Die Taverne zum roten Stier 2 - Filiale Merndil

  • "Ja, auf das Leben", Feena nickte erneut. Die Worte waren mit einem gewissen Nachdruck gesprochen und waehrend sie mit Xanthia anstiess, schaute Feena ihr Gegenueber mit einem entsprechenden Ausdruck in den Augen an.


    Sie nahm einen Schluck aus dem Becher und das heisse Getraenk vertrieb ein wenig die Kaelte aus dem Koerper. Den Becher vor sich absetzend schaute sie Xanthia an. Diese schien mit ihren Gedanken weit weg zu sein.


    Feena ueberlegte, wie sie das Gespraech wieder aufnehmen koennte.

  • Xanthia hatte Feena nach ihrem Prost noch ein mal ernsthaft zugenickt. Dann aber hatten sie ihre Erinnerungen eingeholt und sie verfolgte gedankenverloren den Weg der Dampfschwaden aus ihrem Becher.

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  • Auch Feena hing weiter ihren Gedanken nach. Das eben besprochene ging ihr durch den Kopf und das, was Xanthia erzählt hatte. Ganz unwillkürlich ging ihr Blick wieder in Richtung von Xanthias Stab. Eine Weile starrte sie so in diese Richtung. Sie überlegte. Einige Fragen waren aufgekommen aber sie war sich nicht sicher, ob eine Taverne wie diese der richtige Ort war, um so etwas zu erörtern.


    Entschlossen löste sie den Blick vom Stab und sah Xanthia an, die immer noch in Gedanken versunken auf ihrem Platz sass. Sie schob die Schale mit heissem Wasser ein wenig weiter in deren Richtung, wie um auf sich aufmerksam zu machen.

  • Xanthia nahm die Bewegung aus den Augenwinkeln war und sah ein wenig verduzt auf die Schale und dann auf Feena.


    Mit einem schiefen Grinsen und einen entschuldigenden Schulterzucken fand sie vollends in die Gegenwart zurück und zog die Schale Wasser noch etwas näher zu sich heran. Mit dem Fuß angelte sie nach ihrer Tasche und fischte daraus ein zusammen gerolltes Stück Tuch, dass sie in das heiße Wasser legte. Nach wenigen Minuten zogen leichte Kräuterdämpfe hoch.


    Sie sah wieder zu Feena, nahm noch einen Schluck Meet und murmelte ein leicht amüsiert :


    " Eine schweigsame Gesellschaft sind wir. "



    Nebenbei versuchte Xanthia das Tuch im Wasser zu wenden und verbrühte sich ein wenig die Finger. Leise vor sich hin fluchend schüttelte sie das heiße Wasser von ihren Fingern.

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  • Feena beobachtete interessiert, was Xanthia tat. Auf deren Bemerkung hin meinte sie:


    "Manchmal tut schweigen gut. Und manchmal vermag reden zu helfen. Alles zu seiner Zeit."


    Als Xanthia sich verletzte verzog sie das Gesicht und lächelte gequält.


    "Du solltest ein bisschen vorsichtiger mit deiner Gesundheit umgehen, Xanthia."


    Sie deutete auf die Hand mit den jetzt geröteten Fingern.


    "Gib her. Lass mich dir helfen."

  • Den Blick von ihren Fingern lösend, sah Xanthia zu Feena und wieder zurück zu ihren Fingern.


    "Untersteh Dich !" antwortete Xanthia ein wenig zu schnell. Sie grinste zwar und tat übertrieben entrüstet, aber es gelang ihr nicht, die Panik vollends zu überdecken. " Für meine Ungeschicklichkeit stehe ich schon alleine gerade. "


    Noch ein mal schüttelte sie ihre Hand und warf den Fingern einen abschließenden ärgerlichen Blick zu, dann schenkte sie ihrer Gegenüber wieder ihre Aufmerksamkeit.


    "Trotzdem Danke."


    Und mit einen tiefen Atemzug fuhr sie fort:


    " Und, für was ist jetzt die Zeit, wenn es nach Dir geht ? Für Gespräche oder für Schweigen ?"

