Der Dorfplatz von Renascân (3)

  • Sie rückte noch einmal die Handschuhe zurecht.


    "Im Zaunkönig bekommt Ihr sicherlich jedwede Information über die Dame. Man muss nur die richtigen Fragen stellen."


    Sie erhob sich und griff nach ihrer Tasche, die sie sich über die Schulter legte. Dann nehm sie ihren Fächer auf und legte ihn sich in einer gewohnten Geste an die Schulter.


    "Es ist nicht weit und dort bekommt man auch einen kühlen Trunk."


    Seine Einladung hatte sie natürlich verstanden und beschlossen, sie anzunehmen. Das versprach ein interessanter Nachmittag zu werden.

  • "Dann wäre es mir eine doppelte Freude, mich Eurer Führung anzuvertrauen." Er umfasst mit der Rechten wieder seinen Stock, die Linke bot er Hadra an. Zwar konnte er nicht wissen, ob sie ihn begleiten würde, aber er hatte in seinem Leben gelernt, dass Dreistigkeit siegte. "Und Eurer Weisheit, was die Formulierung der 'richtigen Fragen' angeht."

  • Isabell war so mit sich selbst beschäftigt, das sie erst wieder etwas von ihrer Umgebung wahr nahm, als Niro ihren Namen nannte. Sie öffnete schwerfällig die Auge und atmete tief durch. Die Schmerzen wurden langsam etwas erträglicher, jedoch mischte sich ein neues Gefühl dazu, welches sie nicht einordnen konnte. Es wallte in ihr auf, wie Tinte in einem Wasserkrug. Was konnte das nur sein? Vielleicht hatte sie einfach nur nicht bemerkt, wie erschöpft sie wirklich war!?
    Sie schüttelte unmerklich ihren Kopf um wieder klarer zu denken. Dann sah sie Dolores an und nickte ihr zur Begrüßung zu. Zu mehr war sie gerade nicht in der Lage. Sie wollte sich nur noch hinlegen und schlafen. Das würde bestimmt helfen.

  • Sie warf ihm einen amüsierten Blick zu, legte dann eine Hand auf seinen Arm und wies mit dem Fächer in Richtung Zaunkönig.


    "Bitte, diese Richtung."


    Eigentlich war der Zaunkönig die ganze Zeit zu sehen, da auch er am Dorfplatz lag, aber Hadra hatte doch Freude an der Scharade. Indem sie ihm mit Worten den Weg wies, überließ sie ihm bewusst die Führung.

  • "Ah, wie konnte ich das übersehen?", murmelte Liam leise, doch noch laut genug, dass sie ihn hören konnte. Er sparte sich eine platte Formel, die so mancher Mann nun gebracht hatte, und die sinngemäß 'Ich sehe nur Euch' bedeuten würde.


    Er führte sie über den Dorfplatz auf die Taverne zu, so als sei dieser Ort keine staubige Fläche, sondern ein Tanzsaal. Mit der Hand, die den Gehstock hielt, öffnete er ihr die Tür, auch wenn das bedeutete, dass er sein verletztes Bein belasten musste. Für einen Moment wurde er blass unter seiner Sonnenbräune, doch er ließ sich den Schmerz nicht anmerken.


    Dann betraten sie die Taverne.

  • Mochte Dolores Niro auch noch so einen giftigen Blick zuwerfen... Er würde sie jetzt in den Zaunkönig bringen. Langsam querten sie den Dorfplatz wo vor ihnen Hadra und ein anderer Mann in die selbe Richtung gingen.


    "Was ist mit Dir? Du wirkst, als ob Du Schmerzen hast. Hast Du öfters? Oder ist es die schmerzliche Erinnerung?", fragte Niro mitfühlend, aber doch irgendwie unbeholfen.

  • Isabell lief langsam neben Niro her.


    "Ich weiß auch nicht. Ich fühle mich gerade so seltsam..... und mein Kopf fühlte sich gerade an als würde er zerspringen..... so etwas hatte ich noch nie..... irgendwie...."


    Weiter kam sie nicht, denn ein stechender Schmerz durchzuckte ihre Stirn. Sie sackte zusammen und presste ihre Hände an den Kopf.


