In den Wäldern Montralurs

  • Feena hatte auf Corridiels Antwort hin gelächelt, aber das Lächeln hatte ihre Augen nicht erreicht.


    "Dies ist mitnichten ein Verhör, Corridiel. Aber ich glaube, dass es gut und vernünftig ist, wenn sich Reisegefährten ein wenig kennenlernen. Bislang hast du uns von dir nur sehr wenig erzählt, dich stattdessen in geheimnisvollen Andeutungen ergangen, erwartest aber von uns, das entnehme ich deinen Äusserungen, dass wir dich unvoreingenommen bei uns aufnehmen und dir vertrauen sollen. Passt das zusammen? Ich verlange nicht, dass du alles von dir Preis gibst, sowie du auch von mir nicht alles erfahren kannst."


    Als Xanthia aufstand, nickte Feena.


    "Belassen wir es für's erste dabei. Wir wollen weiter."


    Sie nahm erneut das Pferd beim Zügel und schritt wieder voran.

  • "Nein, eine Abmachung hatten wir nicht, und Ihr müsst auch nicht, Xanthia - Ihr wisst, wie ich das gemeint habe..."
    Er schaute sich um.
    "Vielleicht sollten wir wirklich weiter!"
    Innerlich verfluchte er sich aber, dass er so viel von sich preisgegeben hatte...

  • Xanthia zuckte auf Corridiels Antwort hin die Schultern und lachte.


    Wie Feena bereits sagte, es ist gut, wenn Reisegefährten einander etwas besser kennen. Ich bin mit ihr da einer Meinung. Aber dennoch bleibt es jedem frei überlassen, selbst zu wählen, in wie weit er Einblick in seine Geschichte geben möchte oder was er zu teilen gedenkt. Doch Feena hat in meinen Augen bereits zu diesem Punkt alles gesagt, daher ...


    Sie forderte Corridiel mit einer leichten Geste auf mit ihr zu gehen.


    ... was möchtet ihr wissen ?

  • Der Elb zwinkerte ihr zu.
    "Ich finde, das passt besser an einem ruhigen Lagerfeuer als mitten im Wald. Und wenn ich ehrlich bin - ich möchte mir von meinen Reisegfährten mein eigenes Bild machen, daher stört es mich weniger woher sie kamen und was sie machten..."

  • Ah ..“ antwortete Xanthia trocken„Mal abgesehen davon, dass ich persönlich glaube, das das Woher und Warum durchaus wichtig sind, gedenkt ihr also den weiteren Tag über schweigsam zu wandern und weitere Gespräche zu vermeiden?“ Sie sah den Elfen von der Seite her an und schmunzelte in sich hinein. „ Das wird aber ein langer Tag werden.

  • "Nein, das dachte ich indes nicht. Wenn wir während dem Wandern auf dieses Thema kommen - auch gut. Ich sehe es aber als etwas sehr Persönliches an, was man nicht zwischen einer Esche und einer Hainbuche erzählen sollte - man kann aber durchaus, wenn man will. Ich würde mich freuen, etwas von euch zu hören, so viel Ihr eben wollt. Wann und wo. ist letztlich Euch überlassen, da ich niemanden auch nur zu irgendetwas nötigen will!"

  • Feena hörte dem Gespräch hinter ihr nicht weiter zu. Sie grübelte ein wenig und versuchte, sich ein Bild über Corridiel zu machen.


    Dann wurde ihre Aufmerksamkeit auf ein Geräusch weit voraus gelenkt. Sie hörte Wasser. Es schien ein Bachlauf in der Nähe zu sein, danach hatte sie gesucht. Sie änderte ein klein wenig die Richtung und hielt auf das Geräusch des fliessenden Wassers zu.

  • Auch Corridiel hielt inne und schnüffelte - Wasser! Feena war schon vorangegangen und der Elb dreht sich zu Xanthia um:
    "Ich glaube, Feena hat einen Wasserlauf gefunden - wunderbar! Kommst Du mit?"
    Und ein wenig war er auf die Art der Antwort gespannt...

  • Xanthia sah Corridiel an und augenblicklich wurden ihre Augen kalt. Sie mochte diese Art der Spielchen nicht.


    Mit betont höflicher, jedoch plötzlich sehr distanzierter Stimme gab sie ihm zur Antwort:



    " Geht nur Vorraus Corridiel Aharin. Ich werde Euch folgen." Und mit klarem Nachdruck fügte sie hinzu: "Doch möchte ich Euch ein weiteres mal bitten, es mir zu überlassen, wem und wann ich eine vertrauliche Anrede gestatte und wann nicht !"

