Sie nahm Platz, hob das Weinglas und prostete ihm zu.
"Bei Akestra, das kann wahrlich eine ganze Weile dauern. Nun, ich denke, ich werde mich kurz fassen. Beginnen wir mit meiner Herkunft. Ich weiß nur, dass ich ursprünglich aus Lorenien, genauer gesagt aus Benventum stamme. Als ich ungefähr acht Jahre alt war, nahm mein Vater, er war ein lorenischer Flussschiffer, mich mit auf seinen Fahrten. Doch an der Küste wurde er von Piraten überfallen und sie versenkten seine gesamze Ladung, bestes lorenisches Holz und nahmen mich als Geisel mit.
Ich verbrachte neun lange Jahre auf diesem Schiff. Am Anfang steckte man mich in die Küche, zum Kartoffeln schälen. Doch als man sah, wie flink ich mit dem Messer bei der Hand war, zudem war ich leicht und klein, somit prächtig geeignet, die Takelagen zu inspizieren und Reparaturen in schwindelerregender Höhe vorzunehmen. Wenn ich abstürzte, so sagte man, sei ja wenigstens kein "ehrlicher Seemann" um sein Leben gekommen.
Ich wurde älter, lernte, zuzupacken, wenn Not am Mann war. Ich wurde befördert, brachte es letztlich bis zum Segelmeister", sie grinste "oder -meisterin, ganz, wie ihr wollt. Der Captain dieses Schiffes behielt mich im Auge, je älter ich wurde, desto griesgrämiger wurde er. Als ich sechzehn war, verbot er mir, allein das Deck zu betreten. Ich verstand nicht, warum, aber ich sollte bald verstehen." Sie stockte einen Moment. "Sagen wir es so, einer der Seeleute wagte es, sich mir mehr zu nähern, als ich wollte. Er kam nicht allzu weit.Ich schlitzte ihm die Wange auf und der Captain ließ ihn exekutieren. Das bedeutete das Ende meines Aufenthaltes auf diesem Schiff, denn der Captain wollte nicht irgendwann seine halbe Crew über Bord schicken. So setzte er mich irgendwo an einer kleinen Küstenstadt aus, mit einem Beutel voll Silber.
Ich arbeitete an den Docks, verdingte mich als Schankmaid, aber ich begann, das Leben auf See zu vermissen. Und ich begann, meine Heimat zu vermissen, an die ich mich nur schemenhaft erinnern konnte. Zwei Jahre vergingen, ich wurde neunzehn.
Eines Tages legte ein Handeslsschiff an, dessen Crew bei uns im Gasthaus einkehrte, erzählte, sie wollten nach Magonien, genauer gesagt, hierher, nach Renascân. Ich horchte auf. Magonien, das war doch meine Heimat, dachte ich und beschloss, mir eine Passage auf diesem Schiff zu besorgen. Ich bekam sie, wenn auch nicht als Passagier, sondern als Leichtmatrose, denn wir gerieten in Sturm und das Topsegel riss und naja, ehe einer reagieren konnte, war ich den Hauptmast hinauf und hab da oben angefangen, das Segel zu flicken. Von da an wurde ich öfter zu kleineren Arbeiten herangezogen. Dann kamen wir hier an, in Renascân. Und nun bin ich hier."
Sie nahm einen großen Schluck Wein und goss sich nach, als sie geendet hatte.
Ihr dunkelblondes Haar löste sich und sie bändigte es energisch zurück in seine Pferdeschwanz-Form.
"Mein erster Weg führte mich in diese Stadt und da kam ich an eurem schönen Kontor vorbei und dachte mir: "Schau doch mal, ob es hier nicht ehrliche Arbeit für dich gibt. Ich habe nichts anderes gelernt. Ich kann nicht nähen, nicht häkeln oder stricken, das Einzige , was ich flicken kann, sind Segel oder meine Kleider. Kochen, naja, so dass man eben nicht verhungert, aber so, wie es von einer Dame erwartet wird, nein, das geht über mein Wissen. Und ich besitze auch keine besonders damenhaften Manieren.", sie zuckte entschuldigend mit den Schultern.
"Tja, mehr gibt's über mich wohl nicht zu sagen.", einen Moment hielt sie inne, dann lachte sie.
"Achja, mein Name. Den sollte oich euch vielleicht ja auch nennen."
Sie musterte Tauron einen Moment, dann erhob sie sich und verbeugte sich schwnungvoll, aber eben, ganz wie ein Mann.
"Man nennt mich Sirene. Zumindest die Piraten haben mich so gennannt." Sie lächelte traurig. "Mein Name ist Shirin. Mit dem Nachnamen kann ich euch leider nicht dienen, den habe ich vergessen."