Jala schüttelt abwehrend den Kopf. Es ist ja kaum genug Platz für eine Person in dem Bottich.
"Ich soll nicht mehr heiß baden", antwortet sie. "Und von ihm solltest du dir besser selber ein Bild machen." Sie zögert.
"Es tut mir leid, daß du ihn nicht wirklich kennengelernt hast. Vielleicht läßt sich das nachholen. Wenn du das möchstest. Aber dir haben genug andere Leute erzählt wie er ist. Finde es selber raus."
Das Haus II
- Baltharsar
- Geschlossen
-
-
Nepherthiri macht ein enttäuschtes Gesicht. "Gut, wie du meinst. Ich... ich werde mir ein Bild machen wenn er zurück ist. Dann möchte ich dich nicht länger behelligen. Du hast bestimmt noch anderes zu tun."
-
"Ja." Die Erleichterung gehen zu können versucht Jala so gut sie kann zu verbergen.
"Melde dich, wenn du noch etwas brauchst. Handtücher liegen hier, Seife und Schwamm hier neben dem Bottich."
Dann geht sie. -
Als Jala den Raum verläßt, schlägt sie auf die Wasseroberfläche. *Verdammt ich bin ein blödes Miststück. Sie hasst mich, und dann hasst er mich auch.* Dann beginnt sie sich zu waschen.
-
Jala schickt ihre Magd wieder zurück an die Wäsche, doch sie selber ist zu unruhig und aufgewühlt um ruhig daneben zu stehen und nichts zu tun.
Sotirios scheint auch nicht glücklich damit, sie in der Küche zu wissen, also geht sie vor's Haus.
"Wo bleibst du nur?", flüstert sie und ihr kommen wieder die Tränen.
Verflucht, das geschah in letzter Zeit viel zu häufig. -
Eine Weile geht sie draußen zwischen den verschiedenen Baustellen umher und beruhigt sich langsam.
Sie wohnte hier. Sie war die Hausherrin, oder nicht? Und sie hatte es nicht nötig, sich von einer dahergelaufenen Drogurim beleidigen zu lassen, oder?
Bauls Tochter hin oder her, wenn sie sich weiter so aufführte könnte sie ihre Sachen packen und ganz schnell wieder dahin verschwinden wo sie herkam.
Es gab keinen Grund, warum sie, Jala, sich von dieser Person das Leben schwer machen lassen sollte. Oder auch nur im geringsten von diesem unglaublichen Mangel an guter Erziehung beeindruckt sein sollte.
Sie atmet durch, trocknet ihre Tränen und betritt das Haus wieder.
Ruhig geht sie in die Küche und sorgt dafür, daß für Baul, sobald er heimkommt, eine anständige Mahlzeit bereit steht.
Als dann die Mägde mit der Wäsche fertig sind hilft sie den beiden diese aufzuhängen. -
Baul kommt durch das Dickicht des Waldes und blickt auf die hölzerne Wasserleitung. Ein Blubbern, Gurgeln und Plätschern begleitet ihn. Dann bleibt er neben der Zisterne stehen und lauscht befriedigt auf den Sturzbach den das herabfallende Wasser in dem Turm auslöst. Er steht dicht neben dem Tank, legt seine Hände daran und presst dann sein Ohr daran. Mit geschlossenen Augen lauscht er dem prasselnden Wasser.
-
Sobald ihn einer der Arbeiter entdeckt wird ihm die Nachricht, daß die Drogurim Nepherthiri angekommen ist, zugetragen.
-
"Was, schon... verdammt, Jala ist mit ihr allein." Er läuft fast zum Haus und reißt die Tür auf. Schnell wittert er, und läuft dann in Richtung der Wäschewiese.
-
Jala sieht ihn kommen, überläßt die restliche Wäsche den Frauen und kommt ihm entgegen. Sie gibt sich Mühe, ihre Gefühle unter Kontrolle zu halten, aber allein ihre Haltung verrät ihm, daß sie unglücklich ist.
