Bellarias Haus (2)

  • Kassandra grinst.
    "Wir bringen die beiden ins Bett und dann huldigen wir der Schwankmaid", antwortet sie ebenso leise. Vorsichtig löst sie Ancale von seiner Schwester. Dann reicht sie das Baby an Bellaria weiter und nimmt den Jungen selbst auf den Arm. Ruhig und leise geht sie in des Zimmer voran, daß die drei für die Zeit ihres Aufenthaltes hier bezogen haben. Sie legt Ancale aufs Bett, zieht ihm mit geübten Bewegungen die Schuhe aus und dckt ihn zu.

  • Das machen wir! kichert Bellaria.
    Vorsichtig nimmt sie die schlafende Ruth entgegen und geht, auf jeden Schritt bedacht, Kassandra hinterher. Im Zimmer angekommen wartet sie, bis Kassi mit Ancale fertig ist und reicht ihr dann Ruth. Leise wartet sie, bis auch das Mädchen bettfertig ist, um dann gemeinsam mit der Freundin wieder nach unten gehen zu können.

  • Kassandra schließt vorsichtig die Tür hinter ihnen beiden.
    "Manchmal könnt ich sie fressen, alle beide", seufzt sie.
    "Aber abends ein paar Stunden für sich zu haben hat auch was für sich. Mir ist nach irgendwas süßem. Was ist mit dir?"

  • Kassandra sieht die Freundin ein wenig von der Seite an.
    "An die zu kommen ist nicht so furchtbar schwer...", sagt sie vorsichtig.
    Natürlich war das immer so eine Sache mit einem Mann, der bleiben und sich am großziehen des Nachwuchses beteiligen wollte... Aber Bellaria hatte durchaus die Möglichkeiten ein Kind auch alleine aufzuziehen, wenn sie sich so sehr eines wünschte.

  • Bellaria lacht leise auf, doch in dem Lachen steckt kein bisschen Humor.
    Ja, das mag wohl wahr sein...
    Der Bardin Blick ist auf das prasselnde Feuer gerichtet und doch weit weg. Die nächsten Worte sind leise, zaghaft, stockend, als ob sie das Thema noch nie in Worte gefasst hätte.
    Seit ... er ... mit dieser Schankmaid durchgebrannt ist, gab es keinen Mann mehr in meinem Leben. Auch nicht für nur eine Nacht. Die Elemente wollen wohl, dass ich alleine bleibe. Eigentlich habe ich ja auch genug Anderes zu tun und vermisse nur selten etwas. Aber wenn ich deine Kinder sehe, dann denke ich darüber nach, wie es sein könnte und dann merke ich, dass mir vielleicht doch etwas fehlt. Aber Kinder ohne Familie...
    Kopfschüttelnd lässt sie den Satz verklingen. Sie schweigt ein paar Augenblicke, nachdenkend, ihre Augen leicht feucht. Als sie die Worte wieder findet, klingt ihre Stimme fester, die Traurigkeit zuerst verbannt, doch später wiederkehrend.
    Nunja. Ich bin noch nicht allzu alt. Vielleicht... irgendwann...

  • Kassandra nimmt die Freundin in den Arm und drückt sie.
    "Ach, da kommt bestimmt wieder wer", sagt sie warm. "Wenn du soweit bist. Und du hast schon recht, ein Kind läßt dir erst mal wenig Zeit für andere Dinge. Rumziehen, Musik machen, sich mit dem Halbelfen unter den Tisch saufen... das alles kannst du dann erst mal vergessen."

  • "Ich bin zwar kein Halbelf aber ich werde versuchen mitzuhalten", versichert Kassandra fast ernsthaft. Sie nimmt den Becher und hält ihn Bellaria hin.
    "Auf das Leben, die Liebe, den Leichtsinn und den Suff", zitiert sie, "den unehelichen Beischlaf, Rahja und die Kekse. Und auf Schwankmaid, die alte Schlampe."

  • Nachdem Kassandra ins Bett gegangen ist, sitzt die Bardin noch eine Weile am Feuer und lässt ihre Gedanken schweifen. Irgendwann begibt jedoch auch sie sich zur Ruhe.



    *******************************


    Ein paar Tage später. Kassandra ist mit den Kindern nach wie vor bei Bellaria zu Besuch. Es ist gerade später Morgen und die Bande ist bei heißem Tee vorm Kamin versammelt. Hani hatte für die Kinder frische Kekse gebacken doch Ancale ist schon wieder dabei, diese zu dezimieren. Kassandra und Bellaria hatten soeben angefangen zu überlegen, wie man den heutigen Tag verbringen wolle.
    Wir könnten zum Meer gehen oder in den Wald. Oder wir können einfach mal schauen, wer uns auf dem Dorfplatz entgegen kommt. Die Akademie ist wohl eher nicht so spannend für die Kinder. Ich habe gehört, Alanis baut gerade ein Haus. Die könnte man besuchen. Und die amonlondische Botschaft hat nun auch ein Gebäude bezogen. Möglichkeiten haben wir also genug. Wonach ist dir?

