Das Gebäude der Späher

  • Diana verschränkte die Arme.


    "Danke. Du nicht."


    gab sie giftig zurück. Nicht gerade sehr schlagfertig, aber etwas besseres fiel ihr gerade nicht ein.


    "So wie ich ihn kenne, wird er sicherlich auch noch eine Weile unterwegs sein. Such doch im Wald nach ihm."


    setzte sie dann nach und krauste die sommerbesproßte Nase.

  • "Och, es gefällt mir hier gerade sehr gut. Ich denke ich warte hier noch ein bisschen."


    "Dir muss ich ja auch nicht gefallen. Hauptsache Gerion sieht das anders", fügte sie hinzu und musterte Diana dabei direkt.


    "Was hast du mit deinem Gesicht eigentlich angestellt? Wolltest du ein Kätzchen fangen?"

  • Diana durchbohrte Mira mit Blicken, aber ein guter Konter fiel ihr nicht ein. Sie verzog ihren Mund und verschränkte die Arme vor der Brust. Alles in allem kein unhübscher Anblick, jedoch für eine Frau wie Mira vermutlich weniger reizvoll.


    "Ich habe sie gefangen." betonte sie in der vollen Gewissheit, dass es nicht so einfach war eine Katze zu fangen, die das nicht wollte. Möglicherweise hätten ihre Worte auch das ihnen geziemende Gewicht bekommen, hätte sie dazu erwähnt, dass es eine Anschleichübung gewesen war und die Katze das wirklich nicht gewollt hatte. Also gefangen zu werden. Die Kratzer waren wohl vollste Absicht gewesen. Aber das vergaß sie leider zu erwähnen.
    Das Tier hatte ihr nicht nur diese Kratzer beigebracht sondern die Fänge auch tief ins Handgelenk geschlagen. Und das hatte sich leider entzündet. Man hatte ihr diese Salbe gegeben, aber trotzdem pochte die Wunde unter dem Verband noch sehr deutlich.

  • "Wirklich? Das Tierchen war ja wohl weniger begeistert."


    Mira konnte das dem Tier nicht verübeln, nein, eigentlich konnte sie es verstehen.


    "Hat sich wohl belästigt gefühlt."


    Sie war ein wenig neidisch, wie einfach eine Katze das Problem lösen konnte.

  • Für einen kurzen Moment kam in Mira die Heilerin durch und sie hätte beinahe gefragt, ob sie sich die Wunde am Handgelenk mal anschauen soll, als ihr Blick auf den Verband darum fiel. Dann jedoch erinnerte sie sich, wer vor ihr stand und alle Fürsorge war verschwunden.


    "Sagte ich doch schon. Es gefällt mir hier. Überhaupt, was geht es dich an?", fragte sie mit leichter Schärfe in der Stimme.

  • Mira machte einen Schritt von dem Kies weg, als sie das Zucken bemerkte.


    "Soll ich mir deine Hand mal anschauen.", fragte sie daher mit professioneller, ruhiger Stimme.


    Gleich darauf bereute sie es. Warum konnte sie es nicht einfach lassen? Warum hatte sie nicht einfach den Mund gehalten? Sie war sich sicher, dass sie die letzte war, von der Diana sich helfen lassen wollte.

  • Eine Strähne ihres schwarzen Haares stand Diana ins Gesicht und sie starrte Mira aus ihren grauen, leicht zusammen gekniffenen Augen an. Allein das kaum sichtbare Zittern ihrer Unterlippe ließ darauf schließen, dass es in ihrem Kopf arbeitete.
    Sie biss die Zähne zusammen, dass die Kiefermuskeln sich deutlich spannten und krempelte den Ärmel ihrer Tunika hoch.


    "Es heilt nicht."


    Der Verband zeigte am Handgelenk einen Fleck, wo es scheinbar durchgenässt hatte.

  • Für einen kurzen Moment ist auf Miras Gesicht Iritation und echte Verwunderung zu sehen. Dann hat sie sich wieder gefangen.


    "Katzenbisse sind nicht zu unterschätzen. Wann ist das denn passiert und was hast du bis jetzt mit der Wunde gemacht? Hat schon jemand drauf geschaut?"


    Langsam streckt sie die Hand nach Dianas Arm aus. Zögelich, sie rechnet jeden Moment damit, dass Diana ihren Arm wegzieht.

