Die Hafenstadt Glessar

  • Er hörte Marie Babette zu und lächelte immer wieder:
    "Wie ich mir das gedacht habe, Ihr habt ein großes Herz und wie ich höre sehr viele Interessen. Wie sagt Ihr Eurem Vater nicht, dass Ihr mehr könnt und wollt?"

  • Marie knabbert auf ihrer Unterlippe herum, als sie überlegt, wie sie jemanden erklären sollte, wie ihr Vater war...


    "Mein Vater... also er.... ist sehr altmodisch. Und streng... ich weiß nie, was ich ihm recht machen kann. Er ist ja auch nicht oft da. Aber er hat Personal, dass auf mich aufpasst und entsprechend Anweisung hat. Es ist schwierig, ihn zu beschreiben. Jeder, der ihn kennenlernt sagt, er ist nett und lustig - nur ich .... Ich glaube manchmal, ich bin ihm eine Last. Ich bin halt nicht der Sohn, den er immer haben wollte. Und ich habe damals überlebt, während seine geliebte Frau starb. Ich glaube, er - wie soll ich sagen - kann einfach nichts mit mir anfangen, weil ich eine Frau bin. Andererseits - manchmal denke ich, ihm muss doch was an mir liegen, weil er so auf mich aufpasst. Ich darf ja auch nicht viel alleine tätigen. Aber ist das aus Liebe oder weil er altmodisch ist, dass Frauen im Haushalt zu sein haben und nicht durch die Weltgeschichte wandern sollen? Er würde deswegen auch nicht gutheißen, wenn er wüsste, dass ich im Kontor arbeite. Auch wenn ich Gewinne erziele... es ist schwierig mit meinem Vater... Wie sind eure Eltern - auch so streng mit Euch?"

  • "Ja, mein Vater war schon streng mit mir, allerdings auch sehr herzlich. Ich hatte Glück mit meinen Eltern und konnte eigentlich all das machen, was ich wollte, wen es im Rahmen der Pflichten war. Meine Eltern hatten es verstanden mir genug Freiheiten zu lassen und auf der anderen Seite mich weit genug einzuschränken, ich kann ihnen nichts vorwerfen."
    Er trank einen Schluck.
    "Ich bin mir sicher, dass Euer Vater Euch liebt und er einfach nur Angst hat, dass er das letzte gemeinsame mit seiner Gemahlin, seine geliebte Tohcter, verlieren könnte. Daher wird er wohl so aufpassen."

  • hmh... Marie starrte in die Leere und dachte dabei, dass Ihr Vater aber auf komische Art und Weise zeigt, dass er sie liebt, indem er sich neu verheiratet und sie vor vollendete Tatsachen stellt. Dazu soll seine neue Braut jung sein, wie er ihr schrieb. Wahrscheinlich wird sie in der Lage sein, ihm den gewünschten Sohn zu schenken. Sie werden dazu auf jeden Fall genug Ruhe und Zeit haben, wenn Marie erstmal ihr zuhause verlassen hat, wie ihr Vater es ja wünscht... hmh... ja merkwürdige Liebe.


    Marie runzelte unbedacht die Stirn.


    "Kann sein," sagte sie nur und trank noch mehr Wein.

  • "Indes kenne ich Euren Vater natürlich nicht. Nun seid Ihr hier, und das ist ja auch schon einmal was!"
    Er schaute auf das Weinglas von Marie, welches sich wieder geleert hatte.
    "Nun, wo Ihr Euren Dienst in Kaotien antreten werdet, könnt Ihr eine Menge erleben und viel von dem nachholen, was Ihr vielleicht vermisst habt. Und habt acht, Ihre Fürstliche Hoheit finden für Euch bestimmt eine angenehme Partie!"

  • "Mir geht es ja weniger darum, eine gute oder angenehme Partie zu machen, denn Vermögen habe wir wirklich genug. Meinem Vater indes würde es sehr gut gefallen... Ich persönlich würde nur aus Herzengründen heiraten. Aber das ist einem ja selten vergönnt."


    Maries Gedanken schweiften ab... und sie starrte in die Ferne. Dann versuchte sie das Bild wieder abzuschütteln. Nein - er soll nicht sein... lächelnd sagte sie zu Herrn Bedevere:


    "Nun aber genug von meinem Vater und dem ganzen Hochzeits-Schmuh. Ich bin ja noch jung und das kann von mir aus auch warten. Jetzt habe ich eine Aufgabe, auf die ich mich freuen kann! Und ein neues zuhause, das es zu erkunden gilt!" zwinkerte sie ihm zu: "Und darauf freue ich mich auch schon, wenn ich an die Beschreibungen Eurer Heimat denke und an das, was ich bisher gesehen habe."

