Meanors Haus 2

  • Meanor wachte einige Zeit später auf.


    So mit Gewissensbissen kannte er sich gar nicht mehr. War er wirklich nicht mehr so skrupellos wie früher oder war es was anderes?
    Moreta lag neben ihm, doch als er sich näher an sie kuscheln wollte bemerkte er erst, wie stark sie nach Alkohol roch.
    Der Priester rümpfte die Nase, streichelte seiner Freundin einmal über den Kopf und beschloss dann doch lieber aufzustehen und sich zu waschen.


    Während des Waschens wurde es ihm klar was das Problem war. Er hatte die Elemente enttäuscht mit seiner Überheblichkeit. Natürlich hatte er das richtige getan, aber zu wenig über die Auswirkungen nachgedacht.
    Zumindest hatte er alles wieder in Ordnung gebracht.


    Er verließ auf leisen Sohlen sein Zimmer und klopfte an dem von Alanis.
    Nach dem Herein setze er sich zu ihr auf das Bett und nahm fast schon zärtlich ihre linke Hand.

    Hallo Alanis, wie geht es dir?


    Sein Blick war milde, leicht abwesend und doch präsent.
    Von der Berührung ausgehend kam wieder dieses erste Gefühl der Kälte und dann der Wärme, als Meanor die Kälte förmlich in sich aufzusaugen schien.

  • Alanis ist doch ein einen leichten Dämmerschlaf gefallen, aus dem sie das Pochen an der Zimmertür einige Zeit später sie jedoch wieder weckt. Langsam öffnet sie die Augen und bittet den Besucher herein. Es ist keine Überraschung, dass es Meanor ist, der zu ihr kommt. Zu erschöpft, um aufzustehen, rückt sie ein wenig gegen das Kopfteil des Bettes, um aufrechter zu sitzen. Als Meanor ihre Hand nimmt, lächelt sie leicht. Für einen Moment schließen sich ihre Finger fester um die seinen.


    "Ich glaube, ich habe mich noch nie so müde gefühlt", gibt sie zurück und setzt dann hinzu: "Wenn man einmal dort war, dann merkt man ist, wie wenig im Gleichgewicht man selbst ist." Mit 'dort' meint sie die Ebene der Elemente. Für einen Moment schließt sie die Augen, dann fixiert sie Meanor wieder. "Und wie geht es Dir? Ich glaube ich muss mich bei Dir entschuldigen, in letzter Zeit mache ich nur Ärger." Ein reuiges Lächeln spielt um ihre blassen Lippen.

  • Meanor erwiedert Alanis Berührung mit sanftem Druck und streichelt ihr mit dem Daumen leicht über ihren Handrücken.


    Du musst dich nicht entschuldigen. Du hast viel erlebt und Freunde sind dafür da dich wieder aufzufangen. Ich bin auch nicht immer die beste Gesellschaft.


    Der Priester sah erfrischt und irgendwie viel freier aus als noch Gestern.
    Die Erkenntnis hatte ihm doch sehr viel zurückgegeben.


    Ich möchte dir ein kleines Geheimnis verraten. Zu versuchen die Elemente im Gleichgewicht zu halten ist eine Lebensaufgabe, die dir wahrscheinlich nur gelingen mag, wenn du den Rest deines Lebens im Tempel verbringst mit Meditation.


    Er schaute Alanis für einen kurzen Augenblick mit gespielter Ernsthaftigkeit an.
    Ich glaube für dieses Leben sind wir beide nicht geschaffen.
    Schon lachte Meanor wieder über das ganze Gesicht.
    Bring die Elemente in dir nur in Harmonie. Das ist mehr als ausreichend und gibt dir genau die Kraft die du benötigst.
    Wie eine Mutter alle ihre Kinder liebt, so hat sie fast immer eines, das ihr besonders am Herzen liegt. So ist es auch mit uns und den Elementen.

