Der singende Wald 3

  • Auch die Elbe verabschiedet sich mit einem kurzen Nicken und einem ehrlichen Lächeln von ihrem alten Freund. Sie verbleibt am Eingang ihrer Behausung, bis Thalion aus ihrem Blickfeld verschwunden ist, dann richtet sich ihr Blick in den Himmel.


    Die klare Luft tief in ihre Lungen einsaugend... genießt sie den Tag noch ein wenig dort verharrend, ehe sie in die wärmende Dunkelheit der Höhle zurückkehrt, ihre Sachen packt und sich dann an den Aufstieg auf den felsigen Hügel macht.


    die Meditation würde ihr gut tun und ihre Gedanken schärfen... was immer sie auch im Moment bewegte, es musste sich hinter der Erforschung und Kontrolle ihrer Kräfte anstellen.

  • Mit einem POCK flog der Stein gegen einen Baumstamm und kullerte dann in ein Gebüsch. Mit verärgert gerunzelter Stirn starrte Konrad ihm hinterher. Die Hände hatte er hinter dem Rücken verschränkt. Eine Strähne seines Haares stand seltsam von seinem Kopf ab während die andere Seite platt angedrückt war.


    "Weiber!" murmelte er "Alle in einen Sack und dann drauf!" brummelte er vor sich hin und verpasste dem nächsten Stein einen beherzten Tritt. Dieser verfehlte den Baum und verschwand direkt im Dickicht..


    "...nichts nütze... nur Aufwand... unnötig..." waren die Fetzen, die man noch hören konnte. Wütend starrte er dem letzten Stein hinterher, als könnte der was dafür.

    Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.
    Homunkulus (~835 - 902)

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  • Und genau Ebensoeins kommt jetzt eben um den nächsten Baum herum: ein Weib. Sie ist klein und dunkelhaarig, trägt ein sauberes blaues Kleid mit Schürze und eine helle Haube. Ihre Stiefel sind staubig aber gut gepflegt. Die braunen Augen sind voll Sorge.
    "Oh", macht sie überrascht als der Stein ihr vor die Füße rollt.
    "Verzeihung..." Als hätte sie etwas getan, daß Steinwurf als gerechte Strafe nach sich zieht.

  • "'Schuldigung, war keine Absicht. Der.. sollte niemanden treffen." haspelt Konrad rasch und fährt sich mit der Rechten durch seine strubbelige Nichtfrisur.


    "Ist was passiert?" fragt er dann besorgt.


    Seine gute Erziehung lässt sich auch in solchen Augenblicken nicht wirklich verhehlen. Schließlich gilt sein Zorn einer Frau. Und seinen Kameraden. Und diesem verfluchten Leben an sich.

  • Konrad grinste schief und hob in einer entschuldigenden Geste die Hände.


    "Na, nicht wirklich. Ist wohl einfach nicht mein Tag." seufzte er und kratzte sich am leicht stoppeligen Kinn.


    Er betrachtete die Frau genauer, versuchte Alter und Herkunft zu schätzen. Dass hier in diesem Wald - und überhaupt in Amonlonde - zuweilen seltsame Gestalten herum liefen, hatte er ja bereits am eigenen leib erfahren. Am Ende war sie noch eine Hexe und wollte ihm irgendetwas anhängen. Bei diesem Gedanken lief ihm ein kalter Schauer über den Rücken. Dann rief er sich zur Ordnung: Das war sicher nur eine einfache Frau. Pilze sammeln. Oder so. Moment, Pilze im Frühsommer?

  • Nein, sie sieht nicht aus als ob sie Pilze gesammelt hätte, kein Korb, die Schürze ist ordentlich und leer. Die Kleider sind einfach aber nirgendwo geflickt. Keine Bauersfrau, sicherlich. Und auch noch nicht sehr alt, auch wenn das Leben seine Spuren in ihrem Gesicht hinterlassen hat.
    "Das hat man schon mal", sagt sie mitfühlend. "So schlimm daß ihr lieber in den Wald geht als in die Taverne?"

  • Bei dem Gedanken an seine schandmäuligen Kameraden, war er direkt wieder versucht, den nächsten Stein zu traktieren.


    "Taverne liegt mir nicht sonderlich."

    sagte er stattdessen nur und verzog den Mund missmutig


    "Zu viel albernes Volk da dieser Tage."


    Er schaute sich demonstrativ suchend um.


    "Und Ihr? Wohnt Ihr hier?"

  • "Hier im Wald?" Sie muß lächeln.
    "Nein. Der Rat hat verboten den singenden Wald zu besiedeln. Ausgenommen sind die Elben... Ich wohne in der Stadt."
    Sie legt den Kopf leicht schief.
    "Wenn die Taverne zu laut wird kommen öfter Leute hier her. Der singende Wald ist... er macht die Leute froh."

  • Bei ihm hatte es andere Gründe, wieso seine Füße diesen Weg gewählt hatten. Das war ihm schon klar.


    "Das.. das kann er gut." antwortete er nicht ganz wahrheitsgemäß. "Also der Wald versteht sich."


    Er wippte etwas auf den Fußballen hin und her.


