Der Tempel der fünf Gottheiten (3)

  • "Nein, Nela ist keine Priesterin", gab Johanna geduldig zurück und schmunzelte. Derweil kamen die Kinder zu Johanna zurück und eines der Mädchen zupfte an ihrem Rock, zum Zeichen, dass sie gehen konnten. "Habt Ihr Eure Gebete gesprochen?", fragte die Priesterin die Mädchen. Diese nickten eifrig. Johanna blickte schmunzelnd zu Jolante. "Dann wollen wir gehen, ja?"

  • Und jemand, der nicht Priester ist, kann auch für die Götter sprechen?
    Mit großen Augen und offenem Mund schaute die Schankmaid Johanna an. Das schien ihr ein ganz neues Konzept zu sein.
    Ich komme mit, gerne, ja, Danke.

  • Viele Tage später betrat Johanna den Tempel, leicht humpelnd und sehr nachdenklich. Das ewige Lächeln, das sonst auf ihrem Gesicht lag, war dieses Mal nicht vorhanden, als sie zum Laya-Schrein ging und nach dem Rechten schaute. Wie immer hat Schwester Miriel alles in bester Ordnung gehalten und nichts Anderes hatte Johanna erwartet. So ließ sie sich guten Gewissens in der ersten Sitzreihe auf der Bank nieder und atmete erst einmal tief durch. Sie senkte den Kopf, stützte die Ellbogen auf die Knie und das lange, schwarze Haar fiel ihr ins Gesicht, sich unter dem weißen Schleier lösend, den sie unter ihrem Hut trug.


    Lange Zeit blieb sie sitzen und ließ die Reise nach Weltenwach Revue passieren. Bei einigen Erinnerungen musste sie hart schlucken. Die letzten Jahre ihres Lebens waren friedlich gewesen, doch die Dinge, die in der ersten Drachenwelt geschehen waren, riefen die Erinnerungen an den Krieg wach, an denen sie lange nicht mehr gerührt hatte.

  • Nachdem Selena aus Weltenwacht wieder in Renascân angekommen war, ging sie zunächst in ihr Kämmerchen im Tempel um sich von der Reise auszurhen, doch dort wartete Lorwen schon gespannt und löcherte sie mit Fragen. Jedesmal wenn Lorwen nicht mit auf Reisen konnte, musste Selena jedes kleinste Detail wiedergeben, doch am heutigen Tag war sie dafür zu erschöpft. Sie entschuldigte sich bei Lorwen und ging hinunter zum Schrein der Akestera.

  • Dort angekommen legte Selena eine kleine Muschel gefüllt mit Salz als Opfergabe auf den Schrein und kniete sich für ein kurzes Gebet davor. Anschließend setzte sie sich in einer der Bänke und dacht über die vergangen Wochen nach. Soviel war passiert und ihr schwirrten noch immer die Gedanken.
    Nicht nur der letzte Abend in Weltenwacht, der das Gericht über Inat Laronn beinhaltete ging ihr durch den Kopf, auch das merkwürdige Verhalten des Paters und noch einiges mehr. Sie schloß die Augen und genoss die Stille die sich ausbreitete.

  • Nachdem sie Ihre Gedanken etwas geordnet hatte, stand Selena auf und ging zurück in ihre Kammer, Lorwen und auch Ilana waren ausgeflogen, aber das kam ihr gerade recht. Selena machte sich bettfertig und legte sich hin. Die Erschöprung kroch ihr in die Knochen und bald war sie eingeschlafen.

  • Seit jenem Tag auf der Dämmernebelinsel hatte Hadra sich tunlichst vom Kapaltempel fern gehalten. Ihre Alpträume hatten zwar aufgehört, aber trotzdem hielt sich das Interesse sie wieder aufleben zu lassen, sehr in Grenzen.


