Die Anlegestelle von Renascân

  • "Ja, den Geist der Menschen kann man auch heilen. Aber es ist viel schwieriger, als Knochen aneinanderzufügen oder Fleisch zu nähen", gibt Alanis ernst zurück. "Und fast jede Verrücktheit hat ihre Wurzel irgendwo. Man muss sie packen und ausmerzen, denn die Verrücktheit richtet viel Leid an, da, wo sie unentdeckt oder geduldet ist." Ihr Gesicht entspannt sich wieder.

  • Alanis setzt sich auf ein Kabel Taue und erklärt:


    "Viele Verrücktheiten kommen von einer normalen Verletzung. Ein Schlag auf den Kopf oder den Nacken kann im Kopf eine Veränderung hervorrufen, die sich im Verhalten und Denken einer Person niederschlägt. Zweitens kann die Beeinflussung durch Magie Wahnsinn hervorrufen. Und schließlich gibt es drittens die Erfahrung, die den Menschen verrückt macht. Viele, die mannigfaltiges Leid erfahren und deren Seele leidet, werden eines Tages verrückt."

  • "Na da bin ich ja froh, das ich noch nicht verrückt bin!"


    sie grinst
    "Oder noch keinen auf den Kopp bekommen habe!"


    sie überlegt kurz und lacht
    "Aber wo fängt denn verrückheit an...ich meine, wenn ich manchmal irgendwelche Leute kennenlerne, denke ich auch, der oder die spinnt!"


    sie überlegt weiter
    "und wenn es aus den Lebenserfahrungen kommt....ich meine, wieso llernt man nicht draus...also meine Großmutter hat sowas immer gesagt...und die war nicht verrückt...die war weise!"


    sie nickt bei ihren Worten

  • Alanis lächelt.


    "Mein Großvater war auch weise - auch wenn er den einen oder anderen Tick hatte. Ich glaube, daß Wesen ein bestimmtes Maß an schlimmen Erfahrungen ertragen können. Dieses Maß ist bei den einen größer, bei den anderen kleiner. Je größer die Erfahrung im Lebensalter wird, desto mehr nehmen die kleinen Absonderlichkeiten zu. Das Zucken eines Augenlids. Vergesslichkeit. Absonderlicher Kleidungsstil - es gibt viele Beispiele. Ist die Grenze jedoch überschritten, ist die Person eine Gefahr für sich selbst und andere Personen." Sie denkt kurz nach. "Ich war auf einer Abtei, die von dämonischen Mächten heimgesucht wurde. Die Bewohner hatten Angst, weil sie bedroht wurden, doch die fanden den Mut, uns zu helfen, um selbst heil aus der Sache herauszubekommen. Ein recht junger Geschichtenerzähler jedoch hatte den Grat überschritten. Er schlief nicht mehr, zitterte, hielt sich versteckt und klammerte sich mit einer Gewalt an mich, die mir die Knochen brach. Das definiere ich als Verrücktheit."

  • "Das ist nicht schön...ich meine das Erlebnis....und das hat dir nicht den Kopf kaputt gemacht?"
    sie schaut Alanis fragend an
    grübelt kurz
    "Bis jetzt habe ich ja wirklich Glück gehabt. Mir sind bloß einmal irgendwelche Dämonen über den Weg gelaufen...als ich n einer Taverne gearbeitet habe...."
    sie lacht plötzlich los
    "und weißt du,wie ich die losbekommen habe...mit nem Eimer eiskaltem Wasser...und es war Winter...."
    sie kichert
    "anscheinend mögen Dämonen es nicht kalt"

  • Alanis geht über die erste Frage wortlos hinweg. Bei der Erwähnung von Dämonen lächelt sie leicht und neigt den Kopf.


    "Ich werde den Tip sicherlich beherzigen, wenn ich das nächste Mal einen treffen. Bei Dämonen gibt es leider keine Standardlösung. Ich habe schon welche getroffen, die einfach nur wieder in ihre Sphäre wollte und es hier bei uns doof fanden - und andere, die direkt diese Sphäre übernehmen wollten."

  • "Oh." Alanis sackt ein Stückchen in sich zusammen. "Entschuldige bitte. Ich erkläre es Dir."


    Sie holt ihr Buch heraus, nimmt einen Stift zur Hand und malt einen Punkt, den sie mit mehreren, stetig größer werdenden Kreisen umgibt. Dann dreht sie das Buch zu Moreta und und zeigt auf den Punkt.


