Irgendwo zwischen den Welten in einer Vision

  • Die Seherin seufzt.
    "Ich kann dir darin nicht einmal eine Wahl lassen, Kind."


    Sie schreitet erneut um den Kreis herum.
    "Ich werde nun anfangen. Wenn du dich nicht wehrst wird es weniger anstrengend für uns beide und weniger schmerzhaft für dich."

  • Als sie wieder vorne angekommen ist, wendet sie sich Selené zu und breitet die Arme aus.


    "Und so beginnt es..."
    erneut erlöschen die Kerzen als die Magie aufbrandet, erneut schlägt sie gegen die Kuppel.


    Doch dieses Mal fliesst ein Teil der Magie über die Linien und Zeichen in den Kreis, auf Selené zu, scheint sich um Boden unter ihr zu verteilen und greft nach ihr.
    Sie kann dem nicht ausweichen und spürt wie die Magie mit unsichtbaren Fühlern aus allen Richtungen nach ihr greift und an ihr zieht, an dem zieht, was von ihrer Magie übrig geblieben ist.
    Sie sieht wie auf dem Papier, das unbeachtet am Boden gelegen hat immer wieder Zauberformeln und magisches Wissen aufleuchten und dann verschwinden.. für immer.. aus ihr heraus.
    Es dauert, dann ist alles Wissen um die Wege der schwarzen Magie aus ihr heraus geflossen und im Nichts verschwunden.
    Instinktiv weis die junge Menschenfrau, dass es nun erst wirklich beginnt.


    Wie heisse Nadeln bohrt sich die wilde Magie in sie hinein und vernichtet die Stellen, an denen noch schwarze Magie in ihr existierte. Es ist als würde sie von hunderten Nadeln gestochen, immer wieder.

  • Der Verlust des Wissens und vor allem dessen Geschwindigkeit hat ihr den Atem geraubt. Doch der Schmerz um den Verlust war eher seelischer Natur.
    "Nein..."
    Was nun folgt wirft sie in die Knie, ohne daß sie sich von dem Vorangehenden erholen könnte. Ihr ganzer Körper scheint zu brennen, zu zerreißen -nur daß es nicht ihr Körper ist, sondern ihr Geist. Sie kann dem nicht ausweichen, sich nicht wehren, ja sich nicht einmal bewegen. Und es scheint kein Ende zu nehmen. Ihre gequälten Schreie hallen unter der Kuppel wieder.

  • Die Magie zieht sich nur langsam zurück, stösst immer wieder vor um herauszufinden ob sich noch etwas verbirgt, um noch etwas zu finden.


    Doch schliesslich ist es vorbei und die Magie zieht sich zurück. Nach einem letzten Aufflackern erlöschen auch die Linien des Kreises und Selené ist frei.


    Nach und nach entflammen die Kerzen wieder. Die Elbe steht vor dem Kreis und lässt die Arme sinken.


    "Wollen wir zurückkehren?"

  • Die Gestalt, die in der Mitte des Kreises kauert holt mühsam Atem. Es dauert eine Weile, bis sie ein Gesicht hebt, auf dem Tränen ihre Spuren hinterlassen haben.
    "Zurückkehren?", flüstert sie.
    Gab es noch etwas anderes? Etwas außer dem Schmerz und dieser seltsamen Leere?