Im Hafen von Rendor

  • "Ja, nicht wahr?!" sagt Marie stolz. "Keiner der von außen das Haus sieht, vermutet hier im hinteren Bereich eine solche Größe. Schau hier..." Marie ging einige Reihen weiter. Sie zeigte auf einen langen Tisch mit diversen Töpfchen und Schalen. Der Tisch stand zwischen zwei Regalen, in denen große Glasballons standen. An der Wand gegenüber dem Tisch hingen diverse Bestecke, Werkzeuge und Kräuter, die getrocknet wurden. ... "Das ist mein kleines Reich. Hier probiere ich verschiedene Gewürzmischungen aus, die ich dann versuchsweise in unserer Küche ausprobiere. Und das Regal beinhaltet diverse Gewürzweine und Gewürzöle."


    Sie ging zum Tisch, holte aus einem kleinen Schränken zwei Gläschen heraus und fragte: "Möchtest Du irgendetwas probieren? Ich fülle Dir sonst auch gerne Fläschen ab.... schau hier... z.B. Rosmarinöl, sehr gut zum Einreiben auch für die Gelenke und Muskeln... hier Lavendelöl - auch schmackhaft im Essen, dort sehr feuriges Chiliöl... oder hier mein Hypocras in rot oder weiß - oder lieber Likör? Ich versuche mich gerade an Lavendellikör. Versuchsweise habe ich es auch in meinen Schwarzwurzellikör untergemischt... ich fand es köstlich, aber das ist ja immer Geschmackssache..." zwinkerte sie Dunja zu.

  • Dunja folgt Marie Babette und kann ein Lachen nicht unterdrücken als sie des kleinen Reiches ansichtig wird, welches die junge Frau sich hier eingerichtet hat. Auf ihr Angebot nickt sie, schränkt jedoch gleich wieder ein


    "Vielen Dank, ein kleines Probierschlückchen nehme ich gerne... aber wirklich nur ein bißchen, ansonsten erlebst du mich am hellichten Tage schon angeheitert!"


    Sie zwinkert Marie fröhlich zu und bittet sie dann,


    "Such du etwas aus und verrate mir nicht, was es ist... lass mich raten!"

  • "Hmm..."


    Dunja nimmt das Glas entgegen und riecht daran, bevor sie einen kleinen Schluck nimmt und dem Geschmack nachspührt, den die Flüssigkeit auf ihrer Zunge hinterläßt...

  • "Es schmeckt gut!"


    Dunja nimmt noch einen weiteren kleinen Schluck, überlegt einen Moment und schüttelt dann den Kopf,


    "Aber ich habe keine Ahnung, was es ist! Verrat es mir!"


    Gespannt schaut sie Marie an...

  • Marie freute sich...


    "An diesem Rezept habe ich wochenlang gefeilt... Fanny und ich haben zig mal Probegetrunken, bis wir die richtige Mischung hatten. Es handelt sich um einen Marillenlikör als Grundbasis. Dann haben wir einen Hauch von Lavendel und Zitronengras sowie ein klein wenig Ingwer dazugegeben. Daher auch die Ausgewogenheit zwischen dem erst verführerischen Süßen und dann Frischem und Belebendem auf der Zunge... aber - wie wir auch festgestellt haben - zumindest Fanny - sollte man nicht zuviel davon genießen... der wirkt rasch erheiternd und machte müde Zungen schnell lockerer," schloß sie ihre Worte mit einem Zwinker.

  • "Ich bin beeindruckt!"


    Sie trinkt langsam den Rest aus ihrem Glas und nun, da sie die Zutaten kennt, erkennt sie sie auch im Geschmack.


    "Wirklich sehr, sehr gut! Dein Vater sollte wirklich stolz auf dich sein! Ich jedenfalls wäre es an seiner Stelle über die Massen!"


    Sie erwidert Maries Zwinkern und stellt dann das Glas auf den Tisch,


    "Dann belassen wir es besser bei dem Schlückchen... nicht, dass ich hier nachher noch Dinge ausplaudere, die für niemandes Ohren bestimmt sind!"


    Sie stupft die junge Frau freundschaftlich in die Seite...

  • "Na, dann sorgen wir lieber dafür, dass wir Dir nun Tee oder gar Kaffee zuführen," lachte sie.


    "Wenn mein Vater wüsste, dass ich hiermit Geschäfte mache... oje... das Geld, was ich hiermit verdiene bekommen Waisenkinder unseres Ordens. Mein Vater hält nicht viel von "solchen Bälgern", wie er sie immer nennt. Dabei können die Kleinen doch nichts dafür, dass sie in dieser Situation leben müssen. Ab und an gehe ich mit Fanny hin und bringe Geld, Kleidung und Bücher. Ich lese gernen den Kindern vor. Und einigen bringe ich das Lesen und Schreiben bei. Vielleicht haben wir die Tage noch Zeit und ich zeige Dir den Orden."


