Vom Hafen zur Stadt- und andersrum

  • "Gestern Abend sah sie auch recht entspannt aus. Nicht wie letztes Jahr, als wir uns das erste Mal getroffen haben."


    Mit dem Fuß schiebt sie in eine Ecke einige Halme von einem Platz auf den alten Bodendielen, der am besten geeignet scheint, die Lampe zu tragen. Er ist so weit wie möglich vom Heu entfernt und so hofft Alanis, dass sie Lampe nicht umkippen wird. Eine nächtliche Brandstiftung im Heuschober - das würde zu ihren Meistern passen, nicht aber zu ihr.


    Bei dem Gedanken an El Gar verdüstert sich kurz ihr Gesicht. Sie schlüpft aus den nassen Stiefeln und Socken und fröstelt. Ihre Tasche wirft sie in's Heu.

  • "Wer sie? Du meinst Ashaba? Wo hast du sie denn getroffen? Und ja ich glaube zur Zeit geht es ihr recht gut."


    Damorg schmunzelte. Er nahm seinen Gürtel mit den verschiedenen Taschen und Beuteln ab um ihn dann in das Heu zu legen. Auf sein Kettenhemnd hatte er diesmal absichtlich verzichtet.


    "Aber ich glaube um meinen Serganten brauchen wir uns jetzt keine Gedanken machen. Sie trinkt bestimmt gerade wieder ein Bier und lässt es sich gut gehen."


    Dann machte er einen Schritt rüber in die Richtung des Heus.

  • Alanis betrachtet seinen offenkundigen Mangel an Schüchternheit, der sich in seinem Tun widerspiegelt, mit einem wissenden Lächeln, das die Lachfältchen an ihren Augenwinkeln vertieft. Während sie zu ihm geht, löst sie die Seitenschnürungen ihres Kleides, das am Rücken einen großen, nassen Fleck aufweist, wo ihr Mantel undicht geworden ist.


    "Ashaba ist eine kluge Frau" , sagt sie leise, fast nebenbei, so als wisse sie nicht recht, wohin die eigene Aussage zielen mag. Mißmutig verzieht sie dann den Mund, als sich die Schnürung heillos verknotet.

  • Damorg schaut etwas verdutzt als Alanis ihn anlächelt und dabei die Schnürung löst. Er hatte sich doch eigentlich nur etwas bequem hinsetzen wollen. Schnell seine Fassung wiederfindent setzte er ein Lächeln auf.


    "Dein Kleid ist auf dem Rücken ganz nass."


    Sagte er immer noch etwas verlegen und schaute kurz weg in das Heu, bis er seinen Blick wieder zu ihrem Gesicht wandern lies.

  • "Und genau deswegen ziehe ich es aus" , gibt Alanis schelmisch zurück und blinzelt ihm zu. Ah, da war sie wieder, die Schüchternheit. "Im Gegensatz zu Dir habe ich nämlich den großen Schauer mitbekommen, der genau dann herunterkam, als ich die Stadt verlassen habe. - Wenn dann endlich die dumme Schnürung mal - ah, endlich."


    Sie schlüpft aus dem Kleid und faltet es einigermaßen ordentlich zusammen. Dann legt sie es zu ihrer Tasche und streicht sich in einer Geste weiblicher Eitelkeit die Haare glatt.

  • "Ein durchaus tragischer Zufall."


    Er grinste breit und fügte schnell hinzu:


    "Das mit dem Regenschauer, meine ich."


    In diesem Moment waren ihm seine Worte schon wieder peinlich. Also war er ihr einen entschuldigenden Blick zu. Erst dann wurde ihm bewusst wie sie vor ihm stand. So lies er seine Augen über ihren Anblick wanderen.

  • Im Unterkleid - also wohl in den Augen der Welt fast nackt - strahlt Alanis keinerlei Scheu aus. Bei Damorgs Neckerei hebt sie lediglich mit einem Schmunzeln die Augenbrauen und will sich schon hinsetzen, als ihr etwas einfällt.


    "Ach, die Decke. Ich vergesse noch meinen Kopf."


