Amonlonder Marktplatz 2

  • Am frühen Morgen nach Ende der Tage des freien Lernens kommt Alanis auf den Marktplatz, ihren grünen Reisemantel tragend und ihre Kiepe auf dem Rücken. Es ist noch kühl, aber man kann den Frühling in der Luft schon erahnen. Die Priesterin stellt den Korb vor dem Brennenden Tisch ab und setzt sich darauf, betrachtet die Leute auf dem Platz und lächelt in sich hinein.


    Sie ist blass, doch ein Funkeln irrlichtert in ihren Augen, so klar und entschlossen, dass er alles überstrahlt. Ihre linke Hand steckt in einem grünen Lederhandschuhe und sie blickt sinnend darauf, mit dem Daumen der anderen Hand darüber fahrend. Dann schaut sie hoch, mustert die Taverne. Ob sie sich verabschieden sollte? Sie würde ja noch nicht mal wissen, was sie ihm sagen sollte. Und die Zeit drängte nun einmal.


    Melancholisch zieht sie einen Mundwinkel hoch. Nein, Khai hatte ihr nicht geraten, einen Schlussstrich zu ziehen, im Gegenteil. Aber er hatte ihr klargemacht, was sie erwarten konnte und was nicht. Anfangs hatte sie ihm das vielleicht nicht geglaubt, aber im Lauf des vergangenen Tages hatten sich in Gespräche und Taten einiges von dem bewiesen, was sie eigentlich nicht hatte wahrhaben wollen. Nun, da die Karten auf dem Tisch liegen, fühlt sie sich leer und gleichzeitig erleichtert. Zeit, etwas Neues zu beginnen.

  • Plötzlich und durchaus überraschend für den frühen Morgen in der Stadt, ist etwas abseits das Treibens am Marktplatz ein wenig Tumult zu hören. Nur einen Augenblick später fliegt ein in Fell getauchter Schatten aus einer Gasse und rutscht auf dem Hosenboden durch die feucht kalte Erde in Richtung Marktplatz.


    Man hört ein seltsam vertrautes Fauchen, als die Gestalt auf die Beine kommt und auch die augenblicklich eingenommene Körperhaltung verrät "Aussicht auf Ärger".


    Dann hört man einen elfischen Ausspruch, der, was den Härtegrad der gewählten Töne angeht, durch aus etwas unangenehmes inne hatte und dann beginnt die sichtbare Hand des sich Aufrappelnden leicht bläulich zu funkeln und kleine Blitze, die unweit der Haut in der Luft aufblitzen hinterlassen das Geräusch reissenden Papiers.

  • Alanis ist schneller auf den Füßen, als ihre müde Gestalt es hätte erahnen lassen. Ihern Korb vollkommend vergessen, ist sie erstaunlicher Behändigkeit in Tears Richtung unterwegs, bemüht, einen Blick auf das zu riskieren, was die Elbin auf die Palme brachte.

  • Als die Straßenecke nicht mehr im Weg ist, die Elbe aber noch ein gutes Stück weg, erkennt die Elementpriesterin, das Stein des Anstoßes - ein ziemlich großer Stein des Anstoßes ist.


    Der etwa zwei Schritt große Mann mit gelinde gesagt gröberem Erscheinungsbild steht ein wenig wankend, als sei er von einem Zauber aus dem Gleichgewicht gebracht worden in der Mitte der Straße und ringt um seine seelische Fassung. Das was die Elbe anscheinend durch den Dreck geschoben hat ist eine seiner größer geratenen Pranken gewesen.


    Es scheint nicht gerade Rücksicht zu herrschen, denn Tear... sich kaum auf den Beinen befindlich setzt anscheinend erneut dazu an, den Hünen ihr gegenüber zu fällen. Ihre wütend wirkenden Augen strahlen azurblau und verraten, dass sie sich im Begriff befindet ihr aufgestautes magisches Potenzial fokussiert... ins Freie zu entlassen.

  • Alanis schaut verdutzt zwischen den Mann und Tear hin und her. Was immer hier vorgefallen ist, kann sie nicht auf den ersten Blick erkennen - und nicht auf den zweiten, dritten, vierten Blick.


    "Äh - Tear?", ruft sie die Elbin vorsichtig an. Sie kennt deren Temperament und einige getauschte Wortfetzen während den vergangenen Tagen lassen sie erahnen, dass das, was Tear vorhat, vielleicht eine Nummer zu groß ist.

  • "Moooment," knurrt es konzentriert nach hinten, ohne das Tear sich umdreht, um sich bewußt zu machen, wer sie gerade angeäht hat. Gleichzeitig hebt sie ihre Hand, während ihr leicht entferntes Gegenüber noch immer auf der Stelle wankt. "Na was... primitive Gedankenwelt erreicht Stimmbänder nicht? Soll ich es mit Orkisch probieren?"