    In dem Moment kommt ein sehr junges Mädchen mit dunkler Haut und sehr schwarzem Haar, welches einen grünen Sari trägt, auf Marie zu.


    "Marie, ich haben saubergemacht. Was ich machen nun?"


    Marie nahm die Kleine in den Arm und drehte sie zu Dunja. "Das ist Prya. Mein Vater hat sie von seinen Reisen mitgebracht. Sie hilft mir hier und ich bringe ihr dafür alles bei, was ich weiß. Ihre Eltern arbeiten in dem Kontor meines Vaters in dem Land, woher sie stammte. Prya, das ist meine Freundin Dunja, von der ich Dir erzählte. Ich werde bald mit ihr weiterreisen."


    Das junge Mädchen schaut Dunja mit ihren großen dunklen Augen an und knickst vor ihr.


    "Mylady!"

  • "Dunja reicht vollauf! Und knicksen tut bei mir auch nicht unbedingt not!"


    Sie lächelt das Mädchen äußerst liebenswürdig an und reicht ihr zur Begrüßung die Hand,


    "Ich freue mich, dich endlich kennenzulernen, Prya! Marie hat mir schon viel von dir erzählt!"


    Ein freundliches Lachen nimmt der Kleinen auch den Rest ihrer Scheu,


    "Dein Vater arbeitet in einem Kontor der de Moribas in Samarkand nicht wahr? Ein sehr schönes Land. Auch wenn ich selber bisher noch nicht dort war, so habe ich doch schon so viel davon sagen hören, dass ich mir fest vorgenommen habe, mich selber einmal dorthin zu begeben!"


    Sie schaut das Mädchen aufmunternd an,


    "Stimmt es, dass die Märkte dort so viel lebendiger und farbenfroher sind als anderswo? Und die Gerüche so vielfältig wie die Mädchen & Frauen schön?"


    Ein fröhliches Zwinkern begleitet ihre Worte...

  • Prya strahlt Dunja an, nimmt aber gleichzeitig Maries Hand...


    "Ja, My... Dunja. Eltern meine leben in Samarkand. Sehr schön da, nicht so kalt wie hier in Rendor. Und ich lieben Märkte von Heimat, aber hier auch schön - anders. Auch Menschen dort anders - und schön. Aber hier Menschen auch haben helles Haar oder rotes... ich finden sehr schön."


    Marie musste kichern. Prya hatte ihr schon so oft unbedingt die Haare bürsten wollen, während Marie ihr vorlas, weil ihr die Farbe so gut gefiel und sie ihr Haar haben wollte.


    "Prya," erwidere Marie mit einem Lächeln und streichelte ihr die Wange entlang, "Du bist wunderschön! Egal ob dunkles oder helles Haar. Du wirst manches Männerherz erobern mit Deiner Schönheit!" und Marie musste unwillkürlich herzlicher lächeln, als sie an ihren Lehrlingsbub dachte, der Prya gerne nachstellte, weil er sich wohl in sie verliebt hatte. Aber Prya hatte mit dem männlichen Geschlecht noch nichts am Hut und so spielte sie nur so mit ihm, während er jede Minute mit ihr wohl genoss.


    "Laßt uns alle in die Wohnstube gehen... Prya, Du möchtest doch sicherlich auch eine heiße Schokolade? Danach könntest Du noch etwas Lesen üben. Ich glaube, wir waren bei Seite 20 unseres Buches?!"

  • Dunja stimmt in das Lachen mit ein und gibt dann zu,


    "Es beruhigt mich, dass es nicht nur uns so geht, dass wir schön finden, was wir gerade nicht haben...!"


    Sie lächelt und nickt dann zu Maries Vorschlag,


    "Eine heiße Schokolade... ich habe schon seit Ewigkeiten keine heiße Schokolade mehr getrunken!"


    Ein kleiner Seufzer folgt dieser Feststellung und sie schlägt vor,


    "Wenn du möchtest, Prya, findest du in mir auch eine äußerst aufmerksame Zuhörerin, würdest du mir noch mehr von deiner Heimat berichten..."


    Sie zwinkert dem Mädchen zu, weiß sie doch aus Erfahrung, dass es um einiges unterhaltsamer und auch interessanter ist, eine neue Sprache durch das Sprechen mit anderen Leuten zu lernen als alleine mit einem Buch...

  • Marie nickte beiden zu, drehte sich um und winkte ihr zu folgen: „Darf ich dann bitten… hier entlang“.


