Die Küche 8

  • Kurz sieht Ai sie fragend an, bevor sie Ellemir um den Hals fällt. Sie drückt sie fest an sich und schiebt sie dann wieder fort, mit weit ausholenden Gesten zeigend, wie sehr sie sie vermisst hat, und wie es ihr wohl geht?

  • Ai beginnt wild zu gestikulieren, abgehackte Bewegungen, die kaum verständlich sind, kommen sie doch viel zu schnell. Sie unterbricht sich, lacht und zuckt mit den Schultern. Dann zeigt sie an Ellemir vorbei in die Küche und macht eine Frieren-Geste, indem sie die Arme um sich schlingt.

  • "Ja, es ist kalt geworden..." Ellemir öffnet die Tür zur Küche.
    "Komm rein... Kassandra wird sich auch freuen, dich zu sehen. Außerdem haben wir Kastanien im Ofen."


    In der Küche ist es warm, wärmer als im ganzen restlichen Haus. Es riecht nach Braten, Äpfeln und Zimt.
    Kassandra sitzt mit Ancale und den anderen drei Kindern in der Fellecke neben der Bank. Das Baby schläft auf einem Fell auf der Bank, Ancale sitzt auf ihrem Schoß und dreht den Kopf zu Ai als sie hereinkommt. Für einen Moment scheinen Flammen in seinen Augen zu tanzen als er sie anlächelt und sich dann wieder zu seiner Mutter dreht.
    "Hallo Ai", begrüßt die die andere Schankmaid.

  • Da das Baby so friedlich schläft, bemüht Ai sich, leise zu sein. Dennoch kommt sie so schnell zum Tisch wie es geht und fällt der Freundin strahlend um den Hals. Es tut so gut, sie wiederzusehen!
    Einmal mehr wird ihr bewusst, dass das nicht selbstverständlich ist und sie nimmt sich vor, der Schwankmaid bei der nächsten sich bietenden Gelegenheit noch ein Dankesopfer darzubringen.
    Noch einmal drückt sie die Schankmaid an sich, dann lässt sie sie los und streicht Ancale zärtlich über den Kopf, winkt den anderen Kindern zu und lässt sich auf einen Stuhl fallen.
    Erst jetzt hat sie das Gefühl, wirklich angekommen zu sein.

  • Vom Gürtel nestelt sie eine kleine Lederflasche, öffnet sie und riecht daran. Dann schüttet sie ein paar Tropfen in den Kamin und tut einen großzügigen Schuß in den Tee, bevor sie zu einer Antwort anhebt.


    Sie gestikuliert Sterben, Zombies, Geister (dieses Bild etwas... verworren), einen großen Kerl mit Heiligenschein, einen kleinen dicken Kerl, mit dem etwas schlimmes passiert sein muss. Und viel Traurigkeit.

  • Kassandra runzelt die Stirn.
    "So schlimm?" Aus allem wird sie nicht schlau, deshalb schiebt sie Ai einen Stift und Papier zu.


    Ellemir derweil öffnet den Ofen und nimmt das Blech mit den gerösteten Kastanien heraus. Die Kinder verfolgen das mit hungrigen Blicken und wuseln an ihre Plätze am Tisch.

  • Ai grinst entschuldigend, trinkt einen Schluck Tee und wirft schnell einige Worte auf das Papier.


    Wir waren im Hinterland von Renascân. Sind zweihundert Jahre zurück gelaufen. Geister, mit denen ich hinter dem Tresen stand, das war so unheimlich! Oder Untote... ich weiß es nicht genau. Gelebt haben sie jedenfalls nicht, erst später, nachdem sie sie befreit haben, ich weiß nicht, wie. Meryl, der Hobbit und Hinrich Ackerrand sind gestorben, oder beinahe gestorben.. Thalion, Damorg, der Priester und noch jemand.. haben sie gerettet, um ein Haar. Ich hab den Herrn der Zeit geküsst. Und... ich weiß nicht. Dass es zwischenzeitlich so aussah, als ob Meryl und Hinrich tot seien, war furchtbar. Ich hatte die Hoffnung schon aufgegeben. Und ich stand immer nur im Weg.. ich hätte mich so gern nützlich gemacht. Es war keine gute Zeit dort. Und ich denke, ich kann von Glück sagen, dass wir es wieder in die richtige Zeit geschafft haben. Ich habe genug vom Zeitreisen, wirklich!


    Der Strich, den sie unter den letzten Satz gezogen hat, geht beinahe durchs Papier. Wie, um sich zu beruhigen, trinkt sie noch einen Schluck, prostet dann gen Zimmerdecke und trinkt nocheinmal. Dann ist der Becher leer.