    Ihr Gegenüber antwortet nicht... sofort verbal, doch immerhin schafft er es eine Hand zu heben, um mit dem Zeigefinger auf sie zu deuten. Erst sind es ein paar gutturale Laute, schwer interpretierbar, die seinen Mund verlassen, dann schafft es er es seinen Stimmbänder zumindest rudimentär den Befehl zu erteilen, zu äußern, was er denkt.


    "Du...Dre....Dre....Drecks...Elbenhexe."


    "Das mit dem Dreck können wir durchaus einrichten du Ausfluss einer hässlichen Tanari."


    Der fester gewordene Stand der Elbe und das Hochziehen ihrer mit Blitzen umregneter Hand lässt nichts Gutes erahnen und schon gar nicht das sie alle Konsequenzen folgender Taten im Gesamten absieht.

  • Irritation... dann folgt ein leichter Blick nach hinten, ohne jedoch den Stein des Anstoßes völlig aus dem Blickfeld zu verlieren.


    "Das ist mir wohl ... entgangen... als ich am Ausbildungsplatz der Paladine vorbei...spaziert war."


    Sie blickt wieder nach vorn, hebt ihre Hand und verharrt... Zwei, drei Herzschläge passiert gar nichts... dann seufzt die Elbe leicht und senkt fast einsehend kurz ihre Augenlider.


    Die Handbewegung ist schwungvoll. Aus dem Tuch ihrer Gewandung entrollt sich vom Handgelenk ein kleiner Zweig, der mit einem Lederband befestigt ist. Er landet schwungvoll auf dem Boden und wird von einer kurzen Reihe von nachhallenden Worten begleitet. Die Luft flimmert und die feinen Häärchen im Nacken der Anwesenden stellen sich auf. Der zu groß geratene Mensch nimmt Anlauf, direkt auf die Elbe zu.


    Die Vibration der Erde deutet es an... dann wird es sichtbar... rankenartige Wurzelgebilde schnellen vor der Elbe aus dem Boden und erreichen zielsicher, den sich gerade berappelten Hünen. Sie umschließen in Windeseile seine Fussgelenke und wandern die Unterschenkel hinauf, bis sie sich regelrecht in seinen Knien festbeissen.


    Die eingesetzte Energie des laufenden Mannes steht im harten Widerspruch zu den nun wie eingefrorenen braunen Wurzelgeflechten und erzwingen einen recht abrupten Stillstand...dssen leidliche Konsequenz der Kuss seines Kinns auf dem Boden ist, nur etwa zwei Meter vor Elbe und Priesterin.


    Tear reibt sich die Hände und das magische Licht verschwindet, dann sieht sie zu Alanis hinüber und der folgende Tonfall steht konträr zur Situation.


    "Er ist auf eine Schnecke getreten."

  • Alanis verschränkt die Arme hinter dem Rücken, vollkommen unbewegt. Sie hat nicht wirklich Angst gehabt, dass der Mann sie oder Tear über den Haufen rennt, dafür hat sie zu großes Vertrauen in die Fähigkeiten der Elbin. Immerhin hat sie gesehen, was und wie Tear ist.


    Trocken erklingt ihre Stimme in der Morgenluft.


    "Es gibt einen Ausbildungsplatz für Paladine in Amonlonde? Ist das neben dem Schießplatz für Bannstrahler und dem Drachefutterplatz?"

  • "Etwas weiter links neben der Inquisition," kommt die ebenso trockene Antwort der Wildelbe zurück. Sie geht einen Schritt nach vorn und bückt sich vor den niedergegangenen Menschen. Unglücklich aufgekommen scheint er nicht bei Bewußtsein, was die Elbe zum Anlass nimmt, sich noch ein wenig tiefer zu hocken und ihren Kopf einer neugierigen Katze verdrehen.


    "Er hat zu schnell aufgegeben," sie wirkt denkbar unbefriedigt. Jetzt da sich Tear bewegt hat kann Alanis eine große und leicht geschwollene Stelle an der Wange der Wildelbe ausmachen, gepaart mit einem ordentlich tiefen Kratzer, der schon fast an einen Riss erinnert und von einem Glas oder einer Tonscherbe zu stammen scheint. "Ich bin immer noch wütend."

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  • "Ach?", kommentiert Alanis letzteres und lächelt dann ganz sanft. "Was war der Stein des Anstoßes?" Ihre Worte lassen keine Wertung erkennen. Sie lässt sich neben Tear nieder, betrachtet kurz deren Verletzung und fühlt dann dem Bewußtlosen den Puls.

  • "Vordergründig dachte er, er kann bei mir landen - was durchaus stimmt," antwortet sie und nickt kurz in Richtung Erdboden, "hintergründig ist es ein gewisser Mondelb, der mich im Augenblick in den Wahnsinn treibt, was bedauerlicherweise nicht ganz damit vereinbar ist, dass ich ihn liebe."


