Der singende Wald 2

  • Als Damorg bei Alanis ankommt bleibt er stehen und legt ihr den Arm um die Hüfte. Seinen Blick lässt er über die Ruinen und Bäume schweifen und in der Tat stimmt hier etwas nicht, jedoch braucht er auch diesmal wieder einen Augenblick bis er weiß was es ist.


    "Die Bäume oder? Sie tragen noch ihre Blätter, alle anderen haben ihr Laub bereits geworfen."


    Er wunderte sich etwas, aber etwas magisches hätte er dabei nicht vermutet. Sein Blick blieb am Teich und den Schwänen hängen, welche er musterte.

  • Alanis nickt.


    "Genau. Als die Besitzer dieses Hauses aus Amonlonde fortgingen, geschah das im Zorn. Sie zerstörten das Haus und den Wald, streuten Salz aus, damit hier niemals wieder etwas wachsen sollte. Die Amonlonder nutzten Magie, um den Ort zu reinigen und die Bäume wieder wachsen zu lassen. Man sollte es nicht meinen, aber dieser Wald, in dem wir stehen, ist nicht älter als ein, zwei Jahre alt."


    Sie blickt empor zu den hohen, sich im Winde wiegenden Wipfeln.


    "Ich mag diesen Wald als Beispiel dafür, dass etwas so Gefährliches wie Magie so etwas Schönes hervorbringen kann. - Mach mal die Augen zu und lausche."

  • Zunächst war Damorg etwas verwundert, als sie ihm erzählte das der Wald erst zwei Jahre alt sein sollte. Aber er hatte in den letzen Jahren soviel erlebt, das ihm dies letzendlich nicht mehr verwunderte. Seine Gedanken kommentierte er selbst mit einem "Hmmmm."
    Dann schloss er die Augen wie ihm gesagt wurde und lauschte in den Wald .

  • Eine Zeitlang passiert nichts. Der Wind rauscht durch die Stämme und Blätter, einer der Schwäne plustert sich auf und schnappt nach seinem Nachbarn. Doch dann verändert sich das Flüstern des Windes in den Blättern, wandelt sich von einem Wispern und Raunen hinein in eine sehr leise, aber klar zu erkennende Stimme, die in den Baumkronen zu leben scheint:


    "Hörst du....", haucht der Gesang heran. "Hörst du das Rauschen, das Singen der Blätter? Silbriges Flüstern der Wipfeln und Höh'n. Ahnungsvoll murmelnde, uralte Bäume, singende Seele des Waldes der Träume. Kannst du sie hören, sag, kannst du sie seh'n?"


    Alanis, die das alles schon kennt, hält die Augen geöffnet, betrachtet Damorgs konzentriertes Gesicht und lächelt vor sich hin.

  • Damorg unterdrückt den Reizten die Augen zu öffnen und hält sie weiter geschlossen. Langsam legt sich seine Stirn in Falten. Sein Atem geht langsamer und ein Gefühl von völliger Ruhe breitet sich in ihm aus. So lässt er einige Momente vergehen und auch die Flaten auf der Stirn verschwinden wieder, bis er schließlich langsam wieder die Augen öffnet. Als er sich zu Alanis umdreht hat er ein sanftes Lächeln im Gesicht.

  • "Ziemlich großartig, oder?" Alanis lacht ihn an, als sie die Veränderung in seinem Gesicht beobachtet hat und er sie wieder ansieht. "Dieser Wald allein ist ein guter Grund, immer mal wieder nach Amonlonde zu kommen -."


    Da sie beide die selben Vorbehalte gegen die junge Republik haben, spricht sie nicht weiter. Sie schlingt die Arme um seine Hüften und legt den Kopf an seine Schulter.

  • "Ja großartig und etwas unheimlich zu gleich. Und auf eine ganz eigene Art sehr beruhigend."


    Damorg legte seine Arme um ihre Schultern und neigt seinen Kopf ein wenig nach unten, so dass er den Duft ihrer Haare riechen kann. Seine Brust hebt und senkt sich langsam und regelmäßig. Er strahlt eine Zufriedenheit aus, wie selten zuvor. Leise flüstert er.


    "Ein Moment der nie enden sollte."

  • Eine ganze Weile der Ruhe verstreicht, ohne daß Alanis in irgendeiner Weise kommentiert, was er gesagt hat. Lediglich ein nicht zu verhehlendes Seufzen entringt sich ihrer Kehle. Über ihnen streicht noch ein paar Male leise das Lied durch die Baumkronen über ihren Köpfen, um sich dann wieder mit dem Rauschen des Herbstwindes zu vereinen.


    "Hör mal" , sagt sie nach einer ganzen Weile leise. "Versprich mir, dass Du nicht wieder so unvorsichtig bist wie heute morgen. Und daß Du immer zweimal über Dinge nachdenkst, die mit mir zu tun haben und Dich nicht von Deinen Gefühlen leiten lässt. Liebe verklärt Menschen und Geschehnisse. Und Du weißt, dass Du als Priester einen klaren Blick brauchst."

