Bellarias Haus (2)

  • Über Ancales Gesicht breitet sich ein Lächeln.
    "Schokolade", sagt er.
    "Heiß!", verkündet Ruth und zeigt auf den Kamin.
    "Ja, heiß", bestätigt Kassandra zum hundertsten Mal.
    Unvermittelt steht die Kleine auf und läuft, schwankend und breitbeinig und die rechte Hand über den Kopf haltend, auf Bellaria zu.
    "Ou! Ou! Ou!", verkündet sie dabei.
    Ancale steht ebenfalls auf und bewacht mit Argusaugen die Bewegungen seiner Schwester.

  • Dann bringe ich dir die Schokoladenkekse.
    Beim Anblick der kleinen Ruth klopfte Bellarias Mutterherz höher. So stolz war sie auf ihre Kleine!
    Ou? Möchtest du mitkommen und schauen, was wir für dich haben?
    Ein paar Schritt ging sie auf das Mädchen zu, ihr die Hand hinstreckend. Außerdem war sie bereit, die Kleine aufzufangen, sollte sie stolpern oder das Gleichgewicht verlieren.

  • Obwohl der Gang so schwankend aussieht kommt die Kleine damit doch recht flott voran und wenn sie stolpert fängt sie sich sofort wieder. Bei Bellaria angekommen greift Ruth sofort nach ihrer Hand, die kleinen Finger schließen sich mit erstaunlicher Kraft um ihren Zeigefinger. Sie grinst und zieht an Bellarias Rock, wohl um hochgenommen zu werden.
    Kassandra schmunzelt.
    "Soll ich das mit dem Tee machen?", bietet sie an, jetzt, da die Bardin von ihrer kleinen Tochter in Beschlag genommen wird.

  • Sofort als Bellaria sie hochnimmt zeigt die Kleine auf irgendwas an der Wand. "Das da!"
    Dann faßt sie - vorsichtig zuerst - einen der Anhänger, den die Bardin um den Halt trägt, an.
    "-te", sagt sie leise. "-ette."


    Kassandra sieht Bellarias Gesichtsausdruck und lächelt. Viel zu einfach ist es sich von den Kindern um den Finger wickeln zu lassen.
    Sie macht den Tee zurecht und sucht ihrem Sohn dann die begehrten Schokoladenkekse raus.


    Ruth hat für die Kekse nur einen müden Blick. Sie greift nach der Wurst, betrachtet sie ausgiebig, leckt probeweise daran - und schon ist ein Stück davon in ihrem Mund verschwunden.

  • Das da? Das ist eine Mandeline! Davon hat die Mama auch eine, nicht wahr?
    Ja, genau, Kette! Vier Ketten. Gefallen sie dir?

    So unterhält sich die Bardin weiter mit Ruth auf dem Weg in die Küche und auch dort.


    Hmmmm... ist die Wurst lecker!
    Kassandra und Ancale hat sie nicht vergessen, auch wenn es leicht geschehen könnte im Bann der kleinen Dame auf ihrem Arm.
    Schmecken die Kekse auch, Ancale?
    Kassandra, wollen wir uns hier an den Tisch setzen oder wieder ins Wohnzimmer?

  • "Ach, ich mag deinen Kamin. Und Ancale sicher auch, ne?" Sie zwinkert ihrem Sohn zu, der den Blick, schokoladenverschmiert, grinsend erwiedert.
    "Auch wenn wir die Kleine davon abhalten müssen hineinzukriechen. Laß uns wieder reingehen."
    Sie nimmt den fertigen Tee und geht wieder ins Kaminzimmer zurück.
    Ancale folgt ihr mit der Schüssel Kekse und setzt sich, nach einem Blick auf seine kleine Schwester, wieder vors Feuer.


    Ruth knabbert glücklich an ihrer Wurst. "Namnamnam." Großzügig wie sie ist steckt sie das Stück, nachdem es fast zur Gänze in ihrem Mund verschwunden ist und wieder hervorgeholt wurde, Bellaria entgegen.

  • Ich mag den Kamin auch.
    Als Ruth ihr das Stück Wurst hinstreckt, tut die Bardin so, als würde sie ein Stück abknabbern.
    Hmmmm... Danke, Ruth, lecker schmeckt das.


