Die Reise von Amonlonde zurück nach Magonien

  • Die wenigen Tage, die sie noch in Amonlonde verweilen sollten, waren vergangen. Die drei Gardisten hatten wieder ihr Säckel gepackt und machten sich auf gen Heimat. Die im Gegensatz zum Rest recht kurze Strecke von Amonlonde Stadt zu Hafen war schnell hinter ihnen.
    Das Schiff legte bald darauf ab und segelte in Richtung Magonien.


    Ashaba hatte sich in Amonlonde eine leichte Erkältung zugezogen, weswegen sie die meiste Zeit in der Kabine verbrachte um sich dem rauhen Wetter der herbstlichen See nicht auszusetzen. Der Schiffsmedicus hatte nicht mehr für sie tun können, als ihr einige Kräuter zu geben zum Tee aufbrühen. Also saß sie in eine Decke gewickelt auf ihrer Koje, hielt einen Becher dampfenden Tee in der Hand und hoffte, dass ihr Fieber nicht schlimmer werden würde. Ab und an schniefte sie. Wurde der Wellengang gemeiner, wurden das auch ihre Kopfschmerzen.


    Mit finsterem Gesicht starrte sie vor sich hin und langweilte sich halb zu Tode.

    Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.
    Homunkulus (~835 - 902)

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  • Die Fröhlichkeite, welche Damorg in Amonlonde noch an den Tag gelegt hatte verschwand wieder. Bei jedem Schritt, jeder Meile die sie sich von der Stadt entfernten wurde dies auffälliger. Auf dem Schiff angekommen, hielt er sich viel auf dem Deck auf, soweit es das Wetter zulies. Am dritten Tag der Reise ging er nachdem er wieder einige Zeit an der frischen Luft gewesen war unter Deck zur Koje Ashabas und klopfte an die Tür.


    "Sergant?"

  • Der Priester öffnete langsam die Tür und machte zwei Schritte in die Koje. Bei Ashabas Anblick überlegte er sich noch einmal innerlich, ob es eine guter Zeitpunkt sei um mit seinem Anliegen an sie heran zu treten. So raffte er seinen ganzen Mut zusammen.


    "Hättest du einen Augenblick Zeit für mich? Ich würde gerne etwas mit dir besprechen."


    An seinem Wechsel zum Du und der Tonlage seiner Stimme konnte man erahnen, das es sich um etwas Privates handelte und nicht um eine Angelegenheit die im direkten Zusammenhang mit der Garde stand.

  • Mit Inbrunst zog sie den restlichen Schnodder hoch und winkte ein wenig fahrig.
    "Klar, komm rein. Und mach die Tür hinter dir zu. Hier ziehts wie Hechtsuppe."


    Der Raum war winzig. Mit etwas Mühe konnte man zwischen der Liege und der Wand stehen. An sitzen war nicht zu denken. Am Fußende war eine Kiste, die sich möglichst platzsparend nach oben öffnen ließ und auch nur vom Bett aus zu erreichen war. An der Decke waren Netze gespannt, die ebenfalls Stauraum boten.


    "Würd dir ja einen Stuhl anbieten. Aber vermutlich musst du mit dem Ding hier vorlieb nehmen. Oder weiter da stehen bleiben."


    Sie klopfte neben sich auf die Liege und zog die Beine unter den Körper, dass er genug Platz hatte.

  • Damorg zog hinter sich die Tür zu und setzte sich dann kurz zögernd auf die Liege. Er schluckte einmal trocken.


    "Ja, elende Schiffsfahrten...."


    Brummelte er, dann folgte ein Moment des Schweigens, der nur von dem Knarren des Schiffes, welches sich in dern Wellen wog gestört wurde.


    "Du erinnerst dich noch an unser Zusammentreffen auf dem Übungsplatz und die Geschichte mit der Frau?"

  • Währenddessen stand ein magonischer Gardist mit grünlich-bleicher Gesichtsfarbe auf Deck und klammerte sich an der Reling fest, während er in regelmäßigen Abständen einen Teil seines Mageninhalts den Fischen zur Verfügung stellte


    "...jawollja..." röchelte er zu sich selbst "...mal wieder richtig bröcklig...Dreck verdammter elen...." - der Rest seiner Ausführungen wurde von einem weiteren Schwall unterbrochen, den er in Richtung Meer beförderte. Ja, man sah ihm an, dass eine Seefahrt lustig sein kann.

