Heerlager im Norden

  • Meren hob abwehrend die Hand.
    "Nein, vielen Dank. Einen Krug Wasser vieleicht... später..." Ihr Blick ging ein wenig ratlos hin und her.
    "Vieleicht könntet ihr mir sagen, wer in Abwesenheit des Burgvogtes mit seinen Angelegenheiten betraut ist, damit ich mich mit meinem Anliegen an ihn wenden kann und Euch hier nicht unnötig zur Last falle..."
    Ein Schauer lief ihr über den Rücken und sie schüttelte sich unwillkürlich. Immernoch ein wenig fahrig trat sie von einem Fuß auf den anderen und legte nun zumindest den Mantel ab.

  • Wolfram musste lächeln bei den Aussagen der Elbe.


    "Warum glaubt ihr seid ihr hier her gebracht worden?"


    Er nahm einen Apfel und biss hinein.

  • Meren zog eine Augenbraue hoch. Das konnte doch nicht...
    Auf ihrem Gesicht zeigte sich eine Mischung aus Überraschung und Entsetzen.
    Sie sammelte sich kurz, ehe sie wieder das Wort an Wolfram richtete.
    "Ich möchte weder allzugroße Umstände machen, noch Unruhe in Euer Heer bringen..." Das lange Stehen nach den Tagen im Sattel verursachte ein unangenehmes Ziehen in ihrem Rücken.
    "Vieleicht könntet Ihr mir verraten, wo ihr mich unterzubringen gedenkt, bis der Burgvogt wieder zugegen ist und ich mit ihm sprechen kann..."

  • Wolfram wirkte merklich entspannter. Er setzte sich und bot Merenwen ein Platz an. Scheinbar veritt ihr Gesicht mehr als Merenwen lieb war.


    "Gutes Kind nehmt Platz. Ich bin ein Mann des Krieges. Ich liebe es wenn Dinge einfach sind. Ihr würdet bestimmt Unruhe ins Lager bringen, da gebe ich euch recht. Ihr habt die Wahl, wenn ihr wollt könnt ihr euch ins Montralurische Herrlager begeben und zu den Montralurischen Generälen begeben. Ebenso mögt ihr gern auf die Drachenstein weiterreisen und dort in sicheren festen Mauern auf den Burgvogt warten. Es steht euch sicherlich frei nachdem ihr mir die Ehre erteilt habt zusammen das Abendmahl einzunehmen."

  • Meren lächelte nun ihrerseits und ließ sich dankbar auf dem Ihr angebotenen Stuhl nieder.
    "Ich danke Euch für Eure Freundlichkeit und werde Euch gern Gesellschaft bei Eurer Mahlzeit leisten." Sie grinste verschmitzt.
    "Ihr werdet mir jedoch verzeihen, dass ich die Burg diesem Lager vorziehe. Wenn ihr es erlaubt, möchte ich mich jedoch bei Gelegenheit ein wenig im Lager umsehen. Es verlangt mich zu erfahren, wie die Truppen hier organisiert sind..."

  • Wolfram gab Befehl das man ein Mahl bringen möchte und ein zweites Gedeck.


    "Ich billige euren Wunsch nur zu gern. Zwar wundert es mich das eine Frau wie ihr es seid euch für so viel Kriegführung interessiert aber seis drum. Ich werde euch zum Schutze zwei Männer abstellen, welche euch begleiten werden bis ihr in der Drachenstein seid. Für die Nacht mögt ihr im Lager nächtigen und euch am Morgen umschaun. Ihr sagt euer Lehrmeister gab euch den Befehl. Könnte ich das Schreiben einmal sehen. Vieleicht kann ich euch noch weiter behilflich sein. Es scheint euer erster Befehl zu sein, stimmts?"

