Die Taverne "Zum Zaunkönig" ( 8 )

  • Alanis lässt sich schwer gegen die Stuhllehne sinken und den Kopf hintenüber hängen. Mit den Händen fährt sie sich kurz durch's Gesicht. Dumpf klingt es unter ihren Fingern hervor:


    "Na zumindest hab ich den selben guten Geschmack wie der Goblin. Wenigstens etwas. Sehr tröstlich."


    Sie richtet sich wieder auf und blickt Damorg an. Auf ihrem Gesicht liegt so etwas wie leichte Panik.


    "Mist. Verdammter Mist."

  • "Die Sache mit dem Goblin ist einfach blöd gelaufen, sonst nichts. Und das andere war zu erwarten, oder? Vielleicht machen wir uns zuviele Gedanken. Du bist kein Meanor, der sich unbeliebt gemacht hat."


    Sein Bier schob er ein Stück von sich weg, als er merkte, dass es nach nur wenigen Augenblicken fast leer war.

  • "Narvi und Tarant - werte ich nicht als Probleme. Aber wenn Luicatus etwas mitbekommt. Oder die beiden neuen Kapal-Priester-." Sie lässt den Gedanken im Raum stehen und gönnt sich auch noch einen Schluck Wein. Ihre Hand ist trotz des unsicheren Tonfalls in ihrer Stimme ruhig. "Natürlich war es nur eine Sache der Zeit. Und wir hatten Glück, dass es bisher gutgegangen ist. Nun müssen wir schauen, was geschieht." Das Glas landet wieder auf dem Tisch, leer, mit einem leisen Klingen, das in der tabarauchgeschwängerten Luft der Taverne verklingt. "Was meintest Du damit, dass wir uns nicht mehr verstecken müssen - also, nicht in derselben Form wie früher?"

  • "Ich glaube wir verzögern nur das unvermeidliche. Und das hat keinen Sinn oder Zweck. Warum also sträuben?- Das bedeutete nicht, dass wir uns überall als Paar vorstellen sollen. Aber ich möchte mich nicht mehr davor scheuen, mit dir gemeinsam zu erscheinen, oder bei Tag zu deinem Haus zu gehen oder in die Herberge.- Was die anderen Priester sagen ist eine gute Frage. Johanna hat mir den Rat gegeben auf mein Herz zu hören,- auch wenn sie es ein wenig problematisch sieht."


    Er machte immer wieder kurze Pausen und nahm schließlich doch wieder ein Schluck des Biers.

  • "Johanna? - Ach, die Laya-Priesterin. Nun, das war ja eine fast zu erwartende Reaktion." Obwohl sie sich niedergeschlagen fühlt, muss Alanis auflachen und blickt Damorg über den Tisch hinweg mit einem Lächeln an. Die Ellbogen auf die Tischkante stützend, stemmt sie das Kinn in die Handflächen und seufzt leise. "Ich glaube Luicatus würde explodieren - und ich stelle fest, dass ich auf seine Meinung doch mehr Wert lege als noch vor einem Jahr. Die Frage ist, ob es mehr Schaden anrichtet, es ihm nicht zu sagen als es ihm zu sagen. Was Deine Mitbrüder im Tempel angeht, so werden sie es irgendwann begreifen, wenn sie sehen, dass Du nicht jede Nacht im Tempel schlafen wirst."

  • "Um Luicatus würde ich mir nicht soviele Sorgen machen. Er schien mir die letzten Tage sehr gelöst. Ob es an dem Fest seiner Göttin gelegen hat, weiß ich nicht. Aber selbst über die Sache mit dem Goblin hat er seine Scherze gemacht und die Gerüchte sogar weiter verbreitet. Wenn dann mache ich mir Sorgen um meine zukünftigen Brüder im Tempel."


    Nachdem er seinen Krug geleert hatte machte er dem Schankburschen mit wenigen Gesten deutlich, dass er auch gerne ein Weinglas wollte.

  • "Über etwas, von dem man weiß, dass es auf gar keinen Fall sein kann, lässt sich leicht Witze machen", gibt Alanis zurück und schiebt die Flasche zu Damorg hinüber. "Wenn Deine Mitbrüder so unnachgiebig sind, wie sie nur sein können, dann haben wir ein Problem."

  • Damorg zog die Schultern nach oben und lies sie wieder fallen. Als er sein Glas gebracht bekam, füllte er es mit dem Wein. Zunächst folgte nur ein vorsichtiger Schluck zum probieren.


    "Das wird sich erst zeigen, wenn sie hier sind. Sich jetzt den Kopf zu zerbrechen bringt nichts."

  • "Ich werde in den nächsten Tagen mit Moreta reden. Ihr habe ich die Sache im Vertrauen erzählt - und ich wäre wirklich bitter enttäuscht, wenn sie geplaudert hätte. Was Sonea angeht -." Auch sie zuckt mit den Schultern, aber es ist ihr deutlich anzumerken, dass sie sich Vorwürfe macht. "Ach, egal. Du hast schon Recht. Ich zerbreche mir den Kopf über Dinge, die nicht passieren müssen. - Wie haben es Tarant und Narvi aufgefasst?"

