Die Küste von Renascân

"Außer der Fressgeschichte - nun, mir sind immer einmal wieder Feen begegnet. Bei der einen Gelegenheit machten Sie sich einen Spaß daraus, Menschen mit Zaubern zu belegen, um sie zu ihren Marionetten zu machen - an sich lediglich eine Frechheit, aber in diesem Fall hatten sie sich die Männer und Frauen ausgesucht, die dazu auserkoren waren, uns durch ein Meer aus Blut zu führen - wie Du es genannt hast."

Alanis Stirn ist gerunzelt.

"Dekadenz, Arroganz und vollkommene Missachtung der Situation."

"Was für Fey waren es?"

"Pooka, glaube ich. Eigentlich harmlos, hielten sich aber doch für etwas Besseres. " Alanis versucht sich zu erinnern - war das wirklich schon so lange her? "Und ich glaube, geschwindelt haben sie auch meisterlich."

Sie lachte. "Ohhhh Pooka... eine Ausnahme von der Regel. Pooka können nicht die Wahrheit sagen - da liegt der Knackpunkt. Ansonsten sind sie harmlos und oft mit Süßem zu beschäftigen..."

"Also diese Pooka waren nicht harmlos. Sondern schadenfroh und fies." Alanis verzieht das Gesicht. "Auch einem Sluagh bin ich schon begegnet - und Bean Sídhe. Beides war eher unangenehm."

"Kleine mistige Viehcher!" murmelte sie leise.

"Sluagh sind Geheimniskrämer, mit denen man gute Geschäfte machen kann - eine gute Art sie sich vom Hals zu halten. Wenn sie jedoch Teil einer wilden Jagdt sind hilft einem nichts mehr... Und Bean Sidhe sind ein Fall für sich... vom Schicksal gebeutelt und verraten."

"Ich kann für die meisten Dinge im Leben Verständnis aufbringen - aber wenn mir so eine Fee zu nahe kommt, dann behalte ich mir das Recht vor, mich zu verteidigen."

Eine große Welle schwappt heran und durchnässt Alanis bis zum Knie.

"Sie es so: nicht anders geht es uns mit euch Menschen. Ich darf auch nicht jeden fanatischen, brandschatzenden Priester am nächsten Baum aufknüpfen... in dem Fall gibt es wenig unterschiede. Doch anstatt Leben und Leben lassen wird zugeschlagen. So ist diese Welt. Soll ich dir sagen was ich mit diesen Pooka gemacht hätte? In die erste Reihe hätte ich sie geworfen und da wären sie dann geblieben. Oder ich hätte den Salzbeutel geschwenkt." sie lächelte. Die Welle die Alanis bis zum Knie durchnässt hatte, war Sonea bis zur Bauchmitte gegangen. das teure Kleid umfloss die Hsien wie eine Blüte.

"Ah, mit Fanatikern kenne ich mich aus. Die Flamme der Läuterung habe ich schon das ein oder andere Mal knapp verpasst - Elementarglaube ist in den Augen der Göttergläubigen nicht gerne gesehen, wie Du weißt."

Mit der Fußspitze beginnt sie, Muster in den Sand zu malen, die sofort wieder von der nächsten Welle verschluckt werden.

"Jeder andere Glauben ist für einen Fanatiker unerwünscht..." lachte sie bitter auf.

"Naja, manchmal bin ich auch ganz schön fanatisch - ich glaube in einer der alten Sprachen heißt es nichts anderes als 'göttlich inspiriert'." Sie lächelt vor sich hin. "Ich leugne die Existenz von Göttern ja gar nicht. Es gibt sie. Manchmal brüllen sie einem in's Ohr, manchmal sind die wohlwollend. Aber ich glaube nun einmal, dass die Elemente die Grundlage von allem sind, das Ei vor dem Huhn - oder das Huhn vor dem Ei?"

"Wir glauben das zuerst das Nichts kam, dann der gedanke der den großen Traum schuf. Zuerst war da Chaos und aus ihm formten sich die Elemente, erst später kamen die Hohen - wie wir die Götter nennen. Doch die Hohen wandten sich ab vom großen Traum und begannen eigene Welten zu schaffen... doch glauben heißt nicht Wissen Alanis. Schon mancher Gott entpuppte sich als Dämon... wenn ich fanatisch für eine Sache einstehe dann ist es Freiheit. Lichte Fanatiker... haben mich in die Schatten getrieben."

