Nirgendwo

  • Als Brin sich daran macht, das Feuer wieder zu entfachen, robbt der Fellhaufen auf dem Absatz langsam zur Kante, dann entsteht darin eine kleine Öffnung, aus der Nebelfang ihr verschlafenes Gesicht nach draußen schiebt. Sie räuspert sich, dann sagt sie, wacher, als man es bei ihrem Anblick vermuten würde: "Es wird Zeit, mehr Holz aufzutreiben. Wir können es im Eingang stapeln und mit Gras und Fellen vollstopfen, um die Kälte draußen zu halten."

  • Fast schon ein wenig erschrocken dreht er sich vom Feuer weg und blickt zu Nebelfang. Langsam scheibt er sich vom Feuer weg und rückt an die Mulde heran.


    "Das klingt nach keiner schlechten Idee."


    Er dreht den Kopf ein wenig und schaut sie ein wenig skeptisch fragend an.


    "Wie lange hast du vor hier zu bleiben?"

  • Die Skepsis in seinem Blick wird noch ein wenig stärker, als sie das sagt und unweigerlich schüttelt es ihn einen Moment.
    Er legt den Kopf leicht in ihre Richtung und wendet den Blick zum Ausgang der Höhle.


    "Und du hast nicht vor auch einmal woanders hin zu gehen...?"


    Er dreht den Kopf wieder so, dass er sie ansieht.

  • "Wozu?" Sie zuckt mit den Schultern. "Natürlich gehen wir jagen. Und ich kenne einige Unterschlupfe, die nicht allzu weit entfernt sind. Keine Angst, wir werden schon nicht den ganzen Tag hier drin sitzen."

  • Stirnrunzelnd blickt Nebelfang zum Höhleneingang und in die Baumwipfel dahinter.
    "Wir sind, als wir hergekommen sind, den Weg durch die Nebel gegangen. Auf dem üblichen Weg ist die nächste menschliche Siedlung etwas weniger als einen Mondlauf von hier entfernt und es ist nur ein kleiner Bauernhof."
    Sie schweigt einen Moment.
    "Warum..?"

  • Er dreht den Kopf auf den Knien so, dass er sie wieder anschaut.


    "Um ehrlich zu sein...ich weiß nicht ob ich es den ganzen Winter hier aushalte. Es ist doch eine lange Zeit...so für den Anfang. Und es steht sowieso noch ein Besuch bei Askir aus. Ich sollte ihn mal in einer seiner Tavernen besuchen."


    Abwartend mustert er die Wandlerin.

  • "Eine Taverne." Ihre Worte klingen reserviert. "Du wolltest mit mir hierherkommen und die andere Seite kennenlernen. Und nun willst du.. in eine Taverne?"

  • "Es geht nicht um die Taverne an sich. Es geht darum Askir einen Besuch abzustatten."


    Seine Stimme ist weiterhin ruhig, während er Nebelfang nicht aus den Augen lässt.


    "Und ja ich bin mit dir gekommen um die andere Seite kennen zu lernen. Aber überlege mal wie es umgekehrt wäre...wenn ich dich in eine Stadt mitgenommen hätte. Würdest du dann nicht auch ab und zu mal raus wollen?"

  • Die Wandlerin lacht trocken und kuschelt sich wieder tiefer in die Felle. "Das wäre ja wohl etwas anderes. Städte sind laut. Sie stinken. Sie sind voll von Menschen. Etwas völlig anderes." Sie schüttelt verständnislos den Kopf.

  • Mit einem kurzen Schnauben steht er auf und geht ein Stück Richtung Eingang der Höhle.


    "Und Wälder sind ganz still, riechen nach nichts und sind nicht voller Tiere."


    Er geht langsam weiter und lehnt sich am Eingang an die Felswand, den Blick nach draussen gerichtet.


    "Wo genau liegt eigentlich gerade das Problem?"

  • "Wo das Problem liegt?" Die Wandlerin verschluckt den gereizten Unterton und bemüht sich um einen neutralen Tonfall. "Wenn ich das richtig in Erinnerung hab, sind Askirs Tavernen sonstwo. Jedenfalls nicht in wirklicher Nähe. Selbst, wenn wir durch die Nebel gehen, wäre das im besten Fall eine Reise von Wochen. Und du wirst dich nicht mit einem kurzen Aufenthalt begnügen, was kaum überraschen kann, wenn man die Zeit bedenkt, die die Reise in Anspruch nimmt." Die Worte kommen jetzt schneller und geringfügig lauter.
    "Und das hier", eine Hand kommt aus den Fellen hervor und deutet in die Höhle, "muss immer noch winterfest gemacht werden. Wir brauchen Vorräte. Wenn wir jetzt gehen, wird alles, was wir schon hergeschafft haben, gefressen und verdorben werden, kaum, dass wir fort sind. Wie stellst du dir das vor?!"