  • Alanis muss über Meanors Art, sie aufheitern und ihr gleichzeitig einen Ratschlag erteilen zu wollen, lächeln. Dennoch liegt ein bitterer Zug um ihren Mund, als sie antwortet:


    "Ich weiß, daß ich für das Leben an einem Ort, in einem Tempel nicht geschaffen bin. Aber ich habe auf all meinen Reisen, an all den Orten, an denen ich die Kraft der Elemente auf dieser Welt bewiesen habe und an denen sie mich erhört habe, noch keinen Weg gefunden, mir selbst die Harmonie zu geben, von der Du sprichst."


    Sie blickt aus dem Fenster.


    "Die Elemente mögen mir verzeihen und sie mögen mich sogar als ihre Priesterin bestätigen. Und tatsächlich bereue ich nicht, in ihrem Namen zu handeln. Aber die Entscheidungen, die ich auf dieser Welt treffe, sind manchmal grundsätzlich falsch. Ich weiß, daß ich mit ihren Folgen leben muss, ich weiß nur nicht, wie."


    Tief und zittrig atmet sie durch und schluckt einige unwillkommene Tränen hinunter.


    "Ich diene etwas Wunderbarem und Perfektem. Und allein ihre Gegenwart hindert mich daran, alles hinzuwerfen und bis zum Rand der Welt zu fliehen und mich herunterzustürzen. Aber ich weiß nicht mehr, wo neben all der Pflicht das Glück hingekommen ist."

  • etwas später wachte Moreta auf und streckt die Hand an den Platz neben ihr aus...kein Meanor
    Schade! denkt sie, anscheinend hat er im Moment viel zu viele andere Sachen im Kopf...und räkelt sich. Den Geschmack vom toten Felltier im Mund kann sie nicht ignorieren, also steht sie auf und geht in den Waschraum.
    Unentschlossen steht sie da und schaut, ob sie ein BAd nehmen will oder nur Katzenwäsche, entscheidet sich aber fürs BAd.
    Sie lässt Wasser ein, schön heiß, puhlt sich aus und lässt sich ins Wasser gleiten.

  • Alanis, du reist zu viel.
    Auch wenn er versuchte es leicht fröhlich klingen zu lassen. Meanor meinte den Satz vollkommen ernst.


    Wie willst du zur Ruhe kommen, wenn du an Stelle etwas zu verarbeiten du dich nur in die nächsten Herausforderungen wirfst.
    Auf Dauer ist die Flucht nach vorne nicht möglich.


    Der Priester deutete auf die Erde. Die Elemente und dein Glaube sind der Grund und Boden auf dem du gehst.
    Aber du brauchst immer noch die Beine um stehen und Tanzen zu können.
    Wenn du dir keine Ruhe gibst knicken diese dir irgendwann einfach weg.


    Er lies die Hand einknicken, so dass sie nun wagrecht zum Boden war.
    Die Elemente fangen dich auf, doch aufstehen musst du selber wieder.

  • Alanis nickt leicht, sie wirkt nachdenklich.


    "Flucht? Ja, das ist es wohl. Das und nichts Anderes."


    Sie faltet die Hände im Schoß und starrt hinunter auf ihre malträtierten Handgelenke.


    "Ich lebe in Dargaras, aber ich habe schon lange aufgehört, eine Fahrende zu sein. Deswegen zieht es mich immer von dort weg. Ich habe schon darüber nachgedacht, mich irgendwo an einem anderen Ort niederzulassen, aber ganz gleich, wohin ich gehe, immer finde ich nur Krieg und Chaos."


    Sie seufzt leise.


    "Khai sagt, ich solle mir einen Schüler suchen und in der Lehre die Antworten für mich selbst finden. - und in der Beziehung zu diesem Schüler zuhause zu sein." Alanis verzieht den Mund. "Allerdings hält er mich für eine schlechte Priesterin, daher weiß ich nicht, ob das ein sonderlich weiser Rat war."

