Das Haus von Alanis am Oberen Stichweg (3)

  • Alanis hörte nicht viel von dem, was Ashaba und Tarant miteinander sprachen, nur das raue Flüstern, den Tonfall einer Person, die noch die letzten Dinge besprach. Sie kannte diesen Tonfall sehr gut und sie spürte, ab diesem Moment war er in ihrem Kopf unausweichlich verknüpft mit dem Geräusch des Bolzens, als er in Ashabas Körper gefahren war. Irgendwann hatte sie die Arme um Ancales Schultern gelegt und die Berührung vermittelte ihr erneut das Gefühl, dass dieser Traum, dieser Wald, die sterbende Frau nicht real waren.


    Doch es gab Dinge, die stärker waren als das, was der Junge ihr vor Augen führen konnte. Sie blickte erneut über die Schulter auf die Szene und sie spürte, wie ihr übel wurde und ihr das letzte bisschen Blut aus dem Gesicht wich. Die Sicht verschleierte sich vor ihren Augen. Sie mußte sich wieder abwenden, Ancale zu, um ihm mit unsicherer Stimme zu erklären:


    "Schau nicht hin, ja? Auch wenn es nicht echt ist, ist es nicht schön."

  • Alanis atmete zittrig durch und schaute den Jungen dann fragend an. Ihre Stimme war sehr leise.


    "Ich glaube ich muss erstmal die Gefühle wegschieben, dann halte ich es vielleicht nicht mehr für echt. - Meinst Du mit 'ihn' Tarant oder den Traum?"

  • Ancale schaut weiter sehr ernst zu ihr hoch, die flammenden Augen blicken durchdringend, in sie hinein. Wenn er auch in der wachen Welt zumindest oberflächlich eine zeitlang verbergen kann was er ist, hier kann er es nicht.
    "Tarant? Der Mann? Den hälst du fest. Du konntest ihn nicht weglaufen lassen." Der Junge scheint zu überlegen.
    "Aber den Traum... ja, den hälst du auch fest. Warum?"

  • "Tja, warum?", murmelte Alanis und hatte so einige Antworten in petto, die jedoch nicht für das Ohr eines Siebenjährigen bestimmt waren. Sie schenkte dem Kind ein Lächeln, obwohl sie immer noch traurig war. Sein wahres Selbst schreckte sie nicht im geringsten, hatte es nie getan. Sie war selbst tief in sich drin zu sehr Feuer, als dass das passieren konnte. "Wenn ich loslasse, kommt er dann gut zurück? Oder muss er zuerst gehen?"

  • Alanis verzog leicht den Mund, als Ancale das sagte.


    "Tja, ich muss jetzt noch rausfinden, wie das geht, denke ich", antwortete sie dem Kind. "Ich versuche ihn erstmal zu überreden, dass Du seine Hand nimmst. Vielleicht gibt uns das den richtigen Weg vor." Sie zögerte einen Moment und setzte dann hinzu: "Ich denke Du kannst alleine zurückkehren, oder? Du bist ja auch von alleine hergekommen."

  • Ancale nickt. Das einzige was ihn hier festhält ist der Wille zu helfen. Und Neugier.
    "Du mußt nur glauben, daß hier nichts echt ist", versucht er ihr Mut zu machen. "Außer uns und ihm. Du muß das von außen sehen wollen. Du brauchst keinen Schnee und Berge und Lager. Nur die Fäden zwischen allen Leuten. Dann kannst du die Knoten aufmachen und gehen."

  • "Ah", machte Alanis und lächelte schmal. Sie hatte begriffen. "Das sollte ich hinbekommen." Dann drehte sie sich zu Tarant um, der nach dem Verweilen bei dem toten Traumkörper zu ihr und dem Jungen aufschloss. Ernst blickte sie ihm in die Augen und fand darin einen Spiegel ihrer eigenen Gefühle. Gefühle, die jedoch schädlich waren, wenn sie von diesem Ort verschwinden wollten. Ihre eigene Miene versuchte sie ausdruckslos zu halten. Aber ob das so gelang, wie sie wollte?


    "Das hier ist mein Traum und Du steckt leider mit drin. Ich versuche, ihn aufzulösen und damit sollten wir wieder frei kommen." Sie zögerte. "Tarant, ich möchte, dass Du die Hand des Jungen nimmst, um zu begreifen, was ich gerade gesehen habe. Es kann aber nicht schaden, dass Du auch weißt, was ich versuche. Und es auch versuchen könntest, falls ich es versaue und wir irgendwo festhängen."

  • Mit deutlicher Bitterkeit, deren Ursprung vermutlich tiefer liegt:
    "Also alles wie immer."
    Er war mal wieder der Notnagel.


    Ihm war durchaus bewusst das er sich in einem Traum befindet, sonst hätte er vielleicht etwas länger gezögert mit dem Abdrücken, so wie er gezögert hatte Alanis direkt zu töten.
    Vielleicht sollte er das zögern in Zukunft überdenken und damit aufhören, irgendwann würde er sonst noch im falschen Moment zögern.