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  • Feena entging der panische Blick Xanthias nicht. Sie zog ihre Hand zurück und schaute ihr Gegenüber erstaunt an. Für einen kurzen Moment war sie wie vor den Kopf geschlagen. Nicht, dass sie es nicht gewohnt gewesen wäre, dass man ihre Hilfe ablehnte, aber diese heftige Reaktion auf so eine Kleinigkeit wie verbrühte Finger, hatte sie nicht erwartet und gab ihr zu denken.


    "Ich tue nichts, was du nicht willst", beschwichtigte sie.


    Sie nahm einen Schluck vom Met.


    "Aber wenn du mich fragst, ob die Zeit für Gespräche da ist, würde ich sagen - ja. Vielleicht willst du mir erklären, was deine Reaktion von gerade zu bedeuten hat?"


    Es ist kein Vorwurf in Feenas Stimme, noch Argwohn, nur ehrliches Interesse.

  • Xanthia schloss die Augen. Für Minuten saß sie einfach nur da, das Kinn auf ihre Fäuste gestützt und nach innen gekehrt.
    In ihr tobten die widersprüchlichsten Gefühle und zeichneten sich auf ihrem Gesicht ab. Sie schwankte zwischen dem Wunsch Feena ins Vertrauen zu ziehen und dem seit Ewigkeiten eingeübten Reflex, ihren Schutzpanzer wieder fest zu schließen.


    Als sie endlich einen Entschluss gefasst hatte, öffnete sie die Augen. Angst und Zweifel paarten sich darin mit Entschlossenheit. Feenas Gesellschaft tat ihr gut, so viel stand fest, aber Xanthia war sich nicht sicher, ob die beginnende Freundschaft zu der Halbelfe ihre Wahrheit verkraften würde.


    " Ich wollte Dich nicht beleidigen, Feena, " Xanthia versuchte ein Lächeln " noch Dir zu Nahe treten. Es ist nur so, dass .. " sie suchte nach Worten " das Deine Bemühungen .. zu nichts geführt hätten. Im Gegenteil... " Xanthia schwieg - wie sollte sie erklären -

  • Feena wartete einfach ab. Sie hatte sich zurückgelehnt und beobachtete Xanthia. Offensichtlich focht ihr Gegenüber mit sich selbst einen schweren Kampf aus. Feena hatte durchaus eine Vorstellung davon worum es dabei ging. Sie hatte Xanthia gerade aufgefordert ihre sonst übliche Verschlossenheit aufzugeben, dass ihr das nicht leicht fiel, war der Frau anzusehen.


    Als sie schliesslich zu reden begann, lächelte Feena aufmunternd. Sie hörte ihr interessiert zu, sagte jedoch nichts als Xanthia ins Stocken geriet und schaute sie einfach weiter fragend und aufmunternd an.

  • Prüfend warf Xanthia einen Blick an die Nachbartische. Niemand schien sich für sie zu interessieren und ein wenig ruhiger setzte sie ihren Versuch fort, Feena Dinge begreiflich zu machen, die sie nach all der Zeit selbst noch immer nicht wirklich verstand.


    " Du hättest Dir nur Schaden zugefügt. ... und mir eine weitere unangenehme Erinnerung mehr bereitet."


    Sie machte eine hilflose Geste mit der Hand

  • Feena runzelte fragend die Stirn. Xanthias Nervosität begann langsam auf sie abzufärben und sie schaute ebenfalls kurz umher. Dann beugte sie sich vor, um nicht zu laut sprechen zu müssen.


    "Wie meinst du das 'ich hätte mir Schaden zugefügt'?"


    Sie dachte einen Augenblick nach.


    "Willst du mir sagen, dass die mir zur Verfügung stehenden Fähigkeiten bei dir nicht wirken? Und wenn dem so ist, warum ist das so und warum sollte mir das schaden? Wie sollte mir das schaden?"


    Feena war sich bewusst, dass sie mit dieser Fragerei riskierte Xanthias Redefluss zu stoppen. Aber sie hoffte einfach, dass dies endlich die Stunde wäre, in der einige ihrer Fragen beantwortet würden. Abwartend schaute sie Xanthia an.