    Sie beugt sich zu ihrer Tasche hinunter und holt ein zusammengerolltes großes Tuch hervor, das sie im Heu ausbreitet. Fröstelnd, weil wohl doch der ein oder andere Windzug duch die Scheune streift und feine Wassertropfen mit sich bringt, lässt sie sich darauf nieder und lehnt sich zurück, auf einem Arm aufgestützt.


    "Kommst Du? Es ist kalt."

  • Damorg schaute sich noch einmal kurz in der Scheune um, soweit es ihm möglich war, von seiner Stelle aus und ging dann die zwei Schritte welche ihn von der Decke trennten in Alanis Richtung um sich dann zu ihr zu legen.


    "Ich bin ja schon da."


    Er rückte noch ein Stück näher und legte dann seinen Arm um ihre Schulter.

  • Alanis kuschelt sich an seine Schulter und seufzt zufrieden, einen Arm besitzergreifend über seinen Bauch legend. Der Regen trommelt leise auf das Scheunendach und das Heu hält den kühlen Luftzug weitestgehend ab, weswegen ihr schnell wieder etwas wärmer wird. Eine Weile liegt sie mit geschlossenen Augen da, lauscht dem Geräusch eines zweiten schlagenden Herzens neben dem ihren, was sie immer besonders fasziniert und denkt einfach mal an gar nichts.

  • Damorg streichelte langsam über ihre Schulter. Seine Augen konnte er nicht mehr von ihrem Gesicht lösen und betrachtete es, jedes kleine Fältchen versuchte er sich zu merken. Zugleich atmete er tief und ruhig, mit jedem Atemzug den er machte und etwas von ihrem Duft erhaschen konnte wurde er noch etwas ruhiger und entspannter.

  • Irgendwann merkt Alanis, das sie kurz davor ist, einzuschlafen, also öffnet sie die Augen wieder und blickt träge im goldgelben Dämmerlicht hoch zur Scheunendecke. Der Wind schlägt gegen das schiefe Gebäude, es ächzt leise, so als hätte es Angst vor dem Winter.


    "Als Kind hätte ich das ganz schön unheimlich gefunden", sagt sie leise und es klingt tatsächlich am Anfang ein wenig schläfrig und ganz entspannt. "Ich hatte schon immer Angst im Dunkeln. Gut also, dass Du da bist."


    Sie sagt es so nebenbei, als wäre es eine jener Erinnerungen, an die man als Erwachsener zurückdenkt und dabei über sich selbst den Kopf schüttelt. Doch es ist noch etwas anderes in ihrer Stimme - ein kleines Schwanken, das dort nicht hingehört.

  • Er rutscht ein kleines Stück nach unten bis ihre Köpfe auf gleicher Höhe sind, dann lehnt er seine Stirn an ihre.


    "Jeder hat vor etwas Angst, was für andere ganz normal ist."


    Flüstert er leise und schließt dann seine Augen. Seine Hand die eben noch über ihre Schulter gestreichelt hat, hält inne.

  • "Ich wollte Dir das sagen, damit Du verstehst, warum ich nicht mit in diesen Keller gegangen bin -." Man merkt ihr an, das nur schlecht verhohlenes Schuldbewußtsein in ihren Worten eine große Rolle spielt. Ihre Fingerspitzen streichen langsam und bewußt an seinen Schläfen entlang, seinen Wangenknochen, Wange, Hals, bleibe auf seiner Schulter liegen.

  • "Ich war froh das du nicht mit uns dort drin warst, hätte ich dich in dem gleichen Zustand wie die anderen dort rausschleppen müssen, wäre ich wohl verzweifelt. Diesen Gefahren hätte ich dich niemals ausgesetzt."


    Ihm schauderte kurz als er an den Keller zurückdenken musste.


    "Ich möchte jetzt nicht daran denken müssen. Und du brauchst dich bei mir nicht zurechtfertigen."

  • Alanis macht ein kleines, frustriertes Geräusch.


    "Ach" , sagt sie dann. "Es geht mir ja nicht darum mich zu rechtfertigen. Ich möchte nur, dass Du gewisse Dinge besser verstehst, damit -." Sie zögert kurz. "Du hast gewisse Dinge über mich gedacht, als wir uns auf dem Marktplatz wiedergesehen haben. Ich will nicht, dass vielleicht in der kommenden Zeit, in der wir uns nicht sehen werden, irgendwelche Zweifel wieder zwischen uns treten. So einfach ist das. Oder?"