  • "Du hast sie in Amonlonde getroffen."


    Presste er heraus. Darauf folgte eine paar schnellere Atemzüge.


    "Und die gesamte Situation hat sich etwas geändert."


    Nuschelte er mehr, als das er es deutlich aussprach.

  • Bei jedem seiner Worte wanderten ihre Augenbrauen ein Stück höher. Immer noch sah sie ihn an, während ihr Becher etwa auf Höhe ihrer Nase war. Dann kam nur ein gedehntes


    "Aha?"


    und ein schwer zu deutender Blick dazu.

  • "Ich denke du solltest das wissen, als Vorgesetzte die sich auf mich verlassen können muss, aber das fällt unter die gleiche Regelung wie der Hirtenhund."


    Er schien sich wieder etwas gesammelt zu haben, nach dem das Thema einmal angesprochen war, auch wenn er nicht wusste wie er ihr Verhalten deuten sollte.

  • Mit einer recht endgültigen Geste nahm sie den Becher runter. Dann strich sie sich eine Haarsträhne hinters Ohr. Eine weibliche Geste, die man nicht oft von ihr sah. Bzw. nicht viele bekamen Gelegenheit, sie bei so etwas zu beobachten. Sie nickte langsam. Dann hob sie den Blick wieder. Und grinste über beide Ohren.


    Mit einer weit ausholenden Bewegung boxte sie ihn an den Oberarm.


    "Ha, wer hätte das gedacht!"


    prustete sie. Schnell brachte sie ihren Becher wieder ins Gleichgewicht, dessen Inhalt zumindest zu kleinen Teilen in ihrer Decke versickert war und fasste sich dann an den Kopf, der die heftige Bewegung mit einem schmerzhaften Ziehen belohnt hatte. Mit leicht verzogenem Gesicht und Hand an der Schläfe grinste sie noch immer.


    "Also doch ein Charmeur, was?"

  • Damorg verschluckte sich an seiner eigenen Spucke und musste husten, als sie ihn boxte. Mit der Rechten klopfte er sich mehrmals auf die Brust, bis der Hustenreiz abgeklungen war.


    "Charmeur?"


    Fragte er mit leicht glasigen Augen.

  • Erneut atemte er tief ein.


    "Alanis."


    Er zog die Augenbrauen nach oben und setzte ein gespieltes und überzogenes Lächeln auf, in der Hoffnung das sie ihm keine zimmern würde.
    Schließlich hatter er sie Tage lang in Unwissenheit gelassen und die Warheit etwas verbogen, was seinen Aufenthalt in Amonlande betraf.

  • Damorg verspürte Erleichterung.


    "Ja das ist sie und genau das ist der Grund warum das besser unter uns bleibt und wir beide nicht wollen das die Geschichte die große runde macht. Das würde weder ihr noch mir gut tun. Was sollten die Leute von mir in Renascan halten?"

  • Damorgs Augen wurden groß. Er hatte es nicht für Richtig gehalten was er tat, aber als Betrug hätte er es nie bezeichnet.


    "Ein reines Gewissen habe ich damit nicht.... Aber belogen habe ich deshalb noch Keinen. Aber ich wüsste auch nicht was ich sagen würde, wenn mich jemand darauf ansprechen würde."


    Er seufzte.

  • "Nein, das meine ich nicht." winkte sie ab.


    "Wie ich bereits sagte: Sie ist Priesterin der Elemente. Was ihr zwei als Menschen tut oder lasst, das kann jedem völlig egal sein. Ihr seid aber Priester. Zweier verschiedener Glaubensrichtungen. Am Ende wirst du dich verantworten müssen und das nicht vor mir oder sonst irgendeinem Sterblichen."


    Mit nachdenklich gerunzelter Stirn lehnte sie sich zurück. Die Decke war ein wenig von ihren Schultern gerutscht, was sie vorerst komplett ignorierte.