    Gleichzeitig hat sie begonnen dem hässlichen Hünen mit ihrem Zeigefinger in die nachgebene Wange zu piecken... keine einmalige Bewegung.

  • Alanis lässt ein abgrundtiefes Seufzen hören, wieder einmal, und schlägt für einen Moment die Augen nieder.


    "Ja, es wäre alles viel einfacher, wenn man nicht lieben würde", murmelt sie dann leise, dann richten sich die grünen Augen wieder auf Tear und das, was sie tut. Ein Grinsen zuckt über ihr Gesicht. "Tear, Du bist wirklich unglaublich."


    Sie greift an ihren Gürtel und holt ihren Trinkschlauch hervor. Sie reicht ihn der Elbin - was sie mit dem Inhalt tut, sei ihr überlassen.

  • Die Wildelbe schaut irgendwo zwischen ihren braunen Haarsträhnen und den bunten Bänder, die sie von der Kioskbetreiberin der amonlondischen Akdemie bekommen hat zu Alanis auf und und nimmt dann danken und im Aufstehen begriffen den Trinkschlauch entgegen.


    "Es wäre auch schrecklich kalt in der Welt...," dann nimmt sie einen tiefen Schluck und sieht zu Alanis hinüber. Der Schnitt an ihrer Wange wirkt hässlich und frisch.


    "Was jedoch nichts daran ändert," etwas harsch landet der Trinkschlauch wieder bei der Priesterin,"dass mein Gefährte und sein Volk vermutlich mal zwischen die Hände eines vor Begeisterung klatschenden Gottes geraten sind."

  • "Avarean," sie hält ihr sogar die Wange ein wenig hin. "Ich bemühe mich auch nicht zuzubeissen, wenn deine Hand in der Nähe ist." Kurz schließt sie ihre Augen und das unnatürlich leuchtende Blau verschwindet. Als sie die Lider wieder öffnet strahlen ihre Augen in einem natürlichen Farbton.


    "Natürlich muss man differenzieren... nicht alles an den Hên Meneldû ist schlecht aber so einiges... abhanden gekommen. Und dha, Götter sind überbewertet."

  • Ganz sanft legt Alanis eine Hand auf Tears Wange, über die Wunde.


    "Reinheit des Wassers, die in allem Leben ist, ich rufe Dich. Ich erbitte Deine Hilfe. Bring Reinigung, wo sie von Nöten, finde die Bahnen, wie sie vorgeschrieben. Gemeinsam mit der Erde Leib, des Feuers Bewegung, der Macht der Luft, vereint im Leben, verbinde im Sein das, was im Sein ist gedacht."


    Das Gebet ist neu. Es ist nicht zögerlich. Es ist nicht flehend oder unterwürfig. Es ist voller Überzeugung und Selbstsicherheit. In der Berührung auf Tear'asels Haut ist zu spüren, dass sich etwas verändert hat, in ihr, in ihrem Sein. Macht pulsiert in ihr und um sie, so als hätten sich Mensch und Elemente entschlossen, näher zusammenzurücken und sich gegenseitig zu erkennen.


    Schließlich lässt Alanis die Hand wieder sinken und lächelt Tear'asel an.


    "Danke für's Nicht-Beißen."

  • In der Herberge hatte sie ihre Tasche zusammen gepackt und sich auf den Weg gemacht. Die Sonne des frühen Morgens wärmte nur schwach ihr Gesicht. Um ihre Schultern lag das Fuchsfell und hielt den größten Teil der Kälte ab. Als sie auf den Marktplatz einbog, sah sie den Menschenauflauf. Sie stutzte kurz und blieb stehen. Sie spürte, dass das hier sicherlich kein Spaß war und ihre Augenbraue zuckte nach oben.
    Von der Stadtwache war nichts zu sehen, so wie sie auch die vergangenen Tage jedwede Präsenz hatte missen lassen.

  • Die Elbe nickt aber tut das mit erhobener Augenbraue. Etwas intensiver sieht sie die Priesterin an.


    "Du hast Khai-Tee in den Augen."


    Die wütende Stimme von eben ist schlagartig ruhiger geworden, nur ein Hauch von Neugierde ist zu hören.

  • Alanis neigt leicht den Kopf zur Seite.


    "Ja, das stimmt wohl. Es war überfällig - meinst Du nicht?" Es ist eher ein rhetorische Frage, weil sie die Antwort für sich schon kennt. Doch Tear'asels Meinung ist ihr dennoch wichtig, was man an dem Ausdruck in ihren Augen schwerlich missverstehen kann.


    Erst jetzt bemerkt sie, dass sie beobachtet werden. Auf dem frühmorgendlichen Marktplatz konnte es schließlich nicht unbemerkt bleiben, dass Tear'asel einen Mann zu Fall gebracht hat, der nun langsam aber sicher damit beginnt, auf den Boden zu sabbern.