Xanthia sah Corridiel an und musste lachen. Aber es klang hart und eine Spur bitter.
„Kann es sein, dass Euch Euer Gefühl, Dinge in einem Licht beurteilen lässt, die dieses Gefühl wieder zu bestätigen scheinen?“ fragte sie darauf hin, aber sehr ruhig.
„Ihr sagt, meine Antwort und die Art, wie ich argumentiere seien Bestätigung für Eure Vermutungen mich betreffend. Die Tatsache, dass ich kein Bedauern äußere oder Einsicht zeige, würde Euch in Eurer Meinung bestätigen. Nun ich möchte erwidern, dass mir scheint, dass die Art, wie ihr die Dinge beurteilt von diesem Eurem Gefühl geprägt ist und daher Eure Objektivität ein wenig trübt.“
Sie sah nun ihrerseits Corridiel fest an.
„Wo habe ich Euch Vorwürfe gemacht? Oder nach Argumenten gesucht die Euch belasten? Belasten, für was überhaupt? Uns aus welchem Grund bitte, soll ich Bedauern empfinden? Dafür, dass ich offen sage, was ich denke? Oder dafür, dass ich nicht verstehen kann, woher Euer ungutes Gefühl mich betreffend, kommt?“
Xanthia zog die Knie an und legte die Arme darum. Aber sie lies den Elfen dabei nicht aus den Augen und blickte ihn fortwährend gelassen ins Gesicht.
„Ihr mögt mein Verhalten in gewisser Hinsicht nicht verstehen und ganz sicher sind wir uns in vielen Punkten in unserer Weltsicht oder der Art Dinge zu handhaben, nicht einig, aber habe ich Euch nicht gerade eben wieder das Angebot gemacht zu fragen, um vielleicht besser verstehen zu können? Habe ich dies nicht immer wieder während der Reise getan? Nun ihr habt das Angebot bisher nicht angenommen, daher sollte es Euch auch nicht verwundern, dass mein Verhalten für Euch weiterhin rätselhaft erscheinen mag.“
Sie schüttelte leicht den Kopf, blickte aber weiterhin zu Corridiel.
„ Aber davon abgesehen, müssen eine andere Weltsicht oder Meinungsverschiedenheiten gleich Hohn und Spott nach sich ziehen ? Warum sollte ich Eure Ansichten und Euch selbst weniger achten, nur weil wir unterschiedliche Einstellungen haben? Und was den Begriff der Feindseligkeit angeht, so bin ich geneigt, Euch wieder an die bereits mehrfach erwähnte Goldwaage zu erinnern.“ fügte sie hinzu.
„Aber, um es noch ein mal klar zu sagen, Corridiel. Ich empfinde Euch gegenüber nicht mehr und nicht weniger Unbehagen, als ich es jedem mir Fremden gegenüber empfinde. Ich sehe Euch weder als Feind, noch als Bedrohung, aber Ihr seid weiterhin ein Fremder in meinen Augen. Drei Tage gemeinsamen Weges machen uns noch nicht zu engen Gefährten. Daher verstehe ich Eure Verwunderung über mein Verhalten nicht wirklich. Ich empfinde eine gewisse Zurückhaltung in solch einer Situation als durchaus angebracht. Nichts desto trotz würde ich es bedauern, wenn sich unsere Wege hier trennen würden, nicht zuletzt weil mir dann die Gelegenheit genommen würde, aus einem Fremden vielleicht einen guten Bekannten zu machen. Auf der anderen Seite, Corridiel, werde ich mich nicht verbiegen, um Euch vielleicht angenehmer erscheinen zu können.“