  • "Sie haben nur beiläufig erwähnt das sie eine Ahnung davon haben und sich sonst nichts anmerken lassen. Also nehme ich an, dass es ihnen egal ist."


    Nachdem ihm der erste Schluck gemundet hat, nimmt er gleich noch einen zweiten und dritten. Langsam lehnt er sich nach hinten und entsapnnt sichwieder ein wenig.

  • "Gut. Aber wie gesagt, das Fußvolk macht einem oft die wenigsten Probleme." Sie lächelt, um die harte Formulierung ein wenig abzuschwächen. Das Gespräch vom Nachmittag kommt ihr nun, da gewisse Dinge geklärt sind, wieder in den Sinn. "Du sagtest Du mußt vor unserer Abreise nach Montralur noch einmal fort?"

  • "Ja mit Gerion und einer neuen Gardistin, Hadra oder so ähnlich. Wir sollen uns mal einen Vorposten etwas genauer anschauen. Dort läuft etwas nicht ganz so rund. Er ist nur eine Tagesreise entfernt, also wird sich die Reise nach Montralur nicht deutlich verzögern."


    Er klingt recht gleichgültig bei seiner kurzen Erzählung.


    "Aber das ist nichts Besonderes, sowas kommt häufiger vor."

  • "Hm, gut, dann hätten wir ja alles geklärt." Alanis dreht ihr Weinglas in den Händen hin und her, sie versucht sich zu erinnern, wann das Schiff fahren wird, das sie nehmen wollte. Bei der ganzen Hausbauerei fielen viele Dinge einfach hintenüber. "Naja, bis auf die Tatsache, wie Du den Goblin wieder losgeworden bist?" Sie wirft ihm einen Blick voller amüsierter Unschuld zu.

  • Damorg beisst sich auf die Zähne und wir etwas blasser, ein leises Zischen entringt sich seinem Mund.


    "Ich war sehr unfreundlich zu ihr. Ich konnte ihr deutlich machen, dass ich nicht mit einer Ungläubigen zusammen sein kann und das wir auch körperlich einfach nicht zusammen passen."


    Er spülte die bitteren Worte mit Wein hinunter.

  • "Einer - Ungläubigen?" Alanis lässt sich die Worte auf der Zunge zergehen. Ihr Gesichtsausdruck bleibt vollkommen neutral, doch das dünnwandinge Glas zwischen ihren Händen knackt auf einmal ein wenig. "Ach, ist das so?"

  • "Nein ist es natürlich nicht."


    Gibt er etwas hastiger und ruppiger von sich, als es hätte sein müssen.


    "Entschuldige bitte, nein natürlich ist es nicht so. Aber ich wusste nicht mehr wie ich mich aus der Situation herausziehen sollte."

  • Alanis hebt nur stumm die Augenbrauen und leert ihr Glas.


    "Welche interessanten Kleinigkeiten wohl noch herauskommen werden, wenn ich ein wenig nachfrage, hm?", erkundigt sie sich mit einem leicht verzerrten Lächeln. Komisch, dass ein paar Worte, die noch nicht mal an sie selbst gerichtet gewesen waren, so wehtun konnten. "Seltsam. Das ist, glaube ich, das erste Mal, dass ich mitbekomme, dass Du gelogen hast."

  • Damorgs Blick wandert verlegen auf die Tischplatte und er verzieht sein Gesicht.


    "Frage ruhig was du noch wissen möchtest. Ich werde dir Rede und Antwort stehen. Ich bereue was ich getan habe, aber in dieser Situation und in diesem Zustand habe ich keine andere Möglichkeit gesehen."

  • Alanis schüttelt den Kopf und erhebt sich. Der Zurückschieben des Stuhls klingt ziemlich hässlich in ihren Ohren. Für den Wein legt sie eine Silbermünze auf den Tisch.


    "Ich spiele jetzt kein Frage- und-Antwort-Spielchen mit Dir. Das ist mir zu viel Aufwand - und ich bin es nicht, die hier eine Bringschuld hat."


    Ihre Worte sind ganz sanft, allerdings lauert eine schneidende Schärfe hinter ihnen.


    "Ich habe nichts dagegen, wenn Du feiern gehst. Oder grüne Mädchen belügst. Aber wenn Du mir etwas zu erzählen hast, tu es direkt oder tu es nicht."

  • "Mir würde nichts einfallen, was ich dir noch dazu erzählen könnte. Zumindest nichts von Belang, oder was ich nicht schon gesagt habe."


    Er blieb ruhig sitzen, konnte der Priesterin aber immnernoch nicht den Blick zuwenden.


    "Und nun möchtest du gehen?"