    Mit einem kleinen Bündel unter dem Arm betrat sie den Tempel. Draußen war es inzwischen kalt. Die Regengüsse, die eigentlich so typisch waren für den Herbst, ließen zum Glück noch auf sich warten. Sorgsam legte sie ihren Mantel auf der Bank ab und trat dann nach einem kurzen Moment der Einkehr zum Schrein Teldrons, sprach dort stumm ein kurzes Gebet, ging weiter zu Laya und Ellyris. Kapal zollte sie ihren Respekt aus der Ferne. Dann trat sie an Akesteras Schrein und entpackte das Bündel.


    Es war ein Buch, dessen Deckel zwar aus Holz war, aber mit einem leicht schimmernden, dunkelblauen Stoff eingefasst. Mit silbernem Faden war eine Muschel auf die große Fläche gestickt, die von winzigen Perlen eingerahmt war. Liebevoll strich sie mit den Fingerspitzen über das Werkstück, das sie so viele Nächte beschäftigt hatte. Ihr erstes Buch dieser Art.


    Sauber hatte sie alle Berichte, alle Erkenntnisse, alle Wirrnisse des letzten Jahres abgeschrieben aus dem Buch, das sie mit auf Reisen nahm und in diesem gesammelt. Dieses würde hier in Renascân bleiben. Vorsichtig schlug sie den Deckel auf und die erste leere Seite um. Zum Vorschein kam eine kunstvoll gestaltete Eingangsseite, die ein Bildnis der Herrin Akestera zeigte. Der Rest des Bandes war gefüllt mit vielen Seiten ihrer zierlichen, sauberen Schrift.

    Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.
    Homunkulus (~835 - 902)

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  • Die Materialien für das Buch hatten keinen geringen Teil ihres Geldes gekostet. Aber mit dem Ergebnis war sie sehr zufrieden. In stillem Gebet bot sie der Herrin den Band und alle, die darauf folgen mochten als Geschenk.


    Einige Zeit später verstaute sie es wieder in dem Umschlag und machte sich auf zu der Krämerin Tedenheim.

  • Kaum das Pater Luicatus von Alanis Haus zurück gekehrt ist, klopft er sich in seiner Klause den Mantel aus.
    Bevor er das zeremonielle Ornat für die Abendandacht anlegt, genehmigt es sich er mal ein kräftiges Ellyriswasser aus den Taurischen Bergen und eine Katzenwäsche.


    Während er mäßig besuchten Zeremonie wirkt er zugleich hoch konzentriert und fahrig als er davon spricht, dass man stets wissen sollte was man sagt, aber niemals alles sagen was man weiß.
    Renascân ist nicht nur ein Schmelzkessel der Provinzen, sondern auch der Völker, Länder und Ansichten - trtozdem sollte man Toleranz nie mit Ignoranz verwechseln und seine Überzeugungen hoch halten.


    Nach Ende der Andach und einigen Bittstellern legt es schnell wieder seine einfache Robe an, hüllt sich in einen warmen Mantel und huscht durch die Seitenpforte. Im Schatten verbirgt er sich, so dass er noch halbwegs die Tempelpforte überschauen kann.


    "Auf den Glauben !
    Auf die Fünfe !
    Auf's Maul!

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    denkt dran: wir machen nur ein RollenSPIEL


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  • Die Kapuze des kurzen grauen Mantels hochgeschlagen, der nur unvollständig die mit weißen Elementezeichen verzierten Scheinärmel ihrer Robe verbirgt, ging Alanis in Seelenruhe durch die Straßen. Das Gespräch mit Ashaba am Mittag des Tages ließ sie nicht los und sie bemühte sich, den Entschluss, den sie gefasst hatte, in sich zu erhärten, doch es wollte nicht so recht gelingen.


    Die Priesterin blieb in den Schatten und sah sich, während sie dahinschritt, aufmerksam um. Es gab nun einmal einen Menschen in Renascân, dem sie nicht begegnen wollte.


    Als sie vor dem Tempel ankam, verharrte sie und sah sich um.

  • Vorsichtig um sie nicht zu errschrecken bewegt sich Luicatus auf sie zu, immer Ausschau haltend nach Johanna, Damorg, Miriel oder den Waschweibern.


