Fantasy Larp oder Gewandungs Reallife

  • Bei der Bewertung des zurückliegenden Grenzwacht 9 bin ich auf eine Kontroverse gestoßen, die, gemessen an den privaten Nachrichten zum Thema, offenbar einen gewissen Diskussionsbedarf hat.


    Es geht um das gesellschaftliche Verhalten innerhalb der Larpwelt.


    Auslöser war die Diskussion darüber, ob man sich als NSC von Spielern alles gefallen lassen muss, nur weil diese in der Überzahl oder in ihrem eigenen Land ranghöher sind- und inwiefern Real-Life Einflüsse das Benehmen untereinander beeinträchtigen.


    Meine Persönliche Meinung ist, daß man, wenn man eine Spielwelt wahrnimmt, diese mit ihren natürlichen und auch gesellschaftlichen Grenzen und Werten auszuspielen hat, ohne dabei die persönlichen Rechte des Spielers zu verletzen.


    Ich machte dies an dem Verhalten des gemeinen Volkes, des Adels und der IT-Dienstleister fest.


    Auffällig war dabei für mich, daß die Spieler IT keinerlei Authoritäten akzeptieren, wenn sie nicht auch OT entsprechend vertreten bzw durchgesetzt werden.


    Sei es, daß ein alteingesessener Spieler nen jungen NSC-Fürsten zusammenstaucht und ihm seinen Willen aufzuzwingen versucht. Was keine große Kunst ist, wenn dieser noch unerfahren ist.
    Oder daß Bauer-Gamer sich einen besonderen Spaß daraus machen, den Adels-Spielern gehörig die Suppe zu versalzen.


    Gleiches gilt für Gruppierungen, die gemeinsam in Überzahl ihre IT-Gastgeber "mobben" und oder einfach nur platthauen.


    Genauso auffällig ist, daß sehr viele IT-Dienstleister (und da nehme ich mich selbst nicht aus) sehr stark selektieren, wem sie ihre Dienste anbieten.
    Gut es gibt Leute die bekommen bei uns in der Shishabar ums verrecken nix mehr, wenn wir merken, daß sie eine Gefahr für die Einrichtung oder Gesundheit (ihre eigene oder dieihrer Mitspieler) darstellen.


    Aber es ist mindestens ebenso falsch einen Zuber anzukündigen für den Con, wenn sowieso nur die SL und ihre Freunde drin hocken, wie Spielern die Teilnahme an Shisha und Tee zu verweigern, weil sie kein IT-Geld besitzen.


    Das dritte ist, daß irgendwie jeder für sich persönlich eine neue Rasse erfinden muss, anstatt die Beispielsweise von Dragonsys vorgegebenen zu nutzen und als Argument einbringt, daß er ja sonst nicht seine Fantasie ausleben dürfte.


    Wie seht Ihr das, was haltet Ihr davon, und wie wird es bei Euch gehandhabt?

  • Ich finde es einfach sehr arm, wenn ich als Orga die SC zur Hilfe rufe, weil ein NSC-Adeliger diese benötigt und spätestens in der Endschlacht ist kein Soldat des Adeligen mehr aufzufinden.
    Ich kämpfe ja für ihn und da sollte er wohl auch alle seine Truppen in die Schlacht werfen.


    Wenn ich mir ggf. Böse Buben auf ein Con einlade und meinen NSC-Adeligen nicht schützen kann, dann kann es sein, dass die ihn überrumpeln ( so geschehen auf einem Consortium-Con ).


    Sehr gut hat es auf einem Kirson-Con geklappt. Da liefen tagsüber etliche Doppelstreifen in Kettenhemden mit Schwert und Armbrust herum und nachts waren genügend Drow da.
    Da hätte keiner der Gäste gewagt aufzumucken.



    Das im LARP Adel wenig gilt, ist meiner Meinung nach zu weit verbreitet, sehr schade.
    Weil irgendwer in seiner LARP-Karriere mal einen schlecht-dargestellten Adeligen gesehen oder auch nur von ihm gehört hat, ist er grundsätzlich negativ dagegen eingestellt.


    Zum Teil ist das aber auch Schuld der Adeligen selbst.
    Der Adelige, der es zulässt, dass ein Barde in seiner Nähe Spottlieder singt, ohne ihn entsprechend zu bestrafen oder den prügeln lässt, der den Bückling vermissen lässt, der hat selbst schuld.
    Wer als Adeliger umherreist, ohne entsprechendes Gefolge ( das im DSc geforderte ist das Minimum, um die Rechte warzunehmen ), hilft dem Ansehen des Adels überhaupt nicht.


    Grundsätzlich denke ich aber, sollte man sich entsprechend zurückhaltend bis unterwürfig gegenüber Adeligen verhalten. Wer das nicht mag, sollte ggf. von Fantasy-MA-Larp auf Western oder Shadowrun umsteigen.
    Mal ganz ehrlich, wer ist nicht davon beeindruckt, wenn die englische Königin, oder Beatrix der Niederlande auch heute noch durch die Strassen zieht und das ganze Volk jubelt?


    Andersherum sollte der Adel sich aber auch entsprechend verhalten und adeliges tun, das beginnt bei Gesprächspartnern, mit den Örtlichkeiten und einem erhabenen Gehabe.
    Ihr seid immerhin die geistige Elite ( ggf. nach den Magiern), aber unter mindestens Schwert oder klerikalem Adel sollte man sich nicht abgeben.