Trotzdem lächelt sie ihn tapfer an. -
"Wie ist sie?" eröffnet er atemholend das Gespräch. Dann sieht er sie an. "So schlimm? Es tut mir leid Lämmchen." Er nimmt sie in den Arm. "Ich hatte es geahnt."
-
Sie schmiegt sich an ihn, erleichtert, daß er da ist. Die wiederaufsteigenden Tränen versickern in seiner Tunika.
"Ich bin noch nie wie ein... wie ein Möbelstück behandelt worden", sagt sie unglücklich, als sie wieder sprechen kann.
"Ich hatte doch gehofft, daß sie gerne hier ist. Und daß du dich freuen kannst, sie hier zu haben." Sie seufzt.
"Vielleicht ist sie anders zu Drogurim... Sie hat mich gefragt, ob ich Geld dafür bekomme unser Kind auszutragen, oder ob ich eine Sklavin bin..."
Sie schluckt. Diese Beleidigung frißt an ihr, mehr als alles andere.
"Ist das die Art und Weise wie Drogurim Menschen normalerweise behandeln?" -
"Das ist die Art und weise wie Drogurim sich normalerweise vermehren. Die Sterblichen meiden unsere Gesellschaft. Wir... sind nicht wie Menschen. Nichts an uns. Deshalb 'kaufen' wir uns unsere Partner, auf die ein oder andere Weise. Auch unsere Wei... Frauen nehmen sich sterbliche Männer. Partnerschaften zwischen unseren Leuten sind sehr sehr selten, und nicht gerne gesehen." Er hält sie fest während er spricht. Er drückt sie an sich und streichelt sie. Sein Blick ist weit entfernt und sarrt ins Leere.
-
"Ach Graumähne", sagt sie sanft, und es klingt ein wenig erstaunt. "Dabei ist das doch gar nicht nötig. Es ist doch nicht so, als ob ihr nicht liebenswert seid..." Sie drückt ihn und schaut dann zu ihm auf.
-
"Doch Liebes.. genau so ist es. Wir sind NICHT liebenswert. Wir töten, wir... ach vergiß es. Es ist nicht wichtig, nicht zwischen uns." Er schüttelt den Kopf, legt seine Stirn in Falten und reibt über seine Brauen. "Also sag, soll ich sie wieder wegschicken?"
-
Der erste Impuls ist sofort 'ja' zu sagen. Doch dann versucht sie, trotz der erlittenen Kränkung gerecht zu sein.
"Ich... das kann ich nicht allein entscheiden", sagt sie langsam und mit gerunzelter Stirn.
"Schau sie dir an, rede mit ihr. Sie wollte dich kennenlernen, wissen wie du bist. Sie kennt nur die Geschichten über dich." Sie lächelt leicht.
"Wenn man sich das, was sie redet wegdenkt ist sie dir sehr ähnlich... Vielleicht solltest du die Gelegenheit nutzen, sie kennenzulernen." -
"Gut, wir beide werden essen, und dann werden wir sie 'empfangen' ", er lächelt böse. "Was denkst du?"
-
"Gut, dann werden wir das", nickt sie. Die Aussicht auf seine Anwesenheit nimmt einer erneuten Begegnung mit Nepherthiri sofort ihren Schrecken. Ihre Hand stiehlt sich in seine, als sie zusammen über die Wiese zurück zur Villa gehen.
-
Er kommt in die Küche, und macht sich über das halbfertige Essen her.
"Ach übrigens, das Wasser läuft! Die Zisterne füllt sich bereits. Ich bin so spät gekommen, weil wir heute das Schöpfrad in Betrieb genommen haben. Bald werden wir die Thermae ausprobieren können." -
"Das ist großartig", lächelt sie erfreut. "Für so etwas darfst du gerne öfter zu spät kommen", neckt sie ihn.
Sanft drängt sie ihn am Tisch Platz zu nehmen und sich wenigstens den Anschein von zivilisierter Nahrungsaufnahme zu geben.