    Dunkelheit....Nacht......ein scharfer Sichelmond am Himmel....


    So schnell die Bilder vor ihrem inneren Auge aufgetaucht waren, verschwanden sie auch wieder. Die Schmerzen wurden etwas erträglicher, verschwanden jedoch nicht. Verwirrt blickte sie sich um. Erst jetzt bemerkte sie, das sie auf dem Boden kniete.


    "Was.... was war das?"

  • Niro sah sie nachdenklich und besorgt an.


    "Hmmm... Wenn ich das wüßte... Irgendwas ist mit Dir. Du bist eben zusammen gebrochen.
    Migräne? Aber Du sagst, es sei das erste Mal gewesen. Hmmm...
    Zuwenig getrunken? Nein... bei mir gab es Tee.
    Anstrengung? Du bist zwar viel unterwegs gewesen, aber es ist trotzdem eher unwahrscheinlich... Bis zu den Merquatorez lief alles entspannt...
    Schwierigkeiten mit dem Sprechen hast Du auch nicht, sonst wäre das vielleicht ein Alarmsignal gewesen...
    Schwang...", sagte Niro, verschluckte aber schnell den Rest des Wortes und räusperte sich laut, als gehörte das angefangene Wort zu dem Räuspern.


    "Auf dem Kontinent Mythodea warst Du nicht zufällig, oder? Eine Pestkrankheit von dort... Nein... Du sagtest ja, Du bist hierher unterwegs gewesen. Hmmm...", fing er sich wieder.


    Nachdenklich zupfte er sich am Bart.


    "Manchmal sagt man, dass Menschen, die ein magisches Talent haben, kurz bevor die Magie aus ihnen hervorbricht seltsame Auswirkungen verspüren... Wäre vielleicht möglich... Oder... Hmmm... Seltsam..."


    Wieder dachte er nach.


    "Ich selbst habe manchmal das zweite Gesicht. Ich berühre Dinge und sehe etwas, was geschehen ist oder noch geschehen wird... Aber Du hast ja nichts berührt... außer mir", sagte er und wurde rot als ihm klar wurde, wie das klang. Ein schneller Blick wanderte zu Dolorez hinüber.


    "Ich möchte Dich ungerne jetzt einfach im Zaunkönig zurücklassen, bevor ich nicht weiß, was mit Dir los ist. Und auf der Straße möchte ich Dich auch nicht magisch untersuchen. Das Volk ist fürchterlich magiescheu hier. Hmmm... Zum Hospital bzw. den Heilern vielleicht?"

  • Isabell rappelte sich hoch und klopfte sich den Dreck von ihrem Rock soweit es ging. Gedankenverlohren starrte sie vor sich hin und versuchte sich zu erklären was gerade mit ihr passierte. Woher kam dieses seltsame Gefühl das sie nicht einordnen konnte? Was waren das für Bilder? Und diese nicht enden wollende Kopfschmerzen....


    "Ach, ihr braucht euch keine Sorgen zu machen. Ich muss mich wahrscheinlich einfach nur hinlegen und ein bisschen schlafen. Die letzte Zeit war wohl einfach etwas zu anstrengend gewesen. Das ständige Reisen, die momentane Konfrontation mit der Geschichte von damals,......ja, ich glaube daran wird es liegen."


    Man merkte ihr an, das sie sich versuchte das selbst einzureden. Aber eine andere Erklärung konnte sie einfach nicht finden. Sie wollte die ganze Situation mit einem Lächeln überspielen, aber es gelang ihr nicht wirklich überzeugend.

  • Es war frühlingshaft warm, als Alanis auf den Marktplatz trat und sich die wichtigsten Lebensmittel kaufte, die sie für die nächsten Tage benötigen würde. Auch ein wenig weiße Spitze für einen neuen Unterrock war unter den Einkäufen. Als sie alles hatte, wandte sie sich dem Hospital zu.

  • Es war frühlingshaft warm, als Alanis auf den Marktplatz trat und sich die wichtigsten Lebensmittel kaufte, die sie für die nächsten Tage benötigen würde. Auch ein wenig weiße Spitze für einen neuen Unterrock war unter den Einkäufen. Als sie alles hatte, wandte sie sich dem Hospital zu.