    Bellaria setzt sich, Ruth immer noch auf dem Arm, auf die Felle vor dem Kamin, die am weitesten vom Feuer weg sind.
    Was gibt es eigentlich Neues in Amonlonde? Ich war so lange nicht mehr da und auf dem Akestera-Fest haben wir gar nicht darüber geredet.

  • "Du, das weiß ich auch nicht. Jedenfalls nicht die neusten Neuigkeiten", antwortet Kassandra und setzt sich ebenfalls vor den Kamin. Sie beginnt, den Tee auf Becher zu verteilen.
    Ruth grinst wieder und knetet die Wurst mit ihrer kleinen Hand kräftig durch.
    "Eh-eh-eh!", sagt Kassandra. Sie deutet auf die Wurst. "Das da" ihr Zeigefinger wandert zu Ruths Mund "da rein!"
    Folgsam steckt das Kind die Wurst in den Mund.
    "Ich bin mit den Kindern los als Malglin nach Mythodea aufgebrochen ist", fährt die Schankmaid fort.
    "Alanis hat uns ihren Wagen in Dargaras angeboten, und da waren wir bis zum Fest der Akestera. Endúneath hatte die frischeren Neuigkeiten aus Amonlonde." Sie zuckt die Schultern. "Aber er sagt es ist nichts los."
    Was wahrscheinlich nur bedeutete, daß die Siedlung nicht von Outilisten, Schaben oder Piraten niedergemäht worden war.

  • Ach so. Dann wirst du wohl bald weiterziehen wollen, wenn du deinen Mann so lange nicht gesehen hast.
    Eine gewisse Traurigkeit lag in den Worten.
    Mit Malglin habe ich in Mythodea leider auch nicht viel gesprochen. Der war so beschäftigt.
    Abwesend streicht Bellaria sanft über Ruths Rücken.
    Ich habe gehört, dass eine Delegation nach Montralur soll. Irgendwie fiel auch der Name Amonlonde. Aber mehr habe ich leider nicht mitbekommen. Weißt du etwas darüber?

  • "Arnulf versucht sich grade daran, Forlond wieder aufzubauen. Unsere Kolonie auf Montralur", erklärt Kassandra. "Irgendwas läuft auf der Insel nicht rund... Die Insel selber..."
    Die Schankmaid seufzt. Sie hat schon Schwierigkeiten gehabt das Alanis zu erklären.
    "Irgendwas ist erwacht, etwas altes, magisches. Das Land selbst leidet. Arnulf kann Unterstützung brauchen um unser Gebiet zu sichern. Und letztlich ganz Montralur."
    Kassandras Blick wandert zu den Kindern. Ancale, vor dem Kamin, der sich die Schokolade von den Fingern leckt. Ruth, die, nachdem sie ihre Wurst vertilgt hat, weiter Bellarias Ketten untersucht.
    "Ich würde selber hinfahren. Aber ich kann nicht..."

  • Ja, ich verstehe.
    Auch ihr Blick wandert kurz über die Kinder. Sie waren noch so klein und zerbrechlich. Kassandra musste diese Entscheidung dennoch schwer fallen. Selbst ein wenig zerrissen, seufzte sie.
    Etwas Altes, Magisches... hmmm... Ich würde mit den anderen Magoniern reisen, aber ich war in der letzten Zeit so oft unterwegs. Ich habe hier drei Schüler, die mal wieder etwas von ihrer Meisterin sehen wollen und in der Akademie gibt es auch genug Arbeit - vor allem, da Meanor noch immer in Mitraspera weilt.

  • "Du hast deine Schüler, ich hab die Kinder... und schon kommt man nicht mehr aus dem Haus."
    Sie klaut Ancale einen Keks und läßt sich damit zurücksinken.
    "Ich zerbrech mir immer noch den Kopf darüber", wechselt sie das Thema. "Was da schief gelaufen ist, in dem Kreis." Sie seufzt. "Ich versteh's nicht..."
    Das klingt als ob sie langsam zu der Erkenntnis kommt daß es einfach nicht zu verstehen ist.

    Das Problem ist nicht der Druck! Das Problem sind die Apachen!!

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  • Mir geht's genau so. Ich wüsste auch nicht, was wir anders hätten machen können. Nagut, wir hätten ein anderes Lied wählen können. Aber sonst...
    Bellaria nimmt einen Schluck Tee und stellt die Tasse dann wieder vorsichtig und außer Reichweite Ruths ab.
    Ist da noch ein Keks für mich da, Ancale? Oder sind die zu lecker zum Teilen?