    Mit einen sanften Räuspern erwerkt er Alanis Aufmersamkeit und leitet sie durch die Seitenpforte zu seiner Zelle, wo auf einem schlichten Tisch Käse, etwas Obst, Brot, zwei Becher und zwei Karaffen mit Wasser und Wein auf sie warten
    "So - hier dürfte uns höchstens noch Selena oder Lorwen stören. seufzt er mit etwas Erleichterung


    "Auf den Glauben !
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  • Alanis folgte dem Pater mit gemischten Gefühlen, wenn nicht sogar Widerstreben. Das Betreten des Tempels weckte Erinnerungen, die sie am liebsten abgestreift hätte.


    "Und was würden die Damen wohl dazu sagen, Pater?", gab sie, ein wenig spröde, auf seine Worte zurück. Ihr Blick huschte durch den Raum, maß die Einrichtung und die Aufbauten, die der Pater getätigt hatte.

  • "Das würde davon abhängen, wie kompromittierend die Situation ist, in der sie uns vor finden.
    Es macht sehr wohl einen Unterschied ob man einen angesehenen Priester mit einer stadtbekannten Fremdgläubigen im vertraulichen Gespräch erwischt, zwei renomierte Heilerkollegen beim Fachsimpeln antrifft oder alte Bekannte bei einem freundschaftlichen Plausch - leider sind wir alles drei auf einmal, und das wird sich nie trennen lassen.
    Dennoch spricht Luicatus vom Rand der Oberstadt gerade mit Alanis aus dem Stichweg."


    Luicatus folgt Alanis unbehaglichen und musternden Blicken



    "Ich verstehe, dass ihr euch hier unwohl fühlen müsst. Wenn nicht dieser Raum, so muss doch dieses Gebäude bei euch ungute Erinnerungen hinter lassen. Und leider hebt es unser Gespräch auf genau die Ebene, auf der ich es nicht führen wollte - deshalb suchte ich euch in eurem Haus auf."


    Zögerlich setzt sich Luicatus und schenkt je einen Becher mit Wein und Wasser ein.



    "Es steht euch natürlich frei, diesen Ort zu verlassen.
    Ich bitte euch jedoch: Tut es nicht, bis wir uns unterhalten haben.
    Das ist mein Rat als Seelsorger, meine Feststellung als Seelenheilkundiger und meine Bitte als .... Freund..


    "Auf den Glauben !
    Auf die Fünfe !
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  • Alanis blieb im Raum stehen, die Hände entspannt gefaltet. Ihrer Miene war nicht anzusehen, was sie dachte.


    "Lieber Pater", sagte sie dann leise, ein wenig spöttisch. "Keine Sorge um Eure Tugend. Ich habe auch keine Sorgen um meine. - Und wie kommt Ihr vor allem darauf, dass diese Gebäude ungute Erinnerungen birgt?"


    Sie legte den Kopf zur Seite - und setzte sich dann auch.

  • Der Pater kann sich das schmunzeln nicht verkneifen.

    "Och Alanis, entweder wollt ihr euch jetzt selbst verleugnen oder ihr haltet mich für ignorant....
    ... Ich weis, ich weis, ich habe hart an meinem Ruf als Gedankenloser Schwätzer und weltfremder Priester gearbeitet, der nur ein Auge für Sterne und Heilkunde hat.


    Doch dann werden seine Züge wieder hart


    Wir alle tragen Masken.


    Dieser Tempel ist für euch das Symbol für das was ihr hier gefunden habt, für dass was ihr wollt, aber nicht haben könnt, für dass was ihr nicht werden könnt oder wollt.
    Ihr glaubt, er steht für euer Scheitern. Und wir beide Wissen welche macht der Glaube hat.


    Vielleicht trifft diese Symbolik auch auf euer Haus zu..

    er macht eine ausholende Handbewegung
    ..oder ganz Renascân.
    Auf jeden Fall für den Kapal Tempel wo alles endet und diese Hallen, wo es begann.


