Die Taverne "Zum Zaunkönig" (6)

  • "Also, da hab' ich wirklich ordentlich was gelernt. Akluto versteht was davon, den Leuten was beizubringen, obwohl ich doch oft ins Schwitzen gekommen bin. Hätt' nicht gedacht, dass ich das bestehe. Aber als dann am Ende Damorg, also das ist ein Gardist hier in der Garde, die mit den Wappenröcken, den blau-schwarzen, bei uns auf der Pritsche gelandet ist, total zermatscht und kaputtgedroschen, und wir den armen Kerl versorgen mussten, da isses mir schon anders geworden...ja...so war das da.


    Hmmm...also...genau! Ein Kommerzahlauxilaar. Der...öhm...der macht...ähm...also der arbeitet für die Kommerzahlkanzley. Und die kümmert sich um so...um Austausch, also so Handel und Wissen und so Zeug. Da...bringt man Leute zusammen, die Geschäfte machen wollen und sich vorher noch nicht gefunden haben. Und solche Sachen. Und ich bin sogar Provisorischer Kommerzahlauxilaar. Das bin ich sogar immer noch, und der Herr Kommerzahlrat hat gesagt, dass er mich vielleicht wieder brauchen kann, wenn...öhm...also wenn er mich brauchen kann. Aber seit einiger Zeit arbeite ich im Hospital, und da gefällt's mir eigentlich ganz gut. Schon eine gute Sache, ja."

  • Bei der Erinnerung an den Auslöser jener Situation, die Damorg auf die Pritsche der Heiler und sie selbst auch fast ins Jenseits befördert hat, verzieht Alanis das Gesicht.


    "Ja, diese Kampfmaschine. Die hat mich auch erwischt und abgestochen. Die Narbe hab ich noch und die schmerzt bei jedem Wetterwechsel. Ich hatte das Ding wirklich für eine Übung gehalten, nicht für fast tödlich."


    Sie räuspert sich.


    "Naja, ist ja gerade nochmal gut gegangen. Im Krieg hätte der Ork wohl dreimal nachgestochen und danach meine Leber gefressen."


    Ihr rechter Mundwinkel zuckt empor.


    "Also bist Du als Auxilaar ein Vermittler, der Nachfrage und Angebot auf einem Markt erfasst und Händler und Kunden zusammenbringt? Klingt gut, aber ziemlich - trocken."

  • "Ich...öh...Angebot...Nachdings...Markt...äh...also, auf dem Markt habe ich das nicht gemacht. Obwohl...in Mythodea auf dem Marktplatz habe ich so Zettel hingehängt, also wohl dann doch. Hmmmm...war alles ziemlich kompliziert. Aber ich habe immerhin einen Auftrag für Holzschilder mitgebracht. Also bin ich dann wohl ein Zusammenbringer. Oder war's in dem Moment jedenfalls. Und fast hätte ich eine Karte verkauft. Naja. Aber dieses Jahr hat mich Herr Mavrocordato, also der Herr Kommerzahlrat, nicht dorthin geschickt. Bin auch gar nicht böse drum. Das hätte ganz leicht schief gehen können mit den Pfeilen. Ganz leicht! Und trocken...hm...so trocken war's gar nicht. Vor allem in Mythodea, da hat's manchmal ganz schön gestürmt. Und kurz danach war's wieder so heiß, dass es dann doch wieder trocken war. Ich sag' ja, komplizierte Sache, so in der Kommerzahlkanzlei. Aber gegen's trockene gab's ja die Taverne, hihi."


    Er nahm wieder einen Schluck aus seinem Humpen


    "Orks fressen Lebern? Also, die Orks, die ich bisher getroffen habe, wollten meine nicht haben. Haben sie zumindest nix von gesagt."

  • Alanis legt die Hand vor den Mund, ein Lächeln unterdrückend, dann greift sie zu ihrem Becher, der unerklärlicherweise schon wieder leer ist und den sie erneut mit Wasser befüllt.


    "Es soll ja dieses Jahr in Mythodea auch ganz schön trocken gewesen sein, habe ich gehört."


    Sie nimmt einen Schluck.


    "Naja, kommt auf die Orks an, die sind in jedem Land anders. In Solania, wo ich vor kurzem war, mussten wir einen nach seinem Tod aufschneiden, weil er die Ohren von einigen Leuten gegessen hatte und sie die wiederhaben wollten."

  • "Öhm, tja, beides." Alanis hebt in einer etwas hilflosen Geste die Schultern, dann kehrt ein verschmitztes Funkeln in ihre Augen zurück. "Aber jetzt genug mit solchen Geschichten. Nicht vor dem ersten Portwein, möchte ich mal sagen." Etwas spät fällt ihr auf, dass es Meanor vielleicht nicht unbedingt nach Ohr-Geschichten gelüstet. Sie wirft ihm einen entschuldigenden Blick zu und fährt dann fort: "Was Orks angeht - nun, ich habe neulich in Galladoorn an einer Schulung für Heiler teilgenommen, die tatsächlich von einem Ork gehalten wurde, Professor Doktor Tulag. Seine wichtigste These war, nicht überraschend, daß alles beim Heilen mit Bier zu tun haben sollte." Sie verdreht die Augen nach oben und grinst.

  • Alanis nickt lachend.


    "So von jedem Zweiten, schätze ich."


    Dann verlöscht ihr Lächeln ein wenig, sie lehnt sich auf ihrem Sitz zurück und tastet mit den Fingern durch ihr stoffernes Mieder nach der Narbe von dem Messerstich, von der sie Delpior erzählt hat. Das war vor nicht einmal einem Jahr gewesen. Sie war in einem Jahr fast dreimal gestorben. Kopfschüttelnd denkt sie an die vergangene Zeit zurück. Es mußte sich etwas ändern. Sie wollte keine dummen Witze mehr über Schmerzen und Tod machen müssen, um mit der Erkenntnis ihres eigenen fragilen Selbst leben zu können. Das Lächeln kehrt auf ihre Lippen zurück, wenn auch ein wenig angestrengt, dann wendet sie sich Delpior zu, auf seine Antwort wartend.

