"Das mit der Bürgerschaft weiß ich nicht... Die dauerhaften Dozenten sind alle Bürger, ich kann mich aber nicht erinnern, daß es da ein Gesetz gibt, das besagt daß das so sein muß. Wenn du glaubst daß von eurer Seite da Interesse besteht kann ich mich mal schlau machen. Und du hast das Dozentenboard gesehen. Es gibt reichlich freie Lehrstühle. In allen Bereichen."
Malglins und Kassandras Zimmer
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Er nickt. "Vielleicht sollte ich mich diesbezüglich einfach einmal mit Zylo unterhalten, man sagt sich er macht soetwas öfter."
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"Das wäre eine gute Idee. Der kann dir mit Sicherheit sagen, wen er so brauchen kann."
Oder Anna... -
"Spontan sonst noch Ideen?"
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"Pffff", macht Kassandra. "Grade nicht. Aber ich laß dich wissen wenn mir noch was einfällt."
Sie überlegt.
"All diese Sachen bringen euch nach Amonlonde Stadt. Vielleicht könnte man sich noch was ausdenken, was die Amonlonder nach Estel Haeron bringt. Vorrausgesetzt ihr wollt sie da haben. Tagtäglich." -
"Gerade dass wir Präsenz in der Stadt zeigen ist unser Ansatz. Es hat zwar etwas von dem berühmten Berg und dem Propheten, aber wenn es nicht anders geht... In Estel Haeron selbst gibt es noch nicht viel zu sehen, die Siedlung ist noch viel zu jung. Wenn die oberen Stockwerke erst einmal gewachsen sind wird sich das vielleicht ändern, doch zurzeit warten vor allem Antworten auf Fragen, die nicht gestellt werden." Er wirkt ein wenig betrübt.
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Das ging jetzt ein bißchen schnell an ihr vorüber, deshalb fragt Kassandra verwirrt nach: "Was für Fragen werden nicht gestellt?"
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"Na wer wir sind, was wir tun und warum und überhaupt. Wir versuchen das zwar gelegentlich in Vorlesungen zu vermitteln, aber wen erreicht man damit schon. Und auf den Marktplatz stellen und dozieren... halte ich für grotesk. Außerdem wäre das wieder in der Stadt."
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Kassandra lacht leise.
"Was hast du erwartet? Daß alle Amonlonder in die Botschaft strömen und euch begucken wie seltsam fremde Tiere? Die meisten Leute sind damit beschäftigt, ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Sie haben genug damit zu tun, ihre kleines Leben zu leben, ein Haus zu bauen, den Acker zu bestellen und ihre Kinder großzuziehen."
Sie schenkt sich Tee nach.
"Die denken sich, wenn es etwas über euch zu wissen gibt, daß sie etwas angeht dann werdet ihr es ihnen schon sagen. Ständig mit Fragen rumzubohren, so wie ich das tue, gilt als unhöflich." -
Er zuckt mit den Schultern. "Zumindest ab und zu mal einer... Aber wenn wie lernt ihr denn ohne zu fragen?" Das verwirrt ihn jetzt ein wenig.
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"Zugucken", antwortet sie. "Zuhören. Ausprobieren. Auf die Nase fallen. Hey, komm, ich frag dich oft genug nach Dingen zu deinem Volk. Aber wenn dann ein großes Geheimnis um die Antwort gemacht wird dann halt ich doch lieber den Mund."
Jetzt klingt sie irritiert. -
"Du bist jetzt auch wohl kaum repräsentativ mit deiner Neugier. An der eigentlich auch nichts schlimmes ist, bis auf die Tatsache dass du manchmal... komische Sachen fragst."
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"Tja, das ist das Risiko wenn man Fragen stellt. Manchmal finden Leute das komisch." Sie zuckt die Schultern.
"Was genau ist daran komisch?" -
"Dass du Fragen stellst gar nicht, schließlich lernt man mit deutlich besser als ohne. Aber manchmal ist es eher das was."
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"Du meinst ich stell die falschen Fragen?"
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"Um auf jede direkt eine Antwort zu bekommen sicher ja. Aber wenn man diese Voraussetzung weglässt gibt es ja eigentlich keine falschen Fragen."
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"Entschuldige...", sagt sie sanft. "Ich mach das noch nicht so lange wie du. Worauf willst du hinaus?"
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"Dass Fragen nicht stellen, nur weil man befürchtet keine Antwort zu bekommen, eine eher schlechte Strategie ist."
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Eine kleine Weile rührt sie nur im Tee, dann blickt sie sie wieder auf.
"Und was ist mit den Fragen, die man zum hundertsten Mal stellt und bei denen das Gegenüber jedes Mal gehetzter aussieht?" Noch immer ist die Stimme sanft. -
"Dann sollte man die Frage nicht aus Angst keine Antwort zu bekommen nicht stellen, weil man vor der Gewissheit keine Angst haben muss. Eine Frage, von der ich weiß dass ich keine Antwort darauf bekomme, stelle ich nur um irgendetwas anderes damit zu erreichen, ansonsten lasse ich sie ruhen." Er sieht sein Gegenüber dabei fest an und greift dann wieder zu seiner Tasse.