Sie kam zurück ans Ufer und zog das Überkleid aus. Das weiße Unterkleid klebte ihr nass von der Hüfte abwärts am Körper.

"Hast du schon einmal gesehen was übrigbleibt wenn Fanatiker foltern? Und da nehmen sich weder Lichtbringer noch Drow etwas..."

"Ja, ich habe schon gesehen, welche Reste die, die sich das reine Licht nennen, hinterlassen. Und ebenso die Reste dessen, was Dunkelheit vermengt mit Chaos zurücklässt."

Sie blickt nachdenklich in die Ferne, denkt an brennende, alte Frauen, an Kienspan unter Fingernägeln, an verstümmelte Elfen und geschändete Frauen. Die Erinnerungen lassen sich lebhaft auf ihrem Gesicht ablesen.

"Götter und Dämonen wirken beide in unserer Sphäre - der Unterschied ist oftmals allzu gering. Und natürlich hast Du Recht, dass Glauben nicht Wissen ist. Deswegen sehe ich davon ab, offen zu predigen und zu missionieren. Jeder hat seinen Glauben. Ich kann nur berichten - zu bekehren käme mir in den meisten Fällen falsch vor."

Sie hielt Alanis die Hand hin. "Du hast es gesehen und davon gehört... lass mich dir etwas zeigen. Ich werde dabei weder nach deinem Geist greifen oder dich sonstwie beeinflussen, das verspreche ich."

Alanis überlegt, die Skepsis ist ihr sichtlich in's Gesicht geschrieben.

"Ich habe ein männliche Fee kennegelernt, der mir Bilder meiner Geschichten über einer Kerzenflamme zeigen konnte - ich glaube er hieß Llewellyen. Nun, mal sehen, was Du mir zeigen wirst."

Sie legt ihre Hand in Soneas Hand, wenngleich in ihrer Stimme die Furcht mitschwingt vor dem, was sie sehen könnte.

"Lewellyen ap Ailil ni Eiluned ist ein verräter an der eigenen rasse." sprach sie kalt. "Er wird dafür gerichtet werden."

Sonea nahm Alanis Hand und führte sie zu ihrm Rücken. Alanis Finger berührten Narben, Furchen welche man nicht sah. Doch die Heilerin fühlte den Unterschied zwischen verbrennungen, Schnitten, Peitschenhieben... Und jede davon hatte ihr Gesichte... doch keine davon drängte sich Alanis auf, nur wenn sie es sehen wollen würde, dann könnte sie es.

wenn du Lust hast, dann später per ICQ, das is nix für Foren die jeder Lesen kann *g*

Sonea trat einen Schritt von Alanis weg. "Mein Körper kann keine Narben bekommen, doch wenn, würde ich schlimmer aussehen als jeder Untote. Was du gefühlt hast sind Narben der Seele. Dinge die mich jede Nacht heimsuchen - und es wird niemals enden."

Alanis Hand, die Sonea am Ende sanft weggeschoben hat, legt sich zitternd hinter ihren Rücken, wo sie sie mit ihrer anderen Hand verschränkt. Ihre Augen sind groß, sie ist wieder sehr blass und froh, dass sie einige Dinge nicht gesehen hat.

"Ich will - ich kann - nicht" , stößt sie hervor und wendet sich für einen Moment ab, das Gesicht in die Hände bettend, mit den Handflächen die Augen überstreichend, so als könne sie die Bilder aus ihrem Gedächtnis fortwischen. Warum nur war sie so neugierig?

"Ssschhhh..." Sonea strich der jungen Frau sanft über den Rücken und zog sie dann sanft in ihre Arme...

"Verstehst du jetzt. Ich habe mehr Grund für Intoleranz als viele Andere, mehr Grund für Hass. Doch ich finde dies ist kein Weg. Und ja, ich finde ich habe gewisse Rechte und einen darf einen gewissen Stolz haben, nachdem was ich zum Teil durchlebte."
Sie klang nicht überheblich, nur traurig.

Alanis schüttelt nur den Kopf, nickt, schüttelt ihn wieder, alles an der Schulter der Fey. Ihr fehlen in diesem Moment sowohl Selbstbeherrschung als auch ein klarer Gedanke.

"An - Deinem Hass wollte ich nicht rühren. Sonst finde ich ihn wieder, bei mir", murmelt sie. "Und es tut mir Leid, wenn ich-."