  • Der Elb sah ehrlich zerknirscht aus.
    "Seht mir das bitte nach, ich bin es wirklich nicht gewöhnt, jene förmliche Anrede zu benutzen, verspreche Euch aber, das ich mir Müge geben werde, dies einzuhalten.."


    Der große Elb grinste in sich hinein, als er an Xanthia vorbei zu Feena ging - so etwas ähnliches hatte er erwartet. Abermals zuckte er mit Schultern, wie er es so oft getan hatte.

  • Feena hörte jemanden näher kommen und verlangsamte etwas ihren Schritt. Das Pferd auf die eine Seite dirigierend, lies sie so an ihrer anderen Seite Platz.


    "Wasser."


    Sie deutete im weitergehen voraus.

  • Corridiel nickte.
    "Ich habe es gerochen! Und das trifft sich gut, meine Vorräte sind nicht mehr so üppig und so richtig frisch ist das restliche Wasser auch nicht mehr!"

  • Xanthia nickte nur knapp und sah Corridiel nach, als er zu Feena ging. Aber ihre Augen hatten trotz dessen Entschuldigung nichts von ihrer Kälte verloren. Bewegungslos verharrte sie an ihrem Platz.

  • Feena schaute skeptisch von der Seite zu Corridiel auf.


    "Gerochen?"


    Sie zog eine Grimasse.


    "Xanthia erwähnte heute morgen, dass wir dringend frisches Wasser benötigen. Somit habe ich danach Ausschau gehalten."


    Jetzt bemerkte Feena, dass das Geräusch gehender Füsse hinter ihr fehlte. Sie blieb stehen und drehte sich um. Selbst auf die Entfernung von einigen Schritt konnte sie Xanthias Zorn spüren, dafür musste sie nicht einmal in deren Gesicht schauen. Sie blickte zu Corridiel, dann wieder zu Xanthia und nochmals zu Corridiel. Mit einer Stimme in der bereits ein leichter Befehlston mitschwang verlangte sie von Corridiel zu wissen:


    "Was ist passiert?"

  • "ich glaube, ich habe sie verärgert," meinte der Elb ehrlich betrübt.
    "Ich habe sie wieder geduzt, obwohl sie das nicht möchte... es tut mir auch leid und ich werde probieren, das es nicht wieder passiert!"

  • "Und ja - gerochen!"
    Er ging an das Ufer des kleines Baches und zeigte auf ein paar Pflanzen.
    "Krebsschere - sie haben einen charakteristischen Duft - und sie wachsen nur am Wasser."

  • Einigermasse erstaunt über Corridiels Verhalten, war Feena für einen kurzen Augenblick sprachlos. Sie atmete einmal tief durch.


    "Du solltest dich bei ihr entschuldigen und nicht bei mir, findest du nicht? Und du bist dir ganz sicher, dass es nur das war, was sie so verärgert?"


    Feena hatte Mühe ihren Ärger zu unterdrücken. Die ganze Situation hatte etwas lächerliches. Und dieser Elb benahm sich wie ein Kind. Wenn sie nur wüsste, warum. Sie biss sich auf die Lippen, eine entsprechene Bemerkung runterschluckend.


    Seine Bemerkung über die Pflanze ignorierend und ohne seine Antwort abzuwarten, schmiss sie die Zügel des Pferdes über einen Ast und ging ein paar Schritte auf Xanthia zu.

  • Der Elb sah verblüfft Feena hinterher - mit den beiden Damen konnte es wirklich sehr anstrengend werden. Er überlegte fieberhaft, was er falsches gesagt haben könnte, bis auf die vertrauliche Anrede. Aber er kam auf nichts - zumindest auf nichts, was nicht vorher ihm an den Kopf geworfen worden war.


    So schüttelete er etwas verärgert den Kopf und machte sich daran, seine Wasserschläuche auszuspülen und aufzufüllen.

  • Xanthia sah Feena auf sich zu kommen und versuchte sich zu entspannen. Doch nur mühsam konnte sie ihre Ruhe wieder zurück gewinnen. Sie glaubte zwar, dass Corridiel seine Entschuldigung ehrlich meinte, doch wahr sie sich auch sicher, dass der Elf versucht hatte sie zu testen. Und Dinge dieser Art hasste sie ! Sie lies nicht mit sich spielen, nicht mehr !

  • Bei Xanthia angekommen, warf Feena dieser einen leicht besorgten, prüfenden Blick zu. Etwas schien Xanthia sehr aufgebracht zu haben. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass das lediglich mit dem versehentlichen Dutzen zu tun hatte.


    "Alles in Ordnung?", fragte sie leise.