  • Meren legte die Fingerspitzen aneinander.
    "Ihr habt mich nicht richtig verstanden... ich bin nicht auf Befehl meines Meisters hier... Es war mein Wunsch und meine freie Entscheidung hierher zukommen und Bericht zuerstatten, was sich im Norden abspielt. Es gibt also keinen Befehl. Er gab mir die Erlaubnis und Fürst Talris ebenso. Ich handelte nicht auf Befehl, sondern aus Notwendigkeit."
    Langsam wurde ihr der Mund trocken und sie räusperte sich.
    "Wieso empfinden es die Gardehunde als derart ungewöhnlich, dass eine Frau sich mit kampf und Kriegsdingen auseinandersetzte?"

  • "Die Berichterstattung auf militärischer Ebene ist bedingt durch die große Distanz denkbar schlecht, wie ihr Euch sicher vorstellen könnt. Mein Herr und ich haben uns beraten und beschlossen, dass es nicht schlecht sein kann, einen Berichterstatter über die Bewegung der Nymbra in diesem Gebiet an Ort und Stelle zu haben, dessen Berichte mit nicht mehr als maximal zwei Tagen Verzögerung in der Herrschaftsstadt ankommen.
    Für diese Aufgabe einen fähigen Soldaten abzustellen wäre eine denkbare Verschwendung von Kampfkraft und somit habe ich mich angeboten, da die Tiere, die die Nachrichten transportieren sollen mir vertrauen." Meren legte den Kopf schief und es schien ihr bewußt zu werden, wie er ihre Ausführung wohl ausgelegt hatte.
    "Ich bin nicht hier um Euch und Eure Truppen zu kontrollieren, wenn ihr dies befürchtet..." In ihrer stimme lag nichts als Aufrichtigkeit.

  • Wolfram lachte laut auf.


    "Die Truppen kontrollieren.....Gute Idee..macht dies, denn ich würde gern wissen wieviele hier sind. Es sollen nahezu zwei Regimenter sein.
    Es ist eine gute Aufgabe und ihr habt recht einen Soldaten für sowas abzustellen ist unrecht. Ich wäre euch dankbar wenn ihr dies nebenher tun könntet wenn ihr schon einmal hier seid. Ihr solltet es in einem Tag geschafft haben."


    Er genoss das Auftragen des Mahls sichtlich. Nach einem kurzen Tischgebet nahm er sich eine Teller voll der leckeren Speisen.


    "Eure Idee mit den Tieren ist wirklich putzig. Ich hörte bereits davon das euer Volk angeblich mit ihnen sprechen könnte. Aber in dem Punkte bevorzuge ich immer einen guten Mann, der sich zur Not zu wehr setzen kann und auch berichtet was er unterwegs getroffen hat."

  • Merens Speisenauswahl fiehl wesentlich bescheidener aus, als die des Gardehundes.
    Angesichts seiner Einschätzung elbischer Fähigkeiten musste Meren grinsen.
    "Jedes Mitglied meines Volkes verfügt über ihm eigene Fähigkeiten. Anzunehmen, dass jeder von uns über Fähigkeit mit Tieren zu sprechen verfüge, würde bedeuten, dass man genauso behauptet, jeder Mensch würde mit der Fähigkeit geboren, ein Pferd zu reiten... Aber Eure Männer waren ebenso der Meinung, ich sei in der Lage einen Bann über die Menschen zu legen..." Sie lachte, lehnte sich in ihrem Stuhl zurück und schlug die Beine übereinander.
    Nachdem sie ihren Teller geleert hatte spürte sie nun doch die aufkommende Müdigkeit.
    "Ihr müsst entschuldigen... ich würde mich nun gern zurück ziehen und ein wenig Schlaf finden." Sie erhob sich und verbeugte sich leicht vor dem Gardehund.
    "Ich wünsche eine angenehme Nachtruhe. Wenn man mir vieleicht noch zeigen könnte, wo ich heute Nacht bleiben kann?" Meren sah ihn etwas unsicher an.

  • Wolfram erhob sich ebenfalls aus Höflichkeit und lachte laut auf als Merewen ihre Frage stellte.


