Der singende Wald auf dem ehemaligen Gelände der Komturei

  • Kassandra schlendert mit Bellaria die Nordstraße entlang bis sie an die Ostgrenze des Waldes kommen.
    "Hier", sagt die Schankmaid und biegt von der Straße auf einen kleinen Trampelpfad ab, der ins Innere des Waldes führt.
    Der Wald macht einen recht aufgeräumten Eindruck. Am Boden liegt Laub, aber nur das des letzten Herbstes. Als hätte vor diesem Herbst hier noch nie Laub gelegen.
    Die Bäume sind hoch und sehen gesund aus. Dicke Knospen warten auf den Zweigen auf ihr Signal, auf ein geheimes Zeichen, daß jetzt Frühling ist und sich die Blätter entfalten können. Wenn man die Knospen betrachtet kann man fast so etwas wie gespannte Erwartung in jedem Baum spüren.


    Kassandra führt Bellaria tiefer in den Wald hinein, dort, wo bei den feuergeschwärzten steinernen Grundfesten der ehemaligen Komturei der kleine Teich entstanden ist. Das Wasser ist eisfrei und auch im leisen Plätschern und dem sanften Flüstern des Windes in den kahlen Ästen liegt Erwartung.

  • Kassandra lächelt.
    "Im Sommer ist es eigentlich interessanter ihn zu hören als ihn zu sehen." Sie setzt sich auf einen der geborstenen Quader, die einmal zum steinernen Fundament der Komturei gehört haben. Ein Baum hat seine Wurzeln um den anderen Teil geschlungen.
    Einen Moment lauscht die Schankmaid, auf das Plätschern des Wassers. Auf den sanften Wind, der die Blätter am Boden und die noch kahlen Zweige leicht bewegt. Doch die Geräusche unterscheiden sich nicht wesentlich von denen in anderen Wäldern.
    "Vielleicht findest du ja die Zeit, im Sommer noch einmal vorbeizuschaun..."

  • "Ich auch."
    Kassandra lehnt sich ein wenig zurück. Es tut gut zu sitzen nach der Wanderung.
    "Enduneath hat eine zweite Stimme dazu geschrieben. Was nicht so einfach gewesen sein kann... Der Wald singt zwar nur das eine Lied aber er versucht immer, das ganze Lied gleichzeitig zu singen." Sie schmunzelt. "Das ist manchmal ein bißchen verwirrend."

  • "...silbriges Flüstern der Wipfel und Höhn..."
    Kassandras Stimme fügt sich nahtlos in die Harmonie als sich das Lied fast von selber weiterentwickelt.
    Als die beiden den Refrain das dritte mal anstimmen scheint es fast als geselle sich eine weitere Stimme hinzu. Nicht wirklich fassbar und sobald man versucht sich darauf zu konzentrieren verschwindet der Eindruck wieder.

    Das Problem ist nicht der Druck! Das Problem sind die Apachen!!

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  • Kassandra lächelt Bellaria an und lehnt sich entspannt zurück. Liebevoll läßt sie den Blick über den kahlen Wald streifen, der irgendwie gar nicht mehr so kahl wirkt. Ihr Blick bleibt an dem dichten Teppich dunkelvioletter Veilchen hängen, der am Ufer der Teiches wächst. Vorhin waren die winzigen Blüten ihr gar nicht aufgefallen.

  • Auch Bellaria ließ ihren Blick streifen und musste lächeln. Es schien, als hätten sie den Wald wachgesungen. Was Musik nicht alles bewirken konnte... Als sie die Veilchen sah, freute sie sich besonders. Es wirkte fast wie ein persönlicher Gruß an die Bardin, deren Wappenfarbe sie trugen.

  • Eine Weile genießen die beiden den kommenden Frühling und den singenden Wind in den Bäumen.
    "Ich fürchte, wir müssen so langsam wieder", sagt Kassandra dann und steht auf. "Wachst mal schön weiter..." Sie tätschelt einen der Baumstämme und macht sich gemächlich auf den Rückweg zur Nordstraße.

  • Weit genug entfernt und unbehelligt von den Ohren und Augen der beiden sterblichen Frauen hatte Tear'asel auf einem niedrigen starken Ast gehockt und ihnen stumm und regungslos gelauscht. Als sie wieder gingen, folgte ihr Kopf und ihre türkisfarbenen Augen den Schritten, doch weder Bedauern, noch Freude waren darin zu sehen. Als sie verschwunden waren und das Singen der Vögel wieder einsetzte, sprang sie hinab und verschwand ebenso zwischen den Bäumen, doch galt ihr Weg dem Inneren des singenden Waldes, nicht der Stadt.

  • Ebenfalls unterwegs in diese Richtung, allerdings von Norden kommend, ist eine in weites, graues Gewand gehüllte Gestalt. Hier wäre wohl am ehesten herauszufinden wann es an der Zeit ist die Former aus dem westlichen Wald zurück zu rufen, zumal auch Ancalimas Hort noch fertig zu stellen ist. Dorthin führt schließlich auch Endúneaths Weg, den Kopf gesenkt und nach dem Schatten des Laubes sehnend, das doch erst noch wachsen werden müsste.

  • Ihre bedächtigen Schritte, leise und oberflächlich wohl um die Tiere des Waldes nicht zu stören, brachen die Elbe schließlich zu einem kleinen Weiher, unweit der Stelle, die den Mittelpunkt des Waldes ausmachte.


    Hier lies sie sich auf einem kleineren moosbewachsenen Findling nieder, der jetzt im frühen Frühling Amonlondes, noch ebenso zu schlafen schien, wie der Rest des singenden Waldes.


    Die Schwerter und den Bogen glitten achtlos neben ins spärliche Ufergras, während Tear'asels Augen stumm und in eine Ferne gerichtet, die sie wohl nur selbst sehen konnte, schweiften.

  • Die Gestalt am Weiher erkennt er nur schemenhaft. Eine Hand seine Augen vor der Sonne schützend blickt er zu ihr herüber. Da sie keinerlei Reaktion zeigt nähert er sich bis er sich wagt eine Vermutung abzugeben: "Tear?"