In den Wäldern Montralurs - Teil 2

  • Xanthia sah Corridiel an und musste lachen. Aber es klang hart und eine Spur bitter.


    Kann es sein, dass Euch Euer Gefühl, Dinge in einem Licht beurteilen lässt, die dieses Gefühl wieder zu bestätigen scheinen?“ fragte sie darauf hin, aber sehr ruhig.


    Ihr sagt, meine Antwort und die Art, wie ich argumentiere seien Bestätigung für Eure Vermutungen mich betreffend. Die Tatsache, dass ich kein Bedauern äußere oder Einsicht zeige, würde Euch in Eurer Meinung bestätigen. Nun ich möchte erwidern, dass mir scheint, dass die Art, wie ihr die Dinge beurteilt von diesem Eurem Gefühl geprägt ist und daher Eure Objektivität ein wenig trübt.


    Sie sah nun ihrerseits Corridiel fest an.


    Wo habe ich Euch Vorwürfe gemacht? Oder nach Argumenten gesucht die Euch belasten? Belasten, für was überhaupt? Uns aus welchem Grund bitte, soll ich Bedauern empfinden? Dafür, dass ich offen sage, was ich denke? Oder dafür, dass ich nicht verstehen kann, woher Euer ungutes Gefühl mich betreffend, kommt?


    Xanthia zog die Knie an und legte die Arme darum. Aber sie lies den Elfen dabei nicht aus den Augen und blickte ihn fortwährend gelassen ins Gesicht.


    Ihr mögt mein Verhalten in gewisser Hinsicht nicht verstehen und ganz sicher sind wir uns in vielen Punkten in unserer Weltsicht oder der Art Dinge zu handhaben, nicht einig, aber habe ich Euch nicht gerade eben wieder das Angebot gemacht zu fragen, um vielleicht besser verstehen zu können? Habe ich dies nicht immer wieder während der Reise getan? Nun ihr habt das Angebot bisher nicht angenommen, daher sollte es Euch auch nicht verwundern, dass mein Verhalten für Euch weiterhin rätselhaft erscheinen mag.


    Sie schüttelte leicht den Kopf, blickte aber weiterhin zu Corridiel.


    Aber davon abgesehen, müssen eine andere Weltsicht oder Meinungsverschiedenheiten gleich Hohn und Spott nach sich ziehen ? Warum sollte ich Eure Ansichten und Euch selbst weniger achten, nur weil wir unterschiedliche Einstellungen haben? Und was den Begriff der Feindseligkeit angeht, so bin ich geneigt, Euch wieder an die bereits mehrfach erwähnte Goldwaage zu erinnern.“ fügte sie hinzu.


    Aber, um es noch ein mal klar zu sagen, Corridiel. Ich empfinde Euch gegenüber nicht mehr und nicht weniger Unbehagen, als ich es jedem mir Fremden gegenüber empfinde. Ich sehe Euch weder als Feind, noch als Bedrohung, aber Ihr seid weiterhin ein Fremder in meinen Augen. Drei Tage gemeinsamen Weges machen uns noch nicht zu engen Gefährten. Daher verstehe ich Eure Verwunderung über mein Verhalten nicht wirklich. Ich empfinde eine gewisse Zurückhaltung in solch einer Situation als durchaus angebracht. Nichts desto trotz würde ich es bedauern, wenn sich unsere Wege hier trennen würden, nicht zuletzt weil mir dann die Gelegenheit genommen würde, aus einem Fremden vielleicht einen guten Bekannten zu machen. Auf der anderen Seite, Corridiel, werde ich mich nicht verbiegen, um Euch vielleicht angenehmer erscheinen zu können.

  • Feena hatte mitten in ihrer Arbeit innegehalten, als Xanthia und Corridiel anfingen zu diskutieren. Sie schaute erneut kurz auf, erst dem einen dann der anderen ins Gesicht. Dann senkte sie den Blick wieder, damit keiner der beiden sehen konnte, was sie dachte.


    Sie konnte beide Seiten verstehen und sie war eigentlich auch nicht überrascht, dass sich erneut ein solches Gespräch entwickelte. Jedoch hatte sie gehofft, dass es nicht so bald sein würde. Streit, oder auch nur Uneinigkeit oder Missverständnisse aufgrund dessen sich Personen in ihrer näheren Umgebung stritten, konnte sie nicht gut ertragen.


    Sie polierte weiterhin die Klinge ihres Schwertes, doch die Bewegungen schienen etwas fahriger zu sein als vorher.

