Irgendwo zwischen den Welten in einer Vision

  • Der Raum in dem die Seherin und Anna auftauchen unterscheidet sich vom letzt Raum grundlegend.


    Im Zentrum des Raumes ist ein komplzierter, elbischer Ritualkreis aufgebaut, in dessen Mitte Anna nun steht.
    Der Kreis wird nicht nur durch Schriftzeichen und Runen, sondern auch durch komplizierte Muster an Kerzen und leuchtenden Steinen.


    Der Raum ist groß, einer Kuppel gleich und überall stehen Kerzen und spenden Licht und Wärme.


    Bei der Erscheinung der Elbe selbst hat sich nur die Robe geändert, die sie trägt. Diese ist reich mit elbischen Symbolen verziert.


    "Nun denn" beginnt die Elbe, die ausserhalb des Kreises stand und nun beginnt diesen abzuschreiten.


    "Dann wollen wir mal anfangen eines der Probleme zu beseitigen."

  • Gefangen in diesem Kreis fällt es Selené nicht leicht, ihre Angst unter Kontrolle zu halten. War es ein Fehler Thiran zu vertrauen und mit dieser Frau zu gehen?
    Die Worte tragen auch nicht gerade zu ihrer Beruhigung bei.
    "Was ist das Ziel dieser... Aktion?" Sie versucht sich dadurch zu beruhigen, daß sie den Ritualkreis nach wissenschaftlichen Gesichtspunkten analysiert, als wäre er nichts weiteres als eine Prüfungsaufgabe. Daß ihr das nicht ganz gelingt ist ihrer Stimme anzuhören.

  • Die verwendete Logik und Magie entzieht sich vollkommen Selenés Kenntnissen.


    Die Elbe wandert unterdessen weiter um den Kreis.
    "Ich werde das zuende bringen, was bereits begonnen wurde." Sie mustert kurz eine Stelle des Ritualkreises und wandert dann weiter. Dort wo sie vorbei kommt beginnen die Runen und Linien in einem unwirklichen Licht zu schimmern.
    "Wie du weist, und was dir die anderen Elben sicher bereits gesagt haben, ist deine Art der Magie für uns nicht tragbar. Zumal da noch ein paar andere Dinge sind, die verschwinden sollten, bevor du ein Kind der Elben austrägst"


    Sie bleibt an ihrem Ausgangspunkt wieder stehen und mustert Selené eingehend.


    "Was ich vorhabe ist, dich von all den Verknüpfungen zur schwarzen Magie zu befreien, Kind, doch es wird schmerzhaft sein."
    Da ist noch mehr, was sie jetzt noch nicht erklären will.

  • "Wenn du so fragst, dann lautet die Antwort: Nein, das reicht nicht."
    Sie zeigt sich unbeeindruckt von der Bitterkeit.
    "Ich empfinde für dich nichts, Kind, Thiran und das Leben, dass ihr entstehen lasst ist es, was mich dazu führt dir zu helfen. Wenn dies hier vorbei ist und ich meine eigenen Kämpfe durchgestanden habe, wird sich das vielleicht ändern."
    Bei ihren letzten Worten klingt ihre Stimme seltsam entrückt.


    Sie wendet der jungen Frau den Rücken zu und geht zu einem kleine Tisch, der etwas weiter hinten steht.
    Dort nimmt sie ein Pergament hoch und hält es Selené entgegen.
    "Erkennst du das?" sie überlegt kurz.
    "Hmmm, nein eher nicht, nimm es als Symbol. Kannst du dir vorstellen was dies ist?"
    Sie wirft das Pergament in die Luft und es schwebt zu Selenè hinüber.

  • Selené runzelt die Stirn und betrachtet das Pergament ohne es zu berühren. Sie liest die Runen darauf, erkennen zieht über ihr Gesicht.
    "Ja, ich weiß was das ist... Aber das richtet sich nur gegen mich. Und die Wahrscheinlichkeit, daß jemand das Wort benutzt ist gering..."
    Kaum jemand kannte es in Lupien und in Amonlonde beschränkte sich das Wissen darum auf eine Person.

  • Selené stockt. Die Frage hat sie sich nie gestellt.
    "Ich weiß es nicht", gibt sie schließlich zu. Die Armeezauberer hatten keine Kinder. Man war zu sehr mit anderen Dingen beschäftigt.
    "Es ist mächtig... aber nicht so mächtig. Ich halte es für unwahrscheinlich, daß es sich auf meine Kinder ausdehnt. Es bindet mich. Niemanden sonst."
    Stimmt das? Was, wenn auch Alina dadurch gebunden ist? Selenés Gedanken rasen und nicht zum ersten mal verflucht sie ihre ehemaligen Arbeitgeber.

  • Die Elbe nickt nur, als sie den Zwiespalt in Selené wahrnimmt.


    "Nun gut, es bindet dich also ein Pakt, der dir jederzeit das Leben nehmen kann.
    Weis Thiran dass?
    Glaubst du ich kann zulassen, dass irgend jemand einmal entscheidet dieses Wort an dich zu richten und dich ohne Vorwarnung oder Grund tötet und den zurück lässt, den du liebst? Den ich liebe, als wäre er mein Sohn?
    "


    Zorn flammt um sie auf und schlagartig erlöschen alle Kerzen, die nicht zum Ritual gehören. Es ist dunkel dort wo die Seherin steht, doch ist sie gut zu sehen, da die wilde Magie um sie tobt und in ein seltsames Licht taucht.

