Meanors Haus 2

  • Die Tür öffnet sich und Alanis betritt das Haus, vom Hafen kommend. Wochen sind vergangen seit ihrem Fortgang. Mit einem Aufseufzen lässt sie die Kiepe von den Schultern gleiten, laut kracht der Korb zu Boden.


    "Hallo, jemand zuhause?" , ruft sie dann in die Stille hinein. "Offenkundig nicht" , murmelt sie, als keine Antwort ertönt. Leise fluchend schleppt sie ihre Kiepe hinauf in's Luftzimmer, wo sie ihre zurückgelassenen Habseligkeiten leicht angestaubt erwarten. Sie sucht aus der Kommode Badetücher und ein frisches Nachthemd hervor, dann kehrt sie zurück in die Küche, um Feuer zu machen und heißes Wasser für den kleinen Zuber im Badezimmer aufzusetzen. Es dauerte eine ganze Weile, doch schließlich liegt sie mit geschlossenen Augen im Zuber, ihre salzverkrusteten Haare einweichend. Erst als das Wasser kalt wird, steigt sie frierend aus der Wanne, trocknet sich ab und zieht das wollene Nachthemd über. Auf nackten Füßen huscht sie noch ein paar Male durch's Haus, hängt zum Beispiel ihren Mantel an die Garderobe als Zeichen für Meanor und die anderen Hausbewohner, dass sie wieder da ist. Dann legt sie sich ins Bett, umarmt ihr Kissen und döst ein.

  • Über zwei Tage ist es nun schon her das ihr Schiff in Renascan eingelaufen ist. Damorg hatte einiges zu erledigen und war erst gestern Abend das erste mal richtig zur Ruhe gekommen. Da kamen sie wieder, die Gefühle der Unsicherheit, was nun kommt.


    So ging er am frühen Morgen zu Meanors Haus und stellte sich auf die gegenüberliegende Seite der Straße. Seine Kaputze tief ins Gesicht gezogen und wartete bis sich etwas im Haus rührte.

  • Alanis steht an diesem Morgen mit der Dämmerung auf und geht in den Tempel, um die Elemente um Hilfe und Ratschluss zu bitten. Doch alles, was sie bekommt, ist stumme Ermutigung und ein wenig mehr innere Ruhe.


    Auf nackten Sohlen eilt sie die Treppe empor und streckt einen Kopf in die Küche, um den dort bei bester Laune Frühstückenden einen guten Morgen zu wünschen. Dann geht sie in ihr Zimmer und zieht sich ein wärmeres Kleid an, weil sie im tief unter dem Straßenniveau liegenden Tempel trotz aller Anwesenheit des Feuers doch gefroren hat. Als sie sich gerade das Kleid über den Kopf streifen will, fällt ihr Blick durch Zufall aus dem Fenster und auf die gegenüberliegende Straßenseite. Erst stockt sie, dann zieht sie sich schnell an, wirft sich ihren Mantel über und steht wenig später auf der Türschwelle, in der Kühle der morgendlichen Gasse.

  • Damorgs Blick wandert vom Boden zur Tür. Sein Gesicht ist zu erkennen, jedoch sind die Züge nicht zu deuten. Er bleibt an Ort und Stelle stehen.


    "Guten Morgen"


    Hört man auf der anderen Straßenseite noch leise. Auch in seiner Stimme schwingt kein Unterton mit.

  • "Hallo" , klingt es von Alanis, die noch immer auf der Schwelle steht, zurück. Erst dann tritt sie hinaus auf den Treppenabsatz und schließt die Tür hinter sich. Mit einigen weiteren Schritten ist sie in der Mitte der Gasse, doch dann stockt ihr Schritt, verunsichert vom Fehlen jedlicher Regung in Damorgs Gesicht.

  • Nun geht er ihr die letzten Schritte entgegen, bis er kurz vor ihr stehen bleibt.


    "Wie ist es dir die letzten Tage ergangen?"


    Ihm ist sichtlich anzumerken, das es ihn anstrengd keine Emotion zu zeigen.

  • Irgendiwe ist Alanis komisch Moreta oder?


    Der Priester schaute seine Freundin merkwürdig von der Seite an.


    Naja ok, sie war schon etwas komisch drauf als sie hier ankam vor einigen Wochen, das geb ich ja zu, aber nun ist sie anders komisch.


    Erzuckte mit den Schultern und nippte weiter an seinem Tee.

  • Alanis bemüht sich, ebensolche Fassung zu zeigen wie Damorg, aber ganz will ihr das nicht gelingen. Sie strahlt Nervosität aus, sie scheint aus jeder ihrer Geste, der Art, wie sie ihren Mantel am Hals zusammenzieht und eine Haarsträhne mit den Fingerspitzen nach hinten kämmt.


    "Danke, gut. Ich habe Schlaf nachgeholt" , gibt sie zurück, doch die nichtssagende Antwort, die sie praktisch auch jedem anderen Menschen hätte geben können, hinterlässt einen schalen Geschmack in ihrem Mund. "Ach, bei den Elemente, das hier ist dämlich -", murmelt sie frustriert.

  • "Dämlich ist das was wir die letzten Tage und Wochen getan haben."


    Jetzt gelingt es ihm nicht mehr sich unter kontrolle zu halten. In seinen Worten schwingt Zorn,Trauer und Schmerz mit.


    "Du weißt was ich bereit bin zu riskieren, wenn ich es nicht schon getan habe, wärst du bereit das Gleiche zu tun? Willst du das annehmen, was ich dir geben möchte?"

  • "Was meinst Du mit 'das Gleiche'? Was erwartest Du von mir?" Alanis wirkt ernsthaft verunsichert. "Vor aller Welt dazu stehen, obwohl ich mir bewußt bin, dass ich Dir damit möglicherweise schade?" Ihre Hände ballen sich zu Fäusten, doch dann entspannt sie sich wieder. "Entschuldige. Ich sollte Dich nicht so behandeln wie ein unmündiges Kind. Ich neige dazu, ich weiß das und es tut mir Leid."

  • "Entschuldige dich nicht dafür. Aber du bist mir noch eine Antwort schuldig. Ich habe meine Entscheidung getroffen. Jetzt bist du an der Reihe."


    Sein Blick war traurig. Aber ihm war klar, wenn er jetzt keine Entscheidung bekommen würde, dann wohl nie. Er wollte sie nicht so in die Ecke treiben, aber welche Wahl hatte er.