Vom Hafen zur Stadt- und andersrum

  • Bei dem Anblick kamen alte Erinnerungen bei ihm hoch, auf seiner Reise nach Renascan hatte er häufig in Scheunen geschlafen. Diese Nächte wollte er nicht missen. So stohl sich ein schelmisches Grinsen in seine Züge.


    "Etwas windschief, aber sowas sollte uns nicht stören, schätze ich."


    Dann schlug er den Weg in die Richtung der Scheune ein. Er machte langsame Schritte und mit jedem kleinen Stück dem sie sich nährten, fing sein Herz schnell an zu schlagen.

  • Alanis grinst ihn lediglich an. Ihre Schritte sind schneller als seine, mag es vielleicht auch daran liegen, dass sie den schneller klopfenden Puls an ihrem Hals vielleicht ein wenig überspielen möchte.


    Die Scheune ist mit einem Riegel verschlossen und obwohl das ganze Gebäude nicht ganz gerade steht, lässt sich der sorgfältig geölte Riegel gut zurücklegen und auch die Tür quietscht nur ein klein wenig, als sie sie öffnet. Tatsächlich ist die kleine Scheune gut in Schuss. Während unten einige Werkzeuge, Eggen und ein schmaler Schlitten gelagert werden, den man wohl im Winter hinter ein Pferd oder einen Ochsen spannen kann, führt eine schmale Leiter hinauf zum Heuboden. Es ist dämmerig in der Scheune, nur durch Astlöcher und schmalen Spalten zwischen den Holzbohlen schimmert das Licht des Tages hinein. Es riecht nach Heu, trocknenden Wiesenblumen, altem Ledergeschirr.


    Mit einem Blick über die Schulter prüfend, ob Damorg ihr folgt oder ob ihn seine Courage verlässt, geht sie nur Leiter, prüft deren Standfestigkeit und klettert dann ohne zu Zögern hinauf. Oben angekommen, rückt sie sofort zur Seiten, damit er ihr folgen kann. Nachdem sie sich davon überzeugt hat, dass keine nachlässig im Heu vergessenen Dinge wie Sensen, Harken und Mistgabeln das Zusammensein stören können, wirft sie ihren Mantel auf's Heu und lässt sich kurzerhand mit einem zufriedenen 'Uff' darauf fallen.

  • In der Tat beleibt Damorg zunächst kurz an der Tür stehen und atmet tief durch, der ihm wohl bekannte Geruch ermutigt ihn und gibt ihn etwas Sicherheit. So macht er den ersten Schritt in die Scheune. An der Leiter angekommen machte er sich auch daran nach oben zu kletern, jedoch knartezen die Sprosse unter seinem Gewicht, welches durch sein Kettenhemd deutlich höher war.


    Oben angekommen legte er seinen Streitkolben, neben die Leiter um sich bequemer setzen zu können. Dann lässt auch er sich auf dem Umhang, dicht bei Alanis, nieder. Nun glaubt der junge Priester sein Herz klopfen zu hören und vor Scharm röteten sich seine Wangen leicht.

  • Alanis hat sich unterdessen die Schuhe abgestreift und die Beine bequem untergeschlagen. Als Damorg sich setzt, offenkundig gefangen zwischen Rüstungsteilen und Schüchternheit, lächelt sie verschmitzt.


    "Also", sagt sie leise. "Erstmal etwas Essen, ja?" Mit den Fingerspitzen zupft sie am Ärmel seines Kettenhemds. "Und das könntest Du ausziehen."


    Ihr Tonfall ist weder fordernd noch amüsiert, sondern einfach entspannt und freundlich. Ohne eine Antwort abzuwarten, wendet sie sich kurz ab und kniet sich hin, um nach ihrer Tasche zu greifen und das Bündel mit dem Essen und die Flasche Weine herauszuholen. Die ganze Sache gestaltet sich wegen des rutschenden, süß duftenden Heus nicht unbedingt einfach, aber ihr gelingt es, die Balance zu halten, als sie zudem den eigenen Gürtel, an dem ihre Geldkatze, ein Dolch und zwei Taschen hängen, ganz beiläufig abnimmt und neben ihre Schuhe legt.

  • Nun wird auch sein Blick etwas verlegen und er schaut ins Heu um kurz darauf aufzustehen. Er hätte ja auch selbst auf die Idee kommen können.


