Die Taverne "Zum Zaunkönig"

  • Diadra kniff die Lippen zusammen und unterdrückte ein Lachen.


    Aber nein... wer sagt denn so etwas?


    Sie zwinkerte ihm zu und setzte sich.


    Jetzt muss mich ein Met wieder aufwärmen...und mir geht es wieder gut.

  • Dann wendet sie sich Bellaria zu.


    Entschuldigt... ich glaube, wir kennen uns noch gar nicht?


    Sie steht auf und streckt Bellaria die Hand entgegen.


    Diadra ist mein Name. Ihr habt eine wunderschöne Stimme, fügt sie lächelnd hinzu.

  • Emerald lauschte bedächtig, nahm einen Schluck Met und stopfte sich, abwechselnd von Bellaria zu Diadra schauend, eine Pfeife. Es war schon seltsam, welch schöne Momente es in dieser eigentlich noch kargen Präfektur doch hin und wieder gab....

  • Nun... ich meine doch ganz eindeutig der Politiker, werter Procurator.


    Diadra lacht und schaut sich um.


    Und was ist nun mit meinem Met? Kommt er oder nicht?


    Sie reibt sich die eisigen Hände und lauscht dann Bellarias Gesang.

  • Emerald schaute zum Schankjungen und deutete ihm etwas herüber. Kurz danach kamen zwei Krüge Met und Tonbecher. Emerald nickte dem Schankjungen dankend zu und goß Diadra und Bellaria heißen, dampfenden Met ein. Er zog beide Augenbrauen hoch und schaute zu Diadra


    Und wenn ich ein charmanter Politiker wäre?

  • Ein leichtes Lächeln umspiele Emeralds Lippen


    Dann werde ich den Politiker in mir heute hinter dem Diplomaten und Freund verschwinden lassen. Aber im Notfall kann euch ja auch der tumbe Krieger beistehen...etwas Erfahrung haben wir ja schon....
    Er sah sich in der kleinen Taverne um
    Miravs Met ist heute ausgezeichnet...wobei ich mich frage, wo er schon wieder stecken mag.

  • Zwar etwas lächelnd, aber wortlos, stimmt Bellaria gleich das nächste Lied an und wirkt träumend, als sie zu singen beginnt.




    Hell stand der Mond hoch über dem Pfad,
    als die Frau aus dem Dorf ihren Heimweg antrat.
    Die Zahl der Meilen vor ihr machte das Herz ihr kalt
    und so kam sie vorbei am verzauberten Wald.
    "Wenn ich folge dem Pfad, der dort schwindet im Licht,
    dann bin ich im Dorf, eh' der Morgen anbricht.
    Ach, es sind nur Geschichten, wie die Steine so alt!"
    sprach sie und trat in den verzauberten Wald.


    Nebel und Licht und Stimmen im Wind,
    die locken und rufen und sonderbar sind.
    Hüte dich, Wanderer, weiche, gib acht!
    Und betritt nicht den Wald der Zauber bei Nacht.


    Nach kaum hundert Schritt schloß sich um sie der Wald;
    wo kam sie her, wo ging sie hin? Sie verirrte sich bald.
    Vom Pfad aus geseh'n schien der Weg doch so klar,
    wie kam es, daß alles nun sonderbar war?
    Sie fand nicht zurück und sie folgte dem Licht
    voraus in den Bäumen - sie erreichte es nicht.
    Mit jedem Schritt, den sie tat, wich es gleichsam zurück
    und führte sie fort durch den Wald Stück um Stück.


    Nebel und Licht und Stimmen im Wind,
    die locken und rufen und sonderbar sind.
    Hüte dich, Wanderer, weiche, gib acht!
    Und betritt nicht den Wald der Zauber bei Nacht.


    Bald hört' sie Gesang aus den Bäumen, den Höh'n,
    sie blickte starr auf das Licht, sie wollte nichts seh'n.
    Der Klang war so fremd, daß das Herz ihr schier brach,
    doch sie wäre verlor'n, gäb' dem Locken sie nach.
    Jemand rief ihren Namen, eine Stimme, so schön,
    bat sie zu ihm zu kommen, kaum konnt' sie widersteh'n.
    "Komm, ich bringe dir Liebe und Schönheit und Glück!"
    "Nein, denn wenn ich dir folge, kehr' ich nie mehr zurück."


    Nebel und Licht und Stimmen im Wind,
    die locken und rufen und sonderbar sind.
    Hüte dich, Wanderer, weiche, gib acht!
    Und betritt nicht den Wald der Zauber bei Nacht.