    Die Frage klingt zögerlich, weil sie ganz genau weiß, dass sie mit ihrer Aussage wieder ein Thema eröffnet, das viel Möglichkeit für Streit in sich trägt.

  • "Ich verstehe was du meinst. Aber an die Zeit die vor uns liegt in der wir uns nicht sehen, möchte ich nicht denken."


    Er legte seinen Zeigefinger auf ihre Lippen, nahm ihn wieder fort und gab ihr dann einen Kuss.


    "Wir müssen wohl einfach abwarten was uns die Zeit bringt, sie ist nicht immer nur unser Feind, sie kann auch unsere Freund sein, dank ihr lernen wir villeicht mit unserer Situation umzugehen."

  • Alanis blickt ihn verblüfft an. So charmant ist sie selten zum Schweigen gebracht worden. Ihr Blick wird halb fragend, halb amüsiert.


    "Gut, Du hast gewonnen. Aber apropos Zeit - wer hat Dir in der Zeit, in der wir uns nicht gesehen haben, beigebracht, wie man Frauen erzählt, was sie hören wollen?"


    Sie lächelt breit, aber es ist auch ein Hauch Wehmut darin zu erkennen. Ihre Finger streicheln sacht an seiner Schulter entlang den Arm hinunter und weiter zum Rücken, wo sie irgendwann unter sein Hemd schlüpfen.

  • Damorg fühlte sich ertappt und schaute sie etwas verblüfft an.


    "Wie kommst du darauf?"


    Er wusste das die Frage unnötig war, also brumte er kurz und rückte dann mit der Sprache raus.


    "Tauron hat mir wohl den ein oder anderen Ratschlag gegeben."


    Er lächelte entschuldigend, gab ihr dann erneut einen Kuss und fuhr dabei mit seiner Hand über ihre Hüfte.

  • "Den ein oder anderen Ratschlag" , echot sie schelmisch und schüttelt leicht den Kopf, was im Liegen tatsächlich ein wenig schwieriger ist als erwartet. Einerseits freut sie sich darüber, dass angenehme Dinge wie Frauen - wenn man davon sprechen wollte, Frauen als 'angenehm' zu bezeichnen, was an sich ganz schön gewagt war - in sein Leben Einzug halten, andererseits verspürt sie einen kleinen, unwillkommenen Stich Eifersucht. Mit seinem Aussehen, seinem unfertigen, aber anziehenden Charme und dem ein oder anderen Ratschlagversehen würden ihm sicherlich in Renascân einige Herzen zufallen. Und der Gedanken, vielleicht mit jüngeren, weniger vom Leben gezeichneten Frauen konkurrieren zu müssen, gefällt ihr gar nicht, weil sie ahnt, wie ihre Chancen dabei liegen würden.


    Doch diese Gedanken, die neu und verstörend sind, spricht sie nicht aus. Wie er schon gesagt hatte, die Zukunft würde so oder so die Lösung ihres Dilemmas bereithalten. Der Regen auf dem Dach der Scheune trommelt ein wenig lauter und sie friert plötzlich wieder. In den Schultern leicht bebend, drängt sie sich an ihn und seufzt leise.


    "Hast Du jemandem von uns erzählt?"

  • Damorg suefzte weil er sich wohl den ein oder anderen Fehler eingestehen musste. Er erinnerte sich an den einen Abend, an welchem er mir Lady Scandaris in einer Taverne in Obergralt getrunken hatte. Seine Stimme wurde schwer und war etwas langsamer als zuvor.


    "Lady Scandaris kann in Gesichtern lesen, als ob sie ..... Bücher wären. Sie hat mir an dem Abend viel von sich erzählt und meinte dann nur das es mir wohl selbst nicht besser ginge, als ihr. Ich hatte zuviel getrunken und war froh meine Last mit jemanden teilen zu können, das war kurz nachdem du Renascan verlassen hattest."


    Er schluckte trocken und wollte erneut ansetzten, überlegte es sich dann aber doch noch einmal. Wenige Augenblicke brache es dann allerdings doch aus ihm heraus.


    "Und Ashaba....... Aber sie konnte deinen Namen keiner Person zuordnen."