    Alle drei gingen wieder zurück durch den Vorhang in den Laden. Dann öffnete Marie eine Seitentür, die zum Wohnhaus führte. Sie gingen einige Schritte durch einen schmalen Verbindungsflur in einen anderen Gebäudeteil. Nun standen Sie in einem großzügig angelegten Eingangsbereich. In der Mitte stand ein kleiner runder Tisch mit einem frischen Blumenstrauß auf einem großzügig und eindeutig aus Samarkand stammenden in helleren Farben gehaltenen Teppich mit schönem Interarsienmuster. An den Wänden waren neben den noch zu sehenden drei weiteren Türen kleine Kommoden aus dunklem Holz und Bilder mit Familienporträts zu sehen. Alles war sehr elegant, aber nicht zu überladen eingerichtet.


    Marie stand nun neben dem Tisch und sah Dunja an: „Möchtest Du erst etwas Trinken oder erst eine kleine Hausbesichtigung?“

  • "Wenn es nicht zu neugierig erscheint, liebe Marie, dann kann die Schokolade wegen meiner gerne noch ein wenig warten!"


    Dunja schaut die junge Frau hoffnungsvoll an, zu gespannt darauf ein wenig mehr über Marie Babette und deren Leben außerhalb von Tanzbällen & Hofhaltungen zu erfahren...

  • "Ja, sehr gerne zeig ich Dir zuerst alles." Marie wendet sich an Prya und fügt an: "Bist Du bitte so nett und bereitest die heiße Schokolade vor? Wir kommen gleich zu Dir in die Küche. Denk bitte an einen heißen Tee auch für Fanny - sie würde sich sicherlich freuen."


    Prya ging in die Küche und Marie nahm Dunjas Hand. "Komm, wir fangen oben an."


    Beide gingen eine breite Treppe hoch. Auch hier an der Wand entlang hingen Bilder. Einige waren allerdings gestickt mit Landschaftsbildern und Blumenmotiven, die Marie seit jeher selbst anfertigte. Sie hatte es im Kloster gelernt, als sie noch ganz klein war. Marie blieb auf der ersten Empore stehen und zeigte auf ein großes ovales, in einem prächtigen goldenen Rahmen gefasstes Gemälde mit einer jungen Dame, die freundlich herablächelte. Marie zeigte auf das Bild:


    "Das ist meine Mutter. Sie ist dort nur etwas älter, als ich es jetzt bin. Kurz nach Fertigstellung wurden sie und ich sehr krank und sie starb dann einige Zeit darauf." Maries Blick blieb auf dem Gesicht ihrer Mutter. Immer, wenn sie von ihr sprach, füllten sich ihre Augen mit Tränen. Auch wenn sie sie schon mit sehr jungen Jahren verloren hatte, so konnte sie sich immer noch an ihren Duft erinnern - Lavendel. Daher liebte sie diese Pflanze und nutzte ihn auch selbst sehr gern. Auch wenn Fanny, ihre Kinderfrau, sehr jeher versucht hatte, die Mutterrolle auszufüllen, so vermisste sie ihre Mutter sehr. Marie kam sehr nach ihrem Vater, nur ihre großen blauen Augen und ihr Gemüt hatte sie von ihrer Mutter.


    Marie drehte sich kurz noch weiter von Dunja ab, um sich die Tränen wegzuwischen, drehte sich dann aber wieder zu ihr und setze ein Lächeln auf.


    "Mein Vater hat angeordnet, dieses Bild entfernen zu lassen, da er ja jetzt eine neue Frau hat und sie soll sich nicht durch ihr Bildnis in ihrem neuen Heim gestört fühlen. Ich werde es daher in mein neues Zuhause mitnehmen. Leider ist mein neues Zuhause noch nicht herzeigbar - es wird derzeit renoviert..."

  • Dunja betrachtet das Bildnis einen Moment aufmerksam, dann wendet sie sich Marie zu und nimmt diese spontan in den Arm. Sie kennt das Gefühl, das ein großer Verlust hinterläßt nur zu gut und so versteht sie auch wortlos den Kummer der jungen Frau.


    "Vielleicht würde es ihr hier eh nicht mehr gefallen, wenn du nun fortgehst und sie ist glücklich darüber, dass sie dich begleiten kann..."


    Sie lächelt Marie aufmunternd zu...

  • Marie musste lachen... "Ach Dunja... ich weiß schon, warum ich Dich in mein Herz geschlossen habe! Komm!!!"


    Marie nahm wieder Dunjas Hand und zog sie noch eine Treppe höher. Hier befanden sich die Privaträume der Familie. Zur rechten ging eine Tür ab ins Schlafgemacht von Maries Vater. Genau gegenüber war Maries Zimmer angelegt.