    Aus Schatten und Nebeln trat eine Gestalt,
    mondweiß und schön, die dunklen Augen uralt.
    "Komm, Menschenfrau, lieg' bei mir diese Nacht!
    Ich zeig' dir Zauber und Träume, bis der Morgen erwacht."
    "Ein Kuß deiner Lippen kostet mich wohl ein Jahr,
    die Nacht in deinem Arm macht weiß mir das Haar.
    Fee, Troll und Elf treibt mit uns nur sein Spiel;
    laß' mich geh'n, guter Geist, weil leben ich will!"


    Nebel und Licht und Stimmen im Wind,
    die locken und rufen und sonderbar sind.
    Hüte dich, Wanderer, weiche, gib acht!
    Und betritt nicht den Wald der Zauber bei Nacht.


    Sie wehrt sich nicht mehr, als er zieht sie heran,
    schon vergessen, versunken, verloren im Bann.
    Als seine Lippen sich nähern, ist die Welt ihr schon weit,
    der schöne Tod ist ein Zauber, fern von Raum und von Zeit.
    Tief stand der Mond nun über dem Wald,
    nah war der Tag und die Tauluft eiskalt.
    Tief im Feenarm lag still die Menschenfrau, d
    ie Nacht wich zurück und der Himmel wurd' grau.


    Nebel und Licht und Stimmen im Wind,
    die locken und rufen und sonderbar sind.
    Hüte dich, Wanderer, weiche, gib acht!
    Und betritt nicht den Wald der Zauber bei Nacht.


    So fiel das erste Licht auf das Laub von den Höh'n,
    wo für die Frau aus dem Dorf rasch die Jahre vergeh'n.
    In dem Strahl wird der Fremde zu Rauch und zu Licht,
    läßt bleich und schwach sie zurück, doch tötet sie nicht.
    Hell stand der Tagstern nun über dem Pfad,
    als die Frau aus dem Dorf aus dem Wald heraustrat.
    Das Haar weiß wie Schnee, marmorbleich auch die Haut
    von dem Zauber des Waldes, der die Zeit ihr geraubt.


    Nebel und Licht und Stimmen im Wind,
    die locken und rufen und sonderbar sind.
    Hüte dich, Wanderer, weiche, gib acht!
    Und betritt nicht den Wald der Zauber bei Nacht.

  • Oh, habt vielen Dank, Emerald. Das ist Balsam für die Stimme.


    Sichtlich genießend nimmt Bellaria einen Schluck von dem heißen, köstlichen Met, bevor sie ein weiteres Lied anstimmt.



    Komm her und lausche meiner Stimme,
    ich hab Dir was zu erklären.
    Hörst du das Herz in meiner Brust,
    pass auf, ich hab Dich gern.


    Weiß nicht genau wann es passierte,
    ein unbeschreiblicher Moment.
    Ich sah Dich an und in mir rührte,
    sich ein Gefühl, das brennt.


    Hielt mich fortan in Deiner Nähe,
    war stets bei Dir, wenn Unheil droht.
    Verscheuchte Schatten und Probleme,
    hielt Wacht bis ins Morgenrot.


    So ging es über viele Jahre,
    in mir der Sturm schon schmerzhaft tobt.
    Schließ Dich im Traum in meine Arme,
    während ich Dir Treue gelob.


    Sieh, Du Schöne, was ich habe...
    Willst Du diesen Ring von mir?
    Streif ihn über und dann sage:
    Ja, fortan gehör' ich Dir!


    Sieh, Du Schöne, was ich habe...
    Willst Du diesen Ring von mir?
    Streif ihn über und dann sage:
    Ja, fortan gehör' ich Dir!

  • Diadras Wangen begannen vom Met zu glühen.


    Aber natürlich, den Krieger nehme ich doch immer!


    Nun verfärbten sich ihre Wangen kirschrot und sie stotterte


    ...also...ich meine...ihr habt ja Erfahrung als Beschützer...so meinte ich das...


    Sie heftete ihren Blick auf den Inhalt ihres Humpen und nahm einen weiteren Schluck ohne aufzusehen.

  • Emerald musste sich zwingen, nicht laut zu lachen, aber seine Mundwinkel zuckten heftigst nach oben.
    Aber das hätte ich doch niemals anders zu verstehen gewagt....also....niemals...


    Als er sich wieder etwas im Griff hatte, summte er Bellarias Lied mit und sang etwas abwesend am Ende leise den Refrain mit. Als er bemerkte, was er gerade tat, errötete er etwas und schaute schnell aus dem Fenster.

  • Aber selbstverständlich! Wir mögen ein armes Land sein, aber daran soll es nicht fehlen...den schließlich sind wollen wir auch ein glückliches Land werden.


    Er sah, dass Bellarias Becher noch fast voll war und goss Diadra aus dem Krug nach. Danach stand er auf, hob er seinen Becher und prostete den anderen Gästen laut zu.


    Auf Renascân, auf das kommende Jahr, auf uns!