    Kichern lehnt sich Luicatus auf dem harten Stuhl zurück
    Würde mich jetzt meine Mater superior hören, würde sich mich schelten, für die Ignoranz all ihrer Lektionen in praktischer Theologie...
    Wieder lehnt er sich nach vorne auf den Tisch und blickt Alanis direkt an.
    ...hier spricht aber nicht der Pater, sondern Cristo Ochmanis, der seinen Geburtnamen für "Luicatus" zurück ließ.
    Und ich wollte nicht mit den schweren Geschützen beginnen, denn ich mache mir Sorgen um euch.
    Ich weiß nicht, ob euch bewusst ist, wie ähnlich wir uns manchmal sind. Beide kamen wir als Fremde nach Renascân, folgten einem anderen Glauben, fanden hier eine Heimat und Liebe.
    Einzig das ihr Freunde fandet, wo man mir besten Falls Respekt zollt.
    Und auf die Gefahr hin, Farben zu über interpretieren: Nun tragt ihr grau!"

    Sein Auge schielt auf seine graue Gugel und die silbergrauen Applikationen seines Skapuliers, um dann wieder mit einem freundlichen Lächeln auf die beiden Becher vor sich zu verweißen.


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  • Die Priesterin lächelte sachte und stützte das Kinn in die Hand. Ihre Augen, durch den Widerschein ihrer Kleidung ebenso grau geworden wie ihre Robe, richteten sich unverwandt auf ihren Gesprächspartner. Sie lauschte dem, was er zu sagen hatte, ohne eine große Reaktion zu zeigen.


    "Ja, ich trage grau. Was sagt Euch das über mich? Über meine Liebe? Mein Heim?"

  • "Grau ist die Farbe der Indifferenz.
    Manche nennen sie auch bescheiden oder traurig - dass ist sie aber nicht.
    Grau ist weder schwarz noch weiß - diese Entscheidung wird verweigert, auch wenn eine Tendenz angezeigt wird


    Aber genau deswegen ist grau auch real und ehrlich - denn reines Weiß und Schwarz existiert nicht - und deswegen ist die graue Entscheidung auch niemals leicht - aber manchmal nötig"


    Luicatus muss lächeln und zeigt auf die Becher vor sich.


    So wie ich nicht entscheiden wollte, welches Getränk ich euch einschenke und ihr noch nicht entschieden habt, welchen Becher ihr wählt


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  • Alanis wählte den Wasserbecher und nahm ihn mit weißbehandschuhter Hand zu sich herüber. Ein klares Zeichen, das sie bereit war, sich auf das Gespräch einlassen.


    "Ihr irrt Euch übrigens, was das Scheitern angeht. Ich bin nicht gescheitert. Im Gegenteil. Ich war niemals so entschlossen, wie ich es gerade bin. Ich habe meine Lektionen gelernt und bin daran gewachsen."


    Ein schmales Lächeln zeigte sich auf ihren Lippen.

  • Luicatus zieht die Augenbrauen hoch und legt die Fingerspitzen auf einnander


    "Oh - ihr seid euch da so sicher? Und doch huscht ihr wie eine graue....
    ...Katze durch die Oberstadt, die nicht sehen werden will
    "


    Er nimmt einen tiefen Schluck aus dem Wein Becher, nur um ihn sogleich mit Wasser nach zu verdünnen.


    "Zumindest scheint das Gespräch mit Sergant Ashaba klärend gewesen zu sein, denn die Alanis, welche ich in ihrem Haus antraf wirkte nicht so sicher auf mich."


    Seine Haltung straft sich wieder etwas


    Da nun das Gespräch einen anderen Verlauf genommen hat, als ich erwartet habe, kann ich euch auch direkt fragen:
    Warum seid ihr meiner Einladung gefolgt?
    Und was ist euch wiederfahren, dass euch so...offensichtlich verändert hat?
    Um an unser Gespräch von einem Jahr in Amonlonde anzuknüpfen: ich sehe kein Feuer in euch!


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