Bellarias Haus (2)

  • Hani bekam rote Ohren...


    Naja...so genau weiß ich das nicht. Der Captain wollte ja undbedingt unerkannt bleiben und hat mich an irgendeiner Hafenstadt ein Stück weiter südlich per Beiboot absetzen lassen...und dann bin ich irgendwo falsch abgebogen....und als ich es merkte war ich schon ein paar Tage in die falsche Richtung unterwegs und hatte Hunger und...DURST...ich glaube für einen Becher Kir-Schwein hätte ich ein Verbrechen begangen....und dann habe ich eine Taverne gerochen und da ein paar Tage verbracht bevor ich mich wieder auf den Rückweg gemacht habe und die richtige Abzweigung suchte....die hab ich dann irgendwann, ein paar Tavernen später, gefunden und da bin ich.


    Dann grinste sie...


    Aber immerhin habe ich paar neue LIeder unterwegs aufgeschnappt.


    Sie bugsierte ihre ausgekühlten Knochen näher ans Feuer und setzte sich bequem auf den Boden...


    Ein sauberer Boden zeigt die weise Frau sagt meine Oma....siehste guck, bist wohl weise
    Sie zwinkerte ihrer Meisterin zu

  • Hihi... dabei war ich jetzt schon so lange nicht mehr hier. Aber vielleicht bin ich weise, weil ich einen fleißigen Schüler ausgewählt habe. Wo steckt Ignatzio eigentlich?


    Das Wasser hatte angefangen zu dampfen. Die Bardin schnappte sich ein Holzgefäß, öffnete es und schüttete Kräuter in das heiße Wasser. Gleich würde der Tee fertig sein. Dabei pfiff sie fröhlich vor sich hin, bis sie weitere Worte von Hani zu realisieren schien.


    Neue Lieder? Dann lass mal hören!

  • EINEN fleißigen Schüler?


    Hani macht ein schmollendes Gesicht während sie ihre Gitarre auspackte und Diese zu stimmen begann. Sie räusperte sich und begann dann ein recht zweideutiges LIed über einen Bauer im Odenwald...wo auch immer der liegen mochte...zu singen

  • Ach sooo meinetst Du das....


    Hani grinste wieder...allgemein schien sie selten ernstahft schlechter Laune zu sein...


    Hm ja...was noch....also ich das Lied über den Geist der Nacht geübt wie Du sagtest, und noch ein Lied in so ner fremden Sprache...Bäk home in Däri...und...


    ....sie zählte eine kleine Liste auf und atmete dabei in den Tee...


    Ah das alleine tut schon gut...Und was hast du die Wochen über gemacht?

  • Fein, fein. Wenn du jeden oder jeden zweiten Tag ein neues Lied lernst, dann wächst deine Sammlung bald ordentlich an.


    Auch Bellaria nahm einen Schluck Tee.


    Was ich so gemacht habe?
    Ich habe Atvia besucht und dort einige bekannte Gesichter wieder gesehen. Wir haben einem Wasserelementar und einer Hellseherin geholfen, ein paar Räuber und andere finstere Gesellen niedergestreckt und außerdem habe ich dort mein elementares Gleichgewicht wiederhergestellt. Es war ein sehr schönes Ritual und es war erfolgreich. Nur eine Sache muss ich spätestens bei meiner nächsten Mythodea-Reise noch etwas gerade rücken. Aber das wird schon.

  • Oh da fällt mir ein...


    Hani schaute unschuldig in ihre Tasse...


    ...ich habe ein Schreiben der Akademie bekommen....die zu der Du bei unsrem TReffen damals im Wald unterwegs warst.
    Eine Bestätigung dafür, dass ich im nächsten Sommer an den Kursen teilnehmen kann.
    und....
    sag mal...


    Sie versuchte möglichst unbeteiligt auszusehen


    Was braucht es eigendlich alles so für eine Bardenprüfung?
    Und was für eine Bardenmeisterprüfung?
    Nur der Neugierde halber...

