfang und Brin holt ihre eigenen Felle von ihrer Lagerstatt und richtet sich ein zweites Lager neben dem Feuer.
    Sie sprechen lange miteinander an diesem Abend, über das Wesen von Wolf und Mensch, über ihre so unterschiedlichen Lebensweisen, ihre verschiedenen Erfahrungswelten.


    In den kommenden Tagen lernt Brin, wie man Fleisch dörrt, er jagt erneut und schafft einen Vorrat für Nebelfang.. vielleicht für sie beide. Die letzten heißen Tage wollen genutzt sein und Brin nutzt sie. Solange Nebelfang die Höhle nicht verlassen kann, schickt sie ihn aus, um Beeren und Kräuter zu sammeln, Feuerholz und einiges mehr. Nachdem sich ihre Wunde einigermaßen geschlossen hat, gibt es jedoch auch für die Wandlerin kein Halten mehr. Von nun an streifen sie gemeinsam durch die umliegenden Wälder, kehren manchmal nächtelang nicht zurück; Nebelfang bringt ihn zu dem Wolfsrudel, das sie in seinem Revier duldet und zeigt ihm, wie die Wölfe miteinander leben.
    Nach und nach bringt sie ihn dazu, sich in all seine Gestalten hineinzufinden, sie beherrschen zu lernen, die Wandlung ebenso wie die brennende Wut, die sie selbst so gut kennt. Und nach und nach wachsen die beiden enger zusammen, flechten das Band neu, das beinahe zerrissen wäre, nachdem sie die Drachenlande hinter sich gelassen hatten. Sie lernen, sich einer auf den anderen zu verlassen und die Anwesenheit des anderen wird mit den Wochen zu einer solchen Selbstverständlichkeit, als wäre es nie anders gewesen. Und während die beiden Wandler die Einsamkeit von Jahren hinter sich lassen, in denen sie beide ohne ihresgleichen gelebt haben, wird es Herbst..

  • Einige Wochen später.


    Die Tage sind kühler geworden, die Nächte kalt. Es regnet jetzt häufiger und jeder Tag ist ein bisschen kürzer als der vorherige. Längst schon schlafen die beiden Wandler nicht mehr getrennt, auf dem Absatz, der Nebelfang bisher als alleiniger Schlafplatz diente, ist Platz für zwei. Die Mulde in der Felswand ist dick mit Schilfmatten und Fellen gepolstert, ein gemütliches und wärmendes Lager.


    Es ist früh am Morgen, graublaues Licht sickert träge durch den Eingang der Höhle und draußen begrüßen die ersten Vögel den grauen, kalten Tag. Nebelfang gleitet träge aus einem unruhigen Traum in den Morgen hinüber. An sie geschmiegt und ruhig atmend Brin, der noch schläft, tief vergraben in dicken Fellen. Zitternd zieht sie den Fuß, der unter den Fellen hervorlugt, wieder darunter und schmiegt sich enger an den warmen, wärmenden Gefährten. Sanft brummt sie ihm ins Ohr, bereit, noch einmal einzuschlafen.

  • Durch das Brummen aus den letzten Atemzügen seines Traumes gezerrt öffnet er langsam ein Auge und blinzelt zwischen den Fellen hervor.
    Unverständlich nuschelnd schließt er das Auge wieder. Lediglich die Worte "kalt" und "liegen bleiben" sind annähernd verständlich.
    Nach ein paar Augenblicken öffnet er schließlich beide Augen und blickt Nebelfang an.
    Ein leises und gebrummtes "Guten Morgen" ist zu vernehmen, als er sich tiefer in den Fellhaufen gräbt und an Nebelfang anschmiegt.

  • Unwillig knurrend rollt die Wandlerin sich zu einem Ball zusammen und verschwindet so völlig unter den Fellen, einige Haarspitzen das einzige, was noch von ihr zu sehen ist. Das bleibt für eine ganze Weile die einzige Reaktion auf den Morgengruß.

  • Nach einer Weile, während der Tag weiter voranschreitet, regt sich wieder etwas im Fellhaufen in der Mulde.


    Blinzelnd steckt er den Kopf zwischen den Fellen hervor und sieht sich kurz in der Höhle um.
    Behutsam schält er sich aus dem Fellhaufen heraus, ohne Nebelfang ihrer Decken zu berauben. Leicht zitternd und stumm vor sich hin fluchend begibt schnappt er sich ein paar wärmende Kleidungsstücke und begiebt sich dann zur Feuerstelle. Kurz darauf knistert dort ein kleines Feuer vor sich hin, welches langsam größer wird und die Luft im hinteren teil der Höhle nach und nach aufwärmt.