  • Mori bemerkt den kurzzeitigen Stimmungswechsel von Alanis und schaut sie forschend an,sagt aber nichts.


    Da Delpior gerade mit seinem Bier beschäftigt ist und nicht antowrten kann, nimmt sie noch einen Haps von dem klebrigen Süßen und mus dann lachen


    "Also wenn man danach.." sie zeigt auf den NAchtisch "....jemanden küsst, dann bleibt man kleben!"

  • "Nicht nur das." Alanis gute Laune ist wieder zurückgekehrt - zumindest scheint es so. Sie beugt sich vor und lehnt sich über den Tisch, sich auch noch ein Stück nehmend."Honig ist nicht nur unglaublich klebrig - was ihn in der Heilkunde zu einem unerlässlichen Gut macht -, ich war auch einmal in einem Land, in dem er als Gabe vor der Hochzeitsnacht gereicht wurde, weil er sehr - anregend ist."


    Sie kaut genüssliich, schluckt und grinst dann, sich den restlichen Honig von Lippen und Fingern leckend.


    "Kann also sein, dass man für etwa längere Zeit an jemandem kleben bleibt, wenn man beim Essen zuviel mit Honig herumspielt."


    Just als sie es ausgesprochen hat, scheint irgendwo in ihrem Kopf eine Erkenntnis stattzufinden, denn ihre Augen weiten sich für einen Moment, dann kehrt ihr Lächeln zurück.

  • Delpior schaute reichlich verständnislos drein


    "Honig? Aufregend? Neeeeeeeeeeeee...Honig ist klebrig, gut, wenn man sich damit die Kleider oder die Haare verpappt, dann kann man sich schon drüber aufregen. Aber aufregend ist Honig nich. Lecker schon."


    Er nickte sehr überzeugt


    "Wie meinst du das, Moreta, mit was ich heile? Wenn's eine reichlich offene Wunde ist, dann macht Nadel und Faden schon Sinn. Mit Honig zukleben geht da ja auch net. Und Verbandszeug ist auch meistens nicht schlecht. Wenn's nur was kleines ist, dann näh ich's natürlich nicht zu. Oder bei Husten oder so, da weiß man ja gar nicht, wo man nähen soll. Und statt Verbandszeug helfen da eher warme Decken und ein dicker Schal."

  • Alanis gibt beim nächsten Schluck Wasser ein Geräusch von sich, das sich wie ein Glucksen anhört.


    "Was den Honig angeht, Delpior - wenn eine frisch genähte Wunde zu schwären anfängt, bestreich sie einmal täglich frisch mit Honig. Die Rest wäschst Du am nächsten Tag vorsichtig ab, mit einem Schwamm, den du in Essig oder sauren Wein getauchst hast. Und dann wieder Honig drauf und verbinden. Das hilft."

  • Meanor hatte eine Zeit lang zugehört.
    Alanis, wenn du etwas mehr über das Heilen durch die elemente lernen willst, so steh ich dir als Lehrmeister gerne zur Verfügung. Besonders was Ohren angeht.

    Er lächelte in die Runde. Auf Moretas Annäherungsversuche in der Öffentlichkeit reagierte er kaum.

    Wei heißt es so schön? Andere Länder andere Sitten.
    Das schöne an Orks ist, mit den richtigen Argumenten, oft Bier oder Met, kann man sie von feindlich freundlich stimmen.


    Bei untoten geht das meines Wissens nicht.

  • Alanis lächelt bei Meanors Angebot.


    "Danke, Meanor. Man lernt ja wirklich niemals aus. Ich versuche allerdings momentan eher, die Kunst meiner Hände zu verfeinern. So lange das nämlich noch geht, habe ich meiner Meinung nach die Gaben, die die Elemente mir mit meinem Körper und seinen Fähigkeiten gegeben haben, noch nicht vollends ausgeschöpft."


    Sie leert ihren Becher und blickt den Hohepriester dann an. Die Platte mit Mittagessen und Nachtisch ist schon halb leer.

    "Und es stört Dich wirklich nicht, wenn ich bei Dir für ein paar Tage wohne? Es ist wirklich kein Problem, dass ich hier wohnen bleibe. Du brauchst sicherlich ein wenig Zeit für Dich -?"

  • Alanis, ich würde mich freuen, wenn du zu mir ziehst.
    Ich vermisse es manchmal mit jemandem zu reden der meinen Glauben wirklich teilt.


    Zimmer hab ich sowieso genug.


    Was das Heilen angeht. Ich nutze auch lieber Nadel und Faden, um die Gabe der Elemente nicht leichtfertig zu verwenden.
    Doch etwas zu können und etwas zu nutzen sind verschiedene Dinge.
    Zu oft hab ich kein Operationsbesteck zur Hand und bin so immer noch in der Lage schlimmeres zu verhindern.

  • Meanor sah Alanis mild lächelnd an.


    Wenn ich gütige Antworten hören wollte würde ich nicht eine Priesterin und Freundin fragen.
    Ich will von dir erhrliche Antworten. Du musst mich nicht schonen.


    Wie heißt es so schön?
    Ein Bürger tut es weil er es will.
    Ein Soldat tut es weil er es muss.
    Ein Magier tut es weil er es kann und
    Ein Priester tut es weil er davon überzeugt ist.


    Das wichtige ist die Dinge zu hinterfragen aber nicht zu zweifeln.