  • Das ist sehr schön, dass du dich mich nach Aarûn begleiten wirst, Hani! Die Bardenakademie Airikas Traum ist jedes Mal ein Nachhausekommen, ein unbeschreiblich faszinierender Ort mit faszinierenden, lieben Menschen. Man muss einmal da gewesen sein. Ich hoffe, Ignatzio wird uns auch begleiten.


    Bellaria schmunzelte ob Hanis Verhalten, aber sie ließ sich sonst nichts anmerken.


    Wie solche Prüfungen aussehen, liegt immer in der Hand des Lehrmeisters oder der Prüfer. Ich habe Meisterprüfungen erlebt, die wirklich ein Witz waren. Letztes Jahr habe ich allerdings zwei Meisterprüfungen erlebt, nach denen sich die Betreffenden wahrlich meisterhaft nennen können. Das war auch während des Treffens in Aarun.

  • Das Gespräch plätscherte den Abend so dahin.
    Bellaria wollte wohl nichts verraten und Hani wollte nicht zu interessiert erscheinen.
    Irgendwann ging man zu Bett.


    Auch die folgenden Tage plätscherten.
    Hani übernahm wie selbstverständlich die Hausarbeit.
    Ihr Oma hätte sie versohlt, wenn sie sich dabei auf die faule Hatut gelegt hätte.
    Mit Üben jedoch war es für Hani in dieses Tagen nicht so weit her.
    Das Wetter auf ihrer Wanderung forderte seinen Tribut ...sie war völlig erkältet. Ihr Nase lief, sie war heiser und an singen war nicht zu denken.


    Als sie eines Morgens aus ihrem Bett kroch, war dann auch noch Bellaria weg.
    Kein Zettel, kein Nichts...das war nun eigendlich nicht die Art von Bella.


    Hani grummelte und grübelte vor sich hin, machte sich einen Tee und beschloss einen Tag zu warten und dann damit zu beginnen sich Sorgen zu machen und ihre Meisterin gegebenefalls zu suchen.

  • Wochen vergingen. Bellaria war immer öfter in der Akademie, wie an dem Tag, als sie Hani suchte.
    Einen Tag nach der Neujahrsfeier, Magonien schrieb nun das Jahr 410 n.Dj., klopfte ein Mönch an Bellarias Tür und übergab ihr mit eiserner Miene einen Brief.


    Dies ist der letzte Wille von der Heiligen Märtyrerin Anna, gnädig sind Eponas Blicke.


    Die Bardin verstand nicht. Sie betrachtete den Brief. Sie erkannte Anna von Lorbachs Handschrift. Heilige? Märtyrerin? Was sollte das? Ihr Herz sank. Ihr Atem stockte.


    Sie öffnete das Siegel. Sie las.



    Liebste Bellaria,
    Mein Herz ist schwer, wenn ich daran denke, dass ich Euch und die Anderen nie mehr sehen werde,



    Bellarias Augen weiteten sich. Mit Schrecken starrte sie in das Gesicht des Mönchs. Verständnis lähmte ihr ganzes Sein. Die Luft versagte ihr. Sie konnte nicht mehr denken.
    Es dauerte lange, bis sie sich wieder gefangen hatte, aufhören konnte, den fremden Mann in der Kutte anzustarren, während sich vor ihrem Auge schreckliche Szenarien abspielten. Dann atmete sie tief durch, sammelte sich und richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf den Brief.



    und doch blicke ich voll Zuversicht in den kommenden Tag.


    Was war geschehen? Bei allen Göttern! Bellaria las den Brief aufmerksam weiter, sog jedes Wort ein.


    Doch gewährte uns die Göttin des Ordens eine Ehre, indem sie ihre Boten schickte und die Märtyrer, die vor 3000 Jahren den Engel Kyriel Einhalt geboten haben, zu sich rief. Die Zeit ist gekommen, wo neue Gläubige die Last der Welt auf sich nehmen, um zu beweisen, dass es noch Gutes in den Herzen gibt und Kyriel noch nicht richten soll über uns. SO werde ich an einen der Plätze treten, um diese Aufgabe auf mich zu nehmen. Traure nicht um mich und trag weiter das Licht in die Welt hinaus auf, sodass mein Opfer nicht vergebens ist. Lebe wohl und wenn du je zweifelst, sieh auf zu den Sternen. Dort wird Epona uns Sternbilder schenken als Zeichen ihrer Gnade für unser Opfer.