    "Wo ihr nächtigen sollt...Natürlich hier. Ich werde die Nacht bei meinen Männern ruhen. Ihr könnt wirklich sehr amüsante Fragen stellen.
    Im Morgengrauen werden wir das Lager inspezieren, wenn es euch genehm ist. Da könnt ihr mir gleich einmal zeigen, wie man mit Tieren sprechen kann. Ich würde gerne wissen was unsere Schweine zusagen haben, bevor unser Koch sie zu Wurst verarbeitet. Doch durchaus eine Sache die einmal erörtert werden müsste."


    Sehr erheitert ging Wolfram zum Zeltausgang.

  • Meren fühlte sich ein wenig veralbert. Hatte er ihr denn nicht zugehört?
    Eine schenbar bei Menschen allzu verbreitete Eigenschaft schien es zu sein, dass sie stets das hörten und im Gedächtnis behielten, was sie auch bereit waren in ihren Schädel hineinzulassen.
    "Nun denn... Ich danke Euch und entschuldige mich dafür, dass Ihr mir Euer Zelt überlassen müsst und wünsche Euch eine angenehme Nachtruhe."

  • Die Nachtruhe sollte nur von kurzer Dauer sein. Wolfram hatte sich mit einem Nachtsegen entfernt doch wirkte es Merenwen nur einen kurzen Augenblick her als das geschehen war. Es war noch dunkel draussen als sie durch die Stimme Wolframs geweckt wurde.


    "Guten Morgen, Elbe Merenwen. Die Sonne erwacht gleich und ich finde es ist an der Zeit eure Neugierde zu stillen. Die Truppen stehen bereit zu Inspektion. Wie steht es mit euch ?"


    Wolfram stand drei Schritte von ihrem Nachtlager entfernt und wartete ungeduldig auf Antwort.

  • Meren gähnte verhalten. Für ihren Geschmack war es eindeutig zu früh, doch das ließ sich nuneinmal nicht ändern
    "Guten Morgen, Hauptmann. Gebt mir einen Augenblick... Ich komme sofort!"
    Sie wartete, bis Wolfram das Zelt verlassen hatte, wusch sich und kleidete sich in ein sauberes Gewand, über das sie die Rüstung zog, die sie die letzten Tage kaum abgelegt hatte.
    Dann trat sie vor das Zelt und sah sich um. Ein blasses Licht zeugte vom herannahenden Morgen.
    Ein wenig betreten blickte sie den Hauptmann an.
    "Ich möchte Euch bitten, nicht allzu großes Aufheben um meine Anwesenheit zu machen... ich bin hier um zu beobachten, und nicht um Aufmerksamkeit auf mich zu lenken. Ich hoffe, Ihr versteht..."

  • Wolfram blickte sie mit einer unverschämt guten Laune um diese Uhrzeit an.


    "Meine Teuerste, genau das ist ja das Anliegen warum wir nun die Inspektion machen. Ihr könnt sehn wie die Männer wirklich sind, ohne Aufsehen und Paraden. Wir schreiten das Lager einfach ab und ihr seht selbst. Nur seid nicht enttäuscht wenn viele Montralurer noch in ihren Lagern ruhen, dafür sind die Gardehunde bereits alle auf ihre Posten.
    Danach werde ich euch Pferd und Begleiter stellen und ihr mögt hoch zur Drachenstein reisen. Ich werde mit meinen Männer ausrücken und das Umland sichern. Wollen wir?"

  • Es war noch früh am Morgen, viele der regulären Soldaten ruhten noch. In aller Ruhe und voller Bedacht führte Wolfram von Wolfenklamm die Beobachterin durchs Lager. Jede Frage von ihr wurde ausführlich beantwortet. Merenwen hatte gute Möglichkeiten das Soldaten Leben in Ruhe zu beobachten. Nach 2 Stunden war der Rundgang beendet. Wolfram war jedoch voller Tatendrang, lies sein Rüstzeug anlegen und hatte die Absicht mit einer kleinen Gruppe die nahe liegenden Wachposten abzureiten. Merenwen wurden hin des zwei Berittene abgestellt und ihr Pferd gebracht. Wie besprochen mochte sie nun hoch zur Feste Drachenstein reiten.