  • Noch einmal schloss Xanthia für einige Sekunden die Augen. Sie fühlte sich hilflos ob der Fragen Feenas. Erneut grübelte sie darüber nach, ob ihre Unfähigkeit Feena eine klare Erklärung zu geben nun daran lag, dass es keine geeigneten Worte gab oder daran dass sie bisher noch nie versucht hatte geeignete Worte zu finden. Und wahrscheinlich war sie schon zu sehr daran gewöhnt, als das sie das noch ändern konnte.



    Xanthia sah zu der Halbelfe und zog ihren Dolch. Noch ehe Feena etwas unternehmen konnte, zog sie die Klinge leicht über ihren Handrücken und hielt ihr die Hand hin.


    " Versuch es. "


    Mit einer Mischung aus Furcht, Entschlossenheit und gespannter Aufmerksamkeit sah sie Feena in die Augen.

  • Feenas Hand zuckte kurz vor als Xanthia ihren Dolch zog, doch es war zu spät. Sie starrte auf die ihr dargebotene Hand und sah dann zu Xanthia auf. Sie sah die Furcht in deren Augen, aber auch den Willen, ihr, Feena, etwas zu zeigen, was sie nicht erklären konnte oder wollte.


    Feena wiederstrebte es, unter solchen Umständen zu heilen. Aber sie hatte wohl keine Wahl. Wenn sie Xanthia und das sie umgebende Geheimnis auch nur ein Stück weit kennenlernen wollte, musste sie diese Chance ergreifen.


    Sie ergriff Xanthias Hand und schaute ihr in die Augen. Einen Moment flackerte ihr Blick vor Unsicherheit, dann gewannen Entschlossenheit und Neugier die Oberhand. Sie schloss für einen kurzen Augenblick ihre Augen, um sich auf die Kraft in ihrem Inneren zu konzentrieren. Das gewohnte warme Kribbeln stieg auf. Sie öffnete die Augen wieder und legte ihre zweite Hand auf die Verletzung. Sie flüsterte ein paar elbische Worte. Das war nicht wirklich notwendig, schon gar nicht bei so einer Lappalie, aber es half ihr, die Energien dahin zu lenken, wo sie sie haben wollte. Als sie spürte, dass der Zeitpunkt gekommen war, flüsterte sie erneut ein paar Worte und lies den Strom der heilenden Magie frei.


    Wie sie es gewohnt war schaute sie auf die Verletzung, um deren Heilung zu kontrollieren. Die Magie floss aus ihrem Körper. Aber schon einen Augenblick später bemerkte Feena, dass irgendetwas anders war. Ihre Energie floss nicht in die zu heilende Wunde an Xanthias Hand. Es war vielmehr, als würde sie nirgendwo ankommen, sondern in einem grossen dunklen Nichts verschwinden. Feena wirkte für einen kurzen Moment sehr erstaunt. Sie wollte die Heilung abbrechen, aber das gelang ihr nicht. Stattdessen floss immer mehr ihrer Kraft durch die von ihr geschaffene Verbindung. Sie stemmte sich mit ihrer ganzen Willenskraft dagegen aber es half nichts. Ihr wurde eisig kalt.

  • Es waren nur wenige Augenblicke vergangen. Xanthia hatte Feena nicht aus den Augen gelassen. Als der Fluss der Magie zu strömen begann, zog sie hörbar die Luft ein. Sie kämpfte mit der aufkommenden Panik, bis eine vertraute Präsenz sie zur Ruhe zwang. Mit einem seltsamen Lächeln senkte Xanthia den Kopf und fast schien es, als würde sie irgendetwas oder irgendwen grüßen.


    Doch dann entwand sie der Halbelfe sanft ihre Hand und löste so die Verbindung zwischen ihnen auf.


    Xanthia zog sich ein wenig von Feena zurück und wartete mit einer Mischung aus ängstlicher Unruhe und trotziger Selbstsicherheit.

  • Feena stiess scharf die Luft durch die Nase, als Xanthia ihre Hand wegzog. Es hatte aufgehört, sie war wieder Herr ihres Körpers. Vornüber auf den Tisch gebeugt blieb sie sitzen und atmete ein-, zweimal tief durch. Sie fühlte sich etwas müde.