    Das letzte bisschen Hoffnung starb. Die Erkenntnis, dass sie die Freundin nie mehr wieder sehen würde, wie diese geschrieben hatte, traf sie hart und tief. Nun kamen sie; die Tränen. Und wollten nicht mehr aufhören, zu fließen. Bellaria war es, als bräche ihr Herz, als sei ein Teil ihrer Selbst zerbrochen. Sie presste den Brief an ihr Herz und sank wehklagend auf die Knie.

  • Hani erwachte durch das Weinen, und es brauchte einen Moment bis sie begriff, dass es von Bellaria kam und nicht ein Rest ihres Traums war.
    Hektisch rappelte sie sich hoch, wickelte sich in ihre Decke und stampfte eiligen Schrittes Richtung der Haustür.
    Was sie sah, war ein Fremder in Ordenstracht und ihre Meisterin weinend auf den Knien...
    Nicht gut....garnicht gut....
    Bilder von Hexenverfolgungen, auch wenn sie sie nur aus Erzählungen kannte, kamen ihr in den Sinn und so stellte sie sich schützend und irgendwie kampfbereit neben Bellaria...


    Erm....Bella?....hat der Mann Dir etwas getan?

  • Bellaria hatte ganz vergessen, dass ihre Schüler im Haus waren. Sie hatte an nichts gedacht; nur den Schmerz. Eilig trocknete sie die Tränen mit den Ärmeln ihres Kleides und rappelte sich auf. Sie atmete tief ein und wandte sich langsam an Hani. Ihre Stimme hatte nichts von der Kraft und Melodie, die man von Bellaria gewohnt war.


    Nein, Liebes. Der Mann ist nur der Überbringer einer traurigen Nachricht.



    Dann ging ihr Blick zur Tür, zu dem Mönch, der nach wie vor dort stand.


    Bitte entschuldigt. Habt Dank, dass Ihr die weite Reise auf Euch genommen habt, um mir Annas letzte Worte zu überbringen. Mögen die Elemente Euch auf Eurer Heimreise beschützen.


    Der Mönch nickte, verabschiedete sich und Bellaria schloss die Tür. Einige Augenblicke stand sie da, mit dem Rücken zu Hani und versuchte, sich zu sammeln. Dann drehte sie sich um und ein Lächeln, das nicht zu ihren Augen reichte, zierte ihr Gesicht.


    Du kannst wieder ins Bett gehen, Hani. Es geht mir gut.

  • Hani zog eine Augenbrauen hoch...


    ...und ich bin eigendlich ein Tanzbär. Bella, ich will ja garnicht wissen warum Du weinst, wenn Du es nicht sagen willst, aber ich will, dass Du dich hier hin setzt und einen Tee trinkst...bitte...


    Sie wuselte zur Feuerstelle, fachte neu an und bereitete in aller Eile einen Tee aus eienr Kräutermischung ihrer Oma. Beruhigende Kräuter...
    Dann setzte Sie sich in gebührendem Abstand zu ihrer Meisterin und wartete.

  • Bellaria seuftze und setzte sich ans Feuer. Den Tee, den Hani ihr brachte, nahm sie dankend an. Lange Zeit schaute sie einfach nur ins Feuer. Doch dann sprach sie.


    Anna war eine sehr gute Freundin. Noch vor wenigen Monden sind wir uns begegnet. Ich kann nicht fassen, dass dies unser letztes Treffen gewesen ist. Für immer. Sie ist als Märtyrerin gestorben, hat sich selbst geopfert.


    Bellaria schüttelte den Kopf, wie man über die Sturheit eines Kindes den Kopf schüttelt.

  • Hani kaute grübelnd eine Weile auf ihrer Unterlippe...


    Weißt Du Bella....ich kenne mich mit sowas ja nicht so gut aus wie meine Oma...