  • Selené tritt unwillkürlich einen Schritt zurück und ist fast froh, daß die Frau außerhalb des Kreises steht und nicht direkt bei ihr. Auch wenn ihr der leichte Druck in ihrem Rücken deutlich zu verstehen gibt, daß der Ritualkreis dazu dient, sie drinnen und nicht die Seherin draußen zu halten.
    "Nein", sagt sie leise und das ist alles an Antwort, was ihr auf alle drei Fragen einfällt.

  • Die Magie wallt auf und umspielt die Kuppel, die der Ritualkreis um Selené bildet. Es dauert lange bis sie schliesslich verebbt und die Sicht nach draussen wieder frei gibt.
    Die Elbe steht nun direkt am Ritualkreis und blickt Selené in die Augen.


    "Wie stark ist deine Liebe?"

  • Ein Schauer läuft der Magierin über den Rücken und sie erwiedert den Blick still. Das Gesicht, vorher so abweisend, wirkt mit einem Mal verletzlich.
    "Ich wäre für ihn gestorben", antwortet sie leise.
    Daß ihr dieser Ausgang der Geschichte zu dem Zeitpunkt gar nicht so unrecht gewesen wäre erwähnt sie nicht. Die Entscheidung mit Kassandra zu den Elben zu gehen, nicht wissend ob sie überhaupt etwas tun könnte, aber in dem Wissen, daß danach nichts mehr so sein würde wie vorher, hatte etwas sehr endgültiges gehabt.

  • Die Elbe nickt.
    "Auch wenn es einem Aufgeben oder Weglaufen sehr nahe kam, Kind."


    Sie seufzt.
    "Ich muss dir etwas erklären." setzt sie an.
    "Thiran ist aus einem Volk, das, wenn es liebt, dies ohne Bedingungen tut. Er hat dir nicht nur sein Herz sondern auch einen Teil seiner Seele geschenkt, als er dich anerkannt hat."
    Sie hebt eine Hand, um Erwiderungen vorzubeugen.
    "Dies ist nicht deine Schuld und auch nicht seine. Ich hatte bei seiner Geburt eine Vision. Diese besagte, dass er das Glück seiner Seele nur bei einer Sterblichen finden konnte."
    Sie lächelt traurig.
    "Mein Fehler war es vielleicht ihm dies zu sagen."
    Nach kurzer Zeit fährt sie fort.
    "Die Vision zeigt auch Bedrohungen und Warnungen, doch ich tat sie als etwas ab, das zwangsläufig mit dem Problem einer Bindung zu einer Sterblichen zu tun hatte. Doch nun bin ich anderer Meinung, wie du dir vorstellen kannst. Noch etwas zeigte die Vision, etwas, das ich Thiran nicht erzählt habe."
    Sie zögert.

  • Beunruhigt schaut Selené die Seherin an. "Und das ist?"
    Einen Teil seiner Seele? Sie hat die Geschichte um das zerreißen des elbischen Seelenbandes damals nur am Rande mitbekommen und die Hintergründe auch nicht verstanden, aber so viel hat sie verstanden, daß es allen Beteiligten großen Schaden zugefügt hat. War es das, was Silia andeutete? Und was würde einen Teil seiner Seele an sie zu verlieren für Thiran bedeuten, wenn sie einmal starb? Hatte sie, ohne es zu wollen, sein Leben auf die Länge ihres eigenen verkürzt?

  • Dem Blick kann sie nicht standhalten, sie senkt den Kopf und schließt die Augen. Silia spricht ihre schlimmsten Befürchtungen aus.
    "Das wollte ich nicht", flüstert sie gequält. "Gibt es keine Möglichkeit...?"
    Was? Das rückgängig zu machen? Will sie das? Daß Thiran sie weniger liebt aber dafür sein Leben nicht aufgibt? Und was wäre dafür notwendig?
    Sie schlägt die Hände vors Gesicht.
    Die Vorstellung Thiran aufzugeben zerreißt ihr das Herz. Genauso wie die ihn mit in den Tod zu reißen. Wäre sie doch nur gestorben, dort an dem Ritualkreis...
    Niemandem wäre ein Leid geschehen... außer vielleicht Alina...
    Zweifel überkommen sie. War jede Entscheidung, die sie in letzter Zeit gefällt hatte falsch?

  • Der Blick der Elbe wird weicher.
    "Ich bin mir nicht sicher, ob es bei dem Ritual nicht schon zu spät war, Kind."


    Eine Handbewegung Liadanas später sind alle Kerzen im Raum wieder erleuchtet.
    "Sollten wir nun nicht vielleicht einmal das betrachten was wir tun können, und weniger was was bereits geschehen oder nicht mehr zu ändern ist. Ich werde NICHTS tun um die Gefühle zu beeinflussen die zwischen euch existieren. Aber wir können etwas an dir ändern, Selené."
    Ruhig wartet die Elbe bis sich die Menschenfrau wieder gefangen hat.

  • Grauen steht in Selenés Augen.
    "Dann werde ich gar nichts mehr sein..."
    Die Macht ist bereits verloren. Das war ein Schlag und sehr beängstigend gewesen. Nicht nur, weil sie ihre letzte Möglichkeit war, sich zu verteidigen -und zwar eine außerordentlich potente, sondern weil es das war, was wirklich ihr gehörte. Sie ausgemacht hatte, lange Zeit.
    Allein der Gedanke an das, was sie ihnen antun könnte hatte die Soldaten dazu bewegt, ihr mit Respekt zu begegnen. Magische Macht war gleichbedeutend mit Rang und ihre war nicht gering gewesen.
    Den Rest auch aufzugeben... wäre sie danach noch sie selber?