    "Tja, ja. Seid Ihr gerade zufällig auf dem Weg zurück? Ich könnte Euch den Rest des Weges geleiten. Ein Wald ist ja immer noch ein Wald. Und .. eine Dame so allein und... naja, versteht mich nicht falsch. Ich gehöre zu den Gardisten aus Renascân und auch wenn ich grade frei hab'... Ich könnts mir nicht verzeihen, wenn Euch etwas geschähe."


    Dann hielt er kurz inne.


    "Ach so, wie unhöflich. Ich bin Konrad. Konrad Kannengießer."

  • "Ellemir", stellt sie sich vor und deutet einen kleinen Knicks an. Der etwas unbeholfen ausfällt, sie macht das wohl nicht so häufig.
    "Das ist nett von euch. Ich bin aber nur bei einer Dame angestellt... " Sie wirkt ein wenig nervös bei seinem Angebot sie nach Hause zu geleiten. Doch dann trifft sie eine Entscheidung.
    "Was solls. Ja, wenn ihr wollt bringt mich nach Hause."
    Daß er magonischer Gardist ist ist ihr schon aufgefallen.

  • "Also gut, Ellemir."


    Konrad grinste sie ein wenig von der Seite an, während er begann langsam in Richtung der Stadt zu schlendern. Seine Hände hatte er dabei auf dem Rücken verschränkt. Die Ablenkung schien dem jungen Mann gut zu tun.


    "Meine Mutter hat mir immer gesagt, dass eine Frau eine Dame ist bis sie das Gegenteil beweist. Egal welchen Standes sie ist."


    Seine Worte beendete er mit einem freundlichen Augenzwinkern und schaute dann wieder vor sich auf den Weg, die Gedanken wohl in der Heimat.

  • "Eure Mutter ist wohl eine kluge Frau gewesen", sinniert Ellemir. Sie klingt ein wenig wehmütig.
    "und... habt ihr euch gut eingefunden?", fragt sie dann - um keine Stille aufkommen zu lassen.
    Gut, im singenden wald war es nie wirklich still. Trotzdem hat sie das Bedürfnis ihn am Reden zu halten während sie mal neben, mal hinter ihm den Weg zur Straße entlanggeht.

  • "Ja, das ist sie."


    sagt Konrad und lächelt sanft. Als Ellemir nach den Anfängen in Amonlonde fragt, schaut er erst überlegend in die Baumwipfel, dann beginnt er.


    "Naja, die Lektionen im amonlondischen Recht waren sehr seltsam für mich. Und für meine Kameraden natürlich auch. Das unterscheidet sich sehr von zuhause und wir mussten viel lernen. Aber... was rede ich nur. Recht, was ein Gesprächsthema."


    Er schüttelt leicht den Kopf.


    "Im Großen und Ganzen ist das hier nicht so viel anders - bis auf die rechtlichen Sachen - wie zuhause. Nur... könnt Ihr Euch vorstellen, wie das ist, auf einmal vom Meer weg zu sein? Mein ganzes Leben war das Rollen der Wellen ein steter Begleiter. Und hier ist es nicht mehr da. Einfach so. Das ist am Seltsamsten. Das mag möglicherweise jetzt töricht klingen..."


    Konrad seufzt und kratzt sich wieder am Kinn.


    "Klinge ich blöd?" fragt er Ellemir und schaut sie an. Sein Mundwinkel durch ein winziges Lächeln gehoben.

  • Konrad nickte.


    "Mach ich manchmal. Aber das ist ja nicht das selbe."


    Jetzt schien er nachzudenken, wie er das ausdrücken sollte.


    "Hmm.. es ist, wie ein immerwährendes Geräusch, dass das ganze Leben begleitet. Man bemerkt es nicht einmal bis es plötzlich weg ist. In Renascân ist es immer da. In der Heimat, war es immer da. Wenn man mit einem Schiff reist, ist es natürlich auch da."


    Er hob etwas hilflos die Schultern und grinste Ellemir entschuldigend an.


    "Ich kanns kaum richtig ausdrücken. Hat ja schließlich Gründe, wieso ich Soldat geworden bin und nicht Gelehrter."


    Dann folgte eine kleine Pause.


    "Woher kommt Ihr, Ellemir, wenn ich fragen darf? Was habt Ihr vor der Gründung dieser Stadt gemacht?"


    Für diesen Augenblick war die Elfe, die sein Herz marterte, scheinbar vergessen.

  • "Aus dem Aelm", antwortet Ellemir.
    Daß sich seine Laune verbessert hat registriert sie nur am Rande, die Fragen wandern nämlich so langsam in eine Richtung die sie lieber nicht einschlagen möchte. Noch ist der Magonier nämlich freundlich, doch wer weiß ob das so bleibt wenn sie ihm ihre ganze Lebensgeschichte auftischt.
    "Ich habe Fische ausgenommen..." Ja, das klingt angemessen neutral.
    "Das mit dem Meer... vielleicht kann man das nur verstehen wenn man selber immer da war."

  • "Liegt das am Meer?" fragt er interessiert, denn die Fischerei verbindet er stets mit dem Ozean.


    "Wieso ihr da ausgewandert seid, habe ich nie so richtig verstanden."


    sagte er und sah sie fragend an.