Bauls Haus und Manufaktur

"Ich hab einmal versucht mir das Ding anzuhören, das reicht mir. Ich will nur wissen ob es noch da ist. Und wenn es da ist werde ich die Schrate in Ruhe lassen, die sollen dem Nächsten der kommt Schwierigkeiten bereiten." Sie reißt sich zusammen, erinnert sich an die elementaren Regeln der Höflichkeit.
"Baul, ich danke dir für die Führung durch deinen Palast. Ich wäre gerne länger geblieben, aber ich wage es nicht das hier aufzuschieben. Jala..." Sie lächelt das Mädchen an, das die letzten Abschnitte der Unterhaltung staunend und mit wachsender Sorge verfolgt hat.

"Ja, mach mir Mut", seufzt sie und drückt ihn.
Und weil sie nicht nur Schankmaid sondern auch nicht ganz dumm ist und im Zweifelsfall ja durchaus auf ihre Ritter hört läßt sie sich zwei Bewaffnete mitgeben bevor sie sich in den Wald aufmacht.

Als sie fort ist schaut Jala Baul an.
"Willst du jetzt gleich zu Zylo gehen? Kann ich dir irgendwie helfen?"

Sie schmiegt ihren Körper an ihn, schaut zu ihm hoch und er kann spüren, daß sich ihr Herzschlag beschleunigt. Leichte Röte überzieht ihr Gesicht.
"Wie du meinst, Gefährte", lächelt sie.

"Die Teppiche sind sehr... angenehm", sagt sie und schaut ihn ein wenig unsicher an, versucht festzustellen, ob sie sich seinen Ärger durch die Flitzerei auf den Teppichen zugezogen hat. Reuevoll beschließt sie, das in Zukunft vielleicht besser zu unterlassen. Zumindest wenn die Möglichkeit besteht, daß er Zeuge davon wird.

"Wessen Bruder?" Sie schaut ihn erstaunt an und hält in ihrem Vorhaben inne, seinen Gürtel zu lösen. Das Kleid fällt über ihre Schulter, entblößt sie halb.

Das Lächeln läßt sie erröten, wie immer. Zwar nur noch leicht, doch die Reaktion bleibt ihr.
"Irgend ein Gott, der mit Fruchtbarkeit oder so zu tun hat?", rät sie. Ihre Augen blitzen.

"Du meinst noch heroischer ausgestattet als du?" Es kann sein, daß sie ihn ein wenig neckt, aber zum Teil sind die Worte sicherlich ernst gemeint.
Die Art, wie er sie anblickt läßt ihr Herz schneller schlagen. Du bist die Antwort auf meinen Hunger, erinnert sie sich. Sie greift nach seinem Gürtel um ihn zu lösen.

Ihre Finger fahren zärtlich durch seine Haare. Sie schließt die Augen, seine Finger und Lippen scheinen glühende Spuren auf ihrer Haut zu hinterlassen und sie überläßt sich ihnen wohlig schaudernd.
Er kann riechen, wie ihre Erregung wächst, frei von der Schüchternheit, der Angst, die die ersten Male des Zusammenseins gehemmt haben.
Wie ein Seufzer kommt sein Name über ihre Lippen.

Ein wenig überrascht von dem was er da tut läßt sie ihn gewähren, gibt sich seinen Küssen hin, neugierig auf das, was er vorhat. Ihr Hals neigt sich ihm willig entgegen, die Berührung der Zunge und ganz leicht nur eines Reißzahns jagt ihr einen Schauer über den Rücken.
Sie dreht den Kopf zu ihm, empfängt seinen Mund mit ihrem, küßt ihn innig, selbst in dieser verdrehten Lage. Ihren Rücken gegen seine Brust gedrückt genießt sie die Zärtlichkeit, ihre Haut an seiner, weich, warm und einladend.
Dann wandern seine Lippen weiter über die zarte Haut ihre Kehle, zurück in ihren Nacken. Sanfte Bisse lassen sie aufseufzen. Mittlerweile weiß er, daß sie zwar immer noch Achtung vor den Fängen hat, ihre Berührung im Liebesspiel sie jedoch fast wahnsinnig vor Lust macht.
Mit einer Hand stützt er sich über ihr ab, die andere wandert über ihren Körper, streichelnd, erkundend. Ein Schauer läuft über ihren Rücken als seine Liebkosungen fordernder werden. Schließlich richtet er sich hinter ihr auf, faßt ihre Taille, vollzieht die Vereinigung und sie drängt sich ihm erwartungsvoll entgegen.

Auf der unfertigen Terrasse schauen der alte Ethelion und Kalibos, der Vorarbeiter, sich an. Schmunzelnd, die Geräusche aus dem Bereich der Familie in der Villa sind eindeutig.
Auch die Arbeiter werfen sich bedeutsame Blicke zu bevor sie sich in ihre Hütten zurückziehen. Die an- und abschwellenden Seufzer und leisen Schreie würde heute nacht wieder für so manchen unruhigen Traum sorgen, möglicherweise für die ein oder andere Handgreiflichkeit unter den Männern. Auch wenn keiner unter ihnen je wagen würde, das Mädchen anzufassen so ist sie doch immer noch die einzige Frau auf der Baustelle und Quelle so mancher geheimen Sehnsucht. Auch Quelle der Hoffnung, sie alle wissen, daß diese junge Frau, dieses Kind zum großen Teil verantwortlich ist für die Umgänglichkeit ihres Herren. Auf irgendeine geheimnsvolle Weise hat sie es geschafft, das Herz des Mannes gefangenzunehmen, von dem es in der Heimat hin und wieder hieß, er habe gar keines.

Spät in der Nacht kehren die beiden bewaffneten Begleiter Kassandras zurück. Auch sie hüten sich, das Spiel der beiden zu unterbrechen, die Nachricht, daß der Stein noch existiert hat Zeit bis morgen.

Tage später.
Die Bauarbeiten schreiten voran.
Jala hat Alanis' Platz in der Küche eingenommen -sie hat es zumindest versucht. Ihr fehlt das Durchsetzungsvermögen und die robuste Art der Priesterin, doch auf ihre Weise kommt sie mit den Arbeitern gut zurecht.
Die letzte Woche war die Erschöpfung am Ende des Tages immer zu groß um etwas anderes zu tun als ins Bett zu fallen und zu schlafen.
Heute steigt sie noch mal zum Fluß herunter, um sich am Ufer auf einen der größeren Steine zu hocken und übers Wasser zu schauen.

Eine Weile beobachtet sie den Reiher am anderen Ufer. Klettert dann wagemutig zwischen den Kalksteinklippen herum und findet seltsam geformte Hölzer und leere Vogeleier.
Die letzten Sonnenstrahlen brechen sich auf der silbernen Kette um ihren Hals, als Sotirios sie suchen kommt.
"Herrin, ihr solltet wieder hochkommen. Der Herr ist zurück."
Sie schaut zu ihm hoch, lächelt verschmitzt.
"Audio... et sequio."