  • Damorg atmente deutlich hörbar aus.


    "Ich verstehe nicht warum wir uns nicht sehen können, es gibt viele Leute die wissen das wir uns kennen. Und nur weil wir zusammen unterwegs sind heißt das ja nicht für alle anderen das wir zusammen sind, oder? Aber ich verspreche dir zwei, wenn nicht drei mal über meine Entscheidungen uns bezüglich nachzudenken."

  • Alanis murmelt irgendetwas Unverständliches in den Stoff des Wappenrocks an seiner Schulter.


    "Es ist ja nicht so, dass nicht schon halb Renascân denken würde, dass Du Interesse an mir hast" , sagt sie schließlich. "Das hast Du selbst gesagt und für mich ist das bedenklich genug." Sie seufzt. "Ich möchte einfach vermeiden, dass uns jemand ansieht, wenn wir zusammen sind, und uns aus den Augen liest. Der Ärger ist unvermeidlich, wenn wir zuviel Zeit in der Öffentlichkeit zusammen verbringen. Wir sollten uns überlegen, wo wir uns ungestört sehen können -."


    Sie löst sich ein wenig von ihm, um ihn anzusehen. Ihr ist anzumerken, dass ihr die Sache nicht behagt, die Planungen, die Unsicherheiten -. Sie fröstelt ein wenig, als ein kühler Wind über den Boden gleitet.

  • "Ja die anderen, fast hätte ich sie vergessen."


    Die Ironie war nicht zu überhören.


    "Können wir das alles planen? Wann und wo wir uns treffen? Ich bin in Renascan und an die Garde gebunden, ich kann nur selten selbst entscheiden wo ich hin möchte. Und du kannst und willst nicht an einem Ort bleiben. Wir können nur hoffen das die Fünf, die Elemente oder wie auch immer du es nennen willst, sich unsere Wege kreuzen lassen."


    Bitterkeit schwang in den Worten mit, jedoch versuchte Damorg diese nicht den ganzen Klang seiner Worte bestimmen zu lassen.

  • "Das ist genau das, was ich meine" , gibt Alanis tonlos zurück, löst sich von ihm und tritt einen Schritt zurück. "Sei doch bitte nicht so wütend auf Dinge, die einfach nicht zu ändern sind. Das, was wir gerade erleben, ist für Dich schön, neu und - besonders. Ich kann verstehen, daß es vieles verändert. Aber es wird nur ein kleines Teil dessen sein, was Dein Leben ausmacht. Dich jetzt wegen dieses kleinen Teil so - mit Zorn und Bitterkeit zu erfüllen, bringt uns gar nichts."


    Sie verschränkt die Arme, ihre Schultern straffen sich.


    "Es bringt uns nur an den Punkt zurück, an dem wir in Renascân schon waren. Und ich dachte darüber waren wir hinaus. Wir müssen uns darauf verlassen, dass es Möglichkeiten für uns gibt. Freunde, die uns unterstützen. Gemeinsame Reisen. Aber nicht um jeden Preis. Ich möchte nicht miterleben, dass Dein Ruf unter mir leidet. "


    Sie redet sich merklich in Rage.


    "Und, ja, die Anderen. Wir sind Priester. Wir sind Symbole für diese Anderen. Die sehen nur Schwarz und Weiss, guter und schlechter Priester. Im besten Fall würden sie über uns lächeln; die alternde Frau, die sich einen jungen, naiven Liebhaber nimmt. Im schlimmsten Fall werden sie sich von uns abwenden, weil sie sehen, dass wir nicht fähig sind, nach Regeln zu leben, die unsere Kirchen für uns aufgestellt haben. Wer als Mensch in ihren Augen fehlt, ist kein guter Priester mehr. So wird das aussehen. Glaub mir das."

  • Damorg presste die Zähne zusammen um seine Wut zu unterdrücken, die Wangenknochen traten deutlich hervor.Seine Augen wurden leicht glasig.


    "Ich habe dir schon einmal gesagt das es MIR egal ist was die anderen von mir denken, das ich meinen Weg finde in Renascan. Und es gibt mehr als nur Schwaz und Weiss, das müsstest du besser wissen als ich. Du redest über mich, als das ich vom Leben keine Ahnung hätte und du mit deiner Erfahrung weisst was mir geschehen würde, wenn ich von der Norm weiche."


    Die Worte waren einzel betont und ohne große Hast gesprochen, doch ihnen war mehr als deutlich anzuhören welche Emotion darin steckte. Damorg schloss die Augen und fuhr sich mit Daumen und Zeigefinger über die Lieder.


    "Ich glaube für dich ist die Ganze Sache hier etwas völlig anderes als für mich."

    Ich hab keine Neurose, es ist nur.. TRITT NICHT AUF DIE FUGE!!!!