    In ihrem Kopf eilten die Gedanken. Sie versuchte zu verstehen, was gerade passiert war. Es gelang ihr aber nicht wirklich. Tatsache war, dass, hätte Xanthia die Verbindung nicht unterbrochen, sie an dieser anderen Macht gescheitert wäre. Sie hatte nicht die Kraft gehabt sich dagegen aufzulehnen. Doch sosehr Feena auch gegen die fremde Macht angekämpft hatte, so hatte sie doch gespürt, wie Xanthia sich entspannt hatte. Ihr schien während der ganzen Zeit keine Gefahr gedroht zu haben.


    Langsam formte sich in ihrem Kopf ein Bild. Sie dachte an dass, was Xanthia ihr dereinstens erzählt hatte, dachte an die Tage zurück, wo sie Xanthia hatte heilen sehen und daran als sie selbst von ihr geheilt worden war. Sie erinnerte sich an Augenblicke, die ihr bis zu diesem Tag merkwürdig vorgekommen waren. Jetzt ergab all das zusammen einen Sinn. Ihr wurde ein wenig mulmig als sie die Tragweite ihrer Entdeckung erfasste.


    Aufblickend sah sie Xanthia direkt in die Augen. Der Trotz in deren Augen reizte sie augenblicklich zum Lachen aber da war noch etwas anderes und so grinste sie nur schief und meinte ironisch:


    "Nun, du hast mir nicht zuviel versprochen."


    Sofort wurde sie wieder ernst.


    "Gut. Jetzt weiss ich, was du meinst und ich kann deine Angst verstehen. Jedoch kann ich nicht verstehen, warum es so sein muss. Warum darf dir niemand helfen? Ist das nicht grausam?"


    Sie merkte, wie sie ärgerlich wurde während sie diese Fragen aussprach. Xanthia konnte jedoch nichts für die Umstände unter denen sie leben musste, daher sagte sie schnell:


    "Entschuldige bitte", sie senkte den Blick, "ich weiss du kannst nichts dafür das es so ist wie es ist."


    Ein wenig ratlos verstummte sie. Jetzt, wo einige ihrer Fragen beantwortet waren, taten sich gleich neue auf.

  • Xanthia erwiderte den Blick der Halbelfe und es war unschwer zu erkennen, wie erleichtert sie war.
    Feenas ironische Bemerkung kommentierte sie leise mit: "Du hast gefragt... ". Deren andere Fragen lies sie zunächst einfach im Raum stehen, ohne sie zu beantworten.


    Statt dessen zog sie ein weiteres Tuch aus ihrer Tasche und wand es langsam um den nun ungewöhnlich stark blutenden, kleinen Schnitt. Erneut lag dieses seltsame Lächeln auf ihren Lippen.
    Als sie fertig war, sah sie zu ihrer Gegenüber hoch und schüttelte leicht den Kopf.


    " Es gibt nichts zu entschuldigen, Feena. Und keinen Grund für Zorn. " Xanthias Worte waren leicht gesprochen und ohne jegliche Bitterkeit. " Ich habe es Dir im Hafen versucht zu erklären. Keine Veränderung bleibt ohne Wirkung in dieser Welt. Nichts geschieht ohne anderes zu beeinflussen. " Sie sieht auf ihre Hand. Der Verband beginnt sich zu verfärben " Das Gleichgewicht ist wichtig - und - für manches zahlt man seinen Preis. "

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  • Feena schüttelte mehrfach stumm den Kopf. Xanthias Gerede vom Gleichgewicht in der Welt wollte ihr nicht gefallen. Sie kämpfte den Ärger wieder herunter bevor sie erneut fragte.


    "Wenn dies der Preis ist, den du bezahlen musst", sie blickte auf den Verband an Xanthias Hand, "was ist dann der Gegenwert den du dafür erhälst?"


    So ruhig ihre Stimme klang, der Blick, der Xanthia traf war fragend und auch eine Spur aufsässig.

  • Xanthia schüttelte nun ihrerseits kaum merklich den Kopf und bedachte die Halbelfe mit einem langen Blick. Es war seltsam - je mehr Fragen Feena auf der Seele brannten, desto mehr Antworten bekam sie selbst. Xanthia spürte, wie sie von mal zu mal ruhiger und ausgeglichener wurde.


    Daher war ihre Antwort auf Feenas Frage kurz, so, als würden diese wenigen Worte als Erklärung völlig ausreichen:


    " Leben, Feena ... Das solltest du wissen. "