Der Tempel der fünf Gottheiten (2)

"Ja, der Blick über das Land ist großartig. Auf meine erste und bisher einzige Schiffsreise mit ihren Wellentälern hat mich der Blick in Landtäler leider Zeit meines Lebens nicht vorbereiten können" , grinst Johanna und nimmt sich einen Keks aus der Dose. Mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck beißt sie hinein.

"Ohh ja, Akestera kann da sehr launisch sein. Ich bin mir nicht sicher was schlimmer ist: bei Sturm durch den Wald laufen oder auf einem Schiff festsitzen."

Sie warf die geschnittenen Karotten in den kessel, dann nahm auch sie sich einen Keks und schon dann die Dose zu Nela hin.

"In beiden Fällen läuft man wohl Gefahr, Holz auf den Kopf zu bekommen", gibt Johanna zurück und blickt dann zwischen ihrer Hand in der Schüssel und Enril hin und her, die das Essen vorbereitet. "Das nächste Mal revanchiere ich mich und koche!"

"Gern... solange wir Damorg vom hjerd ferhalten." sie grinste. "Ich hab ja Gerüchte über Kapalpriester gehört... aber über ein feuer zu wachen und dann nicht kochen zu können... naja nichts wirklich aufwendiges kochen zu können, ist schon..." sie grinste, aber es war gut gemeinter Spott. "Gut, dafür schlägt er mich beim Waffentraining."

"Damorg ist also der ansässige Kapalpriester. Wie ist er so - also, abgesehen davon, dass er nicht kochen kann?" Ihre wenigen Begegnungen mit Geistlichen des Gottes von Feuer und Erz waren eher unerfreulich gewesen. Kampf und Schönheit waren nun einmal zwei Prinzipien ihrer jeweiligen Gottheiten, die sich nicht unbedingt anzogen. Neugierig beugt sie sich vor und sieht Enril fragend an. "Und wer lebt noch hier im Tempel?"

"Damorg ist eigentlich ganz nett, ein wenig... grummelig und spartanisch, möchte ich meinen. Er war der erste Priester den ich hier traf. Dann gibt es noch Miriel, ebenfalls eine Priesterin der Laya... sie überlegte. "Mehr Priester habe ich noch nicht persönlich getroffen, ich bin ja selbst auch noch nicht so lange hier. Ich weis aber es soll bis auf Teldron von jedem der 5e mindestes ein priester hier sein."

"Ich glaube ich werde mich daran gewöhnen müssen, dass hier die Fünfe, Ehre sei ihren Namen, in einem Haus verehrt werden. Aber es hat sicherlich auch Vorteile, bringt es uns doch beim Gang zum Gebet an unsere Göttinnen auch den anderen Vieren näher." Sie blickt grüblerisch ins Feuer.

"Ich finde mehr die enge des Gebäudes nicht angenehm. Das alle 5 hier vereint sind stört mich gar nicht. Ich finde es passt hierher, denn auch alle 5 Provinzen sind hier vereint."

"Hm" , macht Johanna zu der letzteren Aussage. "Gibt es dabei - Probleme?"

"Soweit mir bekannt nein. Es soll zwar hier und Vorurteile geben und vielleicht auch mal mehr oder weniger freundliches Genecke - aber sonst nichts." meinte sie nachdenklich. "Habt ihr schlechte Erfahrungen gemacht Johanna?"

Johanna wiegt den Kopf hin und her und wirkt nachdenklich.

"Es war Bürgerkrieg- natürlich habe ich das. Aber das ist jetzt Jahre her und es sind andere Zeiten. Und die Götter vereinen alle Magonier unter sich, ganz gleich, aus welcher Provinz er oder sie stammen mag."

Mehr scheint sie zu dem Thema nicht bereit zu sagen.

"Ich habe zwei Brüder im Krieg verloren - sonst aber nicht viel vom Krieg mitbekommen. Wir leben doch recht abgeschieden. erzählte sie leise. "Aber trotzdem bin ich nicht vorurteilsfrei... Taurier..." beim letzten Wort lag ein leichtes Zittern in ihrer Stimme.

Kurz darauf jedoch lächelte sie wieder, goss allen drein Tee ein und schnitt weiter Gemüse.

"Ich freue mich wenn im März die Kinder ein neues zu Hause bekommen..."

Johannas Mundwinkel sinken ein wenig nach unten, als Enril von ihren Brüdern redet.

"Ich habe die letzten 10 Jahre lang Kinder unterrichtet. Hin und wieder auch Erwachsene. Es machte mir Freude und half mir zu vergessen, woher diese Kinder kamen und warum sie von mir unterrichtet wurden und nicht von ihren Familien."

Sie seufzt leise, doch dann lächelt auch sie wieder.

"Ich werde dann Miriel einmal fragen, ob sie mir den Bauplatz zeigt. Ich bin zwar furchtbar ungeschickt, aber ich könnte vielleicht bei anderen Dingen als dem Zimmern nützlich sein."

"Mhmmmm wie bewandert seid ihr in handarbeit Johanna?"

Johanna lacht.

"Laya ist mir in der Kunst hold - ich sticke und nähe, stricke und häkele. Warum fragt Ihr?"

"Nun... wenn ihr Handwerklich nicht die beste seid, dann hättet ihr vielleicht interesse ein oder zwei Teppiche für die Wände zu weben? Ich würde euch meinen kleinen Webstuhl dazu überlassen..." sie sah die Laya Priesterin fregend an. "Vielleicht kennt ihr ja auch noch ein oder zwei Muster die ich nicht kenne."

"Das würde ich gerne machen. Dann gehen die Wintertage schneller vorbei."

Sie nimmt ihre inzwischen ein wenig schrumpelige Hand aus der Schüssel und betrachtet die nunmehr hellrosa glänzenden Abschürfungen kritisch.

"Dann zeige ich euch Morgen wo alles steht." Sie ging zu Johanne und besah sich die Hand. "Ich würde gern für die Nacht einen leichten Leinenverband darum legen, damit ihr es euch nicht weiter aufschürft und kein Dreck rein kommt..."

"Großartig. Und Nela kann mir helfen." Johanna wirft einen Blick zu ihrem Schützling, die eine Weile merklich still war und wohl die neue Umgebung auf sich hat wirken lassen. Zum Verband nickt sie dankbar.

"Ich habe auch noch ein angefangenes Altartuch in meinem Gepäck. Das steht noch unten in der Hafenmeisterei."

"Dann werden wir das nachher holen..." nickte sie und zog einen verband aus ihrem Gürtel und begann Johanna fachkundig die Hand zu verbinden.