  • "Das hoffe ich doch sehr!"
    Mittlerweile war die Suppe leer gelöffelt und auch die anderen Spezereien schon um einiges dezimiert. Zufrieden lehnte sich der Ritter zurück und musterte kurz Marie Babette. Ein Musiker mit einer Fiedel spielte ein paar lustige Weisen, ohne, dass es jedoch aufdringlich wirkte. Dieses Gasthaus schien eher ein Refugium der Einheimischen zu sein, die nun die kleine Schenke gut bevölkerten, die fremdländischen Gäste aber in Ruhe ließen.
    "Ich muss ja ehrlich zugeben", begann der Ritter, "dass ich solche Gasthäuser sehr gerne mag. Die große Schenke am Hafen war mir dann doch zu laut und zu aufdringlich."
    Er lächelte.
    "Im Allgemeinen sagt man mir sowieso nach, ich wäre eher ein Mann der ruhigen Töne."

  • Marie lehnte sich nun ebenfalls zurück und schaute sich um. Sie war wirklich satt und zufrieden. Außerdem war es hier gerade sehr gemütlich, während draußen der Regen immer noch hart ans Fenster prasselte. Sie wibbte unterm Tisch mit ihren Füsschen zu dem Takt der Fiedelmusik.


    "Apropro... mögt Ihr mir noch eine Anekdote von Euren Reisen erzählen?"

  • "Huuuuu...." machte der Ritter und zwinkerte.
    "Ich wüsste jetzt nicht, welche ich zuerst erzählen sollte, da mus sich mal überlegen..."
    Er tat so, als würde er angestrengt nachdenken, dann schaute er sie lausbubenhaft an.
    "Und was bekomme ich dafür?"

  • "Mhm... das ist aber nicht fair - erst was fordern, dann nicht konkret werden und es mir dann überlassen," zwinkerte sie...


    "Ich weiß gar nicht, was man für eine Geschichte anbietet." Marie schaute an sich herunter und überlegte angestrengt, was sie denn dabei hätte, was sie ihm geben könnte für eine Geschichte... Sie hatte nicht mal ihren Beutel mit, in dem sich vielleicht ein Krimskram befunden hätte...


    "Ich habe leider gar nichts bei mir, was ich Euch geben könnte..."

  • Er setzte eine gespielt gestrenge Mine auf.
    "Wie? Ich wollte etwas haben und könnt nichts im Gegenzug leisten?"
    Der Wirt wurde auf einmal aufmerksam, weswegen Bedevere ihm zuzwinkerte und einige Münzen auf den Tisch legen, so dass der Wirt erleichtert wieder seiner Arbeit sich zuwandte.
    "Tjaaaaaaaa... Lady Marie!" meinte der Ritter weiter in dem leicht komischen Tonfall. "Dann müsst Ihr Euch wohl was einfallen lassen..."

  • Marie schaute sich um... was könnte ihr einfallen?


    "Mhm... ich könnte Euch einen Gefallen tun bzw. einen Wunsch erfüllen."


    Marie runzelte die Stirn und knabberte an ihrer Unterlippe. Dann erhellte sich ihre Miene, weil ihr etwas einfiel:


    "Vielleicht kann ich euch irgendwann einmal aus einer Situation erretten? z.B. wenn die Fürstin versuchen sollte, Euch zu 'verkuppeln' *zwinker. Oder fordert Ihr gleich eine Gegenleistung für eine Anekdote? Mhm... mit fällt schon was ein - aber nein... das würdet Ihr bestimmt nicht ...," Marie wurde rot...

  • Marie wurde unsicher, wie sie es formulieren sollte und beugte sich herüber zu Herrn Bedevere und flüsterte hinter vorgehaltener Hand ihm ins Ohr, damit niemand auch nur vernahm, was sie ihm sagte:


    "Einen ... also .... winzigkleinen ... auf die Wange?"


    Marie schaute ihn mit schuldbewusster Miene und großen Augen an. War es doch sehr unziemlich, sowas gesagt bzw. gefragt zu haben... aber ihr fiel sonst nichts ein, was sie ihm auf der Stelle geben könnte... und sie würde doch so gerne eine nette kleine Geschichte hören. Außerdem hatte er nicht darauf reagiert, dass sie ihn erretten würde, wenn er sie mal bräuchte...

  • Herr Bedevere wurde ebenfalls rot.
    "Ähm, Mylady - wäre dies denn schicklich? Von meiner Seite aus... Also... ich erzähle Euch eine Geschichte natürlich auch so gerne, das ist nicht das Problem."
    Er räusperte sich.
    "Es tut mir leid, ich wollte Euch nicht in Verlegenheit bringen und bin mir auch sicher, dass Ihr mir sicherlich zur Seite stehen würdet, wäre dies der Fall... Also... verzeiht bitte..."

  • "Oh!" Marie machte große Augen und gab ihm mit der rechten Hand einen Klapps auf seinen Unterarm. "Herr Bedevere! Wie könnt Ihr mich so in Verlegenheit bringen!" Ihre Augen und ihr Lächeln straften Ihrer Worte Lügen.


    "Also wirklich. Ich habe mir hier mein Köpfchen zermartert... dabei wolltet Ihr mich nur necken - stimmt's?!"


    Sie schaute ihn an.