    "Ja, gerne."


    Dabei hatte er gerade gar keinen Hunger mehr. Nun legte er seinen Gürtel ab, zog den Wappenrock aus und streifte sich sein Kettenhemd über den Kopf. All das legte er ein kleines Stück entfernt ins Heu. Nachdem er sich wieder gesetzt hatte fühlte er sich gleich viel besser, scheinbar hatte er mit dem Gewicht auch gleich etwas seines Unwohlseins abgelegt.


    Seinen Blick heftete er auf ihr Gesicht, kurz darauf legte er seine Hand auf ihre rechte Wange. Seine Haut fühlte sich rau an.

  • Alanis schmiegt ihre Wange kurz in seine Handfläche, eine Geste, die ihr ein seltsames, ungewohntes Gefühl von Geborgenheit vermittelt. Ihre Grübchen erscheinen, als sie lächelt, geschmeichelt, ein wenig schüchtern.


    "Später essen?" mutmaßt sie altklug, allerdings lediglich, um ihre eigene Unsicherheit zu überspielen. Dann seufzt sie leise. "Ich hab gerade wirklich Angst, etwas falsch zu machen", gibt sie dann verlegen zu.

  • Wieder legte er seine Stirn auf ihre. Der Duft der in seine Nase strömt beruhigt ihn in, doch zugleich weckt er ein unterschwelliges Verlangen.
    Langsam lässt er seinen Kopf neben ihren wanderen, ohne dabei den Kontakt zu verlieren, so dass er ihr ins Ohr flüstern kann. Sein Bart kratzt leicht auf ihrer Wange. Leise erhebt er seine Stimme.


    "Nicht nur du, seltsam, oder? Sovielen Dingen begegnen wir ohne Furcht und hier....."


    Ihm versagt die Stimme.

  • Der Morgen verstreicht in den Mittag hinein. Sonnenstrahlen, die durch das Dach der alten Scheune fallen, werfen sich über das Heu und ein recht ungleiches Paar, das schließlich, in sehr vorsichtiger, aber nicht weniger leidenschaftlicher Weise, zueinander findet. Kleidungsstücke liegen im Heu verteilt, das, zerdrückt und verrutscht, nur noch süßer duftet. Irgendwann kehrt in der Scheune wieder Ruhe ein, bis auf eine winzige Feldmaus, die die Störenden kurz beäugt und dann leise raschelnd wieder verschwindet.


    Irgendwann hebt Alanis den Kopf von Damorgs Schulter, wo sie eine ganze Weile geruht hat und beugt sich über ihn, um ihn zu küssen. Ihr langes Haar, in das sich Heu und trockene Wiesenblumen verirrt haben streicht über seine Brust, dann zieht sie sich zurück und schnürt bedächtig ihre Mieder zu. Ein versonnenes Lächeln liegt auf ihren roten Lippen, als sie ihn betrachtet.

  • Ein kurzer Schauer durchlief seinen Körper und eine sanfte Gänsehaut breitete sich aus, als sie sich zurück zog. Auch auf seinem Gesicht befand sich ein Lächeln, jedoch war das seine mehr eins der Verlegenheit, welches dennoch Zufriedenheit ausstrahlte. Erst jetzt wurde ihm langsam Stück für Stück bewusst was passiert war. Der ganze Tag war wie ein Traum gewesen, der nun zu Realität wurde. Er griff neben sich in das Stroh wo er sein Hemd vermutete.


    Ein leises Knurren schlcih sich aus seinem Magen.

  • Alanis grinst und beugt sich vor, um nach seinem Hemd zu angeln, das eher in ihrer Richtung zu liegen gekommen ist. Sie reicht es ihm mit einem vielsagenden Blick.


    "Also doch wieder hungrig" , konstatiert sie, lässt den Doppelsinn der Worte in der warmen Herbstluft verklingen und richtet sich auf die Knie auf, um ihre weißen Unterröcke in Ordnung zu bringen.


    Dann wühlt sie das Tuch hervor, in dem das Mittagessen eingeschlagen ist, legt es zwischen ihnen beiden auf den Wollmantel, der unter dem Heu kaum mehr zu sehen ist und öffnet den festen Knoten. Herzhafte Pasteten und Äpfel kommen zum Vorschein. Auch die Weinflasche findet sich wieder, als der sie erst einmal einen kräftigen Schluck nimmt, um ihren Durst zu stillen. Dann reicht sie die Flasche an Damorg weiter.

