"Oh..."
Das ist natürlich eine Erklärung, auch wenn sie mehr Fragen aufwirft als beantwortet. Doch Wandervogel hakt nicht weiter nach, ist doch schon diese Frage nur zögerlich beantwortet worden.
Bald zeigt ihr ruhiger Atem an, daß sie eingeschlafen ist.
Irgendwo auf der Reise
-
-
Ree liegt noch eine geraume Zeit wach. Wandervogels einfache Frage hat Erinnerungen wach gerufen die Schmerzhaft sind und die Elbe nie wird vergessen können.
Spät in der Nacht schläft die Elbe dann doch in einen leichten und unruhigen Schlummer.
-
Ein schwacher Geruch der an Wild erinnert schleicht sich in Rees Dämmerschlaf und nur einen Sekundenbruchteil glaubt sie ein Gesicht sehr nah vor ihrem zu sehen: Bärtig mit wilden, strohblonden Haaren, die moosgrünen Augen mit leicht ovaler Pupille lachen sie jungenhaft an. Auf der Stirn sitzen zwei gebogene Bockshörner.
Es rumpelt auf der Treppe, dann schlägt die Eingangstür.
-
Ree fährt hoch, eine Hand auf einem ihrer Dolche und blickt sich suchend im Zimmer um.
Ihr Instinkt sagt ihr, dass sie hinterher gehen soll, doch ihr Auftrag ist das bewachen der Barding, nicht die Jagd. -
Die Tür zum Schlafraum ist noch immer geschlossen, Wandervogel schläft ruhig.
Im Hof geht eine weitere Tür, dann ist alles wieder still. -
Ree schüttelt den Kppf und versucht aus ihrem halb-Traum schlau zu werden.
Sie hockt sich auf den Boden, mit dem Rücken an die Türe gelehnt und beobachtet Wandervogel, während sie sich fragt, was hier vorgeht.
-
Die Geräusche der Nacht klingen wie immer, ein halber Mond scheint auf ein Stückchen Fußboden. Auf dem Pflaster im Hof stößt ein Pferdehuf gegen einen Stein. Das Geräusch widerholt sich nach einer Weile.
Die Bardin dreht sich schwerfällig auf die andere Seite, seufzt und öffnet kurz die Augen. Als sie Ree hellwach an der Tür sitzen sieht zwinkert sie, wird ganz wach und schaut die Söldnerin fragend an. -
Ree schüttelt nur den Kopf und bedeutet ihr weiter zu schlafen.
Was auch immer sie aus ihrem Schlaf geholt hatte, es war wohl zufrieden damit, dass sie wach war. Warum sollte die schwangere Wandervogel nun auch wach bleiben. -
Also dreht sich die Bardin wieder um und schläft weiter.
Den Rest der Nacht bleibt es ruhig im Haus. Sehr ruhig. Von den Bewohnern ist kein Wort zu hören, auch nicht als der Himmel langsam hell wird. -
Als der Morgen kommt zieht Ree ihre Maske wieder an und wird unruhig, als sie keine Regung im Haus hört.
Sie öffnet leise die Türe um noch einmal genauer zu lauschen.
-
Es ist geradezu unheimlich still im Haus. Draußen, auf dem Pflaster, klappern immer mal wieder unregelmäßig Pferdehufe.
-
Ree schüttelt verwundert den Kopf, holt ihre Armbrust hervor und spannt sie.
Nachdem sie einen Bolzen aufgelegt hat geht sie zu Wandervogel, um sie leise zu wecken. -
Die Bardin schlägt die Augen auf.
"Hm? Was denn?" Sie setzt sich auf und schaut sich im Zimmer um. -
Ree drückt ihr einen der Dolche in die Hand.
"Bleib hier und Schrei wenn jemand anderes als ich in dieses Zimmer kommt"
dann nimmt sie ihre Armbrust und schleicht sich hinaus und schliesst die Türe hinter ihr.
Zuerst schaut sie sich gründlich im Haus um, auch wenn das Geräusch der Hufe sie nach draussen locken will. -
Wandervogel zwinkert verblüfft, nimmt aber den Dolch und nickt. Daß ihr eigener Elbendolch in einer Scheide am -noch abgelegten- Gürtel steckt hat die Söldnerin wohl übersehen.
Im Haus trifft Ree niemanden an. Der Schankraum ist ebenso leer wie die Küche.
-
Vorsichtig nähert sich Ree der Türe zum Hof und öffnet sie langsam und leise um nach draussen zu sehen.
-
Die Türe zum Stallgebäude gegenüber steht offen. Der Hof ist leer, bis auf Rees Wallach, der jetzt, da seine Herrin die Türe öffnet, den Kopf hebt und langsam auf sie zukommt.
-
Die Elbe bedeutet ihm mit einem Handzeichen stehen zu bleiben und sieht sich noch einmal um, dann huscht sie in den Stall um dort nachzuschauen, was passiert sein könnte.
-
Der Wallach reibt seine Nase am Vorderbein und fährt fort, auf dem gepflasterten Hof nach Futter zu suchen, was er den Spuren und verteilten Pferdeäpfeln nach schon die halbe Nacht getan hat.
Im Stall wiehert ihr das Pony entgegen und auch das Maultier hebt den Kopf in Erwartung von Futter.
Ebenso zwei Ziegen, die jetzt anfangen, in ihrem Verschlag zu randlieren. -
Ree legt allen Tieren etwas Heu hin und durchsucht den Stall nach Menschen.