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  • "Natürlich ist das hier für mich etwas Anderes als für Dich - wir sind zwei vollkommen unterschiedliche Menschen!" , faucht Alanis und beginnt, wütend auf und ab zu gehen. Die Schöße ihres Mantels bauschen sich bei jedem energischen Schritt."Aber wehe Du wagst es mir abzusprechen, dass Du mir verdammt viel bedeutest!"


    Sie atmet heftig und Zornesröte kriecht über ihr Dekolltee nach oben in Hals und Wangen.


    "Oh, ja, und entschuldige bitte, daß ich Dich beschützen will, weil die Welt in ihrem Kern dann doch nunmal Schwarz und Weiss ist. Das würde ich übrigens zu tun versuchen, egal ob Du Dreizehn oder Dreissig bist! - Aber soll ich vergessen, dass ich ein paar Jahre älter bin und gewisse Dinge einfach besser weiß, bloß weil Du Dich bevormundet fühlst?"


    Sie wirft die Hände in einer resigniernden Geste nach oben, dann bleibt sie zornbebend stehen.

  • Damorg ballte seine rechte Hand zur Faust und er hatte schon seinen Mund geöffnet um ihr eine Antwort entgegen zu schmettern, die diesmal um einiges rauer ausgefallen wäre, als er plötzlich inne hielt und den Mund wieder schloss.
    Das Wort halte in seinem Kopf nach "bedeutest". Noch nie hatte ihm jemand gesagt das er ihm so wichtig war. Weder im Kloster noch in Renascan bei der Garde, man hatte ihn für seine Arbeit gelobt. Aber noch nie hatte man ihm gesagt das er wichtig sei und das er jemanden etwas bedeutete. Der Priester glaubte Alanis das, warum sonst würde sie sich so über seine Worte aufregen.
    Sein Atem ging immer noch rasch und leise wiederholte er das Wort für sich, wie zur bestätigung das es tatsächlich gefallen war: "bedeutest..."
    Langsam lockerte sich seine Faust wieder und tiefe Abdrücke der Nägel waren auf der Innenseite der handflächen zusehen.

  • Alanis atmet noch einmal tief durch. Der Zorn verlässt sie so plötzlich, wie er gekommen ist. Sie schüttelt leicht den Kopf, das Haar fällt ihr in's Gesicht. Ein leises Schniefen, dann wischt sie sich mit dem Blusenärmel über die Augen.


    "Sturköpfe. Alle beide" , murmelt sie.

  • Er schaute Alanis an, so hatte er sie noch nicht erlebt. Es tat ihm weh sie so zusehen, hatte er doch mit seinen Widerworten erst den Streit provoziert.


    "Ich verspreche dir zu tun, was du verlangst. Ich werde mich auf die Tage freuen die uns gemeinsam bervorstehen und mich solange mit den Erinnerungen die mir an vergangene Tage bleiben begnügen."


    Sein Atem wird ruhiger.

  • Alanis schluckt die Tränen hinunter, atmet einige Male zittrig durch und hebt dann den Kopf wieder.


    "Ich will nicht, dass Du das tust, weil ich es will, in Ordnung? Das ist Gehorsam und Gehorsam schulden wir anderen Kräften, uns aber nicht untereinander."


    Sie schüttelt leicht den Kopf und kommt wieder zu ihm hinüber, bleibt vor ihm stehen und blickt ihn prüfend an.


    "Denk - einfach darüber nach. Du wirst feststellen, daß das genau der Fehler ist, den ich eine lange Zeit gemacht habe; immer den Dingen hinterherzulaufen, die wir nicht haben können, macht uns viel zu angreifbar."


    Ein kleines, schiefes Lächeln spielt um ihren Mund.

  • "Ich werde darüber nachdenken, versprochen."


    Er schaute sie dabei mit einem festen Blick an der seine Aussage unterstützte, aber ohne dabei hart oder unfreundlich zu wirken. Seine Linke Hand wandert zu ihrer Wange und streicht dort mit dem Daumen über den Knochen.


    "Es ist für mich einfach alles neu und ich würde dir mein Leben zu Füßen legen, wenn du das wolltest. Ich werde versuchen deine Worte zu beherzigen, auch wenn es mir manchmal widerstreben mag."

  • Alanis Stirn legt sich in Falten und selbst die leichte Berührung in ihrem Gesicht, die Intimität und Vertrauen ausstrahlt, kann diese Regung nicht verhindern.


    "Sag nicht sowas. Das ist zu viel Bedeutung, die Du mir zumisst. Es ist nicht an mir, so etwas von Dir zu fordern. Das können nur Deine Götter. Sie müssen an erste Stelle stehen. Immer."


    Sie schluckt mühsam, ihre Kehle schnürt sich zu.


    "'Bei mir wird das so sein. Mein Glaube steht über allem. Immer. Auch über Dir."