  • Er dreht sich vom Eingang weg und schaut nun in das Innere der Höhle.


    "Es wird nur ein kurzer Besuch. Unf Vorräte können wir auch etliches auf dem Rückweg mitnehmen."


    Während er redet geht er langsam, Schritt für Schritt, weiter in die Höhle hinein und auf Nebelfang zu.
    Seine Worte scheinen mit jedem Schritt ein wenig lauter zu werden und der Tonfall ein wenig aggreesiver.


    "Und wolltest du dich nicht auch mit der anderen Seite etwas mehr auseinander setzen? Und wann haben wir eigentlich beschlossen, dass wir den ganzen Winter hier bleiben?"


    Mittlerweile ist er im hinteren teil der Höhle angekommen und steht nun zwischen Feuer und der Mulde im Fels.

  • Nebelfang richtet sich auf, Felle gleiten an ihr hinab und sie funkelt ihn wütend an. "Wir sind Wandler. Wir können den ganzen Winter als Wölfe verbringen, aber dann werden wir nie wieder etwas anderes sein. Also müssen wir Menschen bleiben. Menschen sind schwach, selbst wir. Kein Fell, keine Reserven. Nichts. Ein Winter hier draußen ist kein Spiel, Brin!
    Du kannst nicht einfach einen Mondlauf hier und einen Mondlauf dort sein. Wir brauchen Vorräte. Einen warmen Ort. Und du hast eingewilligt! Ich habe dich gefragt, ob du mit mir kommst und du wolltest mit mir kommen! Wenn es Frühling wäre, könnten wir so viel umherziehen, wie du willst. Aber es ist nunmal nicht Frühling. Es wird Winter. Und der wird hart!"
    Gerade für dich, weil du so verweichlicht bist, denkt sie.


    Sie blitzt ihn an, aufgebracht über soviel Unverstand.

  • Er stößt ein plötzliches lautes Knurren aus und rammt die linke Faust in die Felswand vor ihm. Langsam beugt er sich ein wenig zu Nebelfang.


    "Ja ich habe eingewilligt...eingewilligt mir das Ganze anzuschauen, es kennen zu lernen...nicht gleich mein ganzes Leben so zu verbringen."


    Er richtet sich wieder auf.


    "Ich mache mich für den Aufbruch fertig."


    Mit einem dumpfen, knurrenden unterton spricht er diese Worte und wendet sich ab um zu seinen Sachen zu gehen und das Reisegepäck zu packen.

  • Eine Weile ist es ruhig. Dann befreit Nebelfang sich langsam von den Fellen und klettert von ihrem Lager herunter. Ihre nackten Füße tappen leise auf dem Stein, bis sich eine Hand federleicht, zärtlich auf Brins Oberarm legt.

  • Stillschweigend stopft er Kleidung und andere Dinge in seinen Rucksack.
    Als Nebelfangs Hand seinen Arm berührt fährt er ruckartig zu ihr herum. Zu voller Größe aufgerichtet steht er leise knurrend vor ihr.


    "Was??"


    Ein klein wenig gereizt klingen die Worte.


    "Willst du mich aufhalten?"

  • Das Knurren verstummt als Nebelfang spricht und Brin scheint sich ein kleines bisschen zu entspannen, lediglich seine Augen stimmen ihren Worten stumm zu.
    Nach einer gefühlten Ewigkeit bricht er das Schweigen. Die Stimme ist nun leiser und eutlich ruhiger als zuvor.


    "Ich kann mich nicht mehr daran erinnern, wann ich das letzte Mal so lange Zeit an ein und demselben Ort war."


    Er macht eine kurze Pause, schliesst kurz die Augen und atmet tief durch. Als er seine Augen wieder öffnet richtet er seinen Blick wieder auf Nebelfang und spricht mit fester, aber ruhiger Stimme weiter.


    "Es wird nicht lange dauern. Ich werde so schnell wie möglich zurück kommen."