  • "Das erwarte ich von Euch nicht und das will ich auch nicht, Xanthia," meinte der Elb.
    "Und für mich ist das Wort Feindseligkeit mehr, als das es auf eine Goldwaage gelegt werden könnte. Indes verstehe ich Eure Zurückhaltung, mir geht es nicht anders."
    Er stand auf.
    "In einem gebe ich Euch aber Recht - unterschiedliche Standpunkte müssen keinen Spott nach sich ziehen und daher frage ich mich, warum Ihr es doch tut. Ihr fordert für Euch ein, mich wie einen Fremden behandeln zu dürfen, was Euer gutes Recht ist, doch wenn ich Euch nicht gleich meine Lebensgeschichte erzählen will, spottet Ihr mich kindisch. Wenn ich etwas tue, was Euch nicht genehm ist, so wird der Kopf geschüttelt und die Augen verdreht und mit spitzer Zunge geantwortet. Ja, auch ich habe vorhin mit dem Kopf geschüttelt, um Euch gleich die Gelegenheit des Aufwiegens, welche ich sehr lästig finde, zu nehmen, doch erst nachdem ich mir das ein oder andere angehört habe. Doch wird mir dieser Zwist zu groß, er gewinnt eine Bedeutung, die er nicht verdient hat. Denn natürlich bin ich in meinem Standpunkt nicht objektiv, niemand ist es. Doch fordert Ihr mich auf, Euch korrekt anzureden und Distanz zu wahren, so fordere ich Euch auf, meinen Standpunkt zzu respektieren und eben jenen unterschwelligen Spoot, den Ihr anscheinend so liebt, mir gegenüber zu unterlassen, das ist auch schon alles..."

  • Ist ein wiederholtes Angebot Fragen zu stellen, eine Aufforderung zur Distanz?


    Xanthia sah zu dem Elfen hoch und ihre Augen waren seltsam dunkel. Dann neigte sie aber den Kopf und meinte als Antwort auf dessen Forderung mit ruhigem Nachdruck:


    Ganz wie Ihr wünscht Corridiel.

  • Der Elb runzelte die Stirn und meinte dann:
    "Ich weiß nicht, was Ihr mit diesem Satz sagen wollt. Doch kann ich Euch versichern, dass ich nichts gegen Fragen habe, das ist natürlich. Nur muss man dann damit rechnen, dass es keine oder nur eine ausweichende Antwort gibt. Dieses bitte ich zu respektieren und es steht niemandem zu, das zu bewerten. Sicherlich kann man sich darüber Gedanken machen, doch ist es besser, sie erst einmal für sich zu behalten."
    Er setzte sich wieder.
    "Ich denke, wir beide brauchen ein wenig Zeit, Xanthia. Wollen wir die uns geben?" fragte er sie und streckte ihr seine Hand entgegen.

  • Xanthia hatte Corridiel mit ausdrucksloser Miene zugehört und ihn lediglich weiterhin gemustert. Nun, nachdem der Elf geendet hatte, neigte sie mit einem Lächeln erneut zustimmend den Kopf, rührte sich aber nicht, um die ihr dargebotene Hand zu ergreifen.
    Statt dessen sah sie zu ihm auf und erklärte mit ernsthaftem Entgegenkommen:


    Ich hege keinen Groll gegen Euch, Corridiel, das sagte ich bereits. Aber ich respektiere Eure Bitte und es soll an mir nicht liegen.


    Sie stand auf und verbeugte sich vor dem Elfen. Freundlich fügte sie danach hinzu:



    Nehmt es mir nicht übel, wenn ich Eure Hand nicht ergreife, Corridiel, direkte Berührungen, bereiten mir Schwierigkeiten. Ich vermeide diese, so weit es mir möglich ist.“ Sie lächelte erneut „Aber ich weis Eure Geste zu schätzen und möchte mich Bedanken.

  • Die Augen des großen Elben verengten sich kurz, doch dann sah er Xanthia wieder freundlich an.
    "So soll es sein, auch ich hege natürlich keinen Groll gegen Euch!"
    Und er zog seine Hand zurück un dkümmerte sich wieder ums Feuer.

  • Feena hatte kurz die Stirn gerunzelt als sie Xanthias Antwort hörte. Sie erinnerte sich an den vorangegangenen Abend, als ihr aufgefallen war, dass Xanthia sich bemüht hatte, sie nicht zu berühren. Die Halbelfe machte sich eine gedankliche Notiz. Sie würde die Gefährtin bei Gelegenheit danach fragen.


    Ohne etwas zu sagen zog sie das zweite Schwert hervor und begann nun dieses zu reinigen. Sie entspannte sich. Dann hielt sie kurz inne in ihrer Arbeit und sah zu Corridiel. Sie fragte sich, ob ihnen genug Zeit bleiben würde für ihre Lerneinheiten. Nun, man würde sehen. Den Blick wieder auf ihr Schwert gesenkt, polierte sie weiter.

