In den Wäldern Montralurs - Teil 2

  • Xanthias Blick wanderte zurück zu den Flammen, wie so oft. Ihre Augen folgten dem Spiel der Flammen und lange Zeit saß sie vollkommen unbewegt. Das Brodeln des Wassers rief sie aus ihren Gedanken und brachte erneut Bewegung in die dunkel gewandete Frau. Sie lehnte sich vor und zog den Kessel vom Feuer. Der Ärmel ihres Mantels war ihr dabei eine große Hilfe. Danach bereitete sie den Tee und als dieser fertig war, füllte sie zu guter Letzt ihrer beider Becher.


    Dies alles waren Handlungen, die Xanthia schon so oft durchgeführt hatte, die so selbstverständlich geworden waren auf ihrer gemeinsamen Reise mit Feena und doch fühlten sie sich an diesem Morgen anders an, fremder, unwirklicher.


    Xanthia biss die Zähne aufeinander und rief sich grimmig zur Ordnung. Sie musste einen klaren Kopf behalten. Sie hob den Kopf, um der Freundin einen der dampfenden Becher zu reichen.

  • Diese nahm ihn entgegen und bedankte sich mit einem Nicken. Sie waren schweigsam an diesem Morgen und Feena wusste warum. Ihr selbst war nicht nach Reden zumute. Zuviel war geschehen, zuviel schief gelaufen, zuviel war noch zu tun. Und sie wusste, dass sie allein nichts würde ausrichten können. Die Expeditionsteilnehmer waren geflohen. Das hatte Xanthia ihr gesagt. Was würde nun weiter geschehen?


    Feena schloss für einen Moment die Augen. Sofort waren sie wieder da. Die Bilder der vergangenen Tage. Untote, Vampire, der Anblick des sterbenden Landes, der Anblick der sterbenden Freundin....Rasch öffnete sie die Augen wieder. Dank Xanthias Hilfe waren die damit verbundenen Emotionen abgeschwächt, doch immer noch machten sie ihr schwer zu schaffen. Immer noch kreisten die Gedanken, Bilder und Gefühle in ihrem Kopf und liessen sie nicht zur Ruhe kommen. Und sie wusste, dass es Xanthia ähnlich ging.


    Sie nahm vorsichtig einen Schluck des heissen Getränks, dann schaute sie wieder zur Gefährtin hinüber. Sie suchte nach einem neuen Anfang für ein Gespräch.


    "Weisst Du, ob Ancalima mit der grossen Gruppe gezogen ist? Ich mache mir Sorgen um sie."

  • „Das kann ich gut verstehen“


    Antwortete Xanthia, schüttelte dabei aber gleichzeitig den Kopf.

    „Aber es tut mir leid, ich sah sie zuletzt am gestrigen Abend, als sie bei uns saß. Ich weis nicht, wohin sie sich danach gewandt hat.“


    Sie griff zu ihrem Becher.

    „Doch meinst Du nicht, dass Ciryon sich ihrer angenommen hat?“

  • Xanthia legte Kopf etwas zur Seite und musterte die Freundin einige Zeit mitfühlend. Dann fand ihre Stimme leise aber doch mit Nachdruck ihren Weg zu Feena.


    „Ancalima ist stark. Welche Schwierigkeiten sie auch jetzt erwarten werden, ich glaube fest daran, dass sie die Herausforderungen meistern wird. Seelisch und körperlich.“

  • Feena hob den Blick. Sie nickte mehrmals leicht.


    "Ja. Wahrscheinlich hast Du Recht."


    Ein kleines Lächeln erschien, dann schob die Halbelbe entschlossen diesen Gedanken beiseite. Sie hatten genug eigene Probleme für den Moment. Vor allem mussten sie erst einmal aus dieser Gegend verschwinden. Sie hatte es Xanthia in der Nacht versprochen und so überlegte sie nun, welchen Weg sie am besten nehmen würden. Ihr Blick wanderte in die entsprechende Richtung und während sie weiter an ihrem Apfel knabberte, nahm er in ihrem Geist Gestalt an.

  • "Nun, wenn wir von hier erst einmal weg sind, haben wir vielleicht Ruhe, bis wir wieder am Rabuun sind. Wir müssen den Fluss überqueren, sonst kämen wir auf dieser Seite durch die Wüste. Wenn wir uns dicht an seinen Ufern halten, mag es am ungefährlichsten sein. Und wie ich schon einmal sagte, ich weiss nicht, inwieweit die Nymbra dort noch tätig sind und ob sie überhaupt noch Interesse an uns hätten."