    Sie schenkte der Bardin Tee nach


    Aber wenn ein Mensch selbstbestimmt , aus freiem Willen und für andere in den Tod geht, wenn man also etwas tut das nie vergessen sein wird, so stirbt man auch niemals wirklich. Denn in den Herzen der Freunde ist man immer da. Ich denke das wird sie gewusst haben. Man sollte einen Tot nur beweinen, wenn er überflüssig war, wenn zum Beispiel ein Kind stirbt wenn ein Dorf überfallen wird oder soetwas. Eine Frau, die als Märtyrerin von uns geht, sollte man feiern und bewundern und sich für sie freuen, dass sie ihren Weg wählen konnte. Sicherlich schmerzt der Verlust, aber irgendwann wanderlt sich der Schmerz und Freude und Stolz eine solche Person gekannt zu haben....


    Während sie sprach hatte sie sich ihre Gitarre aus der Ecke gegriffen und begann mit ruhig, leiser rauer Stimme zu singen...ein Lied, das Barden wie sie gelernt hatte in solchen Momenten schätzen, da es den Schmerz frei ließ und doch Hoffnung und Trost spendete.


    So plötzlich Du gegangen bist...

  • Hani hatte recht. Anna hatte sie selbst darum gebeten, nicht zu trauern. Dennoch trafen sie der Schock und der Schmerz so tief - sie hatte sich nicht helfen können. War ihr gerade noch unangenehm gewesen, dass ihre Schülerin sie in einer solchen Verfassung erlebt hatte, war sie nun sehr froh darüber, dass Hani bei ihr war.


    Als Hani begann, dieses Lied zu singen, stockte Bellaria kurz der Atem. Es hatte etwas Endgültiges. Stumme Tränen liefen erneut ihre Wangen hinab. Doch dann stimmte sie mit ein und sang zu Ehren ihrer Freundin, der Ritterin, der Märtyrerin, Anna von Lorbach...


    Denn Freundschaft niemals enden wird
    Hält selbst über den Tod
    Die echte Freundschaf niemals irrt
    Besteht in jeder Not
    Besteht in jeder Not

  • Man hatte das Gefühl, dass die Seelen aller verstorbenen Freunde bei einem waren.
    Langsam bekam Hani eine Ahnung davon, was es mit Bardenmagie auf sich hatte, als auch ihr ( und sie wusste nicht einmal genau warum) Tränen über die Wangen liefen.
    Als das Lied geendet hatte, schniefte sie vernehmlich, stelle die Gitarre zurück, drückte ihre Meisterin und wendete sich dann vehement der Kochstelle zu.


    So...und JETZT mache ich uns etwas deftiges zu Essen!

  • Danke, Hani.


    Bellaria drückte die Junghexe fest und Hani war sich sehr sicher, dass sich die Bardin nicht nur fürs Essenmachen bedankte.


    Bellaria sah eine ganze Weile ins Feuer und dachte an Begegnungen mit Anna und irgendwann schlich sich ein Lächeln auf ihre Lippen. Kurze Zeit später erhob sie sich mit einem Seufzen und ging in ihr Arbeitszimmer. Dort öffnete sie eine Kiste, in der sich viele unterschiedliche Briefe befanden, und steckte Annas Brief vorsichtig dazu. Einige Momente verharrte sie so, bis sie schließlich den Deckel der Kiste schloss. Sie atmete tief ein und ging in die Küche zu ihrer Schülerin.



    Kann ich dir vielleicht zur Hand gehen?

  • Aus dem großen Topf, den hani auf dem Feuer hatte und der irgendwie nach Hexenbrauutensiel aussah, roch es köstlich nach Fleisch und Hani warf gerade etwas Wurzelgemüse und Zwiebeln dazu als Bellaria zurück kam.


    Wenn Du magst, könntest Du die Kräuter hacken, die ich dort...


    sie Deutete auf den Tisch auf dem Petrsiellie, Liebstöckel und Anderes lag.


    ...schon hin gelegt habe.


    Hani strahlte. Wenn sie kochte, blühte sie fast noch mehr auf, als beim Singen. Vermutlich war es das Erbe ihrer Großmutter, das sich bemerkbar machte.


    Die Junghexenbardin goß etwas Quellwasser in den Topf, dass es nur so zischte und schob dann einen flachen Stein in die Glut.
    Dann machte sie sich daran Teig zu kneten...