Teil I
Mit dem Rücken zur Gefahr… das passt mir nicht, das hat etwas von Feigheit… Realität oder Traum, scheißegal… ich renne nur gegen den Feind, nicht vor ihm fort. Wer will schon ewig leben…
Der Schmerz nimmt alle Sinne ein, er rast einem wachhaltenden Skalpell gleich durch den Körper, verhindert sogar die Sehnsucht nach dem Vorboten des Todes… der Bewusstlosigkeit. Das Schild zersplittert, als die verdorbene Axt des dunklen Lords nach tieferliegendem Weicherem als dem blutbenetzten Holz giert.
Der nächste Treffer wird alles beenden… jede Hoffnung auf Rettung, auf Mut, selbst auf die Tollkühnheit, alle Kräfte noch einmal zu sammeln, aufzuspringen, dieses verwesenden Fleisch vor dem alle fliehen, zu zerteilen, um zu denen zurückzukehren, die… ja, die einen einfach im Dreck und zwischen abgerissenen Körperteilen haben liegen lassen.
Das schartige Blatt der Axt, blitzt im bleichen Sonnenlicht auf und schneidet durch neblige von giftigen Gasen durchzogene Luft…
Ein Blitz erhellt die Luft. Dunkles Blut funkelt wie hunderte Rubine… Ein Schrei begleitet das herabfahrende Axtblatt, ein Windzug streift über das zerschnittene Gesicht voller Splitter. Der Körper bäumt sich auf. Er wehrt sich dagegen zerteilt zu werden aber die Klinge ist ohne Reue, ohne Zweifel.
Ein Lachen ertönt, tief und wissend, ein wenig herausfordernd vielleicht…
„HA, deine Augen leuchten seltsam, wenn du seinen Namen sagst…“
Ein leises und ebenso halbherzig wie lügenstrafendes Fauchen antwortet ihm. Das vorgestreckte Kinn verrät den Trotz und eine Hand wiegelt gestikulierend ab…
„Sei nicht kindisch, als ob du in meinen Augen lesen könntest…du… Mensch!“
Die Schulter reißt entzwei… warmes Blut spritzt, hüllt die Umgebung in neue kraftvolle Farben… Der Herzschlag wird lauter, er bettelt um sein Leben, mit aller Inbrunst… und mit jedem Schlag spritzt neues Blut aus der Wunde…
Der Schlachtenlärm wird leiser… das Geschrei der Untoten, die sich geifernd deinem Körper nähern… dumpf… sterbend… dann wird es Dunkel, still… und der Herzschlag hört auf.
„Ich will, dass du mir versprichst, auf sie aufzupassen, dass ihr aufeinander aufpasst und das ich um niemanden der euren weinen muss.“
„Das kann ich nicht und das weißt du auch…“
Stille… sie wirkt nicht beruhigend, sondern angefüllt mit dem hässlichen Gefühl zukünftigem Wissens. Er will nachfragen, er kennt ihre Fähigkeiten… doch am Ende will er gar nicht wissen, ob er stirbt… oder jene, die mit ihm gehen… in ihren Augen liest er, dass es die falsche Frage wäre… sie hieß, …wann…
…
Eine Hand nimmt einen filigranen Gegenstand an, hält ihn als würde ein einfacher Windhauch ihn zerbrechen lassen. Sie flüstert leise… dem Rauschen des Meeres im Innern der Muschel entgegen… dann gibt sie ihn
weiter…
„Vertrau mir…“
…
…
„Ich hasse dieses Gefühl Enrico…“
„Welches?“
„… jenes, das ihr Vermissen nennt.“