  • "Scheint so."


    Er machte große Augen als sie das Bündel öffnete.


    "Was du immer alles auftreibst."


    Meinte er mit einer leicht belustigten Stimme. Das Ganze untermalte er mit einem Lächeln, welches klar machte das er die Worte als Lob gemeint hatte.
    Dann nahm auch er einen Schluck aus der Flasche und verzog das Gesicht.

  • "Köchin." Alanis zuckt mit den weißen Schultern, die schon längere Zeit keine Sonne mehr gesehen haben. Auf Damorgs Grimasse hin sieht sie ihn fragend an, dann wendet sie ihm kurz den Rücken zu und sucht aus dem Stroh ihre Bluse heraus, um sie über das recht knappe Mieder zu ziehen.

  • Sein Grinsen verschwindet von seinem Gesicht und macht einer ernsten Mine Platz. Er streift sich sein Hemnd über und setzte sich dann aufrecht hin. Sein Frohsinn war gewichen. Die Augen konnte er nicht mehr von ihr lassen. Erst als sie ihre Bluse übergestreift hat nimmt er erneut einen Schluck aus der Flasche.

  • "So, wieder einigermaßen anständig", stellt Alanis schließlich fest, was jedoch von ihren nackten Füßen und wirren Haaren Lügen gestraft wird. Sie wundert sich zwar über Damorgs plötzlichen Stimmungsumschwung, fragt aber nicht nach. Stattdessen nimmt sie sich einen Apfel, beißt hinein und lehnt sich wieder zurück in's Heu. Sie strahlt Zufriedenheit aus, vielleicht sogar einen Hauch kindlichen Übermuts, den man in den letzten Jahren selten an ihr gefunden hat. Dennoch ist der Blick ihrer Augen, die auf Damorg ruhen, klar und aufmerksam, um aus seinen Regungen zu lesen, was ihn bewegen mag.

  • Auch Damorg nimmt sich einen Apfel und beißt zwei mal hinein. Als er versucht die Stücke zu schlucken meint er sie würden ihm im Hals stecken bleiben. Seine verspannung kehrt zurück. Sein Blick wird traurig. Drei tiefe Atemzüge später ist seine Stimme etwas klanglos zu vernehmen.


    "Was ist mit deinem Rücken passiert?"

  • Alanis beißt noch einmal in ihren Apfel, um sich Zeit für das Formulieren einer Antwort zu geben. Sie zuckt jedoch nicht einmal zusammen und der leise Hauch von Amüsement, der sie umgibt, bleibt ungebrochen, wenngleich sich ein Hauch Schwermut hineinzumischen scheint.


    "Schau nicht so" , tadelt sie ihn sanft. Doch dann erlischt ihr Lächeln und macht einem nüchternen Gesichtsausdruck Platz.


    "Ich weiß, dass es nicht gerade hübsch aussieht. Aber es ist lange her und sollte weder Dir noch mir wehtun" Ihre Stimme klingt abgeklärt.

  • "Es hat nichts mit hübsch zu tun, es mindert deine Erscheinung in keiner Form. Aber Wut kommt in mir auf wenn ich daran denke, das dir jemand das angetan hat."


    Damorg seufzt.


    "Aber wie du meinst."

  • Alanis lächelt im Angesicht des Kompliments, das er ihr mit seiner Reaktion macht. Ein Ausdruck von Erleichterung gleitet über ihr Gesciht. Sie setzt sich wieder auf, beugt sich zu ihm hinüber und gibt ihm einen weiteren Kuss.


    "Sei nicht wütend, nicht in der wenigen Zeit, die wir zusammen haben werden. Das lohnt sich gar nicht", sagt sie leise, scheint jedoch nicht weiter gewillt zu sein, auf das Thema einzugehen.

  • Damorg nickt ihr kurz zu.


    "Ja, die wenige Zeit."


    Er schluckte, ein bitterer Beigeschmack kam mit den Worten, welchen er versuchte mit einem Schluck Wein los zu werden. Mit dieser Aussicht in die Zukunft konnte er nur schwer leben. Er versuchte sich etwas Luft zu verschaffen, indem er kraftvoll in den Apfel biss.