  • Bald darauf kam die Priesterin von dort zurück und ließ sich erst einmal unter der Dorflinde nieder. Sie zog Stift und Papier aus ihrem Korb, verfasste eine kurze Nachricht und sah sich dann um. Am Marktstand, an dem die Jungen und Mädchen aus dem Waisenhaus arbeiteten, war zu dieser Uhrzeit nicht allzu viel los und einer der kleinen Jungen erklärte sich nur zu gerne bereit, ihre Nachricht in den Tempel Kapals zu überbringen. Danach machte es sich Alanis unter der Linde bequem und wartete eine Weile.

  • Es verging einige Zeit bis der Priester Kapals die Einladung, zur Linde auf dem Marktplatz zu kommen, nachkam. Doch der Verlockung etwas von der Frühlingssonne erhaschen zu können, konnte er einfach nicht widerstehen.
    Nur leichtgerüstet war der Priester den kurzen Weg angetreten und erschien mit einer gut gelaunten Mine auf dem Platz. Seine Schritte führten ihn zielstrebig zu der Priesterin.

  • Alanis hatte die Augen geschlossen und ein wenig in der Sonne gedöst. In den letzten Tagen auf See war das Wetter ebenfalls ausgezeichnet gewesen und so hatte ihr Gesicht eine gesunde Farbe gewonnen, ohne dass sie einen Sonnenbrand bekommen hatte - was sie zugegebenermaßen sehr freute . Buttermilch zur Rettung verbrannter Haut war auf Schiffen bekanntlichermaßen knapp.


    Als sie Schritte näherten und sie das leichte Klappern von Rüstung hörte, öffnete sie träge ein Auge.


    "Ich wußte, dass ich Dich mit der Sache mit dem Abendessen locken kann."

  • Der Priester verzog leicht das Gesicht, wie ein Kind welches ertappt wurde, dann zuckte er resigniert mit den Schultern.


    "Du kennst mich eben doch zu gut."


    Er schmunzelte etwas.


    "Aber auch ohne Essen freue ich mich dich zu sehen."

  • "Ah." Alanis zog ironisch eine Augenbraue hoch, doch ihre Lippen zuckten und auch ihre Augen vermochten wohl zu verraten, dass es sie freute, ihn zu sehen. "Na, es freut mich, dass Du Dich freust. Da ich doch keine Verabschiedung bekommen habe, dachte ich, Du magst mich vielleicht nicht mehr."

  • "Man kann leider nicht immer alles so erledigen wie man möchte. Verpflichtungen. Aber das brauch ich dir nicht erzählen."


    Er machte noch ein paar weitere Schritte, bis er neben der Priesterin stand.
    Seine Hand streckte er aus um ihr aufzuhelfen.

  • Die Priesterin nickte leicht.


    "Na gut, ich will nichts gesagt haben, wenn mich meine Verpflichtungen ans andere Ende der Welt führen."


    Sie legte ohne zu Zögern die Hand in seine und stand auf. Plötzlich Auge in Auge mit ihm, wich der kleine Rest Anspannung aus ihr und sie lächelte sachte und auf eine seltsame Art und Weise wehmütig.

  • Damorg legte den Kopf leicht schief und blickte sie fragend an mit einem leichten Lächeln auf den Lippen.


    "Und wonach verlangt es der ständig Reisenden, an solch einem Tag?"


    Er behielt ihre Hand, welche sie zum aufstehen genutzt hatte, einen Moment länger als nötig in der seinen, bevor ersie los lies.

  • Alanis schürzte kurz die Lippen und tat so, als würde sie grübeln.


    "Tja, eigentlich - einer Wäscheleine." Aus dem Lächeln wurde ein Grinsen, das nun befreit wirkte. Der seltsame Ausdruck aus ihrem Gesicht war vom einen auf den anderen Moment verschwunden, auch wenn er sich kurz verstärkt hatte, als er ihre Hand losgelassen hatte. "Eigentlich habe ich Dir nur Bescheid gesagt, weil ich Hilfe bei der Gartenarbeit brauche. Aber so lange wirst Du Dir sicherlich nicht freinehmen können, oder?"


    Letzteres war schon wieder halb im Ernst gefragt.