  • Ancale steckt ihr einen Keks entgegen.
    "Nö", sagt er. "Aber es sind nicht mehr viele da..."
    "Das Lied war perfekt", brummt Kassandra. "Ich wüßte kein besseres..."
    Sie klingt frustriert. Kein Wunder, es ist das erste Mal, daß sie ihre eigene Magie nicht versteht. Nicht mal ansatzweise.

  • Danke, Ancale.
    Lächelnd nimmt sie den Keks entgegen. Etwas ungeschickt mutet die Bewegung an, da sie Ruth dabei nicht wehtun möchte. Aber letztendlich hat sie den Keks doch ergattert. Bevor sie sich den Keks in den Mund steckt, antwortet sie Kassandra.
    Ja, es ist ein gutes Lied. Aber vielleicht nicht das unsere. Nicht jedes Lied passt zu jedem Barden. Aber es ist müßig, sich nun darüber den Kopf zu zerbrechen. Das Lied ist gesungen, der Zauber ist gewebt. Was schief gelaufen ist... ich weiß es nicht.
    Grübelnd beißt sie in den Keks.

  • Kassandra lacht.
    "Daß es müßig ist wissen wir beide. Und trotzdem tun wir es."
    Sie wird wieder ernst.
    "Meinst du wir hätten besser was eigenes geschrieben? Statt Jadwigas abzuändern?"
    Sie nimmt noch einen Schluck Tee.
    "Und wo die ganze Kraft hin ist, das wüßte ich auch gern mal. Der Kreis war zu. Die Schwankmaid frißt keine Magie. Die hätte uns höchstens den ganzen Kirschwein weggesoffen. Und sich dann beschwert daß er alle ist..."

  • Ja, wahrscheinlich hätten wir besser ein eigenes Lied geschrieben. Das können wir ja trotzdem noch machen. Im Moment nehm ich dafür einen alten Segensspruch, aber so ganz das richtige ist er nicht.
    Die zweite Hälfte des Kekses verschwand in ihren Mund und wurde kurz darauf mit etwas Tee hinunter gespült, sodass sie weiter reden konnte.
    Wo die Kraft hin ist, frage ich mich auch. Vor allem, wenn da nur gefühlte anderthalb drin sein sollen. Wo ist der Rest hin? Ich hoffe, er findet jemanden, der sich das vielleicht noch mal genauer anschauen kann. Nicht, dass ich Lilis nicht traue, aber sie hat ja selbst gesagt, dass sie es sich nicht genau angesehen hat.

  • "Er sagte er will es Valten zeigen. Das sollte eine recht genaue Analyse geben..." Kassandra schüttelt den Kopf.
    "Ich hätt's mit ja echt gerne selber angesehen..."


    Ancale stellt mit Bedauern die Keksschüssel auf Seite. "Ich kann nicht mehr", seufzt er.


    Ruth zappelt so lange, bis Bellaria sie wieder auf den Boden setzt und läuft dann zu ihrem Bruder herüber um zu untersuchen, was er da hat.


    Lilis... die Kassandra nicht kannte, aber Unbehagen macht sich breit als sie daran denkt, wieviele und welche Fragen die Frau gestellt hatte bevor sie den Stein 'angefühlt' hatte. Nicht weil sie der Frau nicht traute, nein, der Inhalt der Fragen und ihre eigenen Antworten, viel zu schnell und ehrlich gegeben, sind der Grund. Und der Mondelb hatte direkt daneben gestanden.

    Das Problem ist nicht der Druck! Das Problem sind die Apachen!!

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  • Bellaria lässt Ruth los, damit sie auf Erkundungstour gehen kann.
    Du musst ja auch nicht die ganzen Kekse futtern. Hier sind noch weitere Schleckermäuler im Haus, keine Sorge. Die werden nicht schlecht.
    Kichernd sieht sie zu dem Jungen hinüber, dann zurück zu seiner Mutter.
    Hoffen wir es. Ich würde gerne wissen, was dabei raus gekommen ist. Falls du was hörst, würde ich mich freuen, wenn es mich wissen ließest. In der Zwischenzeit bleibt uns wohl nichts als abwarten.
    Sie seufzte tief.