  • Lustig wirds dann mit der Unterscheidung, Klerikaler Adel, Landadel, Schwertadel und Hochadel


    Gerade beim Schwertadel ist es manchmal schwer sich in entsprechenden Kreisen zu bewegen. Wo ein Ritter auf zwanzig Söldner kommt und sich vielleicht noch ein Baron auf dem Con befindet, muss man schon mal abstriche machen und mit verschiednen Leuten spielen die eigentich unter dem Stand sind. Und für die meisten Bauer-Gamer issen Ritter auch nur ein besser gerüsteter Krieger, der sich nicht zurückziehen darf.


    Gerade diese Pflicht zum Mut macht viel der "Nützlichkeit" von Schwertadel für Spieler aus, allerdings sollte dann der Almosenbeutel ebensowenig fehlen, wie Zuchtstock oder Gerte um ungebürliche Untertanen zu zügeln.
    Leider wird man dann aber sehr bald das gesamte Lager gegen sich sehen, denn Larper sind liberal, und sowas macht man nicht.


    Andererseits wenn man so geniale Dienerschaften sieht wie einen Gabriel, die Tag und Nacht ihrer Herrin zu Diensten sind. Treue Gefolgsleute wie Michael, der obschon verstoßen noch immer seinem Baron dient. Oder auch Herrscher wie Tassilo von Grenzbrück, der -immer- obwohl er ein grausiger Kämpfer ist, seine Leute anführte. Dann kann das schon mal für zwanzig schlechte Larps entschädigen.


    Leider gibt es nur zu Häufig Leibgarden, die alles schützen nur nicht ihren Herren, Berater die sich herausnehmen für ihre Herren zu entscheiden, Knappen die zu faul sind auch mal zurück zu laufen und die vergessene Beinschiene zu holen und Boten die lieber Saufen, als die Nachricht an ihren Herren zu überbringen.


    Nicht zuletzt dem schlecht gespielten Gefolge hat der schlechten Ruf des Larp-Adels viel zu verdanken und die allgemein weit verbreitete Meinung, daß man im Real Life schon genug Druck hat und sich nicht auch noch in seiner Freizeit unterordnen muss


    PS: ZU Argentums Eingangsbemerkung habe ich noch etwas zu sagen:


    Leider ist das Gleichgewicht zwischen Spielern und NSCs auch heute häufig noch sehr dürftig. Massen-NSC-Lager wie beim Conquest machen da zwar schon einen Anfang, aber es ist doch schwer immer eine ausreichende Zahl von NSCr für alle notwendigen Rollen zu haben, ohne das dann in der Endschlacht die Anwesenheit der eigentlichen Spielercharaktere fast schon Überflüssig erscheint.

  • Ich denke es handelt sich hier um ein sehr altes und leidlich bekanntes Problem. Beispiel:
    Prinz: "He da , beiseite Bursche!"
    Wirt: "Häh!"
    Prinz: "Was erdreistet er sich? ich werde ihn von meinen 100 Mannen auspeitschen lassen!"
    Wirt: "Ach ja? Und wo sind die?"
    Prinz: "Ähem, da hinten, die warten im nächsten Dorf, ähhhh..."


    Adelsspiel und die Reaktion auf den Adel ist immer eine Medaille mit zwei Seiten. Der "Gemeine" ist dazu angehalten, den Stand des Adligen (egal, ob SC oder NSC) zu respektieren. Die wenigsten Chars (und damit meine ich nicht deren Spieler!) haben tatsächlich etwas gegen Adlige. Wenn sie also aufmucken, dann ist es häufig das rebellische Gehabe des Spielers, die keinen Bock haben, zu kuschen. Wenn sich wirklich SC gegen den Adel auflehnen, sollte das a) ein Sonderfall sein und auch zu der jeweiligen Rolle passen und b) der SC sollte sich der eventuellen Konsequenzen vollkommen bewußt sein.


    Der Adel hingegen hat die Pflicht, in jeder Beziehung überzeugend aufzutreten. Das heißt nicht, daß er filmreife Kostüme oder einen Hofstaat von 50 Mann braucht, sondern der gesamte Auftritt muß einfach stimmig sein.


    Ein Problem hierbei ist mit Sicherheit der Liberalittätsgedanke, den man als mündiger Bundesbürger natürlich hat. Davon muß man sich im Larp freimachen, alles ist nur ein Spiel, und es macht Spaß, sich einer adeligen Autorität einfach mal im Zuge eines solchen Spiels unterzuordnen.


    Ein weiteres Problem ist die Manpower. Auf fast jedem Con sind die SC's den NSC's zahlenmäßig überlegen. Und selbst wenn ein NSC-Adliger mit einer beeindruckenden Truppe auftaucht, gibt es keine Garantie, daß die SC's ihn nicht plattmachen, auch wenn er (theoretisch) über mehrere hundert Soladetn verfügt. Dieses Dilemma kann man nicht lösen (die Soldaten wie Untote in endlosen Wellen anrollen zu lassen, ist albern und unrealistisch), sondern nur an das gemeinsame Spiel apellieren.