    Sie machte eine unbestimmte Geste mit der Hand.


    "Dann wenden wir uns nach Süden, immer am Fluss entlang. Ein paar Tage, dann sollten wir in der Nähe des Kristallsees sein, den wir aber umrunden."

  • Xanthia brummte leise. Sie versuchte sich zu erinnern, ab wann dieses unbestimmte Gefühl von Unwohlsein eingesetzt hatte, als sie auf den Weg hier her waren, ab wann sie diese verderbten Kraftquellen hatte erahnen können.


    Schließlich verzog unwillig sie das Gesicht. Es würde dauern, bis sie halbwegs sicher sein konnten, keine mehr als unangenehmen Überraschungen mehr zu erleben. Sich wieder Feena zuwendend fragte sie:


    „Und was kommt danach?“


    Xanthia umfasste ihren Becher mit beiden Händen, um so wenigstens ihren Fingern etwas Wärme zu kommen zu lassen.

  • Feena hob die Augenbrauen.


    "Was meinst Du mit 'danach'?"


    Sie nahm einen Schluck ihres Tees.


    "Nach dem Kristallsee? Nun, dann gehen wir weiter, bis wir irgendwann wieder in den Wäldern sind. Bis dahin werden wir nämlich keinen einzigen Wald durchwandern."


    Feena legte den Kopf ein wenig schief und schaute zur Gefährin hinüber, deren Reaktion abwartend.

  • Diese verzog den Mund zu einem kleinen Grinsen.


    „Ist das so?“


    Das Grinsen auf Xanthias Zügen wurde breiter, doch plötzlich war es wie weggewischt und die Frau schaute auf ihre Hände. Sie schwieg einen Moment, ehe sie mit einem tiefen Atemzug nun fast flüsternd fortfuhr:


    „Das ist gut.“


    Sie umfasste den Becher in ihren Händen fester, da sie sich nicht sicher war, ob ihre Finger ansonsten nicht angefangen hätten zu zittern.

  • Feena nickte erneut und in ihrem Blick lag das Wissen darum, warum Xanthia diese Antwort gegeben hatte. Sie, die Ebenen und Weite immer schon den Wäldern vorgezogen hatte. Wie musste es nach den Erlebnissen jetzt für sie sein, hier im Wald, wie eingesperrt zwischen all den Bäumen.


    Sie erhob sich und trat zur Freundin. Dort ging sie in die Hocke und legte Xanthia ihre eigenen Hände um deren Hände. Wärme traf auf Kälte, doch Feena schreckte nicht zurück davor. Vielmehr zeigte sich Mitgefühl in ihrem Blick und ein Lächeln, geprägt von tiefer Freundschaft fand seinen Weg auf ihre Lippen.


    "Ich weiss",


    sagte sie schlicht.

  • Ein Schauer lief durch Xanthias Körper, als Feenas warme Berührung die Kälte in ihren eigenen Gliedern so deutlich machte. Sie hob den Kopf und suchte die grünen Augen der Freundin, um danach wieder hinunter zu sehen, auf ihrer beider, miteinander verbundenen Hände.
    Xanthias Blick, der die Halbelbe getroffen hatte war sehr beredsam gewesen. Er hatte für kurze Zeit viel von dem nahen Wahnsinn getragen, der kurz nach ihrer Rückkehr aus dem Würfel in ihm gestanden hatte. Nun aber, als die Frau erneut aufschaute und zu Feena sah, waren ihre Augen ruhig geworden. Einige Augenblicke schaute sie nur schweigend in das Gesicht der Freundin, dann lächelte auch sie und sagte sie langsam.


    „Ja.“

  • Ihr Lächeln wurde fester und ihre Hände drückten einmal sacht die der Freundin. Dann erhob sich Feena.


    "Komm",


    sagte sie,


    "lass uns bald aufbrechen. Wenn wir den Tag nutzen, lassen wir den Wald noch vor Einbruch der Nacht hinter uns."


    Ohne eine Antwort abzuwarten begann sie, die restlichen Dinge ihres kurzen Frühstücks zusammen zu suchen und wegzupacken. Sie nahm noch einen grossen Schluck aus ihrem Becher. Im Stehen. Um klarzumachen, wie ernst es ihr mit ihrem Aufbruch war.