  • "Ancale, Meer oder Wald?", gibt Kassandra die Frage an ihren Ältesten weiter.
    "Meer", beschließt der nach kurzem Nachdenken.
    Die Schankmaid nickt.
    "Die Botschaft wollte ich auch besuchen. Und Alanis' Haus. Aber die ist doch schon auf dem Weg nach Forlond, oder?"

  • So sei es. Dann gehen wir an die Küste. Nur müssen wir uns dick einpacken, dort weht immer ein frischer Wind und der Herbst naht mit großen Schritten.
    Bellaria bibbert ein bisschen gespielt und macht dabei ein lustiges Gesicht in Richtung Ruth, die sie gerade anschaut.
    Forlond? Das ist die amonlondische Kolonie, richtig? Wir können ja mal bei ihr vorbei gehen. Wenn wir die Siedlung im Süden verlassen, ist es nicht einmal ein Umweg, obwohl ich sonst eher im Norden an der Küste bin. Sollte Alanis nicht da sein, werden wir das sicherlich merken. An der Botschaft hingegen kommen wir auf jeden Fall vorbei.

  • "Ja, dann machen wir uns doch mal auf den Weg."
    Ancale kichert etwas über Bellarias Darstellung und Ruth macht es sofort nach, indem sie sich auch schüttelt.
    Nachdem die Kinder warm eingepackt sind und Kassandra auch noch die obligatorische Tasche mit Windeln, Milch, Notfallkeksen und Wechselsachen gepackt hat macht sich die kleine Gruppe auf den Weg.


    Als Kassandra die Türschwelle passiert stutzt sie kurz, wirkt einen Moment lang abwesend. Dann runzelt sie die Stirn, schüttelt den Kopf als wolle sie etwas abschütteln und geht weiter.

  • Wieder zurück vom Strand und den verstörenden Erlebnissen dort legt Kassandra die Kleine erst einmal zum Mittagsschlaf hin.
    Dann beginnt sie, ihre Sachen und die der Kinder zu packen. Milch für die Reise muß organisiert werden und jemand, der den ganzen Krempel aufs Schiff bringt. Die Überfahrt selber.
    Kurz war Kassandra versucht, nicht nach Amonlonde sondern nach Montralur zu fahren um dort nach dem Rechten zu schauen. Aber sie weiß daß sie bestenfalls zu spät zur Drachenstein kommen wird. Und sie hat die Verantwortung für die Kinder. Nein, Arnulf, Arkana, Zylo... sie waren erwachsen, sie würden dieses Unheil ohne sie durchstehen müssen, auch wenn es ihr das Herz zerriß. Enduneath zu schützen hatte sie ihr Bestes getan - obwohl das Ergebnis jämmerlich war und sie mit der Erschaffung des Artefaktes wohlmöglich mehr Unheil als Gutes angerichtet hatte.
    Was zur Schneiderin ist da bloß passiert!?, fragt sie sich zum hundertsten Mal. Was haben wir bloß verkehrt gemacht...
    Und zum Hundertsten Mal geht sie in Gedanken den Ritualaufbau durch, Schutzkreis, Reinigungen, das Lied selber... Sie findet den Fehler einfach nicht.
    Frustriert widmet sie sich wieder den Reisevorbereitungen.
    Immer deutlich zeichnet sich die Konsequenz aus dem ganzen Chaos ab: solche Dinge einfach nicht mehr tun.

  • Bellaria geht ihren eigenen Vorbereitungen und Gedanken nach, doch sie haben in etwa den gleichen Konsens wie Kassandras, wobei sie andere Schlüsse zieht. Sie wird fremder Leute Lieder nicht mehr unausprobiert in Ritualen singen. Die Bardin hat keine andere Erklärung für das ungeplante Ergebnis als das ihr zuvor unbekannte Lied.
    Auch Bellaria muss Einiges erledigen, davon ist das Packen der geringste Aufwand. Nach Jahren des Herumreisens sind die wichtigsten Dinge schnell zusammen gesucht. Zuerst redet sie mit ihren Schülern und bietet ihnen an, sie nach Amonlonde zu begleiten. Sie erklärt, dass wohl etwas nicht mit ihr stimmt, es etwas mit Kassandra zu tun hat und sie sie deshalb nach Amonlonde begleiten wird, um mehr herauszufinden. Dann geht sie zur Akademie und zum Präfekturgebäude, um ihre Abwesenheit anzukündigen und Bescheid zu sagen, wo sie zu erreichen ist.
    Später packt sie die letzten Dinge und lässt sich erschöpft vorm Kamin nieder mit einer Tasse Tee in der Hand.