    Dann hält er dem Kind die Hand hin, was sollte schon passieren? Im schlimmsten Fall ging er gleich in Flammen auf und verbrannte zu Asche. Das gäbe der Garde sicherlich ein paar langwierige Rätsel, wenn sie seine Dolche in einem Haufen Asche im Haus von Alanis finden.

    Lebe frei, stirb stolz.


    Disclaimer:
    In aller Regel möchte ich mit meinen Äußerungen niemanden beleidigen, angreifen oder bloßstellen. Es handelt sich lediglich um meine Meinung oder bestenfalls einen gut gemeinten Vor-/Ratschlag.

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  • "Du mußt keine Angst haben", sagt Ancale freundlich. Das Gespräch mit Alanis hat seinen Zorn wieder abgekühlt und vielleicht konnte der Mann ja gar nichts dafür, daß er dumm war und keine Ahnung von Magie und Visionen hatte.
    Dann greift das Kind nach seiner Hand. Das erste was Tarant auffällt ist daß es nicht mehr kalt ist. Wie auch, der Schnee ist ja nur geträumter Schnee. Er ist zwar immer noch weiß und da, aber in Wirklichkeit sitzt Tarant doch gar nicht hier. In Wirklichkeit sitzt er....
    Die Hand des Kindes ist warm und trocken. Ancale nimmt auch Alanis' Hand und nickt ihr auffordernd zu.

  • Als das Kind ihm versichert das er keine Angst haben müsste, hebt er nur eine Augenbraue. Wenn er sich nicht zu müde gefühlt hätte um zu lachen, hätte er es vielleicht lustig gefunden.
    Als das Kind seine Hand ergreift, spürt er wie er im Haus von Alanis sitzt, neben dem Altar auf dem Boden.
    Aber das war ihm nicht neu, er hatte schon in der Bibliothek angenommen das sein Körper immer noch an Ort und Stelle ist, lediglich sein Geist ist auf Reisen. Mal wieder.... nur diesmal halt ungewollt.


    Als der Traum, wie ihn das Kind nennt, ein wenig blasser wird, versucht Tarant hinter den Traum zu schauen, zu sehen was hinter all dem steckt oder sonst noch sein könnte..

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  • Bisher konnte er keine sehen, aber er weis ja jetzt wo nach er suchen muss.
    "Was würde passieren, wenn ich einen davon zerschneide? Sofern es mir überhaupt möglich ist."
    Während er auf die Antwort wartet, konzentriert er sich auf einen Baum, welcher ein wenig markanter war als die anderen, etwas größer, dicker und majestätischer.

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  • Nun muss Tarant doch ein wenig lächeln, mitnehmen... wie oder warum sollte er einen Baum mitnehmen wollen?
    Dann konzentrierte er sich wieder voll auf den Baum, er war sich nicht sicher, ob er dort wirklich etwas über dem Baum glitzern sieht, oder es sich nur einbildet, deswegen sagt er nichts und wartet was Alanis erreichen würde.

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  • Alanis entspannte sich erst einmal, als sie Ancales Hand nahm und schloss die Augen. Im Gegenteil zu Tarant hatte sie einige Übungen, das zu sehen, was hinter den Dingen war. Umso erstaunlicher, dass ihr das bisher nicht gelungen hatte.


    Ancale mußte Recht haben damit, dass sie sich festhielt am Traum und ihrem unwilligen Begleiter. Dinge, die sie sich vielleicht nicht eingestehen wollte und die ein Kind mit seinem besonderen Blick auf die Welt doch sah.


    Also blickte sie tiefer und runzelte die Stirn. Das Gefühl von Kälte wich. Sie sah sich selbst, in einem Sessel in Kassandras Bibliothek schlafend.


    "Ich bin in der Bibliothek eingeschlafen", stellte sie ganz nüchtern fest. Und setzte dann angespannt hinzu: "Tarant, wehe Du wirst bei solchen Dingen brachial!"

  • völlig trocken:
    "Ich doch nicht."
    Dann dreht er sich wieder zu dem Leichnam, ihm war gerade eine Idee gekommen.
    Wenn er irgendwo Fäden finden würde, dann doch wohl zu dem Geschöpf, welches er selber erschaffen hatte.
    Also konzentriert er sich und sucht...

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  • Sowie Alanis bewußt tiefer blickt und erkennt, daß ihr Körper in der Bibliothek sitzt und schläft beginnt die Umgebung zu verblassen. Bis auf den Baum, den Tarant so angestrengt betrachtet. Da glitzert tatsächlich etwas in seiner Krone.
    Ancale ruckt leicht an seiner Hand, die noch immer in der des Kindes liegt.
    "Laß ihn los", sagt er.

  • Das Weiß um den Körper hatte sich rosa gefärbt. Der fallende Schnee begann ihn wie mit einem dünnen Tuch zu bedecken. Die kalten Flocken schmolzen schon einige Zeit nicht mehr auf der reglosen Gestalt.