Der singende Wald 3

  • Kassandra schmunzelt.
    "Klar", sagt sie und beginnt den Säugling aus dem Tragetuch zu wickeln.
    Zum Vorschein kommt ein rosiges kleines Bündel, die Augen fest zusammengekniffen, das mit runden Wangen und gewölbter Stirn deutliche Ähnlichkeit mit seinen Geschwistern in diesem Alter zeigt. Rotgoldener Flaum bedeckt das kleine Köpfchen. Kassandra reicht ihren jüngsten Sohn der Elbe.

  • Sehr viel behutsamer als ihre kriegerische Natur oder ihr Temperament es vermuten lässt, nimmt sie den kleinen Menschen in ihre Arme und bringt ihn fachgerecht zum liegen. Der Kopf sanft eingebettet in große Teile ihres umliegenden Fuchsfells.


    Eine Zeitlang betrachtet sie völlig still und mit ruhender Atmung des Säugling, verliert sich in seinen ebenso blauen Augen und lächelt dann sanft, ohne auch nur ein einziges Wort zu sprechen.

  • Tear muss grinsen und lacht dann leicht. Ein verschmitzter Blick zu Kassandra, nachdem sie dem Kind mit ihrem Zeigefinger einen sanften Stupser auf die Nase versetzt hat.


    "Ganz die Mutter," sagt sie trocken.

  • "Der klare ausdrucksstarke Blick, das tiefe innere Verständnis für seine Umgebung...," erklärt Tear augenblicklich trocken, ehe sie das Kind wieder sanft mit einem Nasenstuber neckt.

  • Tear grinst und wiegt dann den Jungen auf ihren Armen, während sie ihm leise eine kurze Melodie vorsingt. Erst als wieder Stille eingekehrt ist und das verlegene Knacken eines Zweiges unweit ihres Treffpunktes ertönt, wendet sich Tear wieder an die Bardin.


    "Welchen Namen habt ihr ihm gegeben?"

  • "Julius", antwortet Kassandra. Der erste Name in Malglins Familie, der nicht aus der Sprache der Elben stammt - wenn auch zugegebenermaßen der Name ihrer Tochter im alltäglichen Gebrauch bis zur Unkenntlichkeit abgekürzt wurde.
    Der Säugling gurrt leise vor sich hin und dreht wackelig den Kopf, um mit Lippen und Zunge über das Fuchsfell zu tasten, auf dem er ruht.

    Das Problem ist nicht der Druck! Das Problem sind die Apachen!!

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  • Und eben weil das so ist, wirkt Tear ein wenig irritiert und nachdenklich, ehe sie rückfragt...


    "Kein mir bekannter Dialekt, vermutlich ein Menschenname?! Hat er eine Bedeutung oder ist das wie in unserem Volk, ein Kosenamen, bis er seinen zweiten Namen erhält?"


    Das Fuchsfell ist von Tears Körperwärme ein wenig aufgeheizt und riecht entgegen anderer Felle, nicht nach Tier oder Muff, sondern nur ein wenig nach frischer Erde. Die Wildelbe hält das Junge nicht davon ab, sich seine Welt mit den ihm zur Verfügung stehenden Mitteln zu erkunden, achtet nur darauf, dass er die mit der Zunge aufgenommenen Haare nicht verschluckt.

  • Eine Zeitlang sitzen die beiden Frauen nur da und hängen jede ihren Gedanken nach.
    Dem Baby fallen langsam die Augen zu, bis es unter leise schnurrenden Lauten eingeschlafen ist.
    "Hast du eigentlich mal wieder was von Aglarien gehört?", fragt Kassandra irgendwann in die Stille.

  • Tear schien aus ihrem leichten Schlummer aufgewacht zu sein, kaum das Kassandra ihr Wort an sie gerichtet hatte.


    "Aglarien... das letzte Mal sah ich ihn in Thanien. Wir haben nicht viel gesprochen, wohin er gegangen ist, weiß ich nicht. Wieso fragst du nach dem Noldor?"

  • Kassandra zuckt die Schultern.
    "Nur so. Ich mußte grade an ihn denken. Es ist schon ziemlich lange her, daß ich ihn das letzte Mal gesehen habe."
    Noch vor der Geburt ihrer Tochter, oder? Bevor sie zu den elbischen Nachbarn aufgebrochen ist...
    Sie schmunzelt. "Oder wie er sagen würde: Neulich."

    Das Problem ist nicht der Druck! Das Problem sind die Apachen!!

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  • "Den wirklichen Grund?" Kassandra schüttelt lächelnd den Kopf.
    "Ich weiß nicht ob es einen wirklichen Grund gibt... Kennst du das, wenn man seinen Gedanken nachhängt und vom Hölzchen aufs Stöckchen kommt? Das letzte Gespräch mit ihm war der Ausschlag dafür, zu unseren Nachbarn zu gehen... Es ist aufschlußreich mit ihm zu reden. Man betrachtet danach Dinge aus einem anderen Blickwinkel. Ich bin nur nicht sicher, ob ich ihm jetzt noch mal begegnen und erklären möchte, was mit Ancalima geschehen ist..." Ihr Lächeln wird ein wenig verzerrt.

  • Tear sieht ihre menschliche Freundin ein paar Momente lang schweigend an und man sieht ihre die kühle Nachdenklichkeit gerade zu an. Dann aber wendet sie ihren Blick auf, kuschelt sich an den Jungen, der es sich in ihrer Armbeuge, eingewickelt in samtweiches Fuchsfell gemütlich gemacht hat und sieht in die Ferne.


    "Darüber könnte man jetzt viel sagen...," antwortet sie dann jedoch ohne erst einmal fortzufahren. Nur Kassandra kannte die Elbe inzwischen lange genug, um zu wissen, dass ihr Schweigen nicht davon herrührte, dass sie tatsächlich nichts weiter zu sagen hatte - nur eben nicht musste.

  • "Genau", stimmt Kassandra zu. Und auch sie hat nicht das Bedürfnis das Thema weiter zu verfolgen sondern sitzt ebenfalls stumm da und genießt den sonnigen Herbsttag und das schläfrige Lied des Waldes.

    Das Problem ist nicht der Druck! Das Problem sind die Apachen!!

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  • "Rede mit mir über etwas anderes, irgendetwas, das frei von Sorgen ist... oder voll davon. Ich war sehr lange, mit nur einer einzigen Sache beschäftigt und die hat Geist und Körper aufgefressen, so dass ich mich auf alles andere schon fast freuen könnte."


    Es hat eine Weile gedauert, bis die Wildelbe die Stille erneut unterbrochen hat.