  • Kassandra liest und nickt dann.
    "Ja, das kann ich verstehen."
    Die seltsame Sache Anfang des Jahres hatte ebenfalls etwas von einer Zeitreise gehabt. Und in dieses Amonlonde will sie nie wieder zurück.
    "Thalion wahrscheinlich auch..."

  • Ai nickt und zuckt dann mit den Schultern. Sie kennt Thalion ja nur vom Sehen, eigentlich. Andererseits - wer hat schon Spaß daran, von seinen Lieben durch die Ströme der Zeiten getrennt zu sein?


    Ich hab Alanis und Damorg viel beobachtet. Es muss toll sein, so... nah bei seinen Göttern zu sein. Oder wem auch immer.


    Ais Gesichtsausdruck sagt deutlich, dass mehr hinter diesen hingeworfenen Zeilen steckt.

  • Sie nickt.


    Sie sind sich ihrer Sache sicher, sind sicher in sich selbst.. wissen, was sie tun. Können etwas tun!


    Schreibt's, schiebt das Blatt zu Kassandra und rollt mit den Augen, wohl wissend, wie das klingen muss. Doch auch nach all der Zeit, die sie hatte, um über ihre Gefühle dazu nachzudenken, die Wochen auf den Schiffen, die sie zuerst zurück nach Renascân und dann nach Amonlonde brachten... haben nicht ausgereicht, um ihr Klarheit zu verschaffen, sie die Worte finden zu lassen für diese seltsame Sehnsucht, die sich in ihr regt..

  • Natürlich auch das. Wieder nickt die Jüngere.


    Ich habe nicht die richtigen Worte dafür. Sie sind... sie haben ihre Götter, oder in Alanis' Fall eben etwas anderes hinter sich. Etwas, das sie schützt, sie unterstützt. Eine Sicherheit, die einer ohne Götter, ohne.. Begleitung eben nicht hat. Ach, ich weiß nicht, wie ich das sagen soll..


    Sie seufzt frustriert.

  • Ja, schon.. aber wenn es darauf ankommt, bin ich so unnütz wie die Krätze.


    Was kann ich schon, außer Reden und Saufen? Mich unangemessen verhalten. Hysterisch herumschreien. Gestandenen Kriegern auf die Stiefelspitzen treten, weil die Idioten ständig meinen, alle Probleme nur mit Waffengewalt lösen zu müssen und zu können.


    In Magonien. Alanis wurde verletzt. Ich fragte den Heiler, ob ich helfen kann, ob sie Hilfe brauchen. Ich habe sie angebrüllt. Herumgefuchtelt, auf alle nur erdenklichen Weisen versucht, mich nützlich zu machen, zu versuchen, gehört zu werden. Etwa ein Dutzend Leute standen herum. Und niemand hat mich auch nur angesehen. Niemand. Und wenn ich nur etwas Wasser hätte holen können. Oder ein Kissen. Irgendetwas.. ich kann diese Hilflosigkeit nicht ertragen. Und ich kann nichts, was von sich aus funktioniert, verstehst du? Ich kann nichts tun, wenn es erforderlich ist, zu handeln. Ich kann nur dastehen, das kleine hilflose Weibchen, kann herumschreien, weinen und kreischen und in Ohnmacht fallen. Aber nichts, gar nichts -


    Abrupt legt sie den Stift hin. Sie fährt sich mit den Händen durch das Gesicht, seufzt leise und lächelt dann.


    Es sind zweierlei Dinge. Das eine ist, dass sie wissen, was zu tun ist und sie es tun können. Wie du sagtest: Selbstsicherheit.. Lebenserfahrung.
    Das andere ist, dass ich diesen Klang in mir habe, das Gefühl, etwas tun zu können, wenn ich nur wüsste wie... Dinge zu bewegen.. Weißt du noch, damals, als du versucht hast, mir den Lichtzauber beizubringen? Ich weiß, dass ich es kann, ganz sicher. Aber ich weiß nicht wie. Nur einmal, als ich fürchterlich betrunken war, kurz nachdem ich.. als... da hab ich meinen Finger zum leuchten gebracht.. und danach nie wieder.


    Ich weiß, dass das eine wenig mit dem anderen zu tun zu haben scheint. Aber dennoch. Alles, was ich sonst kann, ist Rechnen, Handeln und einen Haushalt führen. Und ich will mich nicht den Rest meines Lebens in meinem Haus verkriechen. Aber ich will auch nicht mehr so nutzlos sein, wenn es darauf ankommt.


    Diesmal legt sie den Stift sanfter ab und schüttelt dann schief grinsend ihr Handgelenk aus.

  • Kassandra seufzt.
    "Du willst... Dinge tun können? Dir fehlt Abenteuer und Aufregung? Ach, Liebes, diese Dinge werden überbewertet..."
    Sie sieht in Ais Gesicht und der Gesichtsausdruck spricht Bände.
    "Nun gut... vielleicht führt dein Weg dazu über die Schwankmaid."