    Marie steuerte auf ihre Tür zu und öffnete sie.


    "è voila! Das ist mein Reich." Beide traten ein.


    Das Zimmer hatte eine angenehme Größe - nicht zu groß und nicht zu klein, war zwar mit dunklen Möbeln ausgestattet, aber durch die hellen cremefarben und den leichten Farbakzenten nicht düster, sondern freundlich. Das Zimmer hat einen Erker mit hohen Fenstern, an welchem eine Sitzbank mit vielen bunten Kissen stand. Hier saß Marie gerne und las, stickte oder schaute einfach nur raus und träumte in die Ferne. Neben dem Erker stand Maries großes Himmelbett aus massiven Mahagoniholz und vier schön gedrechselten Pfosten. Über dem Bett war ein weißer Himmel aus feinem, fast durchsichtigem Stoff gespannt. Auf dem Bett, in dem locker drei Personen schlafen konnten, lagen unzählige schön bestickte Kissen.


    An den Wänden hingen auch hier gestickte Bilder von Marie. Das größte und schönste jedoch war ein riesiger Gobelin mit einer höfischen Szene, an dem Marie über ein Jahr lang gearbeitet hatte. Es hing genau gegenüber ihrem Bett.


    An den Wänden standen diverse Kommoden und Truhen sowie ein Waschtisch mit einem großen Spiegel. Im hintern Teil gegenüber dem Erker befand sich eine weitere kleine schmale Tür. Hier hatte Fanny ihr kleines Reich. Fanny hätte als ehemalige Kinderfrau schön längst eine eigene Kammer haben können, aber sie wollte auch jetzt noch lieber in Maries Nähe schlafen - wie sie betonte, müsse man auf Maries Jungfernschaft wachen. Marie fand das zwar albern, weil ihr doch niemand zu nahe kommen konnte, aber war auch froh zu wissen, dass Fanny über sie "wachte". War ihr Vater doch schließlich oft auf Reisen.


    Im ganzen Zimmer roch es nach Lavendel und Rosen aus zwei großen Vasen, die auf den Kommoden verteilt standen.

  • "Hübsch!"


    Dunja sieht sich in Maries kleinem Reich um und stellt fest, dass es fast genauso ausschaut, wie sie es sich vorgestellt hat. Und so ganz anders als ihr eigenes Zimmer sowohl in Dorntal als auch in Bomont. Sie lächelt versonnen, einzig der Geruch nach Rosen & Lavendel ist gleich. Kurz schließt sie die Augen und atmet den Duft der Blumen ein, dann grinst sie fröhlich und tritt ein wenig näher an den Wandteppich, den sie aufmerksam betrachtet,


    "Meine Hochachtung! Du bist wirklich ein Künstler auf diesem Gebiet!"


    Sie seufzt ein klein wenig,


    "Manchmal wünschte ich, mir wäre solch eine Gabe auch geschenkt, aber dafür fehlt mir sowohl die Geduld als auch die Zeit... aber das hier ist wunderschön!"

  • "Danke! Das war aber auch eine lange Arbeit....hmmm... ich denke aber, dass Du andere Qualitäten hast, die ich wiederum nicht besitze und ich Dich dafür beneide... z.B. kannst Du Dich selbst verteidigen und besitzt die Freiheit, Dein eigener Herr zu sein und mit Deinem Schiff überall hin zu reisen!"


    Marie setzte sich aufs Bett.


    "Möchtest Du nicht heute Nacht hier nächtigen bei mir? Das Bett ist doch groß genug... und vielleicht würdest Du es ja auch genießen, mal wieder in einem richtigen, nicht schaukelnden Bett zu schlafen. Ich hätte auch den Kapitän und Jan gerne hier eingeladen, wenn sie mitgekommen wären. Es wäre schön, mal wieder Gäste bewirten zu können."

  • "Ja... aber nichts davon wird bleiben, wenn ich einmal nicht mehr sein werde... du allerdings schaffst mit deiner Arbeit beständige Dinge!"


    Für einen winzigen Moment klingt Dunjas Stimme belegt, doch rasch hat sie den Schatten wieder vertrieben und geht gerne auf Maries Angebot ein,


    "Ich gestehe, ich bin es gar nicht mehr gewohnt, dass Bett mit jemandem zu teilen... will es aber gerne versuchen!"


    Sie lacht fröhlich und bemerkt dann,


    "Dann gib Bedwyr & Jan doch Bescheid, dass sie herkommen sollen! Sie werden sich das nicht zweimal sagen lassen & schneller hier sein als du dich versiehst!"