  • Moreta tauchte wieder aus und atmete tief ein. Sie wusch sich die Haare und kletterte dann wieder raus. Das Wasser nutzte sie, um ihre Sachen zu waschen. Dann wickelte sie sich in ein Grosses Tuch, zog sich in Meanors Zimmer wieder an und lief barfuß hinaus in den Garten und hängte dort ihre Sachen zum Trocknen an einen Strauch....

  • Du bist auf dem richtigen Weg Alanis.
    Meanor strich eher unbewusst ein Haar hinters linke Ohr.


    Du beginnst zu erkennen. Unser Zuhause sollte ein Ort der Zuflucht und Erholung sein.
    Wenn du dich dort nicht wohlfühlst kannst du nicht richtig regenerieren.


    Dann machte er eine lange Pause.
    Tja Alanis, ich habe einen Novizen und viele Schüler. Enir mag vielleicht der schlechteste Novize sein, den man sich als Priester vorstellen kann, aber er bereichert mein Leben auf die eine oder andere Art und Weise.
    Meanor schien sichtlich vergnügt.
    Meine Schüler können mir schon die eine oder andere schlaflose Nacht bringen. Um ehrlich zu sein, ein Sack Flöhe zu hüten ist deutlich leichter.
    Du bist für sie Vorbild und Ansprechperson.
    Wenn du dir nicht sicher bist in dem was du tust, so wird es schwer mit Schülern oder gar Novizen.

  • "Du bist schon die zweite Person in dieser Woche, die mir sagt, daß ich auf dem richtigen Weg bin." Ein kleines Schmunzeln ist auf Alanis Lippen zurückgekehrt. "Nun, dann werde ich Deinen Ratschlag beherzigen und mich daran machen, entweder mein Heim in Dargaras wieder schätzen zu lernen oder mir ein neues Heim zu suchen. Und was den Novizen angeht -." Nun lacht sie. "Herrjeh, ich weiß, wie ich als Novizin war. Ich glaube das kann wirklich warten."


    Sie legt eine Hand auf Meanors Arm, ihre Berührung ist im Gegensatz zu seiner warm und auch ein wenig vorsichtig.


    "Danke, dass Du für mich da bist. Und danke, dass ich hier bleiben darf. Im "Zaunkönig" hört man den Zimmernachbarn durch die Wand mit den Zähnen knirschen."

  • So? Bin ich das? Antwortete Meanor gespielt überrascht.
    Es freut mich, dass du wieder lächeln kannst.
    Vollkommen überraschend nahm er Alanis in den Arm.


    Bleib so lange du willst. Aber kümmer dich mal darum dich zu retten. Fürs Retten der Welt finden sich immer Helden.

  • Die Umarmung, die sie herzlich erwidert, lässt Alanis Lächeln noch ein wenig breiter werden.


    "Ich werde die Finger von jeder Art von Weltrettung lassen, versprochen" , sagt sie betont ernsthaft, doch ihre Mundwinkel zucken. "Ich werde mich auf die schönen Dinge des Lebens konzentrieren und keine Dummheiten machen. Essen und schlafen und meditieren."

  • Alanis, ich werde in kürze nach Atvia aufbrechen, um Bellaria zu unterstützen.
    Wenn alles gut geht bin ich nur zwei Tage weg. Hoffe du bist dann noch da.


    Er löste die Umarmung wieder.


    Bleib so lange du willst oder so lange bis du denkst genug Kraft zu haben um weiterziehen zu können.

  • Mit einem Wäschekorb beladen ging Marlene den weiten Weg vom Dorfplatz hinunter zu Meanors Haus.


    Dass sie hier eigentlich nie wieder Wäsche holen wollte hatte sie inzwischen vergessen oder erfolgreich verdrängt.



    Moreta war gerade auf dem Weg vom Wäsche aufhängen zurück zum Haus als drei junge Rekruten hinter einer Biegung hervorkamen und zielstrebig auf das Haus zusteuerten.