  • Vorsichtig wickelt Mira den Verband ab. Das Handgelenkt ist dick geschwollen und die Bisswunde nässt und eitert. Mira zieht zsichent Luft ein, als sie die Wunde sieht.


    "Die sollte dringend gesäubert werden. Ich habe ein paar Sachen dabei und auch frische Verbände, aber ich bräuchte einen Eimer Wasser."


    Sie blickt auf das Gebäude der Späher. Etwas wiederwillig fragt sie: "Habt ihr noch Wasser drinnen? Am besten abgekochtes vom Tee machen?"

  • Der Unterarm war deutlich heiß. Die Stellen, wo die spitzen Zähne die Haut durchdrungen hatten, waren verkrustet und stark gerötet. Es mochte so scheinen, dass sich einzelne Adern deutlicher unter der Haut hervorhoben als andere und unter der blassen Haut dunkelrot schimmerten.


    "Ihr Heiler könnt auch nicht aus eurer Haut raus, was?"


    sagte Diana und es klang weit weniger bissig, als es wohl am Anfang hatte werden sollen. Bei einer weiteren Berührung zuckte sie wieder zurück. Kritisch beäugte sie selbst ihren Arm und rümpfte die Nase.


    "Scheißkatze."


    stellte sie dann fest.


    "Vielleicht hat Lamask noch.."


    Sie schaute Mira etwas verunsichert an und machte Anstalten ihr voran in die Unterkunft der Späher zu gehen.

  • "Na dann los, lass uns schauen ob noch Wasser da ist.", meinte sie mit einem aufmunternden Lächeln. Wenn man ganz genau hinhörte, konnte man allerdings die Anspannung in ihrer Stimme hören.


    Mira ließ Diana voran gehen. Vor der Tür zögerte sie kaum merklich um dann Diana weiter zu folgen.


    Wie hatte sie sich nur in diese Situation bringen können? Alleine mit Lamask und Diana... Mit Diana wurde sie ja fertig, aber Lamask. Du hast schon schlimmere Dinge erlebt, versucht sie sich selber zu beruhigen. Denk an den sechshörnigen Dämon. Aber es wollte ihr nicht so recht gelingen. So schlimm schien der Dämon im nahhinein garnicht gewesen zu sein. Da drinnen wartete immerhin Lamask.

  • Der Wohnraum war soweit leer doch in der Feuerstelle war noch Glut übrig. Diana legte Holz nach, was nicht lange brauchte um Feuer zu fangen. Ein Blick in den Kessel über der Kochstelle zeigte, dass in der Tat noch Wasser da war.


    "Da ist noch was. Aber das ist... kochend heiß. Hing wohl die ganze Zeit über der der Glut."


    Der Gedanke, dass Mira möglicherweise kochendheißes und nicht nur abgekochtes Wasser benötigen könnte, schien ihr nicht gerade zu behagen. Im hinteren Teil des Gebäudes kramte irgendjemand, kam aber vorerst nicht vor.

  • In der Ecke neben der Kochstelle entdeckte Mira einen Eimer.


    "Kann ich den nutzen?", fragte sie Diana, schnappte sich ein Tuch und nahm damit den Kessel von der Kochstelle.


    Für einen Moment überlegte sie Diana im Ungewissen zu lassen, entschied sich dann aber dagegen und fügte hinzu:


    "Dann kann das Wasser etwas abkühlen."

  • Diana zuckte mit den Schultern um zu bedeuten, dass Mira das wohl könne oder dass es ihr ziemlich egal sei.


    Hinter all ihren Gesten war aber eine schlecht verborgene Nervosität zu bemerken. Diana mochte keine Heiler. Man hatte ihr als Kind einmal eine eitrige Entzündung aus dem Bein schneiden müssen. Noch heute war auf ihrer Wade die lang gezogene, wulstige Narbe zu sehen.


    Während Mira mit dem Wasser beschäftigt war, löste sie den Gürtel um ihre Hüften und legte ihn mitsamt dem Zeug, was dran hing, auf dem Tisch ab. Dann zog sie sich die Tunika über den Kopf, damit man besser an den Arm heran kam und lehnte sich an den Tisch. Dass sie jetzt halb in Unterwäsche gekleidet im Gemeinschaftsraum der Späher stand, war ihr dabei wohl recht egal.