  • Xanthia nickte nur noch ein mal kurz, setzte sich aber nicht wieder ans Feuer. Statt dessen nahm sie ihren Stab vom Boden auf, lehnte ihre Arme darauf und blickte zu Feena, die die ganze Zeit schweigsam geblieben war. Ein wenig vor sich hin sinnend sah sie der Halbelfe zu.

  • Als sie bemerkte, dass sie beobachtet wurde, sah Feena auf. Ihr Blick glitt am Stab entlang und flackerte dabei kurz, bevor er Xanthias Blick traf. Jetzt lächelte sie.


    "Xanthia, setz dich wieder zu uns. Wir wollen doch gleich frühstücken."


    Mit einer Handbewegung forderte sie die Gefährtin auf, wieder Platz zu nehmen.

  • Tut Euch bitte keinen Zwang an, auf mich müsst ihr nicht warten.“ erwiderte Xanthia freundlich, blieb aber stehen „Du weißt doch, das mein Magen so früh noch nicht zu überzeugen ist, etwas essbares zu sich zu nehmen.“ Sie machte eine Bewegung in Richtung des Kessels “Ich nehme mir gleich einen Becher Tee, wenn er soweit ist.“ Weiterhin auf ihren Stab gestützt blieb sie stehen, veränderte aber ein wenig die Position, um es sich bequemer zu machen.


    Wird der Wald heute eigentlich so dicht bleiben, wenn wir weitergehen ?“ fragte sie dann Feena.

  • Feena schaute kurz skeptisch zu Xanthia hoch.


    "Hm, wie du meinst", hatte sie gemurmelt.


    Auf deren Frage hin nickte sie.


    "Ja, er wird noch eine ganze Weile so sein wie jetzt." Sie warf kurz einen Blick rundum, um dann wieder Xanthia anzusehen.


    "Wieso fragst du? Stört es dich?"

  • Ja und nein.“ Xanthia grinste schief. „Auf der einen Seite, finde ich die Fülle an Bäumen, Gebüschen und sonstigem Grün sehr imposant und es ausgesprochen schön mitten da hindurch zu spazieren. Auf der anderen Seite, gebe ich gerne zu, dass so viel Wald mich auch ein wenig erdrückt.“ Sie zuckte mit den Schultern und lachte leicht „Aber das muss Dich nicht stören, das war schon immer so. Mein Verhältnis zum Wald war schon immer ein wenig ... nun ja, sagen wir mal gespalten.

  • Feena lächelte.


    "Hm. Erdrückt? Dann stammst du aus einer Gegend ohne Wald?"


    Und ohne auf eine Antwort zu warten zuckte sie mit den Schultern und fuhr fort.


    "Nun ja, an unserem Weg und deinem Gefühl der Umgebung gegenüber kann ich nichts ändern. Aber ich kann dir die Schönheiten dieses Fleckchen Montralurs zeigen. Und ich kann dir zeigen, dass die Bäume gar nicht so dicht stehen, wie es für ein menschliches Auge vielleicht den Anschein hat. Es ist alles eine Sache des Standpunktes."


    Sie grinste und zwinkerte Xanthia zu.

  • Xanthia ging auf Feenas Grinsen ein und nickte.


    Ich bitte darum. Den Horizont zu erweitern und Dinge aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten kann nie schaden. Und wie gesagt, es ist ja nicht so, als würde ich den Wald nicht mögen. Nur in so geballter Form, ist er eben für mich gewöhnungsbedürftig. Und Du hast recht, die ersten wirklichen Bäume, sah ich wohl erst mit 11 oder 12 Jahren.


    Sie sah zu Feena herunter und nach einigen Augenblicken, setzte sie sich dann doch. Vorsichtig den Kessel vom Feuer ziehend, blickte sie in die Runde. „Wer mag Tee?

  • "Danke, nein!" meinte der Elb und schaute kurz auf.
    "Also, weder Tee noch Braten..."
    Und dann machte er sich weiter am Feuer zzu schaffen.

  • Xanthia hatte mittlerweile Feena und sich selbst eingeschenkt. Mal wieder ein Bein hochgezogen, so dass sie einen Arm bequem darauf ablegen konnte, saß sie am Feuer und schlürfte vorsichtig an ihrem Becher.


    Ihr scheint Feuer sehr zu mögen.“ meinte Xanthia und schaute über den Rand ihres Bechers zu Corridiel.

  • Der Elb schaute verdutzt von seiner Arbeit auf.
    "Wie kommt Ihr denn darauf?"
    Dann entsann er sich, dass er die ganze Zeit am Feuer gearbeitet hatte.
    "Oh, deswegen - nein, ich bereite nur etwas vor. Ich will mir einen Speer härten und das geht nicht, in dem man ihn einfach ins Feuer wirft."