Das Wachgebäude der Unterstadt

  • Nachdem sie jetzt die Namen wussten, war Ole wohl der Meinung, dass es höchste Zeit für das Du war. Er schaute sich demonstrativ um und fragte dann


    "Sag mal, Teela von der Furt, sitzt du etwa ein?"


    So etwas wie Ehrfurcht und kollegiales Mitleid war aus seiner Stimme zu hören. Bei seinen Worten war er näher gekommen und hatte sein Gesicht verschwörerisch guckend zwischen die Gitterstäbe gequetscht. Eine Haarsträhne stand keck ab, während der Rest der Haare platt an seinen Kopf gedrückt war.

  • "Kommunikations..."


    Oles Gesicht war ein einziges Fragezeichen bis es sich auf einmal erhellte.


    "Oh, ich verstehe. Also was streng geheimes, ja? Wahrscheinlich gehörst du sogar zur Garde und das hier ist alles ein Schauspiel für die... für die ganzen Dummen dort draußen!"


    Mit einer weiten Handbewegung schloß er die ganze Welt ein. Bis auf sich und Teela. Mit etwas Phantasie schloß er auch die Garde aus.


    "Ich verstehe, ich verstehe. Und, wie lang muss das Ganze hier noch laufen?"


    Wieder drückte er sein Gesicht in das Gitter.

  • "Ich wünschte es wäre ein Schauspiel...." murmelte sie so leise vor sich hin, das es kaum einer mitbekommt.


    "Wie lange ich hier noch sitzen muss? Keine Ahnung. Hoffe nicht mehr all zu lange."

  • "Ach, das wird schon. Die wollen dich sicher nicht so arg lange warten lassen."


    Verschwörerisch zwinkerte er ihr zu und wühlte dann in seiner Tasche.


    "Da, haste noch ein paar Nüsse."


    Ole streckte ihr noch eine Hand von Nüsse hin, garniert mit nicht wenigen Fusseln und anderen Dingen ungeklärter Herkunft.


    "Normalerweise erzähl ich das ja nicht, aber da wir zwei ja sowas wie Verbündete sind... also mein Bruder, mein Bruder damals auf in Scorien, der hat auch so was gemacht wie du. Für den höheren Zweck. Du weißt schon. Eine ganz spannende Sache! Manchmal kam er heim und hat der Mutter gesagt Mutter, hat er gesagt, Mutter pack mir Brot ein und Käse und Schinken. Es geht wieder auf. Für den höheren Zweck. Und dann haben die ihn mal eingesperrt, weil die das nicht verstanden haben mit dem höheren Zweck."


    Ole hatte sich regelrecht in Rage geredet. Ab und an reckte er die Faust mit einer Nuss drin und steckte sie sich dann in den Mund.

  • Teela nimmt die Nüsse von Ole an und kramt die aus dem Rest heraus.
    Sie beobachtet Oles rede mit Interesse, aber sagt zu dem Thema jedoch nichts.


    "Danke für die Nüsse Ole und die Gessellschaft."
    Sie isst eine bereits gesäuberte Nuss und setzt sich wieder aufs Bett.

    Zackaroni & Hodgpodg: Kings of the Lab

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  • "Warte mal, warte!" sagte Ole hastig. "Woher kommst du eigentlich? Bist du auch aus Scorien?"


    Seine Hand pulte gedankenverloren am Scharnier der Fensterläden rum, während sich langsam aber sicher die Abdrücke der Gittertäbe in seinem Gesicht abzeichneten.


    "Kennst du vielleicht meinen Bruder? Der ist ungefähr so groß..."


    Ole fuchtelte etwas unbestimmt mit der Hand.


    ".. und sieht aus wie ich. Nur hat er blonde Haare und eine größere Nase und blaue Augen."


    Ole hatte eine faszinierend kleine Nase, braune Haare und braune Augen, die schon fast schwarz wirkten.


    "Und kräftig wie ein Bär ist er."


    Um den Bären zu zeigen, richtete er sich zu seiner vollen - nicht sehr großen - Größe auf und watschelte einen Schritt nach links, einen nach rechts.

  • Teela will eigentlich das Gespräch beenden, aber als Ole nach ihrer Heimat fragt setzt sie sich auf den Stuhl, den sie ans Fenster stellt.


    "Die Stadt heißt Bargen. Eine der größeren Städte in der nähe von Hobbingen. Hobbingen ist ein kleines Dorf. Meine Familie lebt an der Furt, deswegen heiß ich von der Furt.
    Das Dorf und die Stadt befinden sich noch nichtmal auf Magonien.
    Es ist sehr weit weg."


    Sie seufzte und man merkte ihr an, dass sie Heimweh hat.

  • Oles Mund formte sich zu einem ungläubigen O.


    "Ja, aber... Magonien ist doch schon so weit weg. Wie weit muss dann erst dieses Bargim weg sein. Wieso bist du denn so weit weg von zuhause? Ich wusste gar nicht, dass mein Bruder soooo weit rum gekommen ist. Aber wahrscheinlich ists halt so, wenn man für den höheren Zweck.. na du weißt schon."

  • "Gestorben?!" Seine Augen weiteten sich noch ein Stück mehr. Dann schüttelte er bedauernd den Kopf.


    "Naja, für den höheren Zweck muss man halt Opfer bringen. Manchmal ist das so. Das hat mir mein Bruder auch immer gesagt. Pass bloß auf dich auf, Teela.


    meinte er sorgenvoll und drückte wieder sein Gesicht an die Gitter.


    "Ich mein, für den höheren Zweck das Leben zu lassen ist schon gut. Aber für den höheren Zweck zu leben, ist fast schon noch besser. Finde ich zumindest."

  • Ole hangelte ergriffen mit beiden Händen durch das Gitter und versuchte Teelas Hand zu erwischen. In seinen Augen glitzerte es feucht und er schniefte leicht.


    "Du bist so unglaublich tapfer."


    Erklärte er ehrfurchtsvoll und schaute zu Teela auf, was schon echt schwierig war. Er war zwar nicht groß, aber immernoch größer als Teela, was leichte Verrenkungen zur Folge hatte.


    "Du bist zwar nur eine Frau, aber so tapfer."

  • Teela fing an die Augen zu verdrehn, aber so dass er es nicht sah.
    "Die Götter haben ihn anscheinend nicht mit viel Intelligenz gesegnet. Oder die ist ihn mit den Zähnen ausgefallen." Dachte sie.


    Zu Ole sagte sie Danke Ole. Es tut gut sowas zu hören. "

  • "Naja, ich versuch halt immer nett zu sein."


    Er verschränkte die Hände und war scheinbar etwas peinlich berührt.


    "Meine Mutter hat immer gesagt, gesagt hat sie, Ole, hat sie gesagt, Ole, auch únd grade zu Frauen musst du immer freundlich sein. Ja, das hat sie gesagt."


    Dann kräuselte er die Nase und wackelte verschwörerisch mit den Augenbrauen.


    "Aber auch wenn mir meine Mutter das nicht gesagt hätte, wäre ich immer nett. Weil das eben so ist. Frauen kochen ja und wenn die sauer sind, dann kochen die nicht und dann knurrt mein Magen. Wenn ich nett bin, dann sind die nicht sauer und kochen was Leckeres und mein Magen knurrt nicht."


    Eine kurze Pause folgte.


    "Einmal hab ich einem auf die Nase gehaun, weil er nicht nett war zu seiner Frau und sie nicht kochen wollte. Dann hat sie was gekocht. Aber für mich."


    Ole grinste glücklich.