  • Xanthia lachte leise, ehe sie gehorsam aufstand und sich reisefertig machte. Als alles verstaut und verschnürt war, wandte sie sich dem Feuer zu, zog dessen Glut auseinander und bedeckte sie anschließend mit Erde. Sie trat die Erde fest und blickte danach zu Feena. Ein Nicken zeigte dabei der Freundin an, dass sie fertig war und bereit auf zu brechen.

  • Feena nahm ihren Köcher und warf ihn sich über die Schulter. Den Bogen in der Hand steuerte sie auf eine bestimmte Stelle zwischen den Bäumen zu, dort, wo sie offensichtlich einen Weg sah. Schweigend machte sie sich auf, jedoch darauf achtend, dass die Gefährtin Schritt halten konnte.

  • Eine lange Zeit gingen sie so. Mal hintereinander, dann wieder nebeneinander wenn der Weg es erlaubte. Feena war schweigsam. Sie beobachtete ihre Umgebung, immer darauf gefasst, etwas Unerfreuliches aus den Büschen stolpern zu sehen. Die Ruhe, die sie sonst erfasste, wenn sie sich durch den Wald bewegte, wollte sich nicht einstellen.

  • Nicht weniger Aufmerksam als die Gefährtin, folgte Xanthia Feena nach wie vor durch den Wald. Sie spürte, dass Feena nervös war und dass die Freundin sich nicht vertraut fühlte, mit die sie umgebenden Natur. Sie wusste warum, dass die Halbelbe noch immer unter dem litt, was ihr das Gespür für ihre Heimat offenbart hatte und das machte sie traurig. Immer wieder musste sie an Feenas Worte denken, die diese erwidert hatte, als sie, Xanthia, versucht hatte die Gefährtin zu trösten, ihr Augenmerk auf das trotz allem noch immer sichtbare und spürbare Leben des Landes zu lenken. Daran, dass Feena nur noch Augen hatte, für das was verloren gegangen war, für das was fehlte.
    Des Öfteren war daher ihr Blick zu der Gefährtin gewandert, prüfend und mitfühlend, um dann jedoch gleich wieder in die Umgebung zu wandern.


    Doch die Sorge um die Freundin und das Wissen um deren seelischen Zustand half , die eigenen Gespenster im Zaum zu halten, doch machte sie es zugleich nicht leicht, den Blick nach vorne zu lenken, darauf, dass sie irgendwann wieder Ruhe finden würden und eine Lösung für das Übel, dass Montralurs Herz befallen hatte.

  • Es war später Nachmittag und die Schatten in den Wäldern wurden schon wieder länger ... als sich in einem der Schatten eines Baumes eine Gestalt formte.


    Jean - Michel stolperte völlig entkräftet aus dem Schatten ins scheidene Sonnenlicht und viel auf die Knie


    "Das war knapp ... " ging es ihm durch den Kopf


    Er atmete ein paarmal tief durch bevor er sich das Eis und den Schnee aus seiner Kleidung klopfte um sich seine Wunden anzuschauen.


    "Wenigsten werd ich hier nicht erfrieren ..." war einer seiner Gedanken .. war es hier doch deutlich wärmer als am Rand der südlichen Eiswüsten wo er vor ein paar Augenblicken noch war.


    Die Wunden waren zahlreich aber nicht umbedingt all zu tief oder lebensbedrohlich, einge waren auch schon älter und hatte schon begonnen zu heilen, aber doch wird es einige Zeit in Anspruch nehmen bis sie alle geheilt waren.


    So machte er sich daran die neueren Wunden zu säubern und zu verbinden ... im Anschluß fing er an seine verbliebene Ausrüstung zu überprüfen und kam zum ernüchternden Ergebnis, dass er wohl bald eine Siedlung finden müsse.


    Auch würde es noch einige Tage oder Wochen dauern bis er sich soweit erholt hat das er wieder ein Portal öffnen konnte .


    Nach dem er sich etwas erholt und etwas gegessen hatte konzentriete er sich ....
    "Irgendwo muß Alexandre hier doch sein ... war es doch seine Präsenz die mich hierher geführt hatte... " dachte er bei seiner Suche ....

    Jean - Michel de Sarday
    Chevalier d´Arisent
    Magistrat des Hofes von Tir Thalessay


    Wir sind Schatten , Schemen der Nacht
    Wir sind Geister , die unerkannte Macht