    Komm, sprich du sie an.
    Wieso ich? Das wolltes du doch machen.
    Nein wolt ich nicht. Ich hab das Geld.
    Die beiden wechselten einen Blick und stießen dann den dritten direkt vor Moreta.
    Jä äh Der Blick des jungen Mannes wurde panisch.
    Also wir äh nun wir drei äh wir würden ger äh wir hätten...
    Wir haben Geld...

    Dann schnappt er den Geldbeutel vom ersten und drückte ihn Moreta in die Hand. Den lüsternen Blicken der anderen Jungs war zu entnehmen auf was sie hinauswollten.

  • Alanis nickt Meanor zu und schmunzelt.


    "Wir Weiber werden Dein Haus schon zu hüten wissen, Herr Magister." Die Lachfältchen unter ihren Augen vertiefen sich. "So, und jetzt lass mich noch ein wenig schlafen."


    Sie drückt noch einmal Meanors Hand.

  • Moreta schaute erst etwas verdutzt, dann durchschaute sie die merkwürdigen Blicke und was die Jungen vorhatten. Sie grinste und musste ein herzhadten Lachen unterdrücken.


    Sie zog die Augenbrauen hoch,schaute auf den Geldbeutel in ihrer Hand und meinte ernst


    "Na Jungs...das reicht aber nicht...für Euch drei....!"


    sie reichte den Beutel dem Einen wieder zurück


    "Und außerdem....."


    sie schaute alle drei durchdringend an


    "...solltet ihr das Geld vielleicht erst einmal für Sprachtraining nehmen!"


    sie grinste wieder, zwinkerte den Jungen zu und rehte sich um, um ins Haus zurück zu gehen...murmelte dabei


    "sowas wie Euch, frühstücke ich eh nebenbei!"

  • Mögen die Elemente über deine Träume wachen.


    Mit diesem Satz verabschiedete sich Meanor und stand auf zum Gehen. In der Tür drehte er sich nochmals um. Alanis, ich bin wirklich froh, dass du hier bist.


    Dann schloss er die Tür hinter sich und begab sich in sein Zimmer um zu Packen.

  • Meanor ist nun schon eine ganze Weile fort und Alanis hat die Zeit genutzt, um sich, wie dem Hohepriester versprochen, zu erholen. Viele Stunden hat sie im Tempel gesessen, gebetet und im Einklang der Elemente nach Antworten gesucht, die sie selbst nicht finden kann. Auch den Schlaf, den sie viele Tage nicht hatte finden können, hat sie nachholen können und so schwinden nach und nach die Zeichen der Erschöpfung aus ihrem Gesicht, wenn sie auch nicht gänzlich weichen.


    Eines Morgens steht sie in der Küche und bereitet für sich ein Frühstück zu, da die anderen Hausbewohner noch geschlafen hatten, als sie selbst kurz nach Sonnenaufgang war, um in den Tempel zu gehen. Nun ist der Tag schon etwas weiter fortgeschritten und Alanis hat Hunger. Sie schneidet etwas Brot von einem großen Laib und etwas Wurst von einem Ring, den sie aus der Vorratskammer geholt hat. Auf dem Tisch zieht eine Kanne Tee. Der verführerische Geruch der Teemischung steigt in die kühle Morgenluft empor, die unaufhaltsam durch die Wände des Hauses zu sickern scheint. Die Nächte sind inzwischen so kalt, dass Alanis froh ist, in ihrer freien Zeit die Muße gefunden zu haben, sich einen neuen Mantel zu nähen.


    Leise singt sie ein dargaresisches Lied, als sie sich an den Tisch setzt und sich daran macht zu frühstücken. Seit Tagen hat sie das Haus nicht verlassen, nun zieht es sie hinaus, denn der Morgen kündet von einem schönen, sonnigen Herbsttag.

  • Mittlerweile war doch schon etwas Zeit vergangen.
    Meanor hatte auf Atvia Bellarias Meisterprüfung beigewohnt und zusammen mit anderen Niros Geburtstag gefeiert.



    Meanor kommt frisch die Treppe herunter und setzt sich zu Alanis.
    Gut geschlafen?
    Du siehst deutlich besser aus.