    "Das hier ist nur ein Bild von Dingen, von denen wir wissen, dass es sie gibt, aber nicht ganz genau, wie wir aussehen. Hier, dieser Punkt in der Mitte, das ist unsere Welt." Sie deutet mit dem Stift darauf, dann auf die Ringe. "Doch unsere Welt ist nicht einzigartig. Sie ist von anderen Welten umgeben, die sich Spähren nennen. Gelehrte können nur spekulieren, wieviele andere Welten es gibt. Eine ist zum Beispiel die Sphäre der Wesen, die die meisten Menschen Götter nennen. Eine andere die Sphäre der Geister. Wieder eine andere die Sphäre der Feenwesen, die man auch Anderswelt nennt. Dann gibt es sicherlich die eine oder andere Spähre, in der das lebt, was wir Dämonen nennen. Diese können riesengroß, gehörnt und furchtbar gefährlich sein, doch ich traf schon welche, die wie Menschen aussehen und keinesfalls Krieg und Zerstörung im Sinn haben. Alle diese anderen Welten haben Punkte, in denen sie unsere Welt berühren. Man kann diese Punkte gewaltsam durch den Einsatz von priesterlichen oder magischen Kräften aufreißen, doch es gibt sie auch auf natürliche Art und Weise. Warum - das weiß niemand so genau." Fragend blickt sie zu Moreta.

  • "Früher hab ich auch mal vollkommen normal geredet, glaub mir - bevor ich Priesterin wurde." Alanis grinst breit. "Tja, man kann sich seine Berufung eben nicht aussuchen. Hätte mir jemand vor fünf Jahren gesagt, daß ich heute über Sphären rede und verstehen kann, was ein Akademiemagier erzählt, dann hätte ich Dir einen Vogel gezeigt."

  • Alanis verschränkt die Arme und lehnt sich in ihrem eher unbequemen Sitz auf dem Kabel Tau ein wenig zurück, bis ihr Rücken an der Bordwand lehnt.


    "Ja, meistens tue ich das. Wenn ich nicht gerade Chaos anrichte." Ihre Augen blitzen kurz amüsiert auf, dann wird sie wieder ernst.

  • "Ich bin dafür bekannt, dass ich Probleme nahezu magisch anziehe. Wie übrigens alle anderen Mitglieder meiner Religion auch. Ob das auch für Meanor zutrifft, weiß ich allerdings nicht. Da musst Du ihn schon selbst fragen." Sie schmunzelt, steht auf und streckt sich, dass ihre Knochen knacken. "Und, geht's dem Magen besser?"

  • Überrascht fasst sich Mori an den Bauch


    Freudig antwortet sie
    "Ja...viel besser. Aber ob das an dem Zeug liegt oder an unserer Unterhaltung weiß ich nicht."


    sie steht ebenfalls auf und schaut sich um
    "Weißt du eigentlich, wie lang wir noch brauchen?Ich habe irgendwie kein Zeitgefühl mehr"
    sie lächelt zufrieden, als ein Matrose an ihnen vorbeimarschiert und den beiden Frauen zuzwinkert

  • Alanis wirft einen prüfenden Blick über die bleigraue See, die sich in schaumgekrönten Wogen gegen das Schiff wirft, und deutet dann voraus.


    "Noch ein, zwei Stunden", erklärt sie. Am Horizont zeichnet sich ein schmaler Strich dunkler Landmasse ab, der minütlich größer erscheint.


    An Bord bricht rege Betriebsamkeit aus, die sich steigert, je näher sich der Handelssegler dem Kai Renascâns nähert. In einem geschicken Manöver gleitet das Schiff schließlich ins Hafenbecken, das Tuch wird eingeholt und das Schiff dreht bei. Sachte schlägt es an der Mooringtonne an. Die luvseitigen Heckleinen werden ausgebracht, dann die Bugleinen und schließlich kommt das große Gefährt zum Stillstand.


    Dann bricht erneut Chaos aus, denn die Waren an Bord werden von den Händlern, die mit Fuhrwerken am Kai stehen, schon sehnsüchtig erwartet. Kisten- und fässerweise verlassen Tee, Stoffe und Gewürze, Werkzeuge und Baumaterial, Alkohol und andere Luxusgüter. Die Seeleute sind mit den Passagieren dabei nicht zimperlichen, weshalb Alanis mit einer Grimasse den durch den Zusammenprall mit einer Kiste entstandenen blauen Flecken an ihrer Schulter massiert, als sie endlich über den Steg an Land gelangt ist.

  • "Ehrlich gesagt - keine Ahnung, wo der wohnt. Ich weiß, dass er hier an den Akademie unterrichtet. Dort könnten wir uns sagen lassen, wo er wohnt." Alanis stemmt die Hände in die breiten Hüften und versucht, sich einen Überblick über die Siedlung zu verschaffen. Der untere Teil der Stadt scheint das Handelszentrum zu sein, der obere Teil diente wohl dem Rest des Lebens. Der Weg, der sich den sanft ansteigenden Hügel hinausschlängelte, sah nicht so steil aus, als dass er nicht zu bezwingen wäre. "Ich für meinen Teil stehe beim Katschmaret mit 6 Gold in der Kreide - ich kann mir keinen Karren leisten." Sie grinst und schultert